Der Aufstiegskampf wird präsentiert von Doppelherz

Unsere Jungs bedanken sich bei der Ostkurve. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Dieses Freitagabendspiel anne Castroper hatte alles: Ein bundesligareifes Publikum, zwei Traditionsvereine, spielerische Höhepunkte, Kampf und Leidenschaft und natürlich alles im wunderschön Schein des Flutlichts. Unser Jungs konnten auch das vierte Spiel in Folge gewinnen und sind nun während der heißen Schlussphase der Saison mittendrin im Aufstiegsrennen! Der Weg zum Heimsieg gegen die Lauterer war jedoch ein steiniger.

Der Ersatz für Danilo Soares links hinten: Philipp Ochs. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Das Spiel versprach schon vorab einiges an Spannung, galt es für die Gäste vom 1. FC Kaiserslautern drei Punkte gegen den drohenden Abstieg in die dritte Liga zu sammeln und für unsere Jungs darum eventuell noch ins Aufstiegsrennen einzugreifen. Beide Teams hatten also viel zu gewinnen und einiges zu verlieren. Unsere Jungs konnten sich durch tolle, fußballerische und leidenschaftliche Spiele zuletzt von den Abstiegsrängen distanzieren und befinden sich nun wieder im Rennen um den Aufstieg. Wie so oft bereits geschrieben und gesagt: Verrückte zweite Liga.

Die Problematik mit den Außenverteidigern

Der abkippende Losilla sichert mit Tesche, Hoogland und Fabian zusammen die hoch aufrückenden Gündüz und Ochs ab.

Unser Chef-Trainer Robin Dutt vertraute zuletzt seiner Stammelf und baute diese nur um, wenn Verletzungen oder Sperren eine Änderung erzwungen haben. Auch für das Spiel gegen die roten Teufel musste sich Robin Dutt etwas einfallen lassen, konnten mit Jan Gyamerah, Stefano Celozzi und Danilo Soares die drei ersten Optionen auf den Außenverteidigerpositionen nicht mitwirken. Gerade gegen die Lauterer eine enorme Schwächung, warten dort mit Osayamen Osawe und Brandon Borrello zwei Spieler, die für die Lauterer oftmals den Unterschied ausgemacht haben. Gerade mit ihrer Schnelligkeit und Abschlussstärke sind sie stets eine Gefahr für das Tor der Gegner. Wie Robin Dutt den Ausfall der Außenverteidiger auffing, war jedoch genial. Mit Philipp Ochs und Selim Gündüz starteten zwei etatmäßige Flügelstürmer auf den Positionen, wobei beide diese selten bis gar nicht in einer Viererkette gegeben haben, sondern in einem 3-5-2. Um unseren beiden laufstarken Jungs also eine Absicherung zu verschaffen und sie zu unterstützen, ließ sich Anthony Losilla im Ballbesitz in eine Dreierkette mit Tim Hoogland und Patrick Fabian fallen, wodurch Ochs und Gündüz aufschieben konnten und Sam und Kruse weiter innen agierten. Dadurch konnte das Spiel breit aufgebaut werden und doppelte Absicherungen waren gegeben. Robert Tesche und Kevin Stöger agierten dabei heute erneut als kongeniales Duo im Mittelfeld, wobei jeder seinen horizontalen Raum besetzte und Tesche immer wieder klug die entstandenen Löcher in der Defensive stopfte. Ein Wort zur mannschaftstaktischen Leistung: Spitze! Die Grundordnung des 4-4-2 wird von allen eingehalten, die Abstände stimmen, sofern kein Ballverlust im Umschaltspiel passiert, und die Gegner haben in den letzten Wochen arg zu kämpfen sich Chancen zu erarbeiten. Sinnbildlich eine Szene während der ersten Halbzeit als Lukas Hinterseer im Vollsprint von der rechten Seite zurück an seinen Platz in der Ordnung übergeht. Klasse, so will man das als Trainer sehen!

90 Minuten Vollgas – Auf und neben dem Platz!

Ein tolles Bild gab die Ostkurve bereits vor und zum Anstoß ab!

Leider passten zu Beginn des Spiels die Absicherungen noch nicht, wodurch ein Fehlpass von Tim Hoogland in der 7. Minute zur überraschenden Führung durch Halil Altintop führte. Die Lauterer nutzten mit einem Tempolauf die unsortierte Hintermannschaft unseres VfL aus und Altintop hatte frei vor Riemann keine Probleme beim Torabschluss. In der Folge stabilisierte sich unsere Elf und hatte das Spiel vollkommen im Griff. Was folgte war eine Symbiose aus Leidenschaft auf dem Feld und Leidenschaft auf den Rängen, wodurch es so laut im Ruhrstadion wurde wie schon lange nicht! Die Stimmung heute war spitze und das übertrug sich auf den Rasen. Unsere Jungs dominierten die Lauterer und konnten sie komplett in der gegnerischen Hälfte einschnüren, wodurch der Ausgleich durch Lukas Hinterseer, natürlich Hinterseer (wer auch sonst?), absolut folgerichtig war. Toll, dass das Tor nach einem Standard fiel! In dieser Druckphase führte ein weiterer Standard zur Führung. Kevin Stöger zog den Ball auf die Sechzehnerkante, an der Tim Hoogland lauerte und den Ball ins Getümmel köpfte, wobei zuletzt Osawe den Ball ins eigene Tor bugsierte. Anscheinend hat die Mannschaft zuletzt ein wenig Zeit zum Einstudieren von Standardsituationen geopfert, eine einfache und heute sehr effektive Waffe und in dieser Saison unter anderen Trainern eigentlich eine Schwäche. Das Ruhrstadion stand Kopf und die gesamten 23.042 Zuschauer standen immer wieder auf, um dem VfL zu applaudieren und anzufeuern. Auch der neue „V-f-L“ Wechselgesang klappte hervorragend! Toll, dass der Support wieder zentral angestimmt wird und von Spiel zu Spiel lauter und abwechslungsreicher wird! Großes Lob an dieser Stelle!

Das wichtige 3:2 durch Kevin Stöger! Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Die Befürchtung, dass die roten Teufel mit dem Mut der Verzweiflung anlaufen würden, war leider berechtigt. Die Gäste konnten mit ihrem zweiten Torschuss recht fix nach dem Pausentee den Ausgleich erzielen. Kapitän Stipe Vucur, übrigens ein Spieler, der uns gut tun würde im Sommer, war der Torschütze. Im Anschluss übernahm erneut der VfL Bochum und konnte, getragen von den Zuschauerrängen, das Spiel wieder etwas mehr kontrollieren. Deutlich wurde der Missstand der fehlenden Außenverteidiger, als Selim Gündüz in der 72. Minute das Spielfeld komplett entkräftet verlassen musste. Johannes Wurtz kam für ihn in die Partie und rückte hinter Lukas Hinterseer, wodurch Kevin Stöger auf die Sechs wich und Robert Tesche hinten rechts verteidigen musste. Hierdurch fehlte zunehmend die Stabilität im Zentrum, die Robert Tesche unserer Mannschaften in den letzten Spielen zusammen mit Anthony Losilla verliehen hat.

Aus dem Nichts wurde ein Schuss vom Lauterer Rechtsaußen Borrello gefährlich, landete jedoch nur am Pfosten. Im Anschluss hatte auch unser VfL wieder mehrere gute Angriffe und Torchancen. Der Fallrückzieher von Anthony Losilla hätte definitiv ein Tor verdient gehabt, der Ball landete aber leider knapp neben dem Tor. Zum Glück konnte Kevin Stöger aber in der 81. Minute den Ball im Netz unterbringen, in dem er aus kurzer Distanz das Leder an Torwart Kevin Müller vorbei ins rechte Eck einschob. Die Lautstärke im Ruhrstadion war tatsächlich ohrenbetäubend und Kevin Stöger wird seinen Namen vermutlich noch nie in dieser Lautstärke gehört haben!

Insgesamt konnte man den Heimsieg dann am Ende über die Zeit „retten“, wobei man eigentlich vorzeitig den Sack hätte zumachen können.

Was kommt in den kommenden Wochen auf uns zu?

Ein Garant für den Aufschwung derzeit: Lukas Hinterseer. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Der Klassenerhalt ist wohl endlich in trockenen Tüchern, wodurch Sebastian Schindzielorz derzeit einige Trümpfe in der Hand haben dürfte, um andere Offerten aus der zweiten Liga auszustechen ob der Planungssicherheit und der derzeitigen Attraktivität des VfL. Der von uns bereits genannte Martin Kobylanski wird jetzt mit dem VfL Bochum in Verbindung gebracht und wäre eine super Verpflichtung für die Offensive. Auch bei anderen Spieler, deren Verträge auslaufen oder sich verändern wollen, könnten wir dadurch die Pole Position um eine Verpflichtung besetzen. Gute Aussichten für den Kader der kommenden Saison!

Auf dem Rasen erwartet uns möglicherweise ein versöhnliches Ende einer Saison, in der die Gefühle zum VfL Achterbahn fahren und rund um den VfL Bochum mehr passiert, als in den letzten Jahren zusammen. Auswärts bei Greuther Fürth, daheim gegen Erzgebirge Auge, in Berlin an der alten Försterei und zum Saisonfinale im Schmuckkästchen an der Castroper Straße gegen Jahn Regensburg. Die kommenden beiden Spiele werden zeigen, ob man noch einmal im Kampf um Platz 3 mitmischt und ob wir beim Saisonfinale mit „Doppelherz“ auf Nummer sicher gehen sollten und das Pharmaunternehmen den Sponsor of the Day geben sollte. So oder so: Die Mannschaft spielt Fußball und das ist verdammt geil anzusehen!

Autor: Sebastian Hettmann

Als ich zum ersten Mal bewusst im Ruhrstadion war, spielte der VfL Bochum in der Saison 2002/2003 gegen den Hamburger Sport Verein und ein direkt verwandelter Eckstoß sowie einige Anekdoten von meinem Großvater lassen mich seither den Rothosen die Daumen drücken. Ich kam allerdings nie wieder vom Ruhrstadion los und bin seitdem regelmäßig ins Ruhrstadion gegangen. Seit der Saison 2006/2007 fiebere ich als Dauerkarteninhaber im Block N2 bei Spielen unseres VfL mit.

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