Der VfL Bochum hat unter der Führung von Robin Dutt und Heiko Butscher in den letzten 10 Spielen 21 Punkte geholt. Dabei ging das erste Spiel noch verloren. Seitdem sind unsere Jungs ungeschlagen und konnten dabei 6 Siege in 9 Partien einfahren. Was hat das neue Trainerteam getan, um den Erfolg zurückzuholen?
Es sind drei Schlagworte, die den aktuellen Erfolg beschreiben: Stabilität, Ordnung und dynamische Raumnutzung. Der erste Punkt ist dabei sicherlich der Wichtigste. Er betrifft überwiegend die Rahmenbedingungen und löste vor allem psychologische Hemmnisse. Die weiteren Punkte betreffen direkt die Arbeit des Trainerteams und das taktische Verhalten des Teams auf dem Feld.
Stabilität im Umfeld, Stabilität auf dem Rasen
Mit der Absetzung von Sportvorstand Christian Hochstätter und der Neubesetzung der Führungsetage kehrte wieder Ruhe im Umfeld ein. Die Mannschaft konnte sich endlich wieder rein auf die Geschehnisse auf dem Rasen konzentrieren. Doch auch auf dem Platz gibt es eine neue Stabilität. Sehr schnell kristallisierte sich eine Stammbesetzung und eine Grundformation heraus. Die Tage des ständigen Wechsels von Personal und taktischer Ordnung unter Jens Rasiejewski sind vorbei. Aus Stabilität in den Rahmenbedingungen und Anforderungen entstand Stabilität in den Leistungen.
Klare Ordnung wohin man sieht
Klare Hierarchien und Prinzipien schaffen beim VfL Ordnung auf allen Ebenen. Im Trainerteam gibt es mit dem erfahrenen Fachmann Robin Dutt und dem empathischen, mannschaftsnahen Co-Trainer Heiko Butscher klare Rollen. Jeder kann seine Stärken voll einbringen. Die beiden funktionieren hervorragend zusammen.
Im Team haben die Führungsspieler Patrick Fabian, Tim Hoogland und Anthony Losilla jetzt wieder sichere Stammplätze und können je nach Situation Feingeistern wie Robbie Kruse und Sidney Sam den dringend benötigten Zuspruch oder Tritt geben. Sam hat den Rückhalt des Trainers und weiß, dass er auch etwas riskieren kann, ohne direkt den Verlust des Kaderplatzes befürchten zu müssen. Durch die klaren Stammpositionen in gleichbleibender Ordnung im 4-2-3-1 können die Spieler an den kleinen, aber so wichtigen Details arbeiten. Womit wir bei den taktischen Prinzipien sind.
Unter dem neuen Trainerteam gibt es klare Ideen, nach denen sich die Mannschaft in jeder Situation richten kann.
Gegen den Ball wird nun klar raum- und ballorientiert verteidigt. Die Zeiten sind vorbei, in denen es auf den Erfolg im Kampf Mann gegen Mann ankam. Das Team nutzt die Kompaktheit der Formation, um Passwege zu belauern und den bespielbaren Raum klein zu halten. Durch die kürzeren Abstände zwischen den Spielern und die Orientierung am Ball gibt es auch bei verlorenen Zweikämpfen schnell Unterstützung. Das gibt Sicherheit und Stabilität.
Mit dem Ball wird wie unter Gertjan Verbeek auf ein dominantes Spiel mit viel Ballbesitz gesetzt. Im Gegensatz zum Heavy Metal Angriffsfußball des Niederländers ist der Ballbesitz unter Dutt jedoch noch choreographierter und eleganter gestaltet. Der Gegner wird durch geduldiges Aufbauspiel mit Flachpässen und kurzen Dribblings durch die Kompaktheit filetiert. Die Voraussetzung dafür werden durch den dritten angesprochenen Punkt, die dynamische Raumnutzung, geschaffen.
Bewegungsspiel in Perfektion – erst Locken, dann Überspielen
Die größten taktischen Fortschritte hat das Team unter dem neuen Trainerteam im Bewegungsspiel gemacht. In Ballnähe finden stets Rotationsbewegungen statt, bei denen Spieler ihre Position verlassen, der freie Raum jedoch sofort von einem neuen Spieler besetzt wird. Solche Mechanismen gibt es insbesondere zwischen den zentralen Mittelfeldspielern. Losilla verlässt den rechten Sechserraum, indem er entweder zentral ab- oder nach rechts herauskippt. Tesche und Stöger reagieren direkt auf diese Bewegungen, indem sie zentral einrücken oder zurückfallen. Auch die Außen- und Innenverteidiger verschieben entsprechend – wirklich alle ballnahen Spieler sind in Bewegung.
Diese ständige Bewegung hat mehrere Vorteile. Der Gegner muss seine Zuordnungen stets anpassen. Geht der Zehner des Gegners mit Losilla mit oder übergibt er an den Flügelspieler? Verfolgt der Sechser Stögers Zurückfallen oder übergibt er an den Zehner. Diese kurzen Phasen des Überlegens kann der VfL nutzen. Das die eigenen Spieler bereits in Bewegung sind sorgt dabei für einen weiteren Vorteil. Pässe können direkt in der Bewegung mitgenommen werden und der Tempovorteil hilft, den direkten Gegenspieler zu überwinden. Die erste Linie ist gebrochen. Mit Stöger und Sam, aber auch mit Kruse, Losilla und Tesche verfügt der VfL über gute Dribbler, die solche Situationen sehr stabil nutzen können.
Die Durchbrüche erfolgen zumeist innerhalb der Defensivformation des Gegners. In der Folge zieht sich dieser noch enger zusammen, wodurch der VfL die Dynamik seiner Außen nutzen kann, um die frei werdenden Flügel zu bespielen. Durchbrüche zur Grundlinie und scharfe Flanken wurden deutlich forciert. Einer der Nutznießer ist Stürmer Lukas Hinterseer, der nun endlich die Bälle mit dem Gesicht zum Tor verwerten kann.
Fazit
Der Aufschwung des VfL ist sicherlich stark durch die Ruhe im Umfeld bedingt, doch auch in der Mannschaftsführung und Taktik haben Butscher und Dutt die richtigen Stellschrauben identifiziert. Die klare Ordnung gibt dem Team Stabilität und durch die neuen Prinzipien mit und gegen den Ball können die Spieler ihre Stärken viel besser ausspielen. Auch wenn es diese Saison mit der Relegation wohl nicht mehr klappt, kann der Ausblick auf die neue Saison mit viel Hoffnung verbunden werden.
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