Eine Erklärung des Fouls von Danny Blum

Janik Aschenbrenner | Foto: Claudio Gentile | Design: Patrick Schneider

Das war die Woche des VfL Bochum 1848. Bei „Aus!gefragt“ nehme ich mich wöchentlich den Fragen an, die den VfL Fan bewegen. Heute: Danny Blum begeht in der 35. Minute ein Foul an Amadou Onana und sieht dafür zurecht die rote Karte. Welche Erklärung gibt es für das harte Einsteigen?

 

Hältst du es für einen Vorteil, wenn man Zulj und Blum bei einer Ecke draußen stehen hat, um einen möglichen Ball zum Tor als auch weg vom Tor zu verkaufen? – Stefan Zils via Instagram

In der Form wie man die Eckenvariante gegen den Hamburger SV beobachten konnte, ist der Effekt so marginal, dass ich sie nicht weiterverfolgen würde. Im Vergleich dazu, ist ein zusätzlicher Spieler in Abschlussposition wertvoller. Die Flugbahn verändert nichts an der Abstimmung oder der Herangehensweise wie der Gegner die Ecke verteidigen möchte.

Die Grundidee Danny Blum und Robert Zulj bei einer Ecke auf den Außen zu haben, ist grundsätzlich nicht verkehrt. Aus ihnen lediglich zwei Flankengeber zu machen schon. Wäre einer etwas ins Feld hinein platziert, oder gar ein paar Meter vor dem kurzen Pfosten im gegnerischen Strafraum, würde damit ein Verteidiger auf denjenigen abgestellt werden und ebenfalls aus dem Sechzehner gelockt werden. Dann könnten beide die Situation nahe der Eckfahne ausspielen, die technische Veranlagung wäre da, oder einer schlägt aus dem Spiel heraus eine Flanke.

Gibt es bereits eine Erklärung für Blums Foul? – @nigge23 via Instagram

In der 35. Minute grätschte Blum von hinten mit offener Sohle in den Hamburger Amadou Onana und traf ihn am Bein. Das Foul wurde im Nachhinein oft als „dumm“ oder „übermotivierter Einstieg“ deklariert. Ich empfand es eher als Folge einer Gewohnheit, die bei Blum schon länger zu beobachten ist. Im letzten Jahr wurde er nicht gerade selten für seine mangelnde Mitarbeit in der Defensive kritisiert. Nach seiner Verletzung und dem damit zunächst einmal verbundenen Stammplatzverlust zeigt er auch in der Defensivarbeit viel Einsatz und dafür steht ihm Lob zu.

Es ist nun allerdings an der Zeit diesen Einsatz in Produktivität umzumünzen. Viel zu häufig greift er zur Grätsche, viel zu häufig stimmt dabei sein Timing nicht. Er nimmt sich damit entweder zu früh selbst aus dem Spiel, oder er kommt zu spät. Das war bereits mehrfach zu beobachten, zuletzt gegen den HSV. Da gab es die Quittung dafür.

Hätte man irgendwie mit Ganvoula statt Pantovic weiterspielen können? – @StefanBafanaB via Twitter

Silvère Ganvoula war der Leidtragende des Fouls von Blum. Er wurde für Milos Pantovic vom Feld genommen, damit der Serbe die Position des Linksaußen übernehmen konnte. Aus Thomas Reis Sicht war das die logische Schlussfolgerung, da Pantovic die Position bereits mehrfach übernommen hatte und vermutlich im weiteren Spielverlauf sowieso eingewechselt worden wäre. Der Trainer der Bochumer hat eine konservative Einstellung bei seinen Entscheidungen. Die Einstellung ist zuletzt jedoch auch Teil des Erfolgs, immerhin ist sie die Grundlage für die Kontinuität, der großen Stärke des VfL. Ihn dafür zu kritisieren ist dementsprechend nicht ganz so einfach.

Eine Umstellung hätte das auf dem Platz verbliebene Personal nicht ermöglicht, außer man hätte den gesamten Plan über den Haufen geworfen. So hätte Ganvoula selbst auf Linksaußen rücken müssen. Die Position hat er bisher noch nicht bekleidet, weicht in Spielen jedoch oft in die Räume auf links aus. Sein defensiver Einsatz stimmte bis zum Zeitpunkt seiner Auswechslung ebenso, nicht umsonst war das Aufbauspiel des HSV bis zur roten Karte komplett abgemeldet. In der Offensive hätte er außerdem eine Anspielstation für die vielen langen Bälle von Riemann sein können, sodass der erste Ball weiterhin nicht die primäre Aufgabe von Zulj gewesen wäre, sondern erst der Zweite.

Offensiv war die Mannschaft so ideenlos wie lange nicht mehr. Was waren die Gründe dafür? – @moritz_zps via Instagram

Der VfL konnte gegen den HSV erneut mehr Ballbesitz als der Gegner aufweisen. Dieses Mal sprangen jedoch nur wenige gefährliche Torchancen dabei herum. Am Ende schossen die Blau-Weißen nur sieben Mal auf das Tor der Hamburger und weisen einen Wert von 0,95 bei den Expected Goals auf. Das ist deutlich zu wenig, wenn im Gegensatz zu den Rothosen die Effektivität nicht gegeben ist, so ließ Pantovic zwei Gelegenheiten liegen, um den Ausgleich zu erzielen.

Der Matchplan der Bochumer wird sich nicht großartig von der Herangehensweise im Hinspiel unterschieden haben. Die Mannschaft aus dem Norden sollte bereits früh in der eigenen Hälfte zugestellt und unter Druck gesetzt werden, sodass das Aufbauspiel der individuell stark besetzten Mannschaft von vornherein unterbunden wird. Außerdem sollen die drei Stürmer bei eigenem Ballbesitz in die Tiefe stoßen, um Steckpässe aus dem Mittelfeld zu erhalten.

Der Ausfall von Simon Zoller ist somit besonders schmerzlich. Der Stürmer ist nicht nur sehr wichtig in der Arbeit gegen den Ball, wobei der VfL sich in dem Bereich dennoch hervorragend präsentierte, er ist zugleich der beste Tiefenläufer der Mannschaft. Ganvoula hingegen bekommt den Ball jedoch lieber zunächst mit dem Rücken zum Tor in den Fuß gespielt, legt dann ab oder dreht sich mit dem Ball selbst auf.

Nach der roten Karte fehlte in Blum ausgerechnet der Spieler, der Zoller in diesem Bereich wohl am ehesten ersetzen kann. Robert Zulj bevorzugt es sich fallen zu lassen und das Spiel im Zehnerraum aufzuziehen, er ist eher der Vorlagengeber. Der eingewechselte Pantovic orientiert sich ebenfalls in Richtung Zentrum, anstatt die Tiefe zu suchen. In Folge war der VfL um den Strafraum herum gut besetzt und konnte den HSV in der eigenen Hälfte einschnüren, während der ehemalige Bundesligadino das Spiel kompakt gestaffelt genau dort vor sich halten konnte.

Viele fanden das 0:1 war abseits, weil der HSV Spieler den Ball touchiert. Ich weiß nicht, ob das der Fall ist. Ist es denn überhaupt abseits, wenn der Ball die Richtung nicht verändert? – Christian Borrmann via Facebook

Das ist eine häufig gestellte Frage. Ähnlich wie in der letzten Woche ist auch hier durch die Fernsehbilder keine eindeutige Berührung zu erkennen. Deshalb schritt der VAR nicht ein. Hätte der Spieler des Hamburger Sportvereins den Ball touchiert, würde das genügen. Nach dem letzten Spiel habe ich die Frage ausführlich beantwortet und verweise deshalb gerne nochmal auf meine Ausführung dort.

 

Erneut vielen Dank an alle fleißigen Fragensteller. Bis zur nächsten Ausgabe ist es noch eine Weile, da der VfL erst am kommenden Montag in Düsseldorf aufläuft. Danach öffnen wir selbstverständlich wieder die Leitungen auf Twitter, Instagram und Facebook für euch und bauen auf eure Beteiligung.

Autor: Janik Aschenbrenner

In meinem Freundeskreis dreht sich alles um die Blau-Weißen, für die ich in meiner Jugend selbst die Schuhe schnüren durfte - so kommt es, dass der VfL auch mich nicht los lässt. Durch meine Affinität zur Spielanalyse und Trainingslehre bin ich ansonsten bei Konzeptfußball zu finden. Fußball ist für mich eine Kunstform, die ich mitgestalten möchte.
Twitter: @Janik_Asc / janik.aschenbrenner@einsachtvieracht.de

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