Auch wenn immer umfassendere Lockerungen gültig werden, prägt das COVID-19 Virus nach wie vor das öffentliche Leben. Inmitten dieser Lockerungen schickt sich auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) an, die 1. und 2. Bundesliga wieder das zu starten, was ihr Geschäftsführer Christian Seifert im Aktuellen Sportstudio des ZDF einen „absoluten Notbetrieb“ nennt. Für den VfL Bochum gilt es also plötzlich wieder, Punkte gegen den Abstieg zu sammeln. Doch wo waren wir überhaupt stehen geblieben? Wie sieht die Tabellensituation aus? Wie ist das Restprogramm? Und warum könnte einem Ost-Verein dabei eine wichtige Rolle zuteil werden?
In der so rasanten zweiten März-Woche blieb dem VfL Bochum, wie vielen anderen Vereinen, kaum etwas anderes übrig, als ohnmächtig zuzusehen. Am Samstag hätte eigentlich das Heimspiel gegen den 1.FC Heidenheim angestanden. Am Dienstag meldet der VfL, dass das Spiel ohne Zuschauer stattfinden müsste.
Energisch, aber letztlich nur kurz hält die DFL an diesem Plan, der für die gesamte 1. und 2. Bundesliga gelten sollte, fest. Die Kehrtwende folgte am Freitag: Der 26. Spieltag wird abgesagt, der Spielbetrieb ausgesetzt. Viel hat der Fußball erlebt und überlebt. Schnell wird aber deutlich: Eine Pandemie in diesem Ausmaß hat bislang keiner der Entscheidungsträger mitgemacht.
Zwei Monate später steht das Heimspiel gegen Heidenheim wieder dort, wo es zwischen dem 10. und 13. März schon einmal gestanden hatte. Die Partie soll ausgetragen werden, aber natürlich ohne Zuschauer. Inzwischen hat die DFL allerdings ein umfangreiches Hygienekonzept vorgelegt, mit dem das Infektionsrisiko bei der Kontaktsportart Fußball reduziert werden soll. Obwohl einige Fans deutlich hörbaren Widerstand leisten, obwohl viele Medien das Unterfangen skeptisch beäugen: Die 2. Bundesliga nimmt ihren Spielbetrieb also wieder auf. Die Gründe dafür sind hinreichend bekannt.
Abstiegskampf inmitten einer Pandemie
Plötzlich ist der VfL Bochum wieder zum Punkten verdammt. 28 Punkte hat man anne Castroper bislang gesammelt, bis zu den viel zitierten 40 ist es für den Tabellen-15. noch ein ganzes Stück. Denn auch, wenn der Profi-Fußball nach der Corona-Unterbrechung vermutlich daherkommen mag wie ein alter Bekannter, der inzwischen stark von einer schweren Erkrankung gezeichnet ist und nur wenig Gemeinsamkeit mit der Erinnerung des alten Bekannten aufweisen dürfte: Von seinen Pflichten ist auch in dieser herausfordernden Zeit niemand erlöst. Und die Pflicht des VfL Bochum heißt in den verbleibenden neun Begegnungen, den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga zu sichern.
Das Restprogramm des VfL Bochum
1.FC Heidenheim (H)
Karlsruher SC (A)
Holstein Kiel (H)
FC Nürnberg (A)
FC St. Pauli (H)
VfL Osnabrück (A)
Erzgebirge Aue (A)
Greuther Fürth (H)
Hannover 96 (A)
Ein prüfender Blick auf das Restprogramm dürfte zumindest zu einem leichten Durchatmen verleiten. Schnell wird klar: Die richtig dicken Brocken hat der VfL in der Rückrunde schon hinter sich gebracht. Die Partie gegen den Tabellenvierten Heidenheim ist zum Auftakt das Spiel gegen den zum Zeitpunkt der Unterbrechung am besten positionierten Gegner. Dort gelang in der Hinserie ein 3:2-Sieg. Ein Mutmacher!
Doch schnell wird auch klar, dass in dieser so engen 2. Bundesliga, in der die Hälfte aller Teams noch gegen den Abstieg kämpft, kaum Zeit für Verschnaufpausen sein wird. Ausgerechnet jetzt, wo die Frequenz der Pflichtspiele zunimmt, wo das Verletzungsrisiko steigt.
Neustart birgt frühe Chancen, sich abzusetzen
Auf das Heidenheim-Spiel folgt direkt das wichtige Kellerduell gegen den Karlsruher SC. Anschließend empfangen die Blau-Weißen den aktuellen Siebten Holstein Kiel, ehe es beim derzeitigen Tabellennachbarn Nürnberg erneut um ganz wichtige Punkte geht. Sechs Punkte sollten es schon sein aus den ersten vier Partien.
Gut für Bochum: Aus dem unteren Tabellendrittel müssen beinahe noch alle Mannschaft gegen zwei der Top-Drei, bestehnend aus Arminia Bielefeld, dem HSV und dem VfB Stuttgart antreten. Der VfL hat das wie bereits erwähnt hinter sich. Der Blick sollte sich zunächst nicht in Richtung gesichertes Tabellenmittelfeld richten, sondern nach unten. Die Reis-Elf steht über dem Strich, hat drei Punkte Vorsprung vor dem Relegationsplatz.
Dort hat Wehen Wiesbaden mit Stuttgart, Heidenheim, Sandhausen und Hamburg einen sehr undankbaren Start in die Restsaison erwischt. Das Auftaktprogramm des vier Punkte hinter dem VfL rangierenden KSC klingt zwar machbarer, hier kann sich Bochum allerdings durch das frühe direkte Duell absetzen. Den Bochumern spielt die Corona-Pandemie sogar insofern in die Karten, als dass viele der wichtigen Spiele auswärts steigen – inwiefern dieser Nachteil bei Geisterspielen noch einer ist, wird die Zeit zeigen müssen.
Dynamo Dresden: Beginn eines möglichen Chaos?
Eine besondere Rolle im Abstiegskampf könnte Dynamo Dresden spielen. Der Dynamo ist Tabellenschlusslicht, hat aber nur vier Punkte weniger gesammelt als der VfL. Statt sich im Mannschaftstraining auf den Neu-Start vorzubereiten, verharren die SGD-Profis derzeit allerdings in Quarantäne. Zwei Spieler waren bei der letzten Testreihe positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Die Begegnung bei Hannover 96 wird damit erneut verschoben, insgesamt 14 Tage dürfen die Dresdener nicht miteinander trainieren. Auch das darauffolgende Spiel gegen Greuther Fürth wird nicht planmäßig angepfiffen.
Sollte Dresden nach absolvierter Quarantäne ohne Zwischenfälle den Re-Start nachholen, kommt es für die Sachsen knüppeldick. Mit reichlich Trainings- und Wettbewerbsrückstand „darf“ der Dynamo gleich gegen das Top-Trio der Liga antreten, zwischendurch geht es zum enorm wichtigen Gastspiel nach Wiesbaden. Steht Dresden spätestens nach dem Stuttgart-Spiel mit mehr als einem Bein in der 3. Liga? Wahrscheinlich schon. Ist das noch ein fairer Wettbewerb? Wahrscheinlich nicht.
„Wenn Dresden 14 Tage in Quarantäne geht, ist das kein Grund, die gesamte Saison infrage zu stellen“, sagte DFL-Geschäftsführer Seifert im Aktuellen Sportstudio. Dennoch bleibt abzuwarten, wie die DFL verfährt, wenn weitere Infektionen mit Covid-19 innerhalb der Teams bekannt werden, wenn weitere Teams in Quarantäne geschickt werden.
Bis zum 28. Juni soll die Saison beendet werden. Häufen sich die Fälle, rückt die Beendigung der Spielzeit, zumindest aber die Einhaltung des Planes in weite Ferne. Von der Fairness des sportlichen Wettbewerbs ganz zu schweigen. Auch der VfL Bochum könnte jederzeit betroffen sein. Detaillierte Prognosen über den restlichen Saisonverlauf verbieten sich zum jetzigen Zeitpunkt also. „Das wird eine Wundertüte“, hatte Ralf Minge gegenüber dem MDR bereits erklärt, als der Termin des Neustarts bekannt wurde. Minge ist Sportdirektor von: Dynamo Dresden.
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