Mit der Verpflichtung von Dieter Hecking hat der VfL Bochum einen erfahrenen Trainer an Bord geholt, der nicht nur über ein umfangreiches Fachwissen sondern auch über klare Prinzipien verfügt. Hecking, der im Fußballkreis für seine ruhige und besonnene Art bekannt ist, hat in den letzten 20 Jahren in der Bundesliga und der 2. Bundesliga mehrfach nachgewiesen, dass er auch dem VfL Bochum aus der aktuellen Krise helfen kann.
Werdegang und berufliche Stationen
Dieter Hecking wurde 1964 in Castrop-Rauxel geboren. Er begann seine Karriere als Spieler, u.a. bei Mönchengladbach, Paderborn, Hannover und Braunschweig bevor er im Jahr 2000 den Schritt in die Trainerlaufbahn wagte. Über Stationen wie den SC Verl und Eintracht Braunschweig gelangte er zu größeren Clubs wie dem 1. FC Nürnberg, Hannover 96 und dem VfL Wolfsburg, wo er 2015 den DFB-Pokal gewann. Weitere Stationen bei Borussia Mönchengladbach, dem Hamburger SV und dem 1. FC Nürnberg folgten. Beim Glubb war er auch 4 Jahre als Sportvorstand im Amt.
Arbeit mit den Spielern
Hecking wird oft als kommunikativer und motivierender Trainer beschrieben, der es versteht, eine positive Atmosphäre im Team zu schaffen. Heckings Umgang mit Spielern ist von Respekt und Vertrauen geprägt. Er hat ein Talent dafür, junge Spieler zu fördern und sie in entscheidenden Momenten auf das Feld zu bringen.
Seine Fähigkeit, junge Talente zu fördern und sie in das Team zu integrieren, ist ein Markenzeichen seiner Trainerkarriere. In seiner Zeit beim 1. FC Nürnberg beispielsweise integrierte er Spieler wie den jungen Verteidiger Philipp Wollscheid, der unter seiner Anleitung große Fortschritte machte und sich in der Bundesliga etablieren konnte. Auch ein gewisser Ilkay Gündogan entwickelte sich in Nürnberg unter ihm zum Bundesligaspieler (sein Debüt gab er allerdings schon unter Oenning). In seiner Zeit bei Hannover 96 gab er dem damals 18-jährigen Konstantin Rausch die Chance, sich in der ersten Mannschaft zu beweisen. Der 21-jährige Jan Rosenthal machte unter ihm seine ersten Bundesligaspiele und entwickelte sich zu einem Schlusselspieler des Teams. Beim VfL Wolfsburg blühten Spieler wie Kevin de Bruyne unter seiner Anleitung auf und trugen maßgeblich zum Erfolg der Mannschaft bei.
Darüber hinaus legt Hecking großen Wert auf Teamarbeit und eine starke Kommunikation innerhalb der Mannschaft. Er glaubt daran, dass eine gute Teamdynamik entscheidend für den Erfolg ist. Wie er es schafft, die schwierige Kabine beim VfL Bochum zu beruhigen und die verschiedenen Grüppchen zusammenzuführen, wird sehr wichtig für einen Umschwung sein. Jüngst hat er in einem Podcast beschrieben, dass er dabei auch immer wieder versucht, den Kontakt zu neuen Generationen nicht zu verlieren.
Taktische Ausrichtung
Hecking gibt der Taktik nicht den großen Stellenwert, er gehört nicht zu den großen Konzepttrainern. Er sehe sich selbst bloß als Fußballlehrer sagt er. Trotz allem wurde er zu seiner Zeit bei Nürnberg und Wolfsburg vom Taktikblog Spielverlagerung desöfteren als Hec-King und unbesungener Held bezeichnet. Dies führte soweit, dass Autor Tim Rieke im Spielverlagerung-Magazin Ballnah unserem zukünftigen Trainer ein 53-seitiges Portrait widmete. Die folgenden Absätze fassen die wichtigsten Botschaften daraus zusammen.
Ein zentrales Merkmal von Heckings taktischem Ansatz ist die defensive Stabilität. Heckings taktische Philosophie ist entsprechend geprägt von einer soliden defensiven Organisation und starker Kompaktheit. Passend für den VfL Bochum setzt er dabei auf eine mannorientierte Zuordnung aus einer zonenorientierten, kompakten Spielweise heraus. Entsprechend verwendet er gerne „Spiegelformationen“, bei denen die gegnerische Aufstellung gespiegelt wird, um direkte Duelle zu schaffen und den Druck auf den Gegner zu erhöhen.
Er bevorzugt klassische Formationen wie das 4-2-3-1 oder 4-4-2, die er aber mit Asymmetrien an die vorhandenen Spieler anpasst. Zudem greift er im Sinne der Spiegelung auch mal auf Formationen wie Dreierkette und Raute zurück, wenn er sich davon taktische Vorteile verspricht. Diese Fähigkeit zur Anpassung an verschiedene Gegner und Spielsituationen ist ein Markenzeichen von Heckings taktischem Ansatz.
Ein zentraler Aspekt seiner Taktik für den Ballbesitz ist das schnelle Umschalten zwischen Defensive und Offensive sowie das Flügelspiel. Also etwas, dass den VfL seit dem Aufstieg in der Bundesliga ausgezeichnet hat. Ist ein schnelles Umschalten nicht möglich, setzt er auf ein kontrolliertes Ballbesitzspiel mit Positionsrotationen und einfachen und klaren Pässen aus einem ruhigen Aufbau. So forderte er von seinen Spielern beim VfL Wolfsburg „sich schnell zu bewegen und präzise Pässe zu spielen, um die gegnerische Defensive auseinanderzuziehen und Räume zu schaffen“.
Der kontrollierte Ansatz im Ballbesitz dient auch dazu, mit dem Gegenpressing ein weiteres wichtiges Element von Heckings taktischem Ansatz vorzubereiten. Seine Mannschaften waren darauf trainiert, den Ball nach Ballverlusten sofort zurückzuerobern. Diese Strategie sorgte dafür, dass die Gegner nach Ballgewinnen direkt wieder unter Druck gesetzt und oft zu Fehlern gezwungen wurden, was zu schnellen Torchancen durch Gegenkonter führte. Der ruhigere Ansatz im Spielaufbau half dabei, aus dem Ballbesitz heraus stets den Zugriff zu gewährleisten. Etwas das im Chaos-Fußball mit vielen langen Bällen unter den Gegenpressing-Fanatikern Thomas Letsch und Peter Zeidler nicht immer gelang.
Herausforderungen beim VfL Bochum
Die Herausforderungen, die Hecking beim VfL Bochum erwarten, sind vielfältig. Der Verein kämpft um den Klassenerhalt, der Kader hat vereinzelt individuelle Klasse, ist jedoch sehr unausgewogen besetzt und die Mannschaft hat sich noch nicht als Team gefunden. Zudem sind die wichtigsten Leistungsträger der Vorsaison gegangen, verletzt oder freigestellt. Die Neuzugänge konnten mit Ausnahme von Ibrahima Sissoko noch nicht nachweisen, dass sie den VfL verstärken können. Die Talente sind mit Ausnahme von Mats Pannewig nach Highlights in der Vorbereitung in die zweite Reihe gerückt.
Heckings Erfahrung in der Bundesliga und seine Fähigkeit, Teams zu stabilisieren, können hier sehr hilfreich sein. Ein weiterer Aspekt, der für Hecking spricht, ist seine Fähigkeit, sich an verschiedene Spielsituationen anzupassen. Er hat in der Vergangenheit gezeigt, dass er in der Lage ist, seine Taktik während eines Spiels zu ändern, um auf die Spielweise des Gegners zu reagieren. Dies könnte dem VfL Bochum perspektivisch helfen, nicht zu ausrechenbar zu sein und auch auf gegnerischere Anpassungen und Stärken reagieren zu können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Dieter Hecking ein vielversprechender Trainer für den VfL Bochum in der aktuellen Situation ist. Mit einfachen und klaren taktischen Ideen, der Fähigkeit zur Spielerentwicklung und einem klaren Fokus auf Teamarbeit könnte er der Schlüssel sein, die Trendwende einzuleiten, auch wenn die Ausgangssituation sehr schlecht ist. Perspektivisch kann Hecking im Falle eines Abstiegs als Sportvorstand weiterarbeiten und mit beispielsweise David Siebers einen Nachfolger aufbauen. Eine ähnliche Übergabe hatte er auch in Nürnberg mit Cristian Fiel versucht.
Herzlich Willkommen, Dieter Hecking.
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