Patti du Bochumer Junge, mach’s gut!

Patrick Fabian durfte sich heute von den Massen feiern lassen! Tolles Kopfballtor zum 2:0 von unserem Urgestein. Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)
Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Nach 24 Jahren endet die Zeit von Patrick Fabian beim VfL Bochum. Zumindest die durchgängige Zeit. Niemand weiß, was alles noch passieren wird. Es war teilweise ein wilder Ritt und so einige Bänder sind beim großen Einsatz für unseren Verein gerissen. Zeit, um „Danke!“ zu sagen.

Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass mir Patrick Fabian besonders auffiel, als ich ihn das erste Mal habe spielen sehen. Es war das Halbfinal-Hinspiel um die deutsche U19 Meisterschaft 2004/05. Neben einem jungen Torhüter namens Andreas Luthe fiel mir in der Defensive vor allem der Nebenmann von Patrick Fabian, Thorsten Barg, auf. Nun, dieser hat am Ende eine Handvoll Zweitligaspiele gemacht. Fabian hingegen hat es in seiner Karriere bei nur einem Verein auf dreizehn Saisons gebracht und knapp 150 Spiele gemacht.

Rechnet man die Spiele auf Saisons runter, kann man schon erahnen, welch unglaubliches Verletzungspech ihn immer wieder zurückgeworfen hat. Dennoch – er ist einfach sinnbildlich für den VfL Bochum. Ein Stehaufmännchen, das immer wieder und wieder den Kampf angenommen hat, wieder zurückgekommen ist. Die Belohnung dafür war vermutlich die Beendigung der Karriere aus eigener Entscheidung. Es wäre ihm allerdings so gegönnt gewesen, den Aufstieg ein Jahr später als Schlusspunkt der Karriere nehmen zu können.

Über die U23 zu den Profis

Nach der Kurzzusammenfassung der Karriere nun aber noch einmal zurück ins Jahr 2005. Fabian rückte nach der Saison als sofortiger Fixpunkt neben David Czyszczon – und vor dem schon erwähnten Luthe – in die zweite Mannschaft auf. In den zwei Saisons als Stammspieler verdiente er sich schon ein paar Kadernominierungen für die Bundesliga, kam aber noch nicht zum Einsatz. Die Qualifikation für die neue Regionalliga West wurde mit ihm in der Abwehr allerdings geschafft.

Und im dritten Seniorenjahr kam es dann endlich zu den ersten Minuten in der ersten Bundesliga. Die erste davon gleich bei einem Heimsieg gegen die damalige Konkurrenz aus Gelsenkirchen. Sein erstes Spiel über 90 Minuten war dann später in der Saison eine klare Niederlage gegen den FC Bayern.

Als komplettes Kontrastprogramm folgte direkt ein unglaublich wichtiger Auswärtssieg bei der einen Platz unter dem VfL positionierten, punktgleichen Borussia aus Mönchengladbach. Mit Patrick hielt Bochum die Null, rutschte nicht auf den Abstiegsplatz und hielt am Ende die Klasse.

Für ihn selbst war der Sieg am 25. Spieltag aber für längere Zeit der letzte Einsatz bei den Profis, er kam lediglich einmal in der folgenden Abstiegssaison zum Einsatz.

Die Seuche beginnt

Man kann darüber streiten, ob mit „Seuche“ die elendige Zeit in der Liga nach zuvor immer direkten Wiederaufstiegen oder der erste Kreuzbandriss gemeint ist. Zu Beginn kam Fabian wieder in der Regionalliga zu Einsätzen. Friedhelm Funkel setzte bei der Mission Wiederaufstieg auf andere, erfahrenere Spieler. Im Mittelteil der Saison kam er zu einigen (meist) Kurzeinsätzen. Nach Ausfallzeiten bereits in der Vorsaison erlitt er dann gegen Ende der Saison leider seinen ersten Kreuzbandriss bei einem Benefizspiel.

Aber, man wusste es da noch nicht, von so etwas hat er sich nicht aufhalten lassen.

Nach Rückkehr aus der Verletzung spielte er erst einmal wieder in der Regionalliga. Leider aber war die Saison nach ein paar Spielen abermals durch einen Kreuzbandriss beendet – wieder im rechten Knie. Und, als wären zwei nicht schon genug, folgte der dritte gleich in der folgenden Vorbereitung.

Insgesamt zwei Jahre und über vier Monate dauerte es vom letzten Spiel bei den Profis vor dem ersten Kreuzbandriss bis zu seinem Nächsten. Zu Saisonbeginn der Saison 2013/14 war es dann aber soweit. Patrick Fabian das Stehaufmännchen, seit Ende der Vorsaison stabil, konnte sich etwas überraschend in der Vorbereitung sogar einen Stammplatz erarbeiten.

Die Saison war für den VfL keine Gute, für Fabian hingegen schon. Er kam, trotz mehrerer kleiner Verletzungen, zu 31 Spielen in der zweiten Bundesliga. Nach einer unglaublichen Geschichte endlich angekommen. Die beiden folgenden Saisons zementierten seinen Status, nach dem ersten halben Jahr auch als Kapitän und Führungsspieler.

Patrick Fabian diskutiert mit Schiedsrichter und einem Gegner.
Immer da, wenn man ihn braucht: Patrick Fabian. Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Ein Knie stabil, aber es gibt ja zwei

Aber dann passierte es wieder. Der vierte Kreuzbandriss, dieses Mal im linken Knie, folgte am Ende der Saison 2015/16. Mit ihm als Stammspieler hatte sich der VfL stabilisiert und nach einem Mittelfeldplatz war man auf einem guten Weg und ins obere Drittel. Fabian verpasste die letzten vier Saisonspiele, es ging wieder in die Reha und er kam zur Winterpause zurück. Leider nur für ein Spiel, dann folgte eine erneute Verletzung, die ihn bis kurz vor Saisonende zurückwarf.

Die Saison 2017/18 startete mit einem ungewohnten Bild – einem Bankplatz beim Saisonauftakt. Bis zur Winterpause lief es auch eher durchwachsen, danach war er meist wieder auf seiner angestammten Position und trug dazu bei, dass die Saison noch mit einem guten Ergebnis abgeschlossen wurde.

Die Saison 2018/19 zeichnete ein ähnliches Bild, wobei es in der Hinrunde kaum zu Einsätzen reichte, das lag aber in beiden Jahren insbesondere daran, dass das Duo Maxim Leitsch und Tim Hoogland für Zweitligaverhältnisse bockstark war, sehr gut harmonierte und er den unglücklichen dritten Platz inne hatte.

A long goodbye

Die abgelaufene Saison war dann auch die letzte Saison für Fabian als Vollzeit-Profi. Es sollte für eine Saison noch eine Doppelrolle geben. Standby-Profi und Assistent der Geschäftsführung, was den Einstieg in die Karriere nach dem aktiven Sport einleiten sollte. Bereits zuvor hatte er neben der Karriere an der Fernuniversität Hagen studiert.

Sportlich wurde es noch ein Spiel über die volle Spielzeit, viele Kadernominierungen mit nur ein paar Einsatzzeiten und natürlich gab es zwischendrin noch eine, zum Glück nicht so schwerwiegende, Knieverletzung. Mit ein paar Minuten am letzten Spieltag beim Auswärtsspiel in Hannover verabschiedete er sich vom aktiven Profifußball.

Weiterer Weg und was man mitnehmen kann

Bis Ende August 2022 war Patrick Fabian dann als Assistent der Geschäftsführung und später ‚Leiter Lizenzbereich‘ beim VfL unter Vertrag. Als Reaktion auf den Weggang von Sebastian Schindzielorz wurde er zum Geschäftsführer Sport befördert.

Leider war seine erste richtige Amtshandlung nur wenige Tage später die Verkündung der Entlassung von Thomas Reis. Nicht unbedingt der schönste Einstieg in den Job und dem Verein (Präsidium) gegenüber wurde berechtigterweise viel Kritik geäußert, dass er diese Situation quasi alleine meistern musste. Es fiel ihm verständlicherweise auch nicht so leicht, die richtigen Worte zu finden.

Mit Thomas Letsch wurde ein Trainer geholt, der fachlich vielleicht zu den drei besten Trainern gehört, die Bochum je trainiert haben. Und spätestens nach dem Klassenerhalt war die Unruhe auch vergessen, die im Umfeld rund um die Entlassung aufkam.

Patrick Fabian und Thomas Letsch
Patrick Fabian hatte einen klaren Plan und setzte ihn mit Thomas Letsch um. Foto: VfL Bochum 1848

Allerdings war die Zeit als Geschäftsführer auch im Endeffekt keine besonders lange, nach etwa einem halben Jahr Amtszeit musste er sich aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit nehmen.

Der erst relativ kurz davor als Kaderplaner verpflichtete Marc Lettau rückte dafür etwas mehr in den Vordergrund. Doch es wäre nicht Patrick Fabian, wenn er nicht auch diese Zeit gemeistert hätte und so kam er nach ein paar Monaten mit dem Start der Saison 2023/24 zurück ins aktive Geschäft.

Die nervenaufreibende Geschichte dieser Saison wird vermutlich auch noch aufgearbeitet werden. Am Ende stand zwar der umjubelte Klassenerhalt, aber insbesondere an vorderster Front stehend dürfte diese Art von Saison extrem schlauchen. Und so trat er am Ende zurück, um neue Impulse zu ermöglichen und vielleicht auch selbst einfach mal wieder durchatmen zu können.

Nach Außen für den Fan konnte er dem VfL vermutlich nicht den Stempel so aufdrücken, wie in seiner Zeit als Kapitän auf dem Platz. Aber sein großes Herz für unser aller Herzensverein stand nie auch nur einen Moment im Zweifel. Und manches an Kritik an ihm dürfte ihm gerade deshalb besonders nahe gehen. Vor allem, wenn diese in der Form geäußert wird, wie unsere immer anonymere Welt im Internet es leicht macht.

Es ist des Menschen Natur, die letzten Eindrücke dominanter im Kopf zu behalten. Was ich aber immer in Erinnerung behalten werde, neben seiner Zuverlässigkeit auf dem Platz, ist seine unfassbare Resilienz.

Vier Mal einen der schlimmsten Nackenschläge im aktiven Sport zu kassieren, besser wieder zurückkommen und mit der positiven Art auch den Verein zu beeinflussen. Ich hätte es Patrick Fabian von Herzen gegönnt, noch mehr Spiele in der Bundesliga zu machen und weniger Verletzungen davon zu tragen. Was er aus den Gegebenheiten gemacht hat, ist aber eine Wahnsinnsleistung auf die man stolz sein kann. Selbst in der Fußballgeschichte dürfte das Comeback nach vier Kreuzbandrissen einzigartig sein.

Ungeachtet davon, dass die Zeit als Vorstand Sport nicht so erfolgreich war, wie es sich alle Seiten gewünscht hatten, sollte ihn jeder VfL-Fan als Helden aus der Bochumer Geschichte in Erinnerung behalten.

Und deshalb schließe ich damit, womit ich angefangen habe: mit einem fetten DANKE! Ich wünsche Patrick Fabian viel Glück und Gesundheit auf dem weiteren Lebensweg.

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Autor: Stefan Zils

Wenn man Fan eines im Zweifel erfolglosen Vereins ist, stellt man sich vielleicht irgendwann die Frage, wann man es hätte merken müssen. Bei mir war das sehr früh. Es war der 27.05.1990 und somit das Relegations-Rückspiel gegen Saarbrücken, mein erstes bewusstes Spiel vom VfL (allerdings im Fernsehen). Ich war 9 und somit eigentlich alt genug, um es zu merken. Gut, alle haben wir gejubelt, als uns Uwe Leifeld erlöste (den ich da grad einmal vom Namen kannte) und spätestens da packte mich dann das VfL-Fieber und das logische Denken setzte aus, Fußball wurde Emotion. Anschließend gleich am 2. Spieltag zu meinem ersten Heimspiel ins Stadion (ein 1:0 gegen den 1.FC Köln) und ab da zu vielen schönen und weniger schönen Spielen (anfangs meist) mit einem Mitspieler vom LFC Laer 06 und unseren Vätern. Im Sommer häufiger mal zu Fuß zum Tempel aus Querenburg, ohne dass ich noch weiß, wie es zurück ging. Nur gegen Schalke, Dortmund und Bayern gingen wir länger nicht hin... weil es zu voll wurde (meine Entscheidung war das natürlich nicht). Ich wurde also quasi gleich zum Anti-Rosinen-Picker erzogen... ;-)

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