Zulj-buchmäßige Standards

Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Der VfL holt drei wichtige Punkte an der Bremer Brücke in Osnabrück. Dominant in der ersten Halbzeit und mit kontrolliertem Risiko im zweiten Durchgang festigt unser VfL seine Position im Rennen um den Aufstieg. 

Findet der VfL zurück in die Siegesstraße? Nach zwei Niederlagen in Folge stand hinter dieser Frage durchaus das ein oder andere Fragezeichen. Vor allem die Belastung der letzten 14 Tage war für einen Zweitligisten nicht unerheblich. Nach der Rotation im DFB-Pokal am Mittwoch schickte Coach Thomas Reis nach seiner Vertragsverlängerung bis 2023 wieder die erwartet Elf ins Rennen. 

Zurück zur gewohnten und dominanten Spielanlage

Ein neuer Goalgetter beim VfL? Captain "Toto" Losilla - Bild: VfL Bochum
Ein neuer Goalgetter beim VfL? Captain „Toto“ Losilla – Bild: VfL Bochum

Die gewohnte Dominanz in der Spielanlage zeigt der VfL in der ersten Halbzeit gegen tiefstehende Gastgeber. Ball und Gegner wurden laufen gelassen, man erarbeitete sich ordentlich Chancen, aber aus dem Spiel heraus sollte es nicht klappen. Gerrit Holtmann fand erst Simon Zoller mit einer Flanke und später Herbert Bockhorn nach einem Konter im gegnerischen Strafraum, beide scheiterten allerdings an Torhüter Kühn.

So mussten zwei Eckbälle von Robert Zulj als Dosenöffner herhalten. Erst zwang Simon Zoller seinen Bewacher Bashkim Ajdini zu einer Rettungstat, die im eigenen Netz landete und dann nickte Kapitän Toto Losilla am kurzen Pfosten zur 2:0-Führung ein! Nachdem bisher nur die Freistöße als Standards sich bei der Elf von Thomas Reis als gefährlich erwiesen, kamen nun auch noch die Ecken dazu. Eine Qualität, die in den nächsten Wochen als Waffe sicherlich noch wichtig sein kann.

Die Hausherren wurden wenn über Ex- Zebra Kevin Wolze und die linke Seite gefährlich, Manuel Riemann hatte die zumeist zentral platzierten Bälle aber immer sicher und trieb seine Vorderleute in gewohnter Manier zu mehr Wachsamkeit an.

 Anspannung auf dem heimischen Sofa

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit ließ der blau-weiße VfL nicht viel anbrennen und hatte sogar durch Simon Zoller die Möglichkeit, die Führung aufzubauen. Man agierte robust in den Zweikämpfen, mit denen die Gastgeber versuchten, mehr Unruhe ins Spiel zu bringen und den abgeklärten Spielaufbau der Bochumer zu stören.

Bis zum Gegentor in der 64. Minute durch einen direkten Freistoß von Sebastian Kerk zum 2-1 ließ einen Gefühl nicht los, dass das alles irgendwie „zu einfach“ ist. Nach dem Gegentor wurde das Spiel auch deutlich offener, Osnabrück schnupperte Morgenluft und die gezeigt Dominanz der ersten Halbzeit war nicht wiederzufinden. Ja, richtig zwingend wurde der VfL aus Osnabrück nicht, aber komplett ruhig und entspannt war sicherlich keiner mehr auf dem heimischen Sofa. Der Sekundenzeiger schien sich nur sehr schleppend nach vorne zu bewegen. Platt von den letzten Tagen, gewollt nur das Nötigste zu investieren oder war Osnabrück nun doch deutlich stärker und frischer? Man weiß es nicht. Gereicht hat es am Ende trotzdem für die wichtigen drei Punkte.

Abgeklärt und souverän aufgrund der Sondersituation?

Natürlich fehlen die Fans im Stadion – aber irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass die fehlende Emotionalität im Stadion in dieser Spielzeit ein Faktor dafür ist, dass die Mannschaft ihren Stiefel oft gut runterspielen kann. Oft kein Feuerwerk, aber mit eine gewissen Souveränität präsentiert sich die Mannschaft auf dem Rasen. Sicherlich, die zweite Halbzeit hatte mehr Potenzial, man hätte noch dominanter auftreten können, aber manchmal reichen eben „zulj-buchmäßige“ Standards. Eine Effizienz, die man beim Gegner immer lobend erwähnt und als Ausdruck großer Qualität sieht.

Die Fans fehlen, doch trägt das zur unaufgeregten Spielweise des VfL bei? Foto: Tremark Fotografie

Doch was man unbedingt abgestellt muss, sind die vielen „dummen“ gelben Karten. Gamboa hat in jedem Spiel seit seiner Gelbsperre wieder eine Gelbe kassiert. Das ist zu viel. Auch schränkt man sich mit so vielen Vorbelastungen stark in der Hinsicht der Möglichkeit der taktischen Fouls ein.

Der VfL ist auf Kurs Aufstieg. Das Umfeld ist ruhig. Die Mannschaft ist gefestigt. Das Team rund ums Teams hat alles im Griff, was in dieser Ausnahmesituation sicherlich nicht selbstverständlich ist. In diesem Jahr ist der große Wurf so nah wie nie. Vielleicht brauchte es die Sondersituation um Corona, um nach immer wieder ordentlichen Ansätzen in den letzten  Jahren, bei denen am Ende aber immer wieder irgendetwas fehlte, den Sprung nach oben zu schaffen. 

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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