Spannung auf Champions League Niveau

Grandiose Stimmung anne Castroper - Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)
Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Auch wenn am Ende mal wieder in den letzten Minuten ein Sieg verspielt wurde – mit der Leistung der Mannschaft am Sonntag können sicherlich alle leben. Grandiose Stimmung, angenehme Temperaturen und dank der Niederlage der Paderborner das Zünglein an der Waage. Der Rahmen war auf einem Niveau wie wir es lange nicht mehr erlebt haben in unserem schönen Stadion. Es hätte durchaus langweiliger sein können Anne Castroper.

Was uns sofort auffiel: Hat Dutt etwa unter der Woche unseren Artikel zur Raute gelesen? Auch wenn auf dem Papier auf den ersten Blick nicht viel Veränderung zu erkennen war, präsentierte sich unsere Mannschaft auf dem Platz taktisch und motivationstechnisch hervorragend eingestellt. Wie von uns gewünscht, wurde die Raute mit breiteren, dribbelstarken Achtern ausgepackt.

Eisfeld spielte deutlich tiefer als sonst und ordnete aus der letzten Reihe den Spielaufbau. Defensiv hielt er die wichtigen Räume vor der Abwehr und erlaubte unseren Innenverteidigern so eine wenige riskante Verteidigung und die Fokussierung auf die Tiefensicherung – eine der Schwachstellen der Rückrunde. Dem Jungen sollte man an dieser Stelle für seine taktisch hervorragende Leistung ein Sonderlob aussprechen, wo er doch bei vielen VfL-Anhängern aktuell der Sündenbock für alles ist.

Zeigte eine gute Leistung – Thomas Eisfeld Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Dank Eisfelds Position konnte Losilla offensiver agieren. Mit seiner beeindruckenden Laufstärke, presste er über den gesamten Platz und setzte auch offensiv Akzente. Den Führungstreffer hat er sich herausragend erarbeitet, und im Stile eines Torjägers vollendet.

Pantovic und Weilandt rückten viel in zentrale Räume ein und konnten so die beiden Achter von Union hinten binden. Im Spielaufbau fielen sie in die Halbräume zurück, um mit ihrer Ballsicherheit und Dribbelstärke den Ball in die Offensive zu tragen. Eine wirkliche Druckphase der Berliner gab es erst am Schluss, als wir in Unterzahl agieren mussten. Das sah in Summe alles sehr schmackhaft aus und macht Lust auf mehr in der nächsten Saison.

Wer seit einigen Wochen immer wieder positiv auffällt ist Bella Kotchap. Was der Junge mit seinen 17 Jahren auf der sensiblen Innenverteidiger-Position spielt ist sowas von stark. Zudem wird er von Spiel zu Spiel stärker. Da spielt Union schon mit zwei absoluten Mittelstürmer-Kanten Polter und Andersson, an Bella Kotchap aber kam keiner vorbei. Teilweise wurden sie von unserem Youngster absurd abgekocht. Auch im Spielaufbau sind immer wieder richtig gute Bälle dabei. Zusammen mit Eisfeld und Riemann übernahm er die Spieleröffnung.

Man kann nur hoffen, dass der VfL bei der letzten Vertragsverlängerung keine Ausstiegsklausel eingebaut hat. Dann dürfte der junge Mann bei ähnlichem Auftreten in der kommenden Spielzeit und einer weiterhin positiven Entwicklung der nächste Millionen-Transfer werden.

Unser Sturmtank Ganvoula bewegte sich mal wieder zwischen Genie und Wahnsinn. Seine zahlreichen verstolperten Bällen kompensierte er durch seine stete Gefahr bei Flanken, gute Läufe hinter die gegnerischen Außenverteidiger sowie durch seinen souveränen Elfmeter.

Hätte Ganvoula früher vom Platz nehmen müssen – Robin Dutt. Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Allerdings reagierte unser Cheftrainer bei ihm nicht rechtzeitig. Kann man unserem Stürmer in den letzten Wochen zweifelsohne eine sehr gute Entwicklung attestieren, war der Platzverweis absehbar. Ganvoula war bereits gelb verwarnt und reagierte immer wieder gereizt. Schon beim Torjubel hätte er bei ganz harter Regelauslegung Gelb-Rot für das Hochziehen des Trikots und das Zeigen einer Botschaft bekommen müssen. Gut, dass Hinterseer in der Nähe war und ihm das Trikot fix wieder runtergezogen hat. Von einem Profi sollte man erwarten könnten, dass er das Regelwerk kennt. Eine Zukunft von Ganvoula im blau-weißen Dress kann man sich nach den letzten Spielen sehr gut vorstellen – allerdings muss man irgendwie zusehen, dass man sein Temperament gebändigt bekommt.

Trotz der mal wieder späten Gegentore, die ein Abrutschen auf Platz 11 und einen angeblichen Verlust von 700.000 Euro bedeuteten, war es alles in allem ein versöhnlicher letzter Spieltag einer Saison mit vielen Höhen und Tiefen. Wie sich das Team bis zum Ende gegen die verzweifelten Unioner gestemmt hat, war aller Rede wert. Das Spiel war toll, der Rahmen passte und die Mannschaft hat wieder Spaß gemacht. Punkt.

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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