Thüringer Medien Cup: Gegnervorstellung – Rot-Weiss Erfurt

Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)
Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Am zweiten Tag des Thüringer Medien Cups trifft der VfL um 15:30 im Volksparkstadion in Gotha auf den Drittligisten Rot-Weiß Erfurt. Nicht nur dass unser designierter Co-Trainer Joseph Laumann dort das „Highlight“ seiner Karriere erlebte. Nein, der thüringische Hauptstadtclub ist der einzige deutsche Verein, der bislang keine Spielzeit in der dritten Liga verpasste. Wir von einsachtvieracht sind nicht nur sogar in Gotha vor Ort, sondern stellen euch auch den Gegner genauer vor.

Momentan plagen Finanzschwierigkeiten den Verein aus dem Steigerwald. Das Urgestein der Dritten Liga (oder darf man schon Dino sagen?) ist seit Gründung der 3. Liga im Jahre 2008 immer dabei. Warum nie zweite Liga? Zwei Mal erreichte Erfurt bereits Platz 5, einmal mit vier, ein anderes Mal sogar mit nur zwei Punkten Rückstand auf den Drittplatzierten. Doch am Ende reichte es entweder nicht für ganz oben, oder man landete im sicheren Mittelfeld. Letzte Saison musste man dann sogar sportlich um den Verbleib kämpfen. Am Ende landete Erfurt zwar auf Platz 14, jedoch mit nur drei Punkte denkbar knapp vor der Abstiegszone. Dass durch den Abstieg von 1860 München in die Regionalliga der SC Paderborn in der Liga bleiben durfte, erleichtert die Arbeit der Verantwortlichen von RW Erfurt nur unerheblich. Seit Jahren müssen die Erfurter aufgrund von Finanzengpässen einen günstigen Kader zusammenstellen, der gleichzeitig aber gleichzeitig auch konkurrenzfähig bleiben muss.

Fußball in Erfurt

Während die Anfänge des Fußballs in Erfurt bis in das Jahr 1895 zurückreichen, wurde Rot-Weiß Erfurt in der jetzigen Form erst im Jahr 1966 gegründet. Der SC Erfurt 1895, der auch Gründungsmitglied des DFB war, benannte sich später in Turbine Erfurt um, bis im Jahre 1966 der Name Rot-Weiß Erfurt angenommen wurde. In den Jahren 1954 und 1955 sicherte der SC Turbine Erfurt die DDR-Meisterschaft. Großen Anteil daran hatten die Torjäger Siegfried Vollrath und Konrad Wallroth, die regelmäßig einnetzten. Kapitän und Spielgestalter Helmut Nordhaus war in Erfurt eine lebende Legende und wurde ins Team des Jahrhunderts gewählt. Und auch der Zuschauerzuspruch in Erfurt war gigantisch. Jeweils über 20.000 Zuschauer besuchten die Spiele und bejubelten ihre Idole. Diese Zuschauerzahlen bleiben bis heute in Erfurt unerreicht.

Nach den zwei starken Jahren fiel Erfurt durch den Abgang von Trainer Hans Carl zu Hessen Kassel in ein kleines Loch und fiel kontinuierlich Richtung Tabellenende. Durch die Neugründung als Rot-Weiß Erfurt sollte so etwas wie eine neue Euphorie geschaffen werden. Doch genau dieser Versuch schlug schon im ersten Versuch fehl: Man stieg ab. Jedoch konnte dieser Betriebsunfall relativ schnell korrigiert werden mit dem Aufstieg. Und nicht nur das: Man arbeitete sich Schritt für Schritt wieder in der Abschlusstabelle nach oben. Besonders bekannt wurde damals Rüdiger Schnuphase (ja, der heißt wirklich so!), der für die DDR-Nationalmannschaft debütierte. 1985 qualifizierte man sich für den Intertoto-Cup und schlug dort unter anderem Fortuna Düsseldorf und Twente Enschede. In der letzten Oberliga-Saison 1990/91 erreichte Rot-Weiß Erfurt schließlich den dritten Tabellenplatz. Damit waren die Thüringer berechtigt am UEFA-Cup teilzunehmen, gleichzeitig wurden sie für die darauffolgende Saison in die 2. Bundesliga gruppiert. Während man sich in der ersten Runde gegen den FC Groningen durchsetzten konnte, schied man gegen Ajax Amsterdam relativ deutlich aus. Doch im DFB-Pokal konnte man überraschenderweise den FC Schalke aus dem DFB-Pokal kicken. Schalke rächte sich und verpflichtete den talentierten Erfurter Verteidiger Thomas Linke.

Der Einzug in den UEFA-Cup war für die Erfurter Träume dann doch etwas zu viel. Man stieg von der 2. Bundesliga in die Oberliga ab und konnte sich erst nach zwei Spielzeiten in die Regionalliga spielen. Es folgte lediglich nur noch ein Gastspiel in der Saison 2004/05 in der zweiten Liga, wo man allerdings relativ deutlich wieder abstieg. Seit 2008 spielt Rot-Weiß Erfurt in der dritten Liga und ist auf dem besten Weg dazu, ein echter Dino der dritten Liga zu werden.

Welche Spieler sind bei Rot-Weiß Erfurt groß geworden?

Clemens Fritz beispielsweise. Er wurde in Erfurt geboren und ging über die Stationen Leipzig, erneut Erfurt, Karlsruher SC und Bayer Leverkusen zu Werder Bremen, für die er seit 2006 aktiv ist und deren Kapitän ist. Und auch Thomas Linke spielte neun Jahre für Erfurt und landete über Schalke beim FC Bayern. Mittlerweile ist Linke als Sportdirektor bei Ingolstadt freigestellt. Kevin Möhwald, der beim 1. FC Nürnberg im zentralen Mittelfeld spielt, spielte ebenfalls 14 Jahre im Steigerwaldstadion.

Welche Spieler von Rot-Weiß Erfurt sollte man im Auge behalten?

Normalerweise würde von mir reflexartig „Okan Aydin“ kommen, der mit dem VfL ja auch schon einmal flirtete. Er hat Erfurt diesen Sommer aber verlassen und hat sich dem Chemnitzer FC angeschlossen. So bleibt mir noch Carsten Kammlott übrig. Kammlott spielt mit einer kurzen Unterbrechung bei einem Praktikum bei einem Werbeunternehmen seit 2001 für Rot-Weiß Erfurt. Kammlott ist absoluter Fanliebling und Identifikationsfigur. Im Oktober 2015 sorgte Kammlott mit einem Vorwärtssalto-Tor gegen Dynamo Dresden für ein äußerst sehenswertes Tor, was von Fernsehzuschauern sogar zum Tor des Jahres 2015 gewählt wurde. Auch der am Ende in Paderborn verschmähte Daniel Brückner ist eine zentrale Figur im Spiel von Stefan Krämer. Und Torhüter Philipp Klewin werden mehrfach höherklassige Angebote nachgesagt, denen er aber bisher widerstehen konnte.

Wie Verlief die Vorbereitung bei Erfurt bislang?

Torreich. Ähnlich wie der VfL schoss man sich gegen unterklassige Gegner warm. Gegen den Bischlebener SV gewann Erfurt 16:0, gegen den TSV Langewiesen sogar 27:0. Gegen den Regionalligisten BFC Dynamo setzte es dann allerdings gleich eine 1:2-Schlappe, während man gegen die Berliner Viktoria mit 2:0 die Oberhand behalten konnte. Am ersten Turniertag des Thüringer Medien-Cups verlor Erfurt gegen Bundesligist Hertha BSC mit 0:3. Ein Gewinn des Cups scheint somit eher unwahrscheinlich für Erfurt zu werden.

Autor: Matthias Rauh

Obwohl in Bayern wohnhaft besitze ich eine Dauerkarte beim VfL und versuche, jedes Heimspiel und jedes Auswärtsspiel im Süden vom VfL mitzunehmen. Meine Begeisterung für den VfL entwickelte sich in der Saison 2006/07, endgültig besiegelt wurde sie bei dem eigentlich völlig belanglosen Spiel Karlsruher SC gegen den VfL im Jahr 2008. Während eines Fußballturniers wollten meine Mannschaftskameraden in der Bundesligakonferenz ständig die Zwischenstände von Bayern München und Nürnberg wissen, ich erntete misstrauische Blicke, als ich den Zwischenstand von Bochum wissen wollte. Abstieg, Relegation, Funkel, Neururer... ich bin immer noch dabei und freue mich immer mehr auf Spiele wie Bochum gegen Sandhausen als Bayern gegen Dortmund.

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