Ostern ist der neue Bochumer Herbst

Same procedure as last Easter

Der VfL verspielt gegen den SV Darmstadt 98 – seit 19 Spielen sieglos – eine scheinbar komfortable Führung. Ich hätte mir lieber eine TV-Zeitschrift aus der Kinowerbung der 2000er holen sollen, um mich nicht wieder einmal wie im falschen Film zu fühlen. Einzelkritik will ich mir hier ersparen. Auch, wenn man durchaus Namen nennen könnte, die bei den Gegentoren federführend waren. Die Fehler sind für mich aber nur ein Symptom der aktuellen Lage. Das Problem liegt tiefer. Ein Kommentar.

Es ist ein verschissenes Jahr her, da bin ich gefühlt das letzte Mal hier aktiv gewesen, bevor mir etwas Muße und Zeit fehlte, etwas zum VfL zu schreiben. Dass ich nahezu genau wieder mit demselben Beitrag einsteige – für sowas kann nur der VfL sorgen.

Okay, es ist vielleicht etwas hochgegriffen, hier von einer Wiederauferstehung von Darmstadt an Ostern zu sprechen. Aber auch vor einem Jahr ging es mehr darum, dass dem VfL die Puste ausgeht, er den/die Gegner unnötig stark macht und es einfach so verdammt frustrierend ist.

Seit dem groß gefeierten Bayern-Sieg, der uns – Gottseidank – vor einer noch schlechteren Tabellensituation schützt, ist der Wurm drin. Anfangs hatte ich häufiger das Gefühl, dass sich manche Spieler schon mit ihren Bewerbungsvideos für kommende Teams in der neuen Saison beschäftigen und nur für die Galerie spielten. Wieder Andere hatten die vermeintlichen oder faktischen Benachteiligungen in den Spielen als Ausrede angenommen oder als einziges Problem ausgemacht.

Stark angefangen, noch stärker nachgelassen

Gegen Darmstadt zeigte es sich in diesem Spiel aber anders. Der VfL spielte einen richtig guten Ball mit dem eher überraschend in die Startelf gerückten Felix Passlack in einer guten Rolle und Kevin Stöger in Bestform. Auch Philipp Hofmann konnte mit seinen Treffern positive Schlagzeilen schreiben und hätte bei anderem Verlauf der Matchwinner sein können. Doch genau in der besten Phase passieren oft die Fehler. Dem Trainer, der die noch komfortable Situation ja immer wieder gerne betonte, gefiel das extrem offensiv agierende Team augenscheinlich und er schien eine Stabilität in der Mannschaft zu sehen – die es ganz offensichtlich nicht gibt.

Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

So war ein Fehler im Abschluss, der aus einem sicheren 3:0 quasi zu einem Konter ohne Gegenwehr führte, der Anlass für den kompletten Zusammenbruch des VfL. Es fielen in den sozialen Medien schon viele Vergleiche zu den Treueschwüren vor dem letzten Abstieg und man hört es wieder: „Wir sind zu stark, wir sind stabil, die Situation ist noch nicht bedenklich.“ Und wenn man das fühlt, wählt man natürlich auch nicht die sichere Variante, in der man mit nur ein wenig weniger Risiko für deutlich mehr Stabilität sorgen hätte können. Beispielsweise, indem Passlack eine Position nach vorne gezogen wird, Ivan Ordets in die Mitte rückt und die Mannschaft mal durchatmen kann.

Warum nicht mal kontrolliert offensiv?

Taktisch halte ich Thomas Letsch für einen durchaus sehr begabten Trainer. Wir sind aber keine Dauerwerbesendung, die sich in einen Rausch spielt. Wir sind ein chronisch abstiegsbedrohter Bundesligist kurz vor der Panik. Da wäre psychologisch vermutlich mehr gefordert, um das Selbstbewusstsein zu stärken. Aber auch wenn man beispielsweise die österreichische Filiale der Werbesendung vor ein paar Jahren immer international gesehen hat, war das ein ähnlicher Effekt auf anderem Niveau. Das Team war starbesetzt und hat sich international immer mehr selbst gefallen, als am Ende was zu gewinnen und schied meist sang- und klanglos aus.

Und nun?

Mein Fazit ist, dass der Baum jetzt definitiv brennt und man es nicht mehr schön reden kann. Nun geht es auswärts nach Köln und wenn es schlecht läuft, bist du nach dem kommenden Spieltag ganz tief drin. Und das, nachdem wir uns alle schon optimistisch das scheinbar einfache Restprogramm angeguckt haben, dementsprechend auf einen frühen Klassenerhalt hofften und so weiter.

Auch die Stimmung zwischen Team und Fans droht zu kippen. Bei aller Nervosität und Instabilität der Mannschaft kann ich ihr rein vom Einsatz aber noch nicht einmal einen Vorwurf machen.

Ich hoffe nur, in der kommenden Woche kommt endlich auch mal medial Einsicht über die Situation. Nur dann, wenn es auch ganz offensichtlich dem Team bewusst ist, können die Fans mitgenommen werden. Die werden in Köln garantiert zahlreich alles dafür geben, dass wir auch ein weiteres Jahr in der Bundesliga spielen.

Nebenbei, um es auch einmal zu erwähnen: Schiedsrichter Jablonski konnte in dem Spiel nicht als Ausrede gelten. Der hat nämlich, bis auf ein paar kleinere Aktionen, die ich beidseitig anders gesehen hätte, souverän gepfiffen.

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Autor: Stefan Zils

Wenn man Fan eines im Zweifel erfolglosen Vereins ist, stellt man sich vielleicht irgendwann die Frage, wann man es hätte merken müssen. Bei mir war das sehr früh. Es war der 27.05.1990 und somit das Relegations-Rückspiel gegen Saarbrücken, mein erstes bewusstes Spiel vom VfL (allerdings im Fernsehen). Ich war 9 und somit eigentlich alt genug, um es zu merken. Gut, alle haben wir gejubelt, als uns Uwe Leifeld erlöste (den ich da grad einmal vom Namen kannte) und spätestens da packte mich dann das VfL-Fieber und das logische Denken setzte aus, Fußball wurde Emotion. Anschließend gleich am 2. Spieltag zu meinem ersten Heimspiel ins Stadion (ein 1:0 gegen den 1.FC Köln) und ab da zu vielen schönen und weniger schönen Spielen (anfangs meist) mit einem Mitspieler vom LFC Laer 06 und unseren Vätern. Im Sommer häufiger mal zu Fuß zum Tempel aus Querenburg, ohne dass ich noch weiß, wie es zurück ging. Nur gegen Schalke, Dortmund und Bayern gingen wir länger nicht hin... weil es zu voll wurde (meine Entscheidung war das natürlich nicht). Ich wurde also quasi gleich zum Anti-Rosinen-Picker erzogen... ;-)

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