Der einsachtvieracht-Scouting-Bericht #13

Die Winterpause neigt sich endlich dem Ende zu und die Vorfreude auf die Rückrunde steigt. Zeit für uns, einen Blick auf mögliche Verstärkungen zu werfen. Der Einsachtvieracht-Scoutingbericht #13. 

Nach einem starken Endspurt und 13 Punkten zur Winterpause steht unser VfL nicht mehr ganz hoffnungslos in der Tabelle da. Hätte man vor wenigen Wochen noch gedacht, dass der VfL besser auf Winterverstärkungen verzichtet – Stichwort Sunk Costs – oder schon mit der Kaderplanung für die zweite Liga beginnt, sieht es nun gänzlich anders aus. Das rettende Ufer ist nur einen Punkt entfernt und die Mannschaft hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie lebt. Ein ganz neues Gefühl für den Fan des VfL ist dazu noch, dass die Verantwortlichen offen ansprechen, dass Geld für Verstärkungen des Kaders vorhanden ist. Klar, wir sind immer noch der VfL und werden das Geld nicht zum Fenster rauspusten. Trotzdem, die Gewissheit zu haben, dass man was machen wird, sollten sich passende Gelegenheiten ergeben, ist ein Gutes. Wir wollen daher, fast schon in guter alter Tradition, Patrick Fabian und der Scouting-Abteilung eine Liste an Namen an die Hand geben, die sie sich mal genauer anschauen könnten:

Matthias Rauh: Im Sommer stand bei Ex-Sportvorstand Sebastian Schindzielorz Pierre Kunde ganz hoch im Kurs. Medienberichte zeigen, dass Kunde erneut auf der Wunschliste der Verantwortlichen ganz oben steht.. Sollte es mit Kunde nicht klappen, sehe ich Andreas Müller (22, 1. FC Magdeburg) als passenden Kandidaten. Ende 2019 spielte er noch in der Verbandsliga Nordbaden für die zweite Mannschaft des FC-Astoria Walldorf, ehe er sich mit starken Leistungen in die Regionalliga-Mannschaft spielte und nach Saisonabbruch der Regionalliga aufgrund von Corona von Drittligist 1. FC Magdeburg verpflichtet wurde. Dort erkämpfte er sich schnell einen Stammplatz und war einer der wichtigsten Stützen für den Aufstieg in der letzten Saison. Müller ist mit 1,73 Metern kein Kopfballmonster, sondern unglaublich versiert mit dem Fuß. Er kann als richtiger „Giftzwerg“ im Zweikampf bezeichnet werden und das beste daran: Sein Vertrag läuft im Sommer aus, wäre also für eine kleine bis mittlere sechsstellige Summe sicher schon im Winter zu haben.

Ein sicher ungewöhnlicher Vorschlag und nicht als Sofortverstärkung gedacht, ist der Serbe Filip Damjanovic (24) vom FK Vozdovac. Der Linksfuß kann als Perspektivspieler auf der linken Verteidigerposition gesehen werden. Höhenluft ist Damjanovic ja in Vozdovac gewöhnt, daher ist er auch gut in der Luft und im Kopfballspiel. Zu seinen weiteren stärken gehören außerdem die sehr direkten langen Bälle im Spielaufbau. Mit Erhan Masovic hat Damjanovic einen Landsmann, der ihm die Eingewöhnung sicherlich erleichtern kann und wir so ein junges und starkes Innenverteidiger-Duo haben könnten.

Datenprofil Filip Damjanovic – Daten: Wyscout

Daniel Zeuthen: Neben Müller gibt es in der 2. Liga gibt eine Handvoll weitere gute zentrale Mittelfeldspieler, die Bundesligaqualität haben.

Zum einen sind da Ao Tanaka (Fortuna Düsseldorf, 2025), der spätestens seit der WM nicht mehr unterschätzt wird, und Ron Schallenberg (SC Paderborn, 2024), die von Transfermarkt beide mit einem Marktwert von 2,5 Millionen geführt werden. Jedoch dürfte selbst mit den zusätzlich zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln eine Verpflichtung für den VfL schwer realisierbar sein. Jan Schöppner wäre als Alternative zu Anthony Losilla sehr spannend gewesen, doch der hat kürzlich seinen in Heidenheim auslaufenden Vertrag bis 2025 verlängert und spielt mit Heidenheim um den Aufstieg. Vor der Saison wäre Fabian Kunze eine gute ablösefreie Lösung für einen Kopfball- und zweikampfstarken Sechser auf Bundesliganiveau gewesen. Ihn jetzt aus Hannover loszueisen scheint ähnlich unerschwinglich, wie die oben genannten Spieler.

Daher sehe ich eher den Blick ins Ausland für eine sofortige Verstärkung, oder in die 3. oder 4. Liga, um jemanden zu finden, der eine gute Ergänzung sein kann, und möglichst schnell den nächsten Schritt machen kann.

Ein Spieler, der sofort die Qualität im Kader erhöhen könnte wäre Oliver Abildgaard. Celtic Glasgow hat ihn zu Saisonbeginn von Rubin Kazan ausgeliehen. Doch beide Seiten dürften bisher nicht zufrieden sein. Abildgaard kam in der Hinrunde nicht über Kurzeinsätze hinaus, und stand seit Wiederbeginn der Scottish Premiership dreimal nicht im Kader.

Mit seinen 1,92m ist er absolut dominant in der Luft. Es gibt wenige Spieler, die so viele Luftzweikämpfe führen und gewinnen wie er. Dazu ist er sehr antizipativ und kann mit vielen abgefangenen Bällen überzeugen. Genau das, was Anthony Losilla bei uns ausmacht, und wir so nicht ersetzen könnten.

Mit Abildgaard als Sechser plus Losilla als Achter wäre der VfL mit Lufthoheit und Antizipation im Kampf um zweite Bälle bei eigenen als auch provozierten lange Pässen des Gegners noch stärker. Vom Spielertyp könnte er ein starker Fit sein.

Datenprofil Oliver Abildgaard – Daten: Wyscout

Eyüp Aydin ist ein Spieler aus der Regionalliga, der bereit für den nächsten Schritt ist. Mit 18 überzeugt er bereits in seiner zweiten Saison als Stammspieler in der 2. Mannschaft des FC Bayern München. Trotz seines jungen Alters ist er bereits sehr zweikampfstark und weiß sich auch in Luftduellen zu behaupten. Technisch ist er stark ausgebildet und kann auch offensiv zum Spiel beitragen.

„Er meinte, dass ich fußballerisch durchaus mithalten könne, ich aber noch daran arbeiten müsse, noch besser in die Zweikämpfe zu kommen, noch aggressiver zu sein und noch stärker nach vorne zu verteidigen.“
– Eyüp Aydin über das Feedback, das er von Dino Toppmöller erhalten hat. Quelle: Sport1

Aydin ist niemand, von dem man den sofortigen Sprung in die Startelf erwarten sollte, aber als Ergänzungsspieler kann er eine gute Rolle spielen und er bringt ein gewaltiges Potenzial mit.

Sein Vertrag läuft im Sommer aus und er ist bereit für eine neue Herausforderung. Bei uns könnte er genau die Seite seines Spiels auf das nächste Level bringen, die Nagelsmanns Co-Trainer Toppmöller ihm als noch verbesserungswürdig aufzeigte.

Datenprofil Eyüp Aydin – Daten: Wyscout

 

Sebastian Hettmann: Ein Blick zu den auslaufenden Verträgen ist oftmals lohnend, um vorausschauend zu agieren und frühzeitig seinen Hut in den Ring zu werfen. Da Fabian ab und an gerne Kappe trägt, eine gute Alternative für den VfL!

Der Blick über die Alpen hinaus darf in Genua enden, um mit Filip Jagiello einen beidfüßigen Mann für das zentrale Mittelfeld zu sichten. Der Pole schwankt bei Genua CFC zwischen Startelf und Bank, konnte jedoch bereits in 18 Spielen zwei Tore erzielen. Sein Vertrag endet im kommenden Sommer, so dass Hoffnung bestehen darf, dass die Italiener vielleicht einen Ablösebetrag einstreichen wollen, um sich langfristig neu aufzustellen. Mit seinen 1,80 Metern Körpergröße kommt Jagiello gerne mit Tempo aus der zweiten Reihe, kann jedoch auch von Außerhalb gefährlich abschließen und Torgefahr erzeugen. Etwas, das uns seit dem Abgang von Milos Pantovic durchaus abgeht. Beschreiben kann man den Spielertyp als Box-to-Box, der zwischen den Strafräumen jedoch auch gerne auf Balljagd geht und aktiv am Gegenpressing teilnimmt. Mit 26 Jahren mittlerweile im besten Fußballalter, konnte der Pole sowohl bei Leihstationen in Italien in der Serie B und der polnischen U21 Nationalmannschaft Spielpraxis sammeln.

Smarterscout.com Profil – Filip Jagiello 20/21 und 21/22

Bei den Vorschlägen aus der zweiten Liga fehlt mir definitiv Ludovit Reis. Ein fantastischer Achter, der das Spiel des Hamburger SV gestaltet ohne dabei die Restverteidigung oder das kämpferische zu vernachlässigen. Es davon jedoch davon ausgegangen werden, dass Reis noch in der Rückrunde in Hamburg bleibt und beim ausbleibenden Erfolg im Sommer den Verein wechselt.

Claudio Gentile: Wie viele bereits wissen, habe ich den neuseeländischen Fußball mit einem Auge immer im Blick. So habe ich viele hier mit den Namen Sapreet Singh und Liberato Cacace schon hart „genervt“, bevor sie zu europäischen Clubs gewechselt sind. Heute möchte ich zwei weitere neuseeländische Fußballer vorstellen, die allerdings schon in Europa spielen und daher nicht mehr ganz so unbekannt sind:

Marko Stamenic – FC Kopenhagen

Der erste auf meiner Liste ist Marko Stamenic vom FC Kopenhagen. Der 20-jährige wechselte vor knapp drei Jahren von den Western Suburbs aus der ersten neuseeländischen Liga in die Jugend des dänischen Clubs und hat in dieser Spielzeit seinen Durchbruch in der ersten Mannschaft geschafft. Um ehrlich zu sein: Ganz groß auf dem Schirm hatte ich ihn damals nicht. Guter Junge, aber nicht so dominant wie seinerseits ein Singh oder Cacace. Aber mein lieber Mann, hat der sich entwickelt. Der 1,88m große Mittelfeldspieler ist besonders gut auf der Doppel-8 in einem 4-3-3 aufgehoben, aber auch als 6er kann er eingsetzt werden. Besondere Stärken hat der Junge bei langen und raumgewinnenden Pässen. Er nahm in diesem Jahr bei den Spielen in der ersten Mannschaft die klassische Rolle des Bindesgliedes zwischen Offensive und Defensive ein. Körperlich kann er durch seine Größe und Statur gut mithalten – ein halbes Hemd ist er nicht. Dazu kommt, dass er absolut beidfüßig ist.

Für mich wäre Stamenic ein spannender Kandidat, um die Verjüngung des zentralen Mittelfelds voranzutreiben. In diesem Jahr hat er beim FC Kopenhagen eindrucksvoll gezeigt, dass er den Sprung in den Herrenfußball packen kann. Er bringt vor allem auch durch seine Stärken bei langen Pässen eine Komponente mit, um einen Stöger entlasten zu können. Vielleicht hat beim Scouting jemand ein paar Minuten, um sich den jungen Mal genauer anzuschauen.

Datenprofil Marko Stamenic – Daten: Wyscout

Joe Bell – Brondby IF

Ein weiterer Kiwi auf meiner Liste ist Joe Bell. Der 23-jährige spielt ebenfalls in der ersten dänischen Liga bei Brondby IF. Hier ist allerdings ein wenig die Frage, ob der Zug für uns nicht schon abgefahren ist – Bell wechselte nämlich im Februar 2022 für 1,1 Millionen EUR aus Norwegen zum dänischen Club und dürfte somit kein Schnapper mehr werden. Er gehört ebenfalls zu den Spielern, bei denen ich nicht gedacht hätte, dass sie sich dermaßen gut entwickeln. War er in Neuseeland absoluter Durchschnitt und wechselte 2017 zu einem University Team in die USA – ein Schritt, den eher Spieler gehen, bei denen es für ganz oben offensichtlich nicht reicht – nur um dann völlig überraschend 2020 bei Viking FK in Norwegen aufzuschlagen. Dort überzeugte er mit sehr starken Leistungen als absoluter Stammspieler und kam in zwei Spielzeiten auf 56 Einsätze mit 3 Toren und 11 Vorlagen in norwegens höchster Spielklasse. Auch nach seinem Wechsel nach Dänemark bekam er viel Spielzeit – außer in den letzten Wochen – und genau hier sehe ich die Chance für den VfL.

Joe Bell wäre für mich vom Profil und seinen Stärken jemand, der sofort in der ersten Elf helfen könnte. Seine Daten lesen sich sowohl in Norwegen als auch in Dänemark überragend. Ein Hidden Gem. Er ist von seinen Stärken her der perfekte Erbe für Toto Losilla – lauftstark, gutes Stellungsspiel, gute Zweikampfführung. Körperlich ist er dank seiner Zeit in Norwegen und Dänemark auch auf einem sehr guten Niveau. Die Frage wäre für mich ganz klar, ob er in irgendeiner Weise finanzierbar ist. Sollte er günstig auf den Markt kommen, wäre es für mich ein Spieler, der das Anforderungsprofil für unser Mittelfeld komplett erfüllen würde.

Datenprofil Joe Bell – Daten: Wyscout

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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