Kein Hexenkessel, nur Reis kocht

Der Start in die Bundesligasaison 2022/23 ist dem VfL Bochum 1848 nicht wie gehofft geglückt. Beim Heimspiel gegen FSV Mainz 05 sprang trotz engagierter Leistung vor heimischen Publikum eine 1:2-Niederlage heraus. Die wacklige Defensive wird zum Verhängnis.

Bestes Fußballwetter. 23 Grad. Sonne. Petrus meinte es gut mit Rahmenbedingungen für den Start in die Spielzeit 2022/23. Nach einer eher durchwachsenen Vorbereitung, bei der erst gegen Ende auch die Ergebnisse stimmten, startete unser VfL gegen Mainz in die neue Saison. Die Stimmung innerhalb der Anhängerschaft? Gemischt. Von Optimismus, begründet vor allem in den sehr erfolgreichen letzten zwei Jahren, bis hin zu kritischeren Stimmen aufgrund der vielen Abgänge ist alles dabei. Beide Richtungen haben dabei ihre absolute Daseinsberechtigung. Auch innerhalb dieses Blogs waren wir uns während der Vorbereitung nicht immer einig, was wir vom Gesehenen halten sollten.

Strippenzieher Kevin Stöger – Foto: Tim Kramer (Tremark)

Überzeugender Start

Wie im Pokal setzt Thomas Reis gegen das 5-4-1 des 1. FSV Mainz 05 auf das 4-2-1-3. Damit hat man zentral in Abwehr und Mittelfeld Überzahl und kann vorne auf die Aufbaudreierkette pressen. Die beiden Flügelspieler der Mainzer bleiben jedoch frei und werden erst bei Ballbesitz mittels Durchschieben der Abwehrreihe gepresst. Diese Taktik geht lange auf. Bochum dominiert das Zentrum, kann in Ruhe aufbauen und zweite Bälle gewinnen. Mainz setzt die Flügelspieler zu konservativ ein, um die offenen Zonen zu gefährden.

Die größte Chance der Bochumer im ersten Durchgang resultiert dann – mal wieder – aus einem schnellen, langen Abschlag von Manuel Riemann auf den durchgestarteten Simon Zoller, der in der Mitte Gerrit Holtmann findet. Dessen etwas zu zentrale Direktabnahme zwingt Torwart Zentner zu einer spektakulären Parade. Ein solcher Treffer hätte den Aufwand des VfL belohnt, das Publikum mitgenommen und elektrisiert. Der heraufbeschworene Hexenkessel entstand trotz aller Bemühungen mit Fanmarsch und blau-weiß geschmückter Castroper Straße nicht.

Mainz dreht kurz auf

Fünf Minuten lang rund um das Gegentor zeigen die Mainzer dann jedoch wie es laufen kann. Schnelle Kombinationen brechen das Gegenpressing, Läufe hinter die langsamen Innenverteidiger sorgen für Räume zwischen Mittelfeld und Abwehr und beim Gegentor werden auch die freien Flügelspieler ausgenutzt. Jedoch auch, da ein (zu) schnelles Umschalten von Riemann davor nicht verarbeitet werden konnte.

Dominanz ohne Chancen

In Hälfte 2 das gleiche Spiel. Bochum dominiert, doch Mainz nutzt ein Zuordnungsproblem bei einer Ecke, in der Ordets den langen Lauf von Onisiwo vor dem Tor nicht verfolgt. Die Wechsel brechen den Rhythmus, so dass Bochum am Ende nicht mehr gefährlich werden kann. Ohne die Präsenz von Hofmann und die Läufe von Zoller kann der Ball vorne nicht mehr behauptet werden. Die Einwechselspieler Förster, Ganvoula und Osei-Tuto bleiben völlig blass. Dabei war Letzterer eigentlich unsere Wunscheinwechslung, da Mainz zuvor im Mittelfeld anfällig für Dribblings ins Zentrum war.

Natürlich bin ich maßlos sauer, dass wir durch ein Standardtor verlieren. Darüber werden wir sprechen. Dennoch: Die Mannschaft hat alles investiert und es geht immer weiter.
Thomas Reis nach dem Spiel

Fazit

Die Neuzugänge Ivan Ordets und vor allem Kevin Stöger deuten bereits ihr Potential an. Auch Stafylidis mit einem starken Spiel. Aber Thomas Reis Mut wird nicht belohnt. Der VfL Bochum 1848 ist in beiden Hälften 30 min die stärkere Mannschaft und scheitert an technischen Fehlern im letzten Drittel. Fünf Minuten Chaos in Hälfte 1 und ein Zuordnungsproblem bei einer Ecke reichen am Ende für eine unglückliche Niederlage, die es noch einmal schwerer macht, nicht schon früh hinterher zu laufen. Gegen Hoffenheim müssen nun Punkte her.

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Aufgezeigt hat das Spiel allerdings ebenso nochmal, dass der Kader nicht final ist. Sowohl in der Innenverteidigung, im offensiven Mittelfeld als auch im Sturm fehlt in der Breite die Qualität. Man muss darauf vertrauen, dass in den kommenden Wochen das passende Material für uns bei den großen Vereinen abfällt. Wir können mithalten, aber im Konzert der ganz großen müssen die letzten paar Prozent da sein. Die neu zusammengestellte Mannschaft wird neben einigen Verstärkungen aber eben auch noch Zeit brauchen, um alles umzusetzen.

Autor: Moritz Möller

Über 20 Jahre begleitet mich der VfL jetzt schon - oder ich ihn. Ein Heimspiel Anfang der 90ziger gegen Leverkusen war der Auslöser, dann ging es auf einmal aus der zweiten Liga nach Europa, Abstieg, Aufstieg, wieder Europa, Abstieg und Relegation. Manch euphorische Saisonphasen die vom Auf.... träumen ließen, dazwischen Heimspiele mit 9000 Zuschauern gegen Aue, Mettbrötchen auf dem Weg nach Oberhausen, eine enttäuschende Auswärtsbilanz meinerseits und viele andere schöne Erinnerungen gehören dazu. Immer dabei: Dauerkarte, ein Fiege und eine Gruppe aus guten Freunden in Block Q sind für mich mit dem VfL einfach untrennbar verbunden.

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