Die Inventur des Kaders (Teil 5): Nach dem Winter werden die Weichen für die Zukunft gestellt

In der Rückrunde ist viel zu tun anne Castroper! Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)
Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Was hat uns unsere Mannschaft spielerisch in dieser Hinrunde geboten? Das war zum Teil absolut sehenswert und erinnerte nicht an zweite Bundesliga. Im Gegenteil: Mit so einem Spielstil kann man auch in der Bundesliga bestehen. Wäre da nicht die eklatante Abschlussschwäche und die zeitweilen zu offenherzige Restverteidigung. Gerade unser souveräner Cheftrainer Robin Dutt wurde nach dem Spiel gegen den FC St. Pauli deutlich. Wo knirscht es beim VfL? Welche Stellschrauben sollten gedreht werden? Wie ist die Vertragssituation und was bedeutet das für die neue Saison?

Der VfL Bochum hat seine Identität wieder

Sebastian Schindzielorz leistet bisher tadellose Arbeit. Seit seinem Amtsantritt vor weniger als einem Jahr hat es der VfL Bochum geschafft, sich wieder seiner ursprünglichen Identität zu verschreiben. Das erkennt man sowohl neben als auch auf dem Platz. Im Umfeld wird akribisch und unaufgeregt gearbeitet. Eine Kommunikation nach außen erfolgt erst, sobald etwas spruchreif ist. Robin Dutt und sein Trainerteam lassen unsere Mannschaft wieder eine aktive Spielidee verfolgen, mit der man den Zuschauer begeistert. Wenn es gut läuft, können die Jungs eine großartige Spielfreude erzeugen und teilweise den Gegner erdrücken, wie beim 6:0 Heimerfolg gegen Ingolstadt.

Sebastian Schindzielorz. begrüßte im Sommer einige Neuzugänge. Foto: VfL Bochum 1848

Dennoch wird es für unseren Sportvorstand, in Kombination mit seinen Kollegen und dem Trainerteam, eine arbeitsreiche Rückrunde werden. Die Mannschaft ist noch zu inkonstant und ab und an unkonzentriert. Es wirkt als würde frisches Blut guttun. Da trifft es sich gut, dass Verträge zum Ende der Saison hinauslaufen und man den Kader umbauen kann. Es finden sich jedoch auch uneingeschränkte Stammspieler unter denjenigen, deren Verträge auslaufen.Die aktuelle Verletzungsmisere in der offensive lässt zudem auf Neuzugänge bereits in der Winterpause hoffen. Wer wird also beim VfL Bochum im kommenden Jahr noch kicken? Wer wird woanders sein Glück suchen? Bei wem macht es Sinn, den Vertrag auslaufen zu lassen? Wer ist absolut nicht zu halten?

Der Status Quo des Kaders

Bevor wir diese Fragen klären, blicken wir jedoch erst einmal auf den aktuellen Kader. Wie in der letzten Inventur des Kaders bereits bemängelt, fehlt es dem Kader an Breite, jedoch nicht an polyvalent einsetzbaren Spielern:

„Unser Kader ist sicherlich auf Kante genäht. Allerdings gilt das für fast alle Vereine in der zweiten oder dritten Liga. Dennoch haben wir sehr viele variable Spielertypen im Kader, die bereits auf diversen Positionen agiert und durchaus gut gespielt haben. Vor allem durch Jan Gyamerah, Anthony Losilla, Sebastian Maier und Tom Weilandt können Kaderplätze eingespart werden, die im letzten Jahr noch anderweitig mit Leihspielern aufgefüllt wurden. Gerade in der Defensive bedarf es allerdings einiger Rotation in der gesamten Mannschaft, sollte mehr als ein Spieler ausfallen.“

Sebastian Schindzielorz erwähnte dies bereits im einsachtvieracht-Interview, weshalb auch wechselnde Spielsysteme und Raumbesetzungen möglich erschienen.

„Toto Losilla kann zum Beispiel auch in der Innenverteidigung spielen, Thomas Eisfeld dafür dann im defensiven Mittelfeld. Thomas kann außerdem auf dem Flügel spielen, Basti Maier ebenso. Da kann man im Laufe der Saison sicher einiges ausprobieren und schauen, ob man im 4-2-3-1 oder im 4-4-2 spielt. Zum Thema Innenverteidigung: Hier darf man auch Tom Baack und Maxim Leitsch nicht vergessen.“

Leider sind, außer Toto Losilla, Tim Hoogland, Robert Tesche, Lukas Hinterseer und dem jungen Tom Baack, alle Feldspieler in der Hinrunde mal verletzt oder gesperrt gewesen – teils langfristiger, so dass Robin Dutt weniger Variationsmöglichkeiten hatte als gedacht. Im Ausblick hatte ich bereits erwähnt, dass im Notfall das Transferfenster auf hat, sollten mehr als zwei Spieler ausfallen.

„Durch die Variabilität der Mannschaft können Verletzungen und Sperren aufgefangen werden, bei mehr als zwei Verletzungen wird es jedoch eng im Kader, weshalb es positiv zu erwähnen ist, dass wir endlich auch bei vertragslosen Spielern zu wildern scheinen. Im Notfall hat das Wintertransferfenster geöffnet.“ – Die Inventur des Kaders (Teil 4): Neue Saison, neue Offensive

Demnach wird es immens spannend zu beobachten sein, ob und wie im Winter reagiert wird. Blicken wir auf die einzelnen Mannschaftsteile.

Unsere Schnapper – Konstanz hat einen Namen

Bei keinem Mannschaftsteil bedarf es so weniger Worte wie bei unseren Schnappern. Manuel Riemann ist und bleibt die klare Nummer 1. Er zeigt in dieser Saison, dass er endlich wieder konstant starke Leistungen abrufen kann. Auch die Harmonie zu seinen Vorderleuten ist augenscheinlich besser geworden, wodurch die Abläufe in der Defensive absolut sicher wirken. Bei Rückpässen oder spielerischen Lösungen hält das Publikum im Ruhrstadion zuweilen immer noch den Atem ein, das ist aber nicht nötig. Riemann kann genau abschätzen in welcher Situation eine spielerische und wann eine konsequente Lösung notwendig ist. Der Vertrag von Riemann gilt auch in der kommenden Saison, so dass eine kurzfristige Lösung möglich, aber nicht dringend ist.

Wird er gehen? Wird er schon im Winter gehen? Bleibt er über den Sommer hinaus? Felix Dornebusch. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Anders sieht es bei seinem Stellvertreter Felix Dornebusch aus, dessen Vertrag im Sommer ausläuft. Dornebusch muss für sich entscheiden, ob ihm eine Rolle als Nummer 2 ausreicht oder er sich einer neuen Herausforderung stellen möchte. Dem Talentstatus ist er mittlerweile entwachsen, wodurch ein Wechsel im Winter durchaus möglich ist, um woanders zwischen den Pfosten zu stehen.

Sollte Dornebusch den Verein im Winter verlassen, wird vermutlich Florian Kraft in der Rangordnung eine Position aufrücken und in der Rückrunde den Platz auf der Reservebank einnehmen. Spätestens im kommenden Sommer werden wir dann einen zuvor vertragslos gewordenen Torwart auf dem Trainingsplatz sehen, um das Torhütertrio für die neue Saison zu komplettieren. Außer natürlich Manuel Riemann verlässt überraschenderweise den Verein.

Noch lange nicht außer Atem: Tim Hoogland! Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Die Innenverteidigung – Der älteste Turm hält die stärkste Belagerung aus

Seine 33 Jahre merkt man Tim Hoogland höchstens in seinen seltenen Sprintduellen an. Durch seine Erfahrung und sein fast tadelloses Stellungsspiel, muss er diese aber so selten eingehen, dass man es kaum bemerkt. Hoogland hatte im vergangenen Jahr eine schwächere Saison, konnte aber, ähnlich wie Manuel Riemann, in diesem Jahr wieder zu seiner guten Form zurückfinden und hält diese absolut konstant. Dennoch läuft der Vertrag von ihm im kommenden Sommer aus und es bedarf jetzt einer Entscheidung, ob man einen klaren Schnitt machen möchte oder ob Hoogland im kommenden Jahr der Mannschaft (noch) helfen kann.

Neben Hoogland startete Maxim Leitsch nach einer fantastischen Vorbereitung in die Saison und konnte über 8 Spiele zeigen, dass er uns in Zukunft viel Spaß bereiten kann. Leider ist Leitsch seit dem 9. Spieltag verletzt – schon wieder. Eine schnelle Genesung ist nicht in Sicht. Ähnlich wie Jan Gyamerah wird somit auch bei Maxim Leitsch der Übergang zu den Profis gebremst. Die Hoffnung unseres Sportvorstands im Sommer, Leitsch endlich stabil zu bekommen, wurde leider nur teilweise erfüllt.

„Zumal Maxim schon angedeutet hat, dass er das Zeug zum Zweitligaspieler hat. Wir sind bei ihm auch auf einem guten Weg, ihn körperlich zu stabilisieren.“ – Sebastian Schindzielorz in unserem Interview mit ihm

Wie oben bereits erwähnt, hilft uns in diesem Fall die Variablität der einzelnen Spielertypen. Jan Gyamerah kann diese Lücke in der Innenverteidigung absolut schließen, sofern Stefano Celozzi fit ist und als hochkarätiger Rechtsverteidiger bereit steht.

Immer da, wenn man ihn braucht: Patrick Fabian. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Ansonsten bleibt unser Stratege Patrick Fabian, der mittlerweile mehr und mehr in den Hintergrund rückt. Zuletzt agierte Fabian über 90 Minuten gegen Union Berlin und den 1. FC Köln. Man merkte ihm die fehlende Spielpraxis in einigen Spielsituationen natürlich an. Dennoch spielte Fabian so wie man es von ihm kennt. Die Devise bleibt für Robin Dutt daher: Wenn er Patrick Fabian braucht, ist er da und geht als Mentalitätsmonster vorweg und erledigt seine Aufgabe. Und das absolut gut! Doch ist Patrick Fabian mit dieser Rolle zufrieden? Wird er über den Sommer hinaus noch das Trikot des VfL Bochum tragen? Ich würde, Stand jetzt, ein Fragezeichen dahinter setzen. Durch seine Beschäftigungen außerhalb des Fußballs scheint unser Wirtschaftswissenschaftler an seinem Leben nach dem Profidasein zu basteln. Bleibt nur zu hoffen, dass Fabian sich eine Beschäftigung im Fußball vorstellen kann. Er könnte dem VfL Bochum sicherlich helfen.

Tom Baack hingegen beginnt gerade erst seine Karriere und durfte in der Hinrunde daheim gegen Bielefeld sein Profidebüt anne Castroper feiern. Sein Highlight feierte er aber wohl Anfang November in Fürth, als Robin Dutt ihn als Rechtsverteidiger aufbot und er somit zu seinem Startelfdebüt kam. Auch der Vertrag von Baack läuft aus, wobei hier von einer Vertragsverlängerung ausgegangen werden darf. Eventuell sogar mit einer anschließenden Leihe ab kommenden Sommer, je nachdem wie breit man sich in der Innenverteidigung aufstellt.

Die defensive Außenbahn – Prädikat besonders wertvoll

Auf den Außenverteidigerpositionen hat unser Trainerteam auf dem Papier die Qual der Wahl! Wenn jedoch zwei aus Celozzi, Gyamerah oder Soares ausfallen, wird es dünn. Timo Perthel hat zu Beginn der Hinrunde einige Einsätze feiern dürfen, wobei sich seine sehr lange Verletzungszeit einfach bemerkbar macht. Die derzeit (noch) fehlende Dynamik fordert sein Stellungsspiel. Hier wird jedoch immer wieder deutlich, dass er seine Schnelligkeit braucht, um eben jenes auszubügeln. Auch die dynamische Abdeckung der gesamten Seitenlinie ist somit nicht mehr möglich, was Perthel (noch) einschränkt. Sein Vertrag läuft aus und derzeit ist eine Verlängerung wohl nicht angedacht.

Soares hinter Gyamerah? Beide sind leistungstechnisch gleichauf! Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Gleiches gilt für unseren zweiten Langzeitverletzten Jannik Bandowski. Nach seiner Genesung wird sich Bandowski im Sommer wohl umorientieren – vermutlich um sich langsam, auf einem niedrigeren Niveau wieder heranzukämpfen. Im kommenden Sommer dürften wir also auf den defensiven Außenbahnen neue Gesichter sehen.

Zur Stammbesetzung bleibt wenig zu sagen. Jan Gyamerah hat die starken Leistungen aus der letzten Saison bestätigt und ist seit nunmehr 1 1/2 Jahren der Mann in der Abwehr, der leistungstechnisch und von seinen Anlagen her den nächsten Schritt machen muss im kommenden Sommer. Dazu läuft auch sein Vertrag aus, weshalb ich stark vermute, dass sich einige Teams der ersten Liga mit unserem variabel einsetzbaren Mann beschäftigen. Einen Abgang in die erste Bundesliga darf man ihm einfach nicht verübeln. Das hat er sich absolut verdient und erarbeitet mit konstant guten Leistungen.

Es bleiben mit Danilo Soares und Stefano Celozzi zwei Spieler über den Sommer hinaus im Kader, die uns weiterhin qualitativ gut zu Gesicht stehen. Gyamerah hat zwar zuletzt Celozzi auf die Bank verdrängt, wobei sich dies auch schnell wieder ändern kann. Soares ist auf der linken Seite in seiner aktuellen Form einfach nicht wegzudenken.

Das zentrale Mittelfeld – Unser Herzstück arbeitet wie ein Uhrwerk

Toto und Teschinho nehmen Kruuuuuuse in die Mitte. Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Der für mich wichtigste Transfer lief vor der Saison fernab aller Störgeräusche ab: Robert Tesche löste seinen Vertrag in Birmingham auf und wurde mit einem 2-Jahres Vertrag ausgestattet. Zu Beginn der Saison zeigte Tesche dann auch dem letzten VfL Fan, weshalb er so ungemein wichtig ist für die Mannschaft. Seine Antizipation, die Ballgewinne und sein sicheres Passspiel stabilisierten die Mannschaft und ließen sie direkt an die tolle Rückrunde unter Robin Dutt anknüpfen. Gegen den SV Sandhausen war Robert Tesche mit seinem Tor der entscheidende Mann und sein fulminantes Tor gegen Regensburg wird wohl auch in der Saisonrückschau zu sehen sein. Kurzum: Das Genie aus Ostwestfalen ist endgültig angekommen beim VfL!

Sein Nebenmann Anthony Losilla bleibt weiterhin der Chef. Mehr Worte bedarf es für unseren Franzosen eigentlich nicht. Dynamisch, robust, technisch ansprechend und ein Anführer.

Etwas in den Hintergrund geraten ist Vitaly Janelt. Auch er konnte im vergangenen Sommer mit einem neuen Vertrag ausgestattet werden und ist somit fester Bestandteil unseres Kaders. Seitdem konnte Janelt aber nicht wirklich an seine guten Auftritte im vergangenen Jahr anknüpfen. Dennoch bleibe ich dabei, dass Janelt weiterhin ein Spieler ist, der uns in Zukunft noch viel Freude bereiten und zum Hoffnungsträger für den VfL werden kann. Wir dürfen gespannt sein, ob und wie Janelt sich in der Rückrunde wieder in die Mannschaft arbeitet. 90 Minuten auf der Bank zu sitzen, sind wohl nicht sein Anspruch.

Sein Ehrgeiz dürfte gepackt sein, wenn er sieht, dass es ein Nebenmann zuletzt wieder geschafft hat, sich in die Mannschaft zu spielen. Die Rede ist von unserem Eigengewächs Görkem Saglam. Im Gegensatz zu Janelt musste man bei Saglam keine Gespräche mit einem abgebenden Verein führen. Saglam ist und bleibt Bochumer! In den vergangenen Spielen konnte Saglam wieder einige Einsatzzeiten verbuchen und wurde von unserem Chef-Trainer als kreative Einwechseloption für die offensive Dreierreihe gesehen. Sollte Saglam eine gute Wintervorbereitung spielen, bleibt es hoffentlich dabei!

Sinnbildlich: Maier derzeit nicht auf dem Feld, ihn vertritt Lee. Foto: Fabian Budde (Photomafia Bochum)

Gerade auch, weil uns mit Thomas Eisfeld und Sebastian Maier die beiden angedachten Spielmacher fehlen. Wie bereits oben genannt, hoffte man beim VfL im vergangenen Sommer, dass mit der Vertragsverlängerung von Thomas Eisfeld auch seine körperlichen Probleme ein Ende haben. Leider ist dem nicht so und unser Spielgestalter fällt derzeit noch mit Knieproblemen aus. Im Schnitt spielte Eisfeld in den letzten beiden Jahren eine Halbserie. Wenn er die Wintervorbereitung absolvieren kann, könnte er seinen Schnitt einhalten. Dennoch ist es natürlich schmerzhaft, dass mit Eisfeld einer derjenigen Spieler ausfällt, die bei uns absolut den Unterschied ausmachen können. Was die fußballerischen Fähigkeiten angeht, ist Eisfeld eine Ausnahme in der zweiten Liga. Leider merkt man die fehlende Fitness ob seiner Verletzungshistorie, weshalb er noch in Bochum spielt und nicht in der ersten Liga.

Auch um diese Verletzungsanfälligkeit aufzufangen, wurde Sebastian Maier verpflichtet. Beide können gemeinsam auf dem Feld stehen aber sich auch gegenseitig vertreten. Maier ist als inverser Flügelspieler oder Spielgestalter in der offensiven Dreierreihe angedacht. Und die Spiele, die Maier bestreiten konnte, zeigten auch, dass er uns fußballerisch enorm helfen kann. Ungemeine Übersicht, die technischen Fähigkeiten und den Mut diese einzusetzen, um die Bälle zu spielen, die nur er und wenige andere Spieler sehen. Unsere Offensive wirkte nochmals stärker als er auf dem Feld stand. Leider reichte es nur für 6 Einsätze, bevor er sich einer Leistenoperation unterziehen musste. Auch hier ist das Ziel, in der Wintervorbereitung in das Mannschaftstraining zurückzukehren.

Die offensive Außenbahn – Ein Rückkehrer wird zum Heilsbringer

Tom Weilandt ist der Mann der Hinrunde! Unser Nordlicht fühlt sich derzeit pudelwohl in Bochum und das merkt man ihm auf dem Platz an. Spielwitz, Leichtigkeit und Torgefahr gehen derzeit einher, wodurch er unserem Offensivspiel seinen Stempel aufdrückt. Hoffen wir, dass demnächst seine Vertragsverlängerung verkündet wird. Im einsachtvieracht-Interview vor der Saison konnte sich der gebürtige Rostocker durchaus ein längeres Engagement in Bochum vorstellen. Einzig ein Angebot von einem finanzstärkeren oder höherklassigen Verein sehe ich hier als Problem an. Ansonsten stehen die Chancen auf eine Vertragsverlängerung wohl recht gut.

Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)
In der Hinrunde meistens derjenige mit dem Ball am Fuß: Tom Weilandt! Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Der zweite Mann, der uns offensiv zuweilen den Allerwertesten rettet, hat seinen Vertrag vor kurzem bereits im ein Jahr verlängert. Chung-yong Lee kam als vereinsloser England-Legionär zum VfL und zeigte auf Anhieb wofür er geholt wurde. Ballbesitzspiel auf engem Raum mit viel Bewegung und ungemeiner Ballsicherheit. Seinem Spielwitz ist es zu verdanken, dass die Ausfälle von Eisfeld und Maier derzeit (noch) zu verschmerzen sind. Grundsätzlich bin ich jedoch sehr gespannt darauf wie unberechenbar unsere Offensive ist, sollten endlich einmal alle Spieler fit sein. Robin Dutt kann mit den verschiedenen Profilen dann von der Bank jederzeit dem Spiel eine Wendung geben. Lee war definitiv ein sehr guter Transfer!

Robbie Kruse und Sidney Sam hingegen stagnieren weiterhin. Kruse fehlen derzeit die präzisen Anspiele von Kevin Stöger, wodurch seine Läufe in die Tiefe oftmals übermotiviert und sinnfrei wirken. Gerade auch, da die Wege in die Defensive nur selten konsequent mitgegangen werden und wir somit defensiv Probleme bekommen.

Durch die Verpflichtung von Lee und die Rückkehr von Eisfeld und Maier gilt für Sidney Sam jedoch, dass er sich enorm steigern muss, sollte er einen neuen Vertrag erhalten wollen. Seine Form ist in der Hinrunde zu schwankend gewesen. Nach seinem Freistoßtor in Duisburg hatte man die Hoffnung, dass endlich der Knoten geplatzt ist. Ein paar Minuten später holte sich Sam jedoch die rote Karte ab und musste in den kommenden Spielen zusehen. Eine Parabel für die Formschwankungen des ehemaligen Superstars. Zuletzt trumpfte Sam wieder auf und zeigte im Auswärtsspiel in Köln, dass er jemand sein kann, der den Unterschied ausmacht. Dennoch denke ich nicht, dass man sich beim VfL im kommenden Jahr weiterhin Sam leisten wird.

Zuletzt bleiben unsere Youngster. Milos Pantovic spielte sich nach starker Vorbereitung direkt in die Startelf und glänzte durch Beweglichkeit und Zielstrebigkeit. Erinnerungen an Janik Haberer kamen hoch. Nach 20 Minuten in Paderborn verletzte sich Pantovic jedoch am Kreuzband und muss seitdem zuschauen. Hoffentlich kommt er bald zurück, da seine Spielweise neben den Stoßstürmern Hinterseer und Ganvoula weitere Optionen bietet.

Auch Baris Ekincier schaffte es ab und an in den Kader und durfte im DFB-Pokal sogar für einige Minuten mitwirken. Doch Anfang November stellten sich Auffälligkeiten bei einer Routineuntersuchung heraus, so dass Ekincier derzeit nicht am Trainings- und Spielbetrieb teilnimmt.

Die Sturmmitte – Zwei Kanten, zwei auslaufende Verträge

Lukas Hinterseer hat sich durchgesetzt und spielt den Mittelstürmer so wie es unser System verlangt. Mobil, durchsetzungsstark und mit einem Blick für den Nebenmann. Hinzu kommt, dass er bereits 9 Tore und 5 Vorlagen auf der Habenseite verbuchen konnte und somit immer interessanter für die Konkurrenz wird. Nimmt man dann noch seinen auslaufenden Vertrag, sein Alter im Zusammenspiel mit den körperlichen Attributen und die langjährige Erfahrung in den österreichischen und deutschen Profiligen hinzu, ist Hinterseer ein Stürmer, den sich viele Manager als Kaderergänzung wünschen. Demnach könnten die Gespräche über eine Vertragsverlängerung mit Lukas Hinterseer zu einer Sisyphos-Arbeit für Schindzielorz ausarten.

Zerbricht sich derzeit wohl den Kopf wohin die Reise geht: Lukas Hinterseer. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Silvère Ganvoula wartet weiter auf seine Chance hinter Lukas Hinterseer und wirkt ab und an sehr ungeduldig. Bei seinem Startelfdebüt gegen Dynamo Dresden lieferte Ganvoula eine Halbzeit zum Vergessen ab und muss seitdem auf der Bank Platz nehmen und als Einwechselspieler seine Spielzeit erarbeiten. Robin Dutt scheint nicht unbedingt von Ganvoula überzeugt, so hätte Hinterseer zwischenzeitlich gut eine Pause vertragen können. Demnach würde es mich wundern, wenn der Mann aus dem Kongo über den Sommer hinaus in Bochum bleiben würde. Die geforderte Power ließ zuweilen noch zu wünschen übrig.

Insgesamt sind beide Stürmer dennoch absolut im Soll, wobei man subjektiv das Gefühl hat, dass Durchschlagskraft von der Bank fehlt.

Was gibt es zu tun?

Die fehlende Durchschlagskraft könnte durch einen Transfer von Simon Zoller durchaus eingekauft werden. Zoller ist beim 1. FC Köln unzufrieden und könnte von seiner Spielweise her durchaus ein Mann sein, der entweder Ganvoula oder Hinterseer im kommenden Sommer ersetzt. Aber auch für die Rückrunde macht ein Transfer Sinn, um sich offensiv breiter aufzustellen. Im Notfall kann der zielstrebige Stürmer auch auf den Flügel ausweichen oder, ähnlich wie es für Johannes Wurtz angedacht war, als zweite Spitze agieren, die den Raum nutzt und aus tieferen Positionen in die Sturmmitte eindringt.

„Es ist durchaus möglich, dass wir mit Johannes Wurtz als zweite hängende Spitze agieren werden.“ – Robin Dutt (gegenüber der Funke Medien Gruppe)

Demnach wird mit Spannung eine Entscheidung erwartet, ob die Gerüchte der Presse wahr sind und wir tatsächlich mit Simon Zoller einen Neuzugang in der Winterpause präsentieren. Eine sinnvolle Option stellt Zoller so oder so dar! Sowohl als kurzfristige Option für den Kader, als auch als Stürmer über den Sommer hinaus.

Schauen wir uns generell noch einmal die Spieler an, die den Verein im Sommer verlassen könnten. Es fallen einige Spieler ins Auge, die derzeit von zentraler Bedeutung sind. Gerade Tim Hoogland, Jan Gyamerah, Tom Weilandt, Robbie Kruse und Lukas Hinterseer zählen stets zur ersten Elf. Patrick Fabian ist ungemein wichtig für den Verein.

PositionNameBleibt im Verein (in %)Tendenz
TorhüterFelix Dornebusch30%Abgang
TorhüterFlorian Kraft80%Neuer Vertrag
InnenverteidigungTim Hoogland70%Neuer Vertrag
InnenverteidigungPatrick Fabian50%50/50
InnenverteidigungTom Baack80%Neuer Vertrag
AußenverteidigerJan Gyamerah30%Abgang
AußenverteidigerTimo Perthel10%Abgang
AußenverteidigerJannik Bandowski10%Abgang
AußenbahnTom Weilandt80%Neuer Vertrag
AußenbahnRobbie Kruse40%Abgang
AußenbahnSidney Sam20%Abgang
AngriffLukas Hinterseer40%Abgang
AngriffSilvère Ganvoula20%Abgang

Doch darüber hinaus bleibt es nun einmal dabei, dass nicht jeder Spieler beim VfL bleiben wird, auch wenn wir es noch so gerne möchten. Dennoch werden neue Spieler kommen und solange wir die derzeitigen Werte des VfL weiterleben, habe ich keinerlei Bauchschmerzen, dass wir in Gefahr geraten.

Die Zukunft in der Innenverteidigung, sofern er fit bleibt: Maxim Leitsch! Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Um jedoch den nächsten Schritt zu gehen, bedarf es frischen Blutes. Gerade in der Innenverteidigung sollte man die Chance ergreifen und sich neu aufstellen. Mit Tom Baack, Simon Lorenz und Maxim Leitsch stehen drei junge Spieler bereit. Doch sind sie schon bereit für die genannten Ansprüche? Bei Tom Baack sollte der Wunsch nach einer Vertragsverlängerung von Seiten des Vereins außer Frage stehen. Einen aktiven Jugendnationalspieler lässt man nicht gehen. Simon Lorenz erhält derzeit genug Spielpraxis in der dritten Liga, um abschließend bewerten zu können, ob er unserer Mannschaft hilft oder ein Transfer Geld einbringen kann. Maxim Leitsch muss gesundheitlich stabil werden, dann kann er beim VfL, so wie Jan Gyamerah zuletzt, die nächsten Schritte in Richtung Bundesliga machen.

Neben der Innenverteidigung sind die Positionen der Außenverteidigung im kommenden Sommer perspektivisch neu zu besetzen. Wie ausgeführt, gehe ich davon aus, dass uns Gyamerah im Sommer verlassen wird. Timo Perthel wird für die gezeigten Leistungen zu teuer sein und Jannik Bandowski ist vom Leistungsniveau, nach seiner Verletzung, einfach zu weit weg von der ersten Mannschaften, um Druck auszuüben. Durch die laufenden Verträge von Celozzi und Soares können die Positionen hinter den beiden Stammkräften durchaus mit jungem Personal besetzt werden.

Auch die Offensive bedarf frischen Blutes. Ein Ersatz für den vermutlich abwandernden Sidney Sam wird ebenso benötigt, wie Ersatz für einen oder beide Mittelstürmer. Die Angriffspositionen würde ich losgelöst von der Personalie Zoller sehen. Sollte Zoller kommen, könnte er die Position von Hinterseer oder Ganvoula einnehmen. Dennoch sollte ein weiterer, reiner Mittelstürmer kommen. Die Position von Sam und Wurtz könnte durch einen Offensiv-Allrounder besetzt werden, der sowohl auf der Außenbahn als auch im Angriff agieren kann. Einige Ideen für neues Personal hatten wir bereits im Scoutingbericht #5 genannt.

Dann kommen halt neue Helden anne Castroper! Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Sind unsere blau-weißen Zeiten dann bald vorbei?!

Das darf ich so verneinen. Diese Saison ist und bleibt eine Saison des Übergangs. Mit dem Hamburger Sport Verein und dem 1. FC Köln sind zwei absolute Schwergewichte in der Liga, die die direkten Aufstiegsplätze vermutlich bis zum endgültigen Aufstieg blockieren werden. Von daher ist die Situation mit den vielen auslaufenden Verträgen durchaus als positiv zu sehen. In dieser Saison geht es darum, möglichst gut abzuschließen, um in der Fernsehgeldtabelle und generell bei der Vermarktung so viel wie möglich einzunehmen.

Je nachdem welche Mannschaften absteigen, wird die Wahrscheinlichkeit eines Aufstiegs im kommenden Jahr voraussichtlich größer. Im schlimmsten Fall kommen mit Hannover 96 und dem VfB Stuttgart erneut zwei Schwergewichte in die zweite Liga. Im besten Fall duelliert man sich mit Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Nürnberg, welche finanziell noch nicht so viel Vorsprung haben. Schlussendlich wird vermutlich darauf basierend entschieden werden, ob man das Budget ausreizt, um einen Anlauf in die erste Liga zu starten oder ob man ein weiteres Jahr zweite Liga in Kauf nimmt. So oder so: Der VfL Bochum ist ein gut geführter und aufgestellter Verein und wir lauern darauf, endlich wieder in der ersten Liga zu spielen. Aus diesem Grund wird mir nicht Bange werden, wenn es wieder Zeit wird für neue Helden anne Castroper! Das hat in diesem Jahr doch schon ganz gut geklappt.

Written by Sebastian Hettmann

Als ich zum ersten Mal bewusst im Ruhrstadion war, spielte der VfL Bochum in der Saison 2002/2003 gegen den Hamburger Sport Verein und ein direkt verwandelter Eckstoß sowie einige Anekdoten von meinem Großvater lassen mich seither den Rothosen die Daumen drücken. Ich kam allerdings nie wieder vom Ruhrstadion los und bin seitdem regelmäßig ins Ruhrstadion gegangen. Seit der Saison 2006/2007 fiebere ich als Dauerkarteninhaber im Block N2 bei Spielen unseres VfL mit.

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