Das einsachtvieracht-Trainerbüro berät über Änderungen vor dem Auswärtsspiel beim MSV Duisburg

Raucht steigt aus dem Trainerbüro empor! Wir haben keinen neuen Papst gewählt, die Köpfe rauchen jedoch ob der Aufstellung für das Auswärtsspiels beim MSV Duisburg. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)
Mit der Rückennummer 29 lief Maxim Leitsch lange für unseren VfL auf. Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Autor: Steven Ongsiek

Das erste Saisonspiel ist vorbei. Leider ist unser VfL, trotz einer guten Vorstellung gegen den Favoriten aus dem Rheinland, leer ausgegangen. Doch viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt nicht. Am Samstag steht bereits das nächste schwere Spiel an. Wie in der der Vorsaison geht es am 2. Spieltag auswärts zum MSV Duisburg . Das einsachtvieracht-Team nimmt vorher wichtige Themen unter die Lupe…

Die erste Halbzeit hat gezeigt, dass man einen Aufstiegsfavoriten im Griff haben kann. Nun ist Kontinuität gefragt. Das System und die Startelf müssen auch gegen Duisburg ran!

Tobias Wagner Die erste Halbzeit gegen den Effzeh war überzeugend. Kontinuität kann der Mannschaft sicher nicht schaden. Trotzdem würde ich nicht dogmatisch mein System durchziehen. Duisburg ist ein vollkommen anderer Gegner als Köln. Ilia Gruev hat eine neue Fünferkette installiert. Im 5-2-1-2 wird defensiv die Breite und vorne das Zentrum kontrolliert. Die Außenverteidiger werden somit zu den zentralen Spielmachern. Mit zwei klaren Stürmer kommt auf die Innenverteidiger einiges zu. Am Personal muss aus meiner Sicht jedoch nichts geändert werden.

Alle Feldspieler haben am Samstag gute bis ordentliche Leistungen gebracht und somit eine zweite Chance verdient. Eine taktische Variante wäre jedoch eine asymmetrische Viererkette, bei der Danilo Soares (oder Ersatzmann Timo Perthel) weiter vorrücken, so dass Maxim Leitsch, Tim Hoogland und Jan Gyamerah eine Überzahl gegen die beiden Stürmer des MSV haben. Im Ballbesitz können die dynamischen Leitsch und Gyamerah über die Seiten aufrücken und das Spiel aufbauen, während Soares/Perthel und Kruse die Wingbacks in der Tiefe binden.  Mit Anthony Losilla, Robert Tesche, Milos Pantovic und Sidney Sam haben wir genügend Präsenz gegen das Duisburger Mittelfeld. Das sollte passen!

Könnte durch Timo Perthel ersetzt werden – Danilo Soares Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Sebastian Hettmann – Die Mannschaft vom Samstag hat das ordentlich gemacht, allerdings hat der Wechsel von Danilo Soares zu Timo Perthel unsere Mannschaft eine Stärke verleiht, die wir lange vermisst haben. Die Überladung der linken Seite war situativ wieder das, was uns in der Hochphase unter Gertjan Verbeek stark gemacht hat. Bereits im vergangenen Jahr konnten wir Duisburg erst wehtun, als wir von den spielstarken Außenverteidigern und Außenstürmern hin zu athletischen Flügeln gewechselt haben. Janik Bandowski machte ein fantastisches Spiel, ähnliches traue ich Timo Perthel zu.

Ansonsten bleibt für mich Robbie Kruse seit einigen Monaten ein Fragezeichen. Seine Spielfreude blitzt zeitweise auf und er kreiert Chancen oder ist daran beteiligt. Im Anschluss taucht er jedoch weite Strecken des Spiels ab und vernachlässigt die Einordnung in die Defensive. Das galt jedoch nicht nur für Kruse, in der zweiten Halbzeit hatten wir teilweise ein Loch im Mittelfeld, größer als der Kemnader See. Das wird natürlich dem Tempo und den Temperaturen geschuldet sein, dennoch muss die defensive Grundordnung gewahrt werden.

Mein Wunsch wäre demnach Perthel statt Soares von Beginn an. Auf der Ersatzbank erwarte ich Tom Weilandt, damit wir eine Möglichkeit haben Kreativität ins Spiel zu bringen. Wer dafür leider keinen Platz auf der Bank haben wird, bleibt abzuwarten.

Riemann muss nach seinen Patzern auf die Bank!

Tobias Wagner – Riemann hatte tatsächlich einen gebrauchten Tag gegen Köln. Die Optionen im Kader sind jedoch kaum besser. Ich würde ihm deshalb eine zweite Chance geben. Auch um nicht direkt zu Saisonbeginn Unruhe rein zu bringen.

Machte nicht immer eine glückliche Figur gegen Köln – Manuel Riemann Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Steven Ongsiek – Nein, man sollte jetzt nicht schon nach dem ersten Saisonspiel wieder den Kopf in den Sand stecken und Riemann auf die Bank setzten. Sicher war die Situation mit Leitsch beim 0-1 Gegentreffer mehr als unglücklich und die Absprache zwischen Keeper und Abwehrspieler war nicht gegeben, dennoch bin ich der gleichen Meinung wie Tobias, dass ein Torwartwechsel zum jetzigen Zeitpunkt der Saison nur Unruhe in die Mannschaft und das Umfeld bringen würde.

Tom Weilandt muss in den 18er Kader! Er gibt uns neue Optionen, die gegen Köln gefehlt haben.

Tobias Wagner – Das Fehlen flexibler offensiver Mittelfeldspieler im Kader war gegen Köln tatsächlich ein Problem. Ohne Saglam und Weilandt konnte Dutt nur klar defensive (Perthel, Fabian, Celozzi, Janelt) oder offensive (Wurtz, Ganvoula) Kräfte auf den Rasen werfen. Die Folge war eine zweigeteilte Mannschaft und der Verlust der Spielkontrolle. Gegen den MSV wird Kreativität aus dem offensiven Mittelfeld noch wichtiger werden, da die Duisburger nicht die Räume wie der Effzeh anbieten werden. Es macht deshalb Sinn, auf Fabian zu Gunsten von Weilandt zu verzichten. Sollte ein IV ausfallen, könnten immer noch Gyamerah (dann Celozzi als Außenverteidiger) oder Losilla (dann Janelt im defensiven Mittelfeld) einspringen.

Ein Knöchelbrecher für die gegnerischen Verteidiger: Tom Weilandt im Dribbling. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Claudio Gentile – Ich sehe das ganz ähnlich wie Tobias. Mit Weilandt würde man einen Spielertyp auf der Bank haben, der durchaus mal mit einer kreativen Einzelaktion den Dosenöffner geben kann. Hinterseer, Wurtz und Ganvoula bespielen zu ähnliche Räume, als dass sie zusammen auf dem Platz wirklich eine taktische Option, abgesehen von der Brechstange, darstellen können.

Stefan Zils – Auch wenn es mir um Weilandt leid tut, der eine gute Vorbereitung gespielt hat und dem nichts vorzuwerfen ist, ich hoffe noch, dass Sebastian Maier zumindest eine Option für den 18er-Kader wird, dann bliebe für Weilandt aber wieder nur die Tribüne übrig.

Pantovic war eine zentrale Figur im Offensivspiel des VfL! Er bleibt in der Mannschaft.

Tobias Wagner – Pantovic hat seine Aufstellung mehr als gerechtfertigt. Hoher läuferischer Einsatz, gutes Bewegungsspiel, sinnvolle Dribblings und starkes Positionsspiel gegen den Ball sorgten für ein starkes Debüt. Ich würde mich freuen, wenn er diese Stärken gegen Duisburg bestätigt.

Steven Ongsiek – Pantovic hat mich ehrlich gesagt gegen Köln überrascht. Erstens hätte ich nicht gedacht, dass er als Startelfkandidat für Dutt in Frage kommt gegen Köln. Zum anderen zeigte er eine wirklich gute und überzeugende Leistung. Er war ein belebender Faktor im Offensivspiel des VfL. In meinen Augen könnte Pantovic ein Spieler werden für den VfL, welcher jahrelang gefehlt hat – quasi ein offensives Allroundtalent. Er muss definitiv in der Mannschaft bleiben!

Unser Capitano Stefano Celozzi muss zurück in die Startelf!

Tobias Wagner – Wenn der VfL die klassische 4-2-3-1-Anordnung beibehalten will, dann wäre Celozzi eine interessante Option. Die defensiven Außen bleiben in Duisburgs Pressingformation initial frei. Unser Capitano könnte also durchaus seine Stärken im Aufbauspiel einbringen. Da für ihn jedoch entweder Gyamerah oder Hoogland (Gyamerah in der Innenverteidigung) weichen müssten, sehe ich den Verlust größer als den Gewinn an. Aus meiner Sicht muss sich Celozzi vorerst weiter gedulden.

Claudio Gentile – Auch hier bin ich bei Tobias. Hoogland hat bei vielen Fans einen extrem schweren Stand und ist komischerweise der erste, der bei allen mögliche Wunschaufstellungen aus der ersten Elf gekickt wird. Gegen Köln war er mit 5 abgefangenen und  7 geklärten Bällen allerdings ein wichtiger Stabilisator hinten drin. Unsere Hintermannschaft hat gepasst. Aber eigentlich eine „nette“ Situation, dass wir über solche Luxusprobleme schwadronieren können, ob jetzt Hoogland, Gyamerah oder Cello in der Startelf stehen soll.

Stefan Zils – Im Gegensatz zu meinen taktisch wesentlich besser ausgebildeten Kollegen wie Tobias bin ich generell kein so großer Freund von Celozzi. Ist für mich ein solider Spieler, sehr verlässlich, aber seine Pässe sind viel zu oft quer/nach hinten oder er macht das Spiel langsam (aus der Live-Sicht, das mag in einer Komplettanalyse eines Spiels möglicherweise auch anders aussehen). Zudem bin ich ein absoluter Fan der Spielweise von Gyamerah, bei mir wäre dieser immer gesetzt. Wie Claudio schon sagte, letztlich sind es aber alles Luxusprobleme.

 

Luxusprobleme auf der rechten Defensivseite – Gyamerah oder Cello in die Startelf? Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Sebastian Hettmann – Ich sehe unsere Mannschaft gegen Duisburg mit Perthel und Gyamerah auf den Außenverteidigerpositionen stärker, da ich ein kampfbetontes Spiel erwarte mit viel Athletik der Duisburger. Im letzten Jahr waren wir spielerisch dominant, hatten aber keine Durchschlagskraft. In diesem Jahr sollten wir den „Kampf“ direkt annehmen und dafür zählen die beiden genannten Außenverteidiger zu den besseren Optionen. Es wird aber Spiele geben, in denen Danilo Soares und Stefano Celozzi unserer Mannschaft mehr geben werden.

Wir brauchen mehr Präsenz im gegnerischen Strafraum! Einer der offensiven Mittelfeldspieler muss für Silvère Ganvoula weichen.

Tobias Wagner – Klares Nein. Das Spiel gegen den Effzeh hat deutlich gezeigt, dass wir viel stärker sind, wenn wir den Ball flach halten und uns in Richtung Strafraum und Grundlinie kombinieren. Gegen die drei Innenverteidiger des MSV würden sich unsere Stürmer nur aufreiben und wir verlieren eine Anspielstation im offensiven Mittelfeld. Ich bevorzuge deshalb eine weiteren Einsatz von Pantovic oder Sam.

Stefan Zils – Ich würde sogar noch eher Hinterseer rausnehmen und mit Pantovic und Kruse vorne flexibel agieren als Ganvoula rein zu nehmen. Ähnlich wie früher schon bei Lokvenc verleitet es die Mitspieler dann auch, die Verantwortung von sich zu schieben und einfach Langholz in die Mitte zu geben. Zudem bin ich mir unsicher, ob sich Hinterseer und Ganvoula nicht eher auf den Füßen stehen würden.

Sebastian Hettmann – Weiterhin nur, wenn der Spielverlauf es verlangt. Ich hoffe, dass es Samstag nicht der Fall sein wird! Im Gegensatz zu Stefan Zils hat Lukas Hinterseer einen Stein bei mir im Brett. Das liegt nicht an den Toren, sondern an der Art wie er für die Mannschaft arbeitet. Demnach bleibt unser Sturmführer in der Mitte und sein Knoten platzt hoffentlich bereits am zweiten Spieltag. Ganvoula hat jedoch gute Ansätze gezeigt. Seine Art den Ball zu behaupten kann den Spielfluss fördern, sofern unsere Außenbahnspieler erst nachrücken müssen. Er sitzt Hinterseer bereits im Nacken!

Timo Perthel verleiht uns mehr Wucht über Außen! Soares muss auch bei rechtzeitiger Genesung den Platz räumen.

Tobias Wagner – Mir gefiel Soares gegen Köln sehr gut. Defensiv war er aufgrund der eingerückten Rolle Sams und der nach rechts verschobenen Doppelsechs ziemlich auf sich allein gestellt. Da konnte er nicht besonders gut aussehen. Viel ließ er trotzdem nicht zu. Offensiv steuerte er in 45 Minuten zwei Pässe zu Torschüssen sowie das Foul zum vermeintlichen Elfmeter bei. Er wäre bei rechtzeitiger Genesung deshalb mein Favorit.

 

Starkes Comeback am vergangenen Samstag: Timo Perthel. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Steven Ongsiek – Hier teile ich nicht die Meinung von Tobias. Nach meinem Geschmack hatte Soares gegen Köln einen gebrauchten Tag. Defensiv stand er überwiegend – um nicht zu sagen immer- schlecht und die Angriffe der Kölner gingen primär über seine linke Abwehrseite. Hinzu kommt, dass er mehrere Eins-gegen-Eins Duelle verloren hat. Einzig in der Offensive zeigte er hin und wieder seine Qualitäten. Der Angriff vor dem nicht gegebenen Elfmeter war das Highlight seines Spiels. Dass er verletzt weichen musste, tat dem Spiel des VfL nicht besonders weh. Perthel hat definitiv in den zweiten 45 Minuten mehr überzeugt und muss demnach für Soares auf dem Platz stehen gegen Duisburg.

Stefan Zils – Ich bin da auf der Seite von Tobias, bei den großen Lücken vor und neben ihm konnte Danilo eigentlich nur schlecht aussehen. Und mit Risse und Clemens hatte er zudem nicht nur Fallobst gegen sich, sondern gestandene Bundesligaspieler. Trotzdem machte er durch einige gelungene Defensiv- wie Offensivaktionen auf sich aufmerksam, wobei ich ihn aufgrund der gelben Karte und danach folgender Ermahnung wegen Meckerns auch ohne Verletzung ausgewechselt hätte, da das Risiko einfach zu groß wurde.

Sebastian Hettmann – Während des Spiels sah ich Soares als nicht so stark an. Das lag aber vor allem an der Emotionalität. In der Nachbetrachtung machte er ein ordentliches Spiel. Dennoch bleibe ich dabei, dass Timo Perthel uns gegen Duisburg mehr geben kann als Danilo Soares. Zielstrebigkeit, Athletik und Kompromisslosigkeit können in einem vermutlich eher kampfbetonten Spiel gegen Duisburg helfen. Einzig die Fitness von Perthel bleibt für mich mit Vorsicht zu genießen, weshalb ich die Gefahr sehe, dass er „verheizt“ wird.

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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