Die neue Generation: Ein Blick auf die U19 des VfL Bochum

Jung trifft alt: Božičković und Losilla. Foto: VfL Bochum 1848

Am Samstag absolvierte die U19 des VfL Bochum, die weiterhin von Heiko Butscher trainiert wird, ihr erstes Saisonspiel. Trotz zweimaliger Führung verlor die Elf um Kapitän Niko Božičković am Ende mit 3:2 bei Alemannia Aachen. Bereits in der Vorbereitung kamen einige Spieler zum Einsatz. Wir stellen sie euch nun näher vor.

Zunächst sei der Blick auf die letzte Saison erlaubt. Zwar erreichte die U19 „nur“ den achten Platz in der U19-Junioren-Bundesliga, jedoch nahm sie zum Ende der Saison an Fahrt auf. In der Sonderspielrunde – die Juniorenbundesliga wurde lediglich einfach, nicht im Hin- und Rückspielmodus ausgetragen und endete somit schon Anfang März – besiegte die Mannschaft die Nachwuchsteams von Preußen Münster, SV Meppen und MSV Duisburg. Danach wurde die Butscher-Elf in eine Gruppe mit FC Bayern, Bayer Leverkusen, Hertha BSC und SV Darmstadt 98 gelost und konnte diese für sich entscheiden. Einzig gegen den Darmstädter Nachwuchs verlor der VfL, wobei er jedoch mit einer B-Elf antrat.

Mohammed Tolba und Mats Pannewig aus dem Kader des Vorjahres unterzeichneten Profiverträge, während der Rest in der fünften Liga landete. Josue Santo spielt beim ASC Dortmund, Leon Tasov und Marlon Schmitz schlossen sich der zweiten Mannschaft von Preußen Münster an. Artur Golobytskyi spielt nun in Schonnebeck, Nico Böll bei Schwarz-Weiß Essen und Finn Kotryba, der letztes Jahr mit den Profis im Wintertrainingslager war, spielt für den Ex-Großkreutz-Club TuS Bövinghausen, der unter Trainer Christian Knappmann den Regionalliga-Aufstieg anstrebt. Luca Fava, Tunahan Yardimci, Yusuf-Alptug Oguz und Florian Berisha (der vergangene Saison Toptorjäger mit wettbewerbsübergreifend acht Treffern war) sind bisher noch ohne Verein.

Großer Name, hohe Erwartungen: Luc Dabrowski: Foto: VfL Bochum 1848

Neben den (meist altersbedingten) Abgängen hat der VfL auch einige Neuzugänge präsentiert. Waren diese oft nur versteckt auf der Homepage, wurde in dieser Saison deren Vertragsunterschrift regelrecht „zelebriert“. Zusammen mit den aufsteigenden U17-Spielern kamen insgesamt vier Spieler von außerhalb. Vom FC Schalke 04 wechselten Benjamin Speight und Takang-Ngufor Anubodem, zwei Spieler vom letztjährigen U17-Staffelmeister, zur Mannschaft. Zwar scheiterten beide im Meisterschafts-Halbfinale an Arminia Bielefeld, doch mit nur drei Gegentoren in 15 Partien erzielten sie einen außerordentlich guten Wert. Benjamin Speight trug maßgeblich dazu bei, indem er in 12 dieser Partien im Tor stand und lediglich zwei Treffer kassierte. Akram-Dine Mohamadou, ein gebürtiger Wolfsburger mit ivorischen Wurzeln, rückte ebenfalls von der U17 zur U19 auf. Nach fünf Jahren beim VfL Wolfsburg wechselt er ins Ruhrgebiet. Cedrik Zajkowski, gebürtiger Mülheimer, kehrt nach drei Jahren im Trikot von RB Leipzig zurück, nachdem er in der Saison 2019/20 für Borussia Mönchengladbach gespielt hatte. Derzeit fehlt Zajkowski allerdings noch verletzt.

Welche Spieler können in die Fußstapfen von Oermann, Bella Kotchap & Co treten?

Niko Božičković geht in sein letztes Jugendjahr und konnte bereits mehrfach bei den Profis mittrainieren, zuletzt im Trainingslager. Der Bosnier, der im vergangenen Sommer vom HSV kam, zeichnet sich besonders durch sein starkes Passspiel aus und zeigt für sein Alter eine beeindruckende Robustheit. Nach seinem Einsatz in Testspielen gegen die Kickers Emden erhielt der 18-Jährige Lob von Thomas Letsch und die Aussicht auf mehr Spielzeit. Auch gegen Arminia Bielefeld wäre ein Bankplatz möglich gewesen, am Ende bekam ihn jedoch Moritz Römling. Aufgrund seiner Fähigkeiten könnte Božičković sicherlich auch eine Position weiter vorne spielen.

Mohammad Mahmoud rückte mit großen Erwartungen aus der U17 auf. In 17 Partien für die U17 erzielte der Juniorennationalspieler für Palästina beeindruckende 21 Treffer. Allerdings verlief seine letzte Saison ohne Torerfolge ziemlich enttäuschend. Technische Fehler, insbesondere beim ersten Ballkontakt, waren sein Problem, welches er in dieser Saison mit Unterstützung eines Personaltrainers zu beheben versucht. Doch auch taktisch hat sich Mahmoud weiterentwickelt. Um in die Fußstapfen von Luis Hartwig zu treten muss er sich jedoch im disziplinierter auftreten. Oft neigt er dazu, zu viel und zu schnell nach Fouls auf dem Boden zu liegen und begeht zu einfache Fouls wie etwa Trikotziehen. Dadurch gerät er schnell ins Visier der Schiedsrichter, die dann häufig eher gegen ihn pfeifen. Seine beiden Treffer gegen Aachen bestätigen jedoch seine positive Entwicklung. Hoffentlich ist sein Fortschritt noch nicht abgeschlossen.

Stoßstürmer für die U19: Mohammad Mahmoud. Foto: VfL Bochum 1848

Auch bei Lennart Koerdt ist eine positive Entwicklung erkennbar. War er in der letzten Saison als jüngerer Spieler oft physisch unterlegen, hat er an Muskelmasse zugelegt und wirkt nun deutlich athletischer und besser trainiert. Mit seiner Größe ist Koerdt prädestiniert für die Position im defensiven Mittelfeld bzw. im zentralen Mittelfeld. Im Offensivspiel verliert Koerdt noch zu oft den Ball und seine Aktionen sind nicht immer klar, jedoch hat er sich auch in diesem Bereich im Vergleich zum Vorjahr stark verbessert. Ebenfalls Ambitionen, ein fester Bestandteil der Startelf zu werden, zeigt Luca Erdelkamp, der wie Koerdt auf der Mittelfeldposition zuhause ist.

Der Name Luc Dabrowski weckt Aufmerksamkeit und bestätigt den ersten Eindruck. Er ist der Sohn von Ex-VfL-Spieler und derzeitigem RW-Essen-Trainer Christoph Dabrowski. In der vergangenen JHV wurde Dabrowski als bester Jugendspieler der Kategorie U17 ausgezeichnet.

Von den Neuverpflichtungen erwarte ich am ehesten Anubodem in der Startelf. Er ist laufstark und verfügt über eine solide Geschwindigkeit, wird aber wahrscheinlich bei robusteren Gegenspielern Schwierigkeiten haben. Er muss konsequenter und robuster in die Zweikämpfe gehen und wahrscheinlich dieses Jahr etwas Lehrgeld zahlen.

Lennart Koerdt im Test gegen Luton Town. Foto: VfL Bohum 1848

Zusammengefasst kann man sagen, dass die U19 trotz der Auftaktniederlage in Aachen eine gute Rolle spielen kann, ohne „den einen Topspieler“ in den eigenen Reihen zu haben. Wer allerdings die nächsten Goretzkas und Bella Kotchaps aus der U19 erwartet, wird möglicherweise etwas enttäuscht sein: Einzig Božičković, der schon Profiangebote von anderen Clubs wie dem 1. FC Köln ausgeschlagen hat, wird Profiniveau attestiert. Aber wer weiß, was die Saison bringt und wer unerwartet einen großen Sprung macht.

Autor: Matthias Rauh

Obwohl in Bayern wohnhaft besitze ich eine Dauerkarte beim VfL und versuche, jedes Heimspiel und jedes Auswärtsspiel im Süden vom VfL mitzunehmen. Meine Begeisterung für den VfL entwickelte sich in der Saison 2006/07, endgültig besiegelt wurde sie bei dem eigentlich völlig belanglosen Spiel Karlsruher SC gegen den VfL im Jahr 2008. Während eines Fußballturniers wollten meine Mannschaftskameraden in der Bundesligakonferenz ständig die Zwischenstände von Bayern München und Nürnberg wissen, ich erntete misstrauische Blicke, als ich den Zwischenstand von Bochum wissen wollte. Abstieg, Relegation, Funkel, Neururer... ich bin immer noch dabei und freue mich immer mehr auf Spiele wie Bochum gegen Sandhausen als Bayern gegen Dortmund.

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