Die Inventur des Kaders (Teil 6): In diesem Sommer muss geliefert werden!

Jedes Jahr ein neues Team, trotzdem VfL! Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)
Jedes Jahr ein neues Team, trotzdem VfL! Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Das Gesicht der Mannschaft wird sich im Sommer ändern. Fast der halbe Kader wurde ausgemistet. Unser VfL nutzt die Chance, frische Impulse zu implementieren. Sebastian Schindzielorz wurde für Bochumer Verhältnisse deutlich: „(…) Der Kader ist über dem Zenit!“ Rumms. Schauen wir gemeinsam wer noch zur Verfügung steht und an welchen Stellen der Kader einer Frischekur bedarf.

Robin Dutt wird wohl erheblich Einfluss nehmen auf die Personalentscheidungen in diesem Sommer. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Du hast Dich gerade das erste Mal in die Inventur des Kaders verirrt und bekommst etwas Angst bei der Fülle an Text? Keine Sorge, Du wirst dich schnell zurecht finden. Wir erheben den Status Quo und bewerten knapp die Rolle eines jeden Spielers im Kader: Wer kann uns weiterhin helfen, Spiele zu gewinnen? Wer benötigt dringend Spielpraxis und sollte verliehen werden? Von wem wäre eine Trennung sinnvoll? Im Anschluss diskutieren wir welche Spielweise Robin Dutt und sein Trainerteam im kommenden Jahr bevorzugen könnten und versuchen darauf aufbauend zu evaluieren, welche Spielertypen im Kader noch fehlen.

Der Status Quo

In der Hinrunde durften wir, trotz der Verletzungen von zentralen Säulen wie Thomas Eisfeld und Sebastian Maier, sowie einer Knappheit an echten Flügelspielern, sehr guten Fußball bewundern. Die Mannschaft zeigte, dass sie spielerisch in der Spitze der zweiten Liga einzuordnen ist. Ein Grund dafür war sicherlich auch die Nachverpflichtung von Chung-yong Lee, der sich wunderbar in die Mannschaft integrierte und zusammen mit Tom Weilandt in der Hinrunde für die Kreativität im letzten Drittel zuständig war. In der Winterpause dachten wir sicherlich alle, dass unser Team mit einigen Feinjustierungen ein Wort im Kampf um den Aufstieg mitreden könnte. Leider kam es anders und die Mannschaft fiel in ein erhebliches Leistungstief, welches Sebastian Schindzielorz zu der im Teaser aufgegriffenen Aussage verleitete. Nach dem letzten Spiel gegen Union Berlin wurde publik, dass den beiden Veteranen Tim Hoogland und Stefano Celozzi von Robin Dutt und Schindzielorz nahe gelegt wurde, sich einen neuen Verein zu suchen. Dies ist in sofern brisant, als dass mit Hoogland vor kurzer Zeit noch der Vertrag erneuert wurde und dass mit Celozzi der Kapitän wechseln wird. Mit beiden Spielern wird sportlich nicht mehr geplant. Rumms. Der VfL Bochum meint es ernst.

In der letzten Inventur des Kaders hatte ich bereits spekuliert welche Spieler bei uns einen neuen Vertrag erhalten werden.

PositionNameBleibt im Verein (in %)Tendenz
TorhüterFelix Dornebusch30%Abgang
TorhüterFlorian Kraft80%Neuer Vertrag
InnenverteidigungTim Hoogland70%Neuer Vertrag
InnenverteidigungPatrick Fabian50%50/50
InnenverteidigungTom Baack80%Neuer Vertrag
AußenverteidigerJan Gyamerah30%Abgang
AußenverteidigerTimo Perthel10%Abgang
AußenverteidigerJannik Bandowski10%Abgang
AußenbahnTom Weilandt80%Neuer Vertrag
AußenbahnRobbie Kruse40%Abgang
AußenbahnSidney Sam20%Abgang
AngriffLukas Hinterseer40%Abgang
AngriffSilvère Ganvoula20%Abgang

Bei Tom Baack und Florian Kraft lag ich vollkommen daneben, ansonsten waren die Entscheidungen zu erwarten. Dennoch ist ein Abgang von Tim Hoogland nach einer Vertragsverlängerung ungewöhlich und lässt vermuten, dass intern etwas vorgefallen ist. Meine offene Tendenz bei Patrick Fabian spiegelt sich nun in einer angepassten Rolle und dem Übergang in sein neues Aufgabenfeld wieder. Ansonsten bleibt abzuwarten, ob Silvère Ganvoula erneut ausgeliehen oder gar fest verpflichtet werden kann. Die aufgerufene Kaufoption von einer Million Euro erscheint unrealistisch für die über die gesamte Saison gezeigten Leistungen, auch wenn der Schlussspurt Hoffnung auf mehr machte.

Unsere Schnapper – Potential für eine große Kontroverse

Manuel Riemann ist ein sehr guter Torhüter. Riemann hat oftmals unerklärliche Aussetzer in seinem Spiel. Ich denke soweit können mir alle beipflichten. In meinen Augen spielte Riemann eine solide Saison, wobei natürlich die positiven Auftritte vergessen werden und die negativen Ausreißer in Erinnerung bleiben. Sein Spiel ist riskant, wobei er das Risiko seit dem Amtsantritt von Robin Dutt reduziert hat und sich auf die Aufgaben im Sechzehner konzentriert. Auch im kommenden Jahr hat Manuel Riemann in Bochum einen Vertrag. Es würde mich wundern, wenn an seinem Status gezweifelt werden würde, auch wenn mit Patrick Drewes ein neuer Mann verpflichtet wurde (die Diskussion der Neuzugänge folgt weiter unten).

Manuel Riemann sollte auch in der kommenden Saison als Nummer 1 zwischen den Pfosten stehen. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Felix Dornebusch durfte sich in der Saison 2017/2018 neun Mal in der zweiten Liga präsentieren. In der nun vergangenen Saison stand lediglich ein Spiel im Pokal in seinen Leistungsdaten. Wie im vergangenen Winter bereits vermutet, wird Dornebusch den VfL im Sommer verlassen. Er konnte und durfte mit seinen Einsatzzeiten nicht zufrieden sein. Dass er nun aufgrund des auslaufenden Vertrags ablösefrei ist, dürfte ihm in die Karten spielen, um vermutlich in der 3. Liga oder im Ausland einen neuen Verein zu finden, bei dem er mehr Spielpraxis sammeln kann.

„Anders sieht es bei seinem Stellvertreter Felix Dornebusch aus, dessen Vertrag im Sommer ausläuft. Dornebusch muss für sich entscheiden, ob ihm eine Rolle als Nummer 2 ausreicht oder er sich einer neuen Herausforderung stellen möchte. Dem Talentstatus ist er mittlerweile entwachsen, wodurch ein Wechsel im Winter durchaus möglich ist, um woanders zwischen den Pfosten zu stehen.“ – Die Inventur des Kaders (Teil 5)

Paul Grave ist von seinen Attributen her jemand, der über kurz oder lang durchaus um den Posten als Stammtorhüter konkurrieren kann. Unser Jungnationalspieler wird dafür ab sofort im Training noch mehr zeigen dürfen, um sich in der Hierarchie zu behaupten und in den kommenden Monaten und Jahren Ansprüche zu stellen.

Die Innenverteidigung – Papa Patrick und seine Rasselbande

Der bisherige Anführer wird die Innenverteidigung im Sommer verlassen und somit ein zu fühlendes Vakuum hinterlassen. Tim Hoogland hat bis zur Winterpause gezeigt, dass er absolut zurecht gesetzt ist. Seine Vertragsverlängerung in Verbindung mit seinen Aussagen gingen runter wie Öl. Zu diesem Zeitpunkt war er für alle ein Spieler, der sich mit dem VfL identifizierte und diesen als letzte Station in Deutschland ansah.

„Bochum ist mir ans Herz gewachsen, ich fühle mich beim VfL sehr wohl. Und mit Blick auf die weitere Zukunft kann ich sagen, dass ich in Deutschland auch für keinen anderen Verein mehr spielen möchte“ – Tim Hoogland gegenüber der Funke Medien Gruppe

In der Folge war Hoogland jedoch zeitweise sehr fahrig in seinem Spiel und wirkte nicht so souverän wie gewohnt. Hoogland ließ vor allem seine Ruhe am Ball und sein gutes Gefühl für die Spielsituation komplett vermissen. Er spielte einige haarsträubende Bälle, die man von ihm absolut nicht gewohnt war, und verursachte dumme Elfmeter durch tölpelhafte Fouls. Dennoch sah die relativ objektive Bewertung von ‚WhoScored?‘ ihn mit einem Rating von 7.09 als notenbesten Spieler im Kader über die gesamte Saison an (zumindest von den Spielern, die häufig genug auf dem Feld standen).

Mit Patrick Fabian wird der andere Oldie in der Verteidigung auch über den Sommer im Profikader verbleiben und die jungen Spieler mit seiner Erfahrung anführen. Seine Rolle wird sich jedoch ändern. Es ist zu erwarten, dass er noch mehr in den Hintergrund rückt als sowieso schon in der vergangenen Saison. Der blitzgescheite Fabian wird Schritt für Schritt in den administrativen Bereich eintauchen und somit ein wichtiges Bindeglied zwischen Mannschaft und sportlicher Leitung werden. Im Notfall kann man sich jederzeit auf sein Stellungsspiel, seine gesunde Zweikampfhärte und die richtige Einstellung verlassen.

Der verlängerte Arm wird abgehackt. Foto: Fabian Budde (photomafia)

Im Winter hinzugekommen ist Dominik Baumgartner. Der Österreicher wusste direkt in seinem ersten Spiel zu gefallen – eine gute Spieleröffnung, gezielte lange Bälle auf die Außenpositionen und eine gute Grundschnelligkeit konnten einige Wackler beim Stellungsspiel kaschieren. Leider agierte Baumgartner in den folgenden Spielen unglücklich, so dass er zunächst keine Berücksichtigung mehr fand. Vermutlich auch um ihn zu schützen. Zuletzt konnte sich Baumgartner als Rechtsverteidiger wieder an die erste Elf heran kämpfen und konnte auf neuer Position seine Leistungen stabilisieren. Ob nun innen oder außen, unser junger Österreicher hat noch Luft nach oben und ich gehe davon aus, dass er das in der Sommervorbereitung unter Beweis stellen wird.

Eigentlich fest eingeplant aber dann (erneut) verletzt ist Maxim Leitsch weiterhin eine komplette Unbekannte. Wenn er fit ist, ist er so talentiert, dass sein Weg mittel- bis langfristig zu höheren Aufgaben führen wird. Im jetzigen Status bleibt er jedoch den Beweis der Nachhaltigkeit schuldig. Sebastian Schindzielorz war vergangenen Sommer noch sehr zuversichtlich, dass man Leitsch gesundheitlich stabilisieren kann. Dies ist leider nicht der Fall gewesen. Hoffen wir, dass unser schneller und technisch guter Linksfuß bald seine Verletzungsanfälligkeit hinter sich lässt und groß auftrumpft. Als Vorbild dient Jan Gyamerah, der Topleistungen ablieferte als er endlich wieder langfristiger spielen konnte.

„Zumal Maxim Leitsch schon angedeutet hat, dass er das Zeug zum Zweitligaspieler hat. Wir sind bei ihm auch auf einem guten Weg, ihn körperlich zu stabilisieren.“ – Sebastian Schindzielorz im großen Sommerinterview

Mit Tom Baack wird uns ein Youngster aus dem Talentwerk gen Jahn Regensburg ablösefrei verlassen. Sein Profidebüt durfte der ehemalige Kapitän der A-Jugend in der vergangenen Saison zwar feiern, insgesamt hatte er jedoch zu viele etablierte Kräfte auf seiner angestammten Position im defensiven Mittelfeld vor sich. Demnach erscheint sein Abgang für ihn persönlich als sinnvoll.

Von vielen Fans für einen weitere Transfer von der TSG 1899 Hoffenheim kritisiert, aber Christian Hochstätter holte Simon Lorenz nach Bochum. Bild: VfL Bochum 1848

Ein anderer Spieler aus dem Talentwerk, hat die Phase der Heranführung komplett übersprungen und konnte die Not in der Innenverteidigung für sich nutzen: Armel Bella-Kotchap. Mit 17 Jahren ist er der Spieler in den drei deutschen Profiligen, der in dieser Saison bei seinem Debüt am jüngsten war. Und was hat Bella-Kotchap für Spiele abgeliefert! Abgeklärt, körperlich robust, schnell, gute Spielübersicht und tolles Passspiel! Seine Mischung aus Athletik und Ruhe lässt eine Zweikampfführung zu, bei der er auf den Beinen bleiben und seine Gegenspieler regelrecht abkochen kann. Zudem bietet er eine gute Absicherung der Tiefe. Der Junge bringt Spaß beim Zuschauen und hat seinen Stammplatz zuletzt zurecht sicher gehabt! ‚WhoScored?‘ sieht ein Rating von 7.05 für seine vier Spiele von Beginn an. Wenn Bella-Kotchap diese Form nachhaltig zeigen kann, wird er wohl der nächste Spieler beim VfL werden, den man einfach nicht halten können wird. Hoffentlich werden wir in diesem Fall dann eine saftige Ablösesumme einsacken dürfen.

Zuletzt freuen wir uns, dass die Leihe von Simon Lorenz so wunderbar geklappt hat. Mit ihm dürfen wir einen Innenverteidiger begrüßen, der in der 3. Liga zur Elite zählte. Bei 1860 hat Lorenz 37 Partien bestritten, wovon er lediglich 4 Spiele nicht über die vollen 90 Minuten auflief. 3 Tore und nur 4 gelbe Karten sprechen für seinen Spielstil als moderner Innenverteidiger mit guter Grundschnelligkeit und geschicktem Zweikampfverhalten. Wenn gleich die Transfers von Christian Hochstätter zum Ende seiner Zeit in Bochum kritisch beäugt und seine Vielzahl an Transfers von der TSG Hoffenheim, für mich unerklärlicherweise, belächelt wurden, so darf man von Simon Lorenz doch hoffen, dass er uns langfristig helfen wird! Seinen Muskelfaserriss wird er bis zum Trainingsauftakt auskuriert haben.

Die defensive Außenbahn… ist nicht mehr vorhanden

Die Meldung, dass Stefano Celozzi uns im Sommer verlassen soll, wirft einige Fragen auf. Die zentrale Frage: Hat Schindzielorz schon für einen oder mehrere Nachfolger gesorgt? Denn neben Celozzi werden uns auch Jan Gyamerah und Jannik Bandowski verlassen. Unser Eigengewächs Gyamerah wird beim Hamburger Sport Verein eine sportlich bessere Perspektive und etwas mehr Gehalt vorfinden, was ihm die Ostkurve bei seiner Verabschiedung lautstark übel nahm. Bandowski hingegen war zu oft in Rehamaßnahmen und daher zu wenig auf dem Feld. Seine wenigen Auftritte waren gut und er hat angedeutet, dass er ein super Fußballer mit hohem Tempo und Zug zum Tor ist. Leider wollte er eine Veränderung, um seinen Neuanfang woanders zu starten. Zudem braucht unser Kader in Zukunft mehr Verlässlichkeit hinsichtlich der Spieltauglichkeit.

Mit Stefano Celozzi darf sich auch unser Kapitän und langjähriger Spieler einen neuen Verein suchen. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Stelios Kokovas und Moritz Römling kamen beide zu überraschenden Debüts in der zweiten Liga. Gerade das Debüt von Kokovas im Heimspiel gegen den HSV war überraschend. Trotzdem konnte er nach anfänglicher Nervosität einen soliden Part spielen. Im Gegensatz zu Römling hat er keine physischen Nachteile. Dennoch zeigt auch er noch zu viele Wackler in seinem Spiel. Zuletzt konnte er die Abwehrseite defensiv nicht dicht halten, wobei von ihm offensiv deutlich weniger als von Römling zu erwarten ist. In der Sommervorbereitung können beide angreifen, um sich auch in der neuen Saison im Kader zu behaupten. Sollte dies nicht gelingen, so haben wir die Gewissheit, dass eine Leihe der sinnvollere Schritt wäre.

Der letzte verbliebene, klare Stammspieler der vergangenen Saison ist Danilo Soares, der wenn fit, eine absolute Bereicherung für unser Spiel ist. Technisch versiert und offensiv immer am Spiel beteiligt, kann er seine linke Außenbahn defensiv zumeist sichern. Hoffen wir, dass er uns über den Sommer hinaus erhalten bleibt.

Das zentrale Mittelfeld – Hoheitsgebiet von Anthony Losilla

Egal ob als Part einer Doppelsechs, als Notnagel in der Innenverteidigung, oder als Anker, Halbspieler oder gar pressender Zehner in einer Raute, Anthony Losilla ist und bleibt das Herzstück der aktuellen Mannschaft des VfL Bochum. Dass man Toto damals von Dynamo Dresden für den VfL gewinnen konnte, ist nach wie vor ein absoluter Glücksgriff! Eigentlich müsste man Anthony Losilla hier mehrere Zeilen widmen, jedoch werden ihm Worte allein nicht gerecht. Die Bewertung von ‚WhoScored?‘ sieht ein starkes Saisonrating von 7.08. Ein fantastischer Spieler!

Neben Losilla war lange Zeit mit Robert Tesche jemand gesetzt, der die Räume absicherte, die durch die offensiven und inversen Flügel entstanden sind – der tapfer die Balance im Mittelfeld hielt. War er somit in der Hinrunde noch mit ein Garant für den tollen Start, fiel Tesche in der Rückrunde ab. Mittlerweile wurde ihm von einem Rückkehrer der Rang abgelaufen.

„Der für mich wichtigste Transfer lief vor der Saison fernab aller Störgeräusche ab: Robert Tesche löste seinen Vertrag in Birmingham auf und wurde mit einem 2-Jahres Vertrag ausgestattet. Zu Beginn der Saison zeigte Tesche dann auch dem letzten VfL Fan, weshalb er so ungemein wichtig ist für die Mannschaft. Seine Antizipation, die Ballgewinne und sein sicheres Passspiel stabilisierten die Mannschaft und ließen sie direkt an die tolle Rückrunde unter Robin Dutt anknüpfen. Gegen den SV Sandhausen war Robert Tesche mit seinem Tor der entscheidende Mann und sein fulminantes Tor gegen Regensburg wird wohl auch in der Saisonrückschau zu sehen sein. Kurzum: Das Genie aus Ostwestfalen ist endgültig angekommen beim VfL!“ – Die Inventur des Kaders (Teil 5): Nach dem Winter werden die Weichen für die Zukunft gestellt

Für mich gehört Robert Tesche weiterhin in den Kader und ich hoffe, dass er im Sommer nicht den Verein verlässt. Wenn gleich er laut Medien auch auf einer „Abschussliste“ potenzieller Abgänge steht.

Anthony Losilla. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Der Rückkehrer, der Tesche den Rang ablief, ist Thomas Eisfeld. Wenn Eisfeld fit ist, dann ist er stets gesetzt und bereichert unser Spiel. Im Saisonschlussspurt hat Robin Dutt unsere Nummer 10 neben Anthony Losilla gestellt. Nicht, dass Losilla ihm den Rücken freihielt, nein, zuletzt agierte Eisfeld als spielaufbauender Part und damit im Sechserraum, im Aufbau gar zwischen den Innenverteidigern. Damit nahm man Eisfeld zwar etwas seine Torgefahr aus der Distanz und sein gutes Gefühl für Läufe in die Tiefe, konnte aber das Aufbauspiel variabler und passsicherer gestalten. Gegen Union Berlin sah das im Spiel sehr gut aus und Eisfeld machte eine gute Partie in ungewohnter Rolle.

Lange Zeit verletzt und damit weiter ein Sorgenkind, ist Sebastian Maier. Man darf hoffen, dass unser feiner Fußballer nach der Sommerpause wieder beschwerdefrei auf dem Feld steht und dem Trainerteam in der kommenden Saison eine weitere Option im offensiven Mittelfeld bietet. Wenn er fit war, hatte Maier bereits in dieser Saison gezeigt, dass wir einen tollen, ballsicheren Fußballer mit gutem Auge und präzisem Passspiel verpflichtet haben, der auch mal torgefährlich werden kann.

In der Rückrunde konnte sich Görkem Saglam mehr Spielanteile erarbeiten, wenn gleich auch diese unserem Youngster nicht genügen dürften. 421 Spielminuten, davon vier Spiele über die volle Distanz, dürften Saglam Lust auf mehr gemacht haben. Es bleibt in meinen Augen jedoch fraglich, ob er eine weitere Saison darauf hoffen will, in Bochum zum Stammspieler zu werden ,oder, wie Felix Dornebusch, woanders sein Glück sucht.

Im Kader, nicht im Kader, im Kader, Startelf, verletzt. Die Saison von Vitaly Janelt war ähnlich frustrierend wie die von Görkem Saglam. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass Janelt uns zukünftig auf dem Platz noch mehr helfen wird. Wir brauchen eine Versicherung, sollte Anthony Losilla ausfallen. Unter Verbeek hat Janelt bereits gezeigt, dass er mit seiner Mischung aus Dynamik, Freude am Zweikampf und technischer Raffinesse der Mannschaft ähnliche Attribute wie Losilla mitgeben kann.

Mit Jan Wellers rückt der Kapitän der A-Jugend in die erste Mannschaft, der dort vermutlich den Kaderplatz von Tom Baack einnehmen wird. Wellers darf nun Profiluft schnuppern, um nach und nach anzugreifen, wenn er sich an das höhere Tempo in Training und Spiel gewöhnt hat.

Die offensive Außenbahn – Neue Gesichter in der WhatsApp Gruppe

Wer nimmt ihn an und haut ihn rein? Foto: Tim Kramer (VfL Bochum 1848)

Shootingstar auf der offensiven Außenbahn dürfte unser Bomber und frisch gewählter Spieler der Saison Tom Weilandt sein. Der Rückkehrer aus Kiel freute sich noch vor der Saison auf seine neuen Aufgaben beim VfL und präsentierte sich gerade in der Hinrunde in bester Spiellaune. Sein Spielwitz, seine Dribblings und Torgefahr haben ihn auf der Außenbahn immens wertvoll gemacht. Die neue Interpretation seiner Außenposition ließ ihn aufblühen. Er kann durch die Zonen schwimmen und somit den Gegner immer wieder überraschen. Gut, dass uns Amy und Hille dank eines neuen Vertrags erhalten bleiben – wollen wir doch weiterhin den Kultstatus des einsachtvieracht-Liedguts feiern: „Wer nimmt ihn an und haut ihn rein? Das kann doch nur der Tommy sein!

 

Ebenfalls erhalten bleibt uns Milos Pantovic. Unser junger Flügelflitzer kam im vergangenen Sommer vom FC Bayern München und strafte seinen vorherigen Förderer Hermann Gerland mit guten Leistungen Lügen.

„Den Sprung von der Regionalliga in die zweite Liga sollte man nicht unterschätzen. Ich habe schon interessantere Spieler nach Bochum geschickt.“ – Hermann Gerland über Milos Pantovic bei einer Talkrunde im vergangenen Sommer (Westline)

Pantovic schaffte direkt zu Saisonbeginn den Sprung in die erste Elf und konnte mit seiner Unbekümmertheit, starkem Gefühl für Verbindungen und Zug zum Tor überzeugen. Ein Kreuzbandriss früh in der Saison hat ihn leider lange Zeit außer Gefecht gesetzt. In der Rückrunde konnte der Deutsch-Serbe aber wieder mitmischen. Er scheint in der Reha-Phase nichts am Ball verlernt zu haben, auch wenn er noch nicht die Präsenz des Saisonstarts erreichen konnte. Mit seinen Erfahrungen aus der aktuellen Saison darf man hoffen, dass er die nächste Ebene erreicht und sich mit zunehmender Spielpraxis einen Stammplatz auf dem Flügel erarbeitet.

Chung-yong Lee kam erst nach Transferschluss, zeigte dann jedoch direkt warum er lange Zeit in den höchsten englischen Ligen kicken durfte. Er war zusammen mit Tom Weilandt derjenige, der das tolle Offensivspiel in der Hinrunde lenkte. Nach dem Asien-Cup im Winter fand Lee jedoch nicht mehr wirklich in die Spur, um unser Spiel positiv zu beeinflussen. Man darf jedoch davon ausgehen, dass ein ausgeruhter Chung-yong Lee nach der Sommerpause wieder vor Spielfreude strotzt. Hoffentlich wird unser Südkoreaner torgefährlicher und bereichert mit dieser neuen Facette in seinem Spiel unsere Offensive.

Wenig Leistung. Schlechter Stil. Robbie Kruse.
Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Keine neuen Verträge erhalten Sidney Sam und Robbie Kruse. Während Sam bis zum Ende im Kreise der Mannschaft war und somit seinen Vertrag vollends erfüllte, war Robbie Kruse seit einigen Querelen im Winter mit dem Kopf nicht mehr in Bochum. Die Verabschiedung am letzten Spieltag musste sogar ohne Anwesenheit von Kruse absolviert werden. Ein unschöner Schlusspunkt für den sehr eigenen Australier. Zu seinen besten Zeiten war Kruse war mit seiner Geschwindigkeit und dem guten Gefühl für Läufe in die Spitze ein wichtiger Faktor im Offensivspiel des VfL. Er wurde jedoch schnell unzufrieden als die Anspiele in die Tiefe nach dem Abgang von Kevin Stöger ausblieben. So nahm der positive Effekt von Kruse auf unser Spiel ab, wodurch seine mangelnde Bereitschaft, defensiv zu unterstützen, zum großen Problem wurde und ihn letztendlich seinen Stamm- und Kaderplatz kostete.

Sidney Sam hingegen agierte auch im zweiten Jahr in Bochum insgesamt glücklos. Zu Beginn der Saison war Sam kurzzeitig in guter Verfassung. In Duisburg glückte ihm endlich ein Tor. Unmittelbar darauf brachte er die ansprechenden Leistungen jedocg zu einem jähen Ende, als er im gleichen Spiel des Feldes verwiesen wurde. So bleibt die Trennung, wie bei Kruse auch, absolut sinnvoll um deren üppige Gehälter einzusparen und beide durch hoffentlich zuverlässigere Spieler zu ersetzen.

Baris Ekincier wurde aufgrund von gesundheitlichen Problemen in dieser Saison lange Zeit aus dem Trainingsbetrieb genommen, erhielt jedoch vor kurzem ebenfalls ein neues Arbeitspapier. Dementsprechend darf sich unser junger Flügelspieler erneut beweisen, wobei er noch einen langen Weg vor sich hat, regelmäßig seinen Platz im Kader zu behaupten, wenn alle Spieler fit sind. Vermutlich hat er eine Sommerpause vor sich, bei der er sich in den Testspielen gegen unterklassige Gegner in den Vordergrund spielen muss. Eine Leihe könnte für ihn Sinn ergeben, sollten alle anderen Kaderspieler für den Flügel fit bleiben und dort gegebenenfalls sogar nachgebessert werden.

Die Sturmmitte – Der Sturmführer gibt den Staffelstab weiter

Unsere Konstante der vergangenen zwei Jahre verlässt den VfL und wird woanders versuchen, seine tolle Quote aufrecht zu erhalten. Der Abgang von Lukas Hinterseer hat sich lange hingezogen, doch nun gibt es endlich Gewissheit. Sein Nachfolger wurde in Simon Zoller bereits im Winter verpflichtet. Der neue Neuner fühlt sich sichtlich wohl anne Castroper. Zoller würde die Rolle von Hinterseer annehmen und in vorderster Front genauso arbeiten und versuchen, Torgefahr auszustrahlen, wie unser Ösi-Bomber. Zoller ist jedoch am besten, wenn er einen Nebenmann an seiner Seite weiß und freier agieren kann als er es als alleinige Spitze darf. Vor allem durch abkippende Bewegungen und anschließende Vorstöße aus tieferen Räumen, bringt sich Zoller immer wieder in gute Abschlusspositionen.

Danke für 35 Tore, 12 Vorlagen und ganz viel Einsatz: Lukas Hinterseer! Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Silvère Ganvoula zeigte zuletzt, dass er durchaus für Tore in der zweiten Liga sorgen kann. Dennoch bleibt er sehr roh. Es muss einiges an Spielpraxis und Förderung erfolgen, damit der temperamentvolle Kongolese noch mehr ins Spiel des VfL eingebunden werden kann. Derzeit verlässt sich Ganvoula zu sehr auf seine körperlichen Attribute und seine Wucht im Kopfballspiel. Durch Unkonzentriertheiten und mangelnde Fähigkeiten bei der Ballannahme und in Kombination, verbaut noch zu oft den Ballvortrag in aussichtsreiche Situationen.

Vangelis Pavlidis hat sich bei Willem II Tilburg gut eingefunden und verlässt den VfL im Sommer, nachdem die Niederländer die Kaufoption gezogen haben. Damit sollte mindestens die Ablöse eingeholt worden sein, die man für den damaligen Teenager nach Griechenland überwiesen hat.

Ulrich Bapoh hingegen kehrt von seiner Leihe aus den Niederlanden von Twente Enschede zurück, welche für ihn leider nicht so ergiebig war wie erhofft. Anders als Simon Lorenz machte Bapoh nur einen Bruchteil der Spiele, auch bedingt durch Verletzungen. Dennoch konnte Bapoh 3 Tore in 10 Spielen verzeichnen. Er deutet weiterhin an, dass er im Profifußball Fuß fassen könnte. Im Sommer wird er die Vorbereitung vermutlich in Bochum absolvieren, um seine Position im Kader zu rechtfertigen. Danach muss entschieden werden, was das beste für ihn ist.

Was gibt es zu tun?

Kurz: Einiges. Hoffentlich verzeiht Familie Schindzielorz, dass Papa den Sommerurlaub verlegen muss. Die Hitze wird nicht nur von Außen ins Büro dringen, sondern auch von rund um die Uhr laufenden Computern und Telefon erzeugt werden.

Es muss und darf davon ausgegangen werden, dass alle Vorbereitungen getroffen wurden, die gesuchten Spielerprofile feststehen und die entsprechenden Spieler im Schattenkader aufgeführt sind. Doch auf welchen Positionen benötigen wir neue Spieler und welche Spielertypen benötigt unser Trainerteam?

Die Grundordnung schafft Varianten und Struktur

In einer 4-2-3-1 Grundordnung bedarf es mehr Zug zum Tor, wenn unser Trainer wie zuletzt viele Spielertypen auf dem Feld vereint, die das Spiel gestalten wollen. Gerade mit einer Asymmetrie könnte man könnte man taktisch jedoch den Gegner überraschen. Mit Tom Weilandt als rechter Spieler in der offensiven Dreierreihe und Danny Blum auf der linken Seite, kann Blum mit seinen zielstrebigen Aktionen einrückend agieren und somit auch Platz für die Offensivbemühungen von Danilo Soares schaffen. Die Absicherung sollte über die neue, mobilere Innenverteidigung keine Probleme darstellen. Zuletzt wurde dies erfolgreich mit Felix Bastians in der Absicherung für Timo Perthel praktiziert. Damals wurde sogar Peniel Mlapa situativ als verkappter zweiter Stürmer auf dem linken Flügel eingesetzt. Eine Variante, die man ebenso mit Simon Zoller zuletzt unter Robin Dutt bereits gesehen hat und auch weiterhin denkbar ist. Um die Angriffe zu inszenieren und Anthony Losilla Raum für seine Tiefenläufe zu geben, war der Schachzug mit Thomas Eisfeld auf der tieferen Position einer asymmetrischen Raute zuletzt ein möglicher Fingerzeig für die Zukunft.

Die Grundordnung im 4-4-2 würde unserer Mannschaft durchaus entgegen kommen. Durch die invers agierenden Außenbahnspieler in der Offensive, bieten sich viel Möglichkeiten das Flügelspiel zu beleben und gerade die Stärke vor dem Tor von Simon Zoller zu nutzen. In Kombination mit einem Stürmertyp ‚Brecher‘, also einen Wandspieler, der gerne in der Box Bälle erhält und hoch angespielt werden kann, kann Zoller seinen Sinn für die wichtigen Räume ausspielen. Auch eine Variante mit einem spielenden zweiten Stürmer ist spannend. Hier wäre Tom Weilandt im derzeitigen Kader eine Option, um ihm alle Freiheiten zu geben. Generell sollte ihm aber weiterhin eher die Rolle auf dem Flügel liegen, Chung-yong Lee oder Sebastian Maier sind körperlich vermutlich keine Spieler, die Zoller Räume im Sechzehner verschaffen, weshalb eine Weiterverpflichtung von Silvère Ganvoula und einem ähnlichen Stürmertyp oder einer Mischung als spielerischem Ansatz und Körperlichkeit, zum Beispiel eines Havard Nielsen, sinnig wären.

„Nielsen ist nicht der typische Mittelstürmer, da er gerne gemeinsam mit einem weiteren Stürmer auf dem Feld steht und dann sein Gefühl für die Räume besser ausleben kann. Durch seine Technik am Ball kann er vor allem im letzten Drittel für Gefahr sorgen: Sowohl im Abschluss als auch als Passgeber. Seine körperlichen Attribute lassen ihn sogar wie einen klassischen, großgewachsenen Mittelstürmer wirken, wodurch das Gesamtpaket abgerundet wird. Mit 24 Jahren ist Nielsen im besten Fußballalter und durfte in den vergangenen Jahren bereits einige Erfahrung sammeln.“ – Sebastian Hettmann im Scoutingbericht #3

Um dem Spiel die notwendige Breite zu verleihen, wären die taktischen Mittel zweier offensiver Außenverteidiger möglich, sofern im zentralen Mittelfeld ein Spieler mit absichert. Dies wäre ein Part, den Robert Tesche gut verkörpert.

„Das Gefühl für den Raum und die Antizipation, um zu erkennen wo der Gegner angreifen wird um in diesen Räumen Überzahl zu schaffen und den Ball zu erobern. Die ausweichenden Bewegungen, um die Außenpositionen gegenüber Gegenangriffe abzusichern. Das sind die Dinge, an denen sich vermutlich nur Puristen für Taktik (oder Leute mit einem immensen Dachschaden) erfreuen. Und genau diese Dinge helfen einer Mannschaft.“ – Das Genie aus Ostwestfalen ist endlich angekommen

Ein offensivstarker Rechtsverteidiger wäre hierfür jedoch unabdingbar und dieser steht derzeit nicht im Kader.

Eine neue Versicherung im Kasten

Mit Patrick Drewes wird uns ein erfahrener Torhüter verstärken, der das Torhüter-Trio komplettiert und dennoch nicht die Perspektive von Paul Grave großartig verbauen wird. Auf der Position der Torhüter wird daher auf Sicherheit gesetzt und ein direkter Nachfolger für Felix Dornebusch verpflichtet.

Sebastian Schindzielorz präsentiert mit Saulo Decarli einen echten Knaller für die Innenverteidiger. Foto: VfL Bochum

Ein neuer Chef in der Abwehrmitte

Mit Saulo Decarli konnte unser Sportvorstand zuletzt eine Königslösung in der Innenverteidigung präsentieren. Decarli kommt als mobiler Verteidiger mit guter und resoluter Zweikampfführung. Seine mangelnde Spielpraxis und die sich wiederholenden Informationen, dass es am Spielaufbau hapern, lassen ihn erst für uns erschwinglich werden. Decarli dürfte in der Innenverteidigung gesetzt sein und vermutlich mit Simon Lorenz zukünftig die Innenverteidigung bilden. Im Kader soll Decarli mit seiner Erfahrung unsere Jungspunde anleiten und den langsam scheidenden Patrick Fabian vom Spielerprofil her ersetzen.

Die Position des Rechtsverteidigers muss definitiv neu bekleidet werden

Durch den Abgang von Jan Gyamerah und den möglichen Abgang von Stefano Celozzi besteht erheblicher Bedarf auf der rechten defensiven Außenbahn. Hier dürfte das Spielerprofil eher dem von Gyamerah ähneln, denn athletische und aggressive Außenverteidiger passen zu verschiedenen Spielsystemen. Ein sehr interessanter Mann ist in meinen Augen Calogero Rizzuto vom FC Erzgebirge Aue.

„Blickt man auf die Spieler, bei denen der Vertrag im Sommer endet, können drei Spieler für uns interessant sein. Als möglicher neuer Rechtsverteidiger könnte Calogero Rizzuto vom FC Erzgebirge Aue eine interessante Option sein. Im Gegensatz zu Stefano Celozzi sucht Rizzuto öfter lange Bälle in die Spitze und beackert mehr die Außenbahn. Generell ist Rizzuto ein bissiger Außenverteidiger, der gerne ins Tackling geht und diszipliniert seine Seite bewacht. Leider münzt sich seine Tackling-Freude oftmals in Fouls um, wodurch er ab und an auch überdreht. Sein Passspiel ist sicher, wobei seine Quoten niedriger sind als die von Celozzi. Das kann man jedoch mit mehr riskanteren Pässen begründen.“ – Sebastian Hettmann im Scoutingbericht #6

Benötigen wir Konkurrenz für Danilo Soares oder reicht die Polyvalenz?

Sollte uns Danilo Soares erhalten bleiben, wird sein Ersatz vermutlich aus den eigenen Reihen stammen, um Budget einzusparen. Mit Moritz Römling und/oder Stelios Kokovas haben in der abgelaufenen Saison zwei A-Jugendspieler dort agiert. Dennoch würde ich einen externen Neuzugang präferieren, am besten einen Spieler, der ebenso am Spielaufbau teilnimmt und offensiv agiert und bestenfalls noch beide Defensivseiten bekleiden kann. Mit drei nominellen Außenverteidigern und einem aufrückenden Jungspieler wäre der Kader breit genug aufgestellt, so dass Kokovas oder Römling eventuell sogar per Leihe Spielpraxis sammeln könnten.

Perspektivische (Neu-)Ausrichtung im zentralen (defensiven) Mittelfeld?

Im defensiven Mittelfeld bedarf es einem Spieler mit Übersicht über das Spielgeschehen, der gerne in Zweikämpfe geht. Durch unser aktives Spiel, muss unser zentrales Mittelfeld große Räume im Mittelfeld abdecken, weshalb eine hohe Laufstärke und gute Zweikampfführung im Anforderungsprofil stehen. Das saubere Passspiel und die Spielübersicht sind Attribute, die den neuen Spieler dann hoffentlich vom jetzigen Personal abheben und eine vollwertige Alternative zu Anthony Losilla, Vitaly Janelt und Robert Tesche darstellt. Nimmt man die Möglichkeit hinzu, dass Thomas Eisfeld auf der Position neben Losilla oder gar dahinter zuletzt gespielt hat, könnte der neue Spieler perspektivisch oder gar kurzfristig Tesche im Kader ersetze. Das Alter spielt hierbei eine entscheidende Rolle, um auch in den kommenden Jahren, vielleicht mit einem hoffentlich erstarkten Janelt zusammen, eine Achse zu bilden.

Mehr Zielstrebigkeit in der offensive Dreierreihe

Mit Danny Blum wurde bereits ein neuer Flügelspieler verpflichtet. Der frühere Frankfurter und Nürnberger überzeugt durch hohes Tempo und seine Beidfüßigkeit. Er wird perspektivisch die Rolle von Kruse einnehmen und für die Tiefenläufe im Spiel sorgen. Dabei ist er anders als der Australier jedoch mehr auf den Halbraum fokussiert. Dadurch wird er insgesamt ausrechenbarer als Kruse, der Lücken auch zentral oder am Flügel angelaufen hat, kann jedoch seine Technik und Beidfüßigkeit ideal ausspielen. Für die Gegenspieler ist er kaum zu verteidigen, da er sowohl direkt mit links als auch nach einem inversen Dribbling mit rechts stark abschließen kann. Seine starke Schusstechnik kommt ihm ebenfalls bei Flanken zu Gute, die er auch aus dem Lauf mit viel Schnitt und Gefühl bringen kann.

Kehrt Silvère Ganvoula zurück? Foto: VfL Bochum 1848

Im Angriff besteht Handlungsbedarf

Sollte man mit Silvère Ganvoula weiterarbeiten wollen, benötigt man neben Simon Zoller noch einen weiteren Stürmer. Dieser sollte am besten eine Mischung aus Spielwitz und Variabilität vereinen, um notfalls auch auf die offensive Dreierreihe ausweichen zu können. Ein großgewachsener Verbindungsspieler mit guter Technik und Auge wäre beispielsweise Havard Nielsen. Die Vita von Nielsen spricht dafür, dass er ein typischer VfL Bochum Transfer wäre und ich behaupte, dass er eine prima Ergänzung zu dem athletischen Brecher Ganvoula und den zielstrebigen Zoller wäre.

Autor: Sebastian Hettmann

Als ich zum ersten Mal bewusst im Ruhrstadion war, spielte der VfL Bochum in der Saison 2002/2003 gegen den Hamburger Sport Verein und ein direkt verwandelter Eckstoß sowie einige Anekdoten von meinem Großvater lassen mich seither den Rothosen die Daumen drücken. Ich kam allerdings nie wieder vom Ruhrstadion los und bin seitdem regelmäßig ins Ruhrstadion gegangen. Seit der Saison 2006/2007 fiebere ich als Dauerkarteninhaber im Block N2 bei Spielen unseres VfL mit.

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