Simon Zoller fehlt dem VfL Bochum beim Auftakt in die „March Madness“ am Samstag bei Greuther Fürth definitiv. Das bestätigte der Tabellenführer im Rahmen der Pressekonferenz vor dem Gastspiel beim Tabellendritten. Moritz Möller, Thorsten Amberge, Tobias Wagner, Sebastian Hettmann, Matthias Rauh, Janik Aschenbrenner und Timo Janisch von Einsachtvieracht zeigen gleich drei Möglichkeiten auf, wie der VfL zentralen Stürmer ersetzen kann.
Im Hinspiel führte Greuther Fürth unseren VfL in der ersten Halbzeit teilweise vor. Die Anpassungen in Richtung einer zurückhaltenderen Ausrichtung gegen Fürths Raute gingen überhaupt nicht auf. Seitdem hat sich viel getan. Thomas Reis hat die Pressinghöhe und Dominanz noch einmal deutlich erhöht. Die letzten Spiele gegen Rauten (Heidenheim, St.Pauli, Würzburg) wurden überlegen gewonnen. Das Ziel muss es also sein, auch in diesem Spiel dominant zu sein und Fürth nicht ins Spiel kommen zu lassen.
Tiefe attackieren und Raum für Robert Žulj öffnen
Mit Gerrit Holtmann, der in der Vorwoche gegen Würzburg erstmals in der Liga getroffen hat, und Danny Blum verfügt der VfL Bochum über zwei schnelle Flügelspieler, die gegen Fürth in jedem Fall in der Startelf stehen dürften. Statt eines klassischen Stürmers bietet es sich an, Zoller durch Holtmann zu ersetzen. Aus zentralerer Position als gewohnt könnte der 25-Jährige die Räume hinter den hochstehenden Außenverteidigern der Grün-Weißen anlaufen und die umgebaute Abwehr zurückdrängen. So würde er den Raum zwischen den Ketten im Zentrum für den nachrückenden Robert Žulj öffnen. Mit Danny Blum steht zudem ein zweiter abschlussstarker Spieler für Hereingaben nach Durchbrüchen Holtmanns zentrumsnah zur Verfügung.
Ein weiterer Vorteil dieser Option: Mit seinem Tempo und Antritt kann Holtmann im Anlaufen gegen den Ball ähnlich viel Druck ausüben wie der mobile Zoller. So kann man verhindern, dass Fürth sein dominantes Ballbesitzspiel aufzieht. Für den freigewordenen Posten auf dem Flügel empfehlen sich Miloš Pantović oder Thomas Eisfeld, die mit einer zentraleren Interpretation dieser Position das Mittelfeld gegen die Fürther Raute stärken bzw. gemeinsam mit Robert Žulj die Räume um den alleinigen Sechser überladen könnten.
Das Zentrum gegen die Fürther Raute stärken
Im Hinspiel überrumpelte die Spielvereinigung den damaligen Gastgeber vor allem im Zentrum. Als ein Schlüssel für die Dominanz galt Anfang November die zentrale Überzahl der Mittelfeldraute im 4-1-2-1-2. Sollte Thomas Reis erneut eine direkte Reaktion auf die Fürther Grundformation zeigen, würde Žulj als nomineller Zoller-Ersatz agieren, diese Rolle allerdings freier und tiefer als Zoller selbst interpretieren. Er würde somit die Räume um Fürths Sechser Hans Nunoo Sarpei blockieren. Die freie Position dahinter würden in diesem Fall Raman Chibsah, Erhan Masovic oder Thomas Eisfeld übernehmen – und somit für eine defensivere Grundordnung mit Dreierblock im Zentrum sorgen, die in dieser Kombination mit einem eigentlichen Zehner im Sturm auch quantitativ mit dem Fürther Vierer-Mittelfeld mithalten kann.
Mit Thomas Eisfeld und der falschen Neun Žulj wäre es auch möglich, selbst auf dominanten Ballbesitz zu setzen und Fürth müde zu spielen. Als Kehrseite der Medaille würde die Durchschlagskraft mit nur drei statt vier Offensivspielern wahrscheinlich sinken. Holtmann und Blum müssten immer wieder tiefe Läufe anbieten, um die fehlende Präsenz Zollers zu kompensieren.
Experimente meiden, Selbstvertrauen generieren
Die naheliegendste und „klassische“ Lösung wäre allerdings eine andere. Mit Silvère Ganvoula verfügt Bochum schließlich über einen klassischen Stürmer, der in der vergangenen Saison noch 19 Scorerpunkte gesammelt hat. Trotz teilweise auftretender Defizite im Spiel gegen den Ball, seiner Neigung zum Aufenthalt im Abseits und länger anhaltender Formschwäche (nur ein Saisontor) verfügt Ganvoula noch über genügend Qualitäten, um im so wichtigen Spiel eine Option für die Startelf zu sein. Der dritte verbliebene zentrale Angreifer, Soma Novothny, dürfte das direkte Duell gegen Ganvoula trotz besserer Ansätze im Spiel gegen den Ball verlieren.
Die Grundordnung könnte so unverändert bleiben und die Flügelzange in der wohl optimalen Besetzung aus Holtmann und Blum in die Partie gehen. Während Fürth die Räume vor der Viererkette verlässlich schließt, ist die – wohl nicht in Bestbesetzung antretende Innenverteidigung – mit dem Tempo und der Physis Ganvoulas eventuell ins Wanken zu bringen. Ganvoula könnte Profiteur und Vollender eines womöglich flügellastigen Offensivspiels gegen die zentrumsstarken Grün-Weißen sein – und im Optimalfall sogar Selbstvertrauen und Motivation für die finalen Saisonwochen sammeln.
In Sachen Mobilität und Spielstärke ist der 1,91-Meter-Mann Zoller und seinen bis dato schon 20 Scorer-Punkten zwar unterlegen, könnte dafür aber auch als Zielspieler für die langen Bälle von Manuel Riemann dienen. Hier muss allerdings die Balance gewahrt werden, um Bälle nicht vorzeitig herzuschenken und den Fürther zu viele eigene Ballbesitzphasen einzugestehen.
Pendelnde Außenverteidiger gegen der Ball
Der VfL kann die Zeit in der Defensive hoffentlich kurz halten, völlig vermeiden lassen wird sie sich jedoch nicht. Neben der numerischen Überzahl im Mittelfeld sind auch Fürths Außenverteidiger eine Waffe. Mit den beiden schwimmenden Stürmern Branimir Hrgota und Havard Nielsen versucht Fürth auch ohne explizite Flügelspieler die gegnerischen Außenverteidiger zu binden. Arbeiten die Flügelspieler nicht konsequent mit nach hinten, können David Raum und Marco Meyerhöfer riesige Räume am Flügel bespielen.
Um dies zu vermeiden und das Tempo unserer Flügel nach Ballgewinnen zu nutzen, wäre eine pendelnde Abwehrkette ein gutes Mittel. Der ballnahe Außenverteidiger würde dabei bereits früh und weit auf seinen Gegenüber vorrücken, um ihn früh zu stellen. Je nach Grundordnung entsteht ein 3-2-4-1 aus dem 4-2-3-1 bzw. ein 3-1-3-3 aus dem 4-3-3. In der letzten Linie bleibt eine 3 zu 2 Überzahl mit guter Zordnung. Die Sechser und Achter können das Zentrum halten und somit eine Unterzahl nach einem Pass ins Zentrum vermeiden.
Fazit
Wie auch immer Thomas Reis sich entscheidet. Der Kader bietet ihm viele Möglichkeiten, Zollers Ausfall zu kompensieren und gleichzeitig Feinanpassungen an Greuther Fürth vorzunehmen. Freuen wir uns auf ein tolles Fußballspiel zwischen den wohl stärksten Ballbesitzteams der zweiten Liga.
Laden...