Der FC Augsburg – Defensivstabilität dank Danish Dynamite

Traf im Hinspiel doppelt, ist jetzt aber beim Asien-Cup mit Japan: Takuma Asano. Foto: VfL Bochum 1848

Alle Jahr wieder wird der FC Augsburg zu den Abstiegskandidaten gezählt. „Jetzt erwischt sie es“, haben schon so manche gesagt. Am Ende blieb der FC Augsburg, seit 2011 in der Bundesliga, bisher am Ende der Saison immer in der Liga. Und auch in diesem Jahr sieht es gut aus, die bayerischen Schwaben sind mit 21 Punkten auf Platz 13. Doch was können die VfL-Fans vom FC Augsburg erwarten? Im Gespräch mit Andreas Riedl von der Rosenau Gazette.

Wie ist derzeit die Stimmung in Augsburg?

Die Stimmung ist gut in Augsburg. Schon vor der Ankunft von Jess Thorup sind die Menschen gerne zum FCA gegangen und es war eine Aufbruchsstimmung zu erkennen. Jetzt mit Jess Thorup ist auch auf dem Rasen ein anderer Spirit zu erkennen und das nimmt die Leute nochmal mehr mit. Man könnte den Grundzustand im Moment mit „freudiger Erwartung“ betiteln.

Was unterscheidet den Fußball unter Thorup von dem von Maaßen?

Das Gleichgewicht. Einerseits haben die beiden Ansätze einige Parallelen. Sowohl Thorup als auch Maaßen lassen intensiven, Pressing-lastigen Fußball spielen, der das Zentrum des Feldes kontrollieren will. Maaßen konnte allerdings nicht verhindern, dass zu viele Gegentore entstanden. Thorup hat in diesem Zusammenhang geändert, dass nicht mehr so viel Mann-orientierte Verteidigung stattfindet, sondern mehr zonenorientiert vorgegangen wird. Dies führt dazu, dass individuelle Fehler nicht mehr so schnell zu Gegentoren führen, der FCA stabiler steht, ohne jedoch an offensiver Qualität verloren zu haben.

Nach zwei Meistertiteln und einem Pokalsieg in Dänemark ist Jess Thorup nun in Deutschland Trainer. Foto: Supporterhéninois (Wikimedia Commons)

Wo sind die derzeitigen Stärken und Schwächen im Augsburger Spiel?

Eine Stärke ist mittlerweile die genannte defensive Stabilität im laufenden Spiel. Das Team hat vor kurzem Bayer 04 Leverkusen fast über das ganze Spiel hinweg an einem Torerfolg gehindert. Schwächen sind defensiv noch zu erkennen, wenn es um die Standardverteidigung geht. Da gab es zuletzt zu viele Gegentore. Offensiv ist weiter ausbaufähig, was das Team in Richtung gegnerisches Tor vollbringt, gerade wenn der Gegner selbst sehr defensiv agiert. Das ist teilweise zu harmlos und die Mannschaft zu sehr auf die individuelle Qualität und Tagesform einzelner Spieler angewiesen.

Im Winter hat man sich zunächst mit Kristijan Jakic verstärkt. Ist man damit zufrieden für die Rest-Rückrunde oder hätten die Fans gern irgendwo noch eine Verstärkung gesehen?

Es war klar, dass es im Winter vor allem darum gehen muss, den Kader zu verkleinern. Das ist mit sieben Abgängen gut gelungen. Es ist dabei kein einziger Leistungsträger gegangen. Kristijan Jakic hat zudem recht schnell gezeigt, dass er in einer Topverfassung ist und uns weiterhelfen kann. Nachdem kurz vor Transferschluss mit Pep Biel auch noch die Offensive verstärkt wurde, können wir frohen Mutes den Rest der Saison angehen.

Seit über 12 Jahre hält sich der FC Augsburg in der Bundesliga. Rechnen die Fans mittlerweile auch mal mit einem Gang in die zweite Liga oder sagt man sich „Man wird es schon irgendwie wieder schaffen“?

Es ist in jeder Saison klar, dass es uns auch mal erwischen kann und wir unsere Hausaufgaben erledigen und wieder fleißig Punkte sammeln müssen. Auf der anderen Seite rechnet aber keiner mit einem Abstieg. Wir kennen den Abstiegskampf und konnten uns fast immer aus eigener Kraft retten. Diese Erfahrungen führen auch dazu, dass wir ein gewisses Selbstvertrauen in dieser Hinsicht entwickelt haben.

Fehlt Mergim Berisha oder konnte man den Abgang im Kollektiv auffangen?

Mergim Berisha hat in der letzten Saison seinen Beitrag wahrlich geleistet mit seinen Toren. Er fiel allerdings auch in Augsburg schon verletzt aus und musste ersetzt werden. Er fehlt deshalb nicht, weil in dieser Saison augenscheinlich wurde, dass er in dem Duo Berisha/Demirovic nur der zweitbeste Spieler ist. Ermedin Demirovic ist für Augsburger Verhältnisse ein Superstar, der sich in dieser Saison weiter gesteigert hat und Scorerpunkte ohne Ende sammelt. Auf Grund seiner Leistungen redet kaum mehr jemand über Mergim Berisha.

Mit Finn Dahmen, der ablösefrei aus Mainz kam, wurde ein neuer Stammkeeper verpflichtet, der seine Erwartungen bisher erfüllt. Gibt es weitere Neuzugänge, die herausstechen?

Finn Dahmen hat die Erwartungen bisher absolut erfüllt. Er hat fußballerisch eine tolle Qualität und ist im 1:1 und auf der Linie ein toller Keeper. Manchmal war er bei hohen Bällen nicht zu 100% sattelfest, aber insgesamt ist er ein sehr guter Bundesligakeeper und ein guter Typ. Mit Kevin Mbabu hat man zumindest für diese Saison ein qualitatives Upgrade für die rechte Abwehrseite gefunden. Philipp Tietz, der aus Darmstadt nach Augsburg kam, ist dazu eine echte Verstärkung für den Sturm gefunden. Tietzi hat sich in seiner ersten Bundesligasaison als treffsicher erwiesen und ist zudem einer, der eine großartige Mentalität mitbringt. Einfach ein geiler Typ!

Welche Neuzugänge konnten die Erwartungen bisher nicht erfüllen?

Der FCA hatte im Sommer Japhet Tanganga von Tottenham geliehen. Diese Leihe wurde – ohne das Japhet in der Bundesliga zum Einsatz kam – schon wieder beendet. Der FCA ist in der Innenverteidigung schlicht gut aufgestellt, nachdem sowohl Felix Uduokhai als auch Jeffrey Gouweleeuw den Club im Sommer etwas überraschend doch nicht verlassen hatten. Dadurch kam auch Patric Pfeiffer bisher wenig zum Zug, genau wie Tim Breithaupt. Bei beiden ist es für ein abschließendes Urteil etwas zu früh.

Wäre fast in Bochum gelandet, jetzt in Augsburg: Sven Michel (links). Foto: Steffen Prößdorf (Wikimedia Commons)

Mit Sven Michel war sich der VfL Bochum vor der Saison eigentlich einig, dann grätschte der FC Augsburg dazwischen und holte ihn. Bisher lesen sich seine Leistungsdaten (ein Tor, eine Vorlage) eher durchwachsen. Warum?

Er ist mit Sicherheit einer von denen, die durch den Trainerwechsel etwas ins Hintertreffen geraten sind. Dazu fehlt ihm momentan das nötige Fortune, wie der verschossene Elfmeter gegen die Bayern zeigt. Mit seiner Art und seiner Erfahrung ist er für den FC Augsburg dennoch sehr wertvoll.

Mit Elvis Rexhbecaj, der in der Saison 2021/22 als Leihspieler sich in die Herzen der Fans gespielt hat, steht ein Ex-Bochumer unter Vertrag. Ist er mittlerweile auch wie in Bochum Publikumsliebling?

Elvis ist ein Ankerpunkt unseres Teams. Er spielt quasi immer und hat letzte Woche sein 50. Spiel für den FCA gemacht. Er ist fußballerisch etwas unterschätzt, aber seine Offenheit auch nach schlechten Spielen des Teams hat ihm bei mir schon große Sympathien beschert.

Wie viel FC Augsburg ist noch in dem vom 2:2 aus dem Hinspiel?

Genug, um zu behaupten, dass wir wieder 2 Tore gegen den VfL schießen werden. Nicht genug, als dass es für euch auch wieder 2 werden. Defensiv ist das Team einfach besser und lässt sich auch durch Unwägbarkeiten noch weniger aus der Ruhe bringen.

Wie sieht man in Augsburg den VfL Bochum?

Der VfL Bochum ist wohl der sympathischste der Traditionsvereine aus dem Ruhrpott. Es macht Spaß euch zu besuchen und die Unterstützung für euer Team ist großartig. Etwas schade nur, dass selbst ihr für den Investoreneinstieg bei der DFL gestimmt habt.

Was denkst du ist für den VfL Bochum in dieser Saison drin?

Ich glaube, dass ihr zu stabil seid um abzusteigen. Es werden sich drei Teams finden, die unter euch landen und es geht in ein weiteres Jahr erste Bundesliga. Ab Sonntag sind euch meine Sympathien dafür dann auch wieder gewiss.

Dein Tipp fürs Spiel?

2:1 für uns.

Vielen Dank für das Interview!

Autor: Matthias Rauh

Obwohl in Bayern wohnhaft besitze ich eine Dauerkarte beim VfL und versuche, jedes Heimspiel und jedes Auswärtsspiel im Süden vom VfL mitzunehmen. Meine Begeisterung für den VfL entwickelte sich in der Saison 2006/07, endgültig besiegelt wurde sie bei dem eigentlich völlig belanglosen Spiel Karlsruher SC gegen den VfL im Jahr 2008. Während eines Fußballturniers wollten meine Mannschaftskameraden in der Bundesligakonferenz ständig die Zwischenstände von Bayern München und Nürnberg wissen, ich erntete misstrauische Blicke, als ich den Zwischenstand von Bochum wissen wollte. Abstieg, Relegation, Funkel, Neururer... ich bin immer noch dabei und freue mich immer mehr auf Spiele wie Bochum gegen Sandhausen als Bayern gegen Dortmund.

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