Schattenseiten – Spieler im Abseits

Nicht immer war es um unser schönes Ruhrstadion so ruhig. Foto: Frank Vincentz
Nicht immer war es so ruhig um unser schönes Ruhrstadion

In einem Verein mit einer langen Tradition wie unserem gibt es natürlich neben den reinen, sehr wechselhaften, sportlichen Ergebnissen auch nicht immer nur „Friede, Freude, Eierkuchen“ um die Spieler selbst herum und deshalb werde ich mich hier einmal mit den dunkleren, zu einem gewissen Teil nicht sportlichen, Episoden des VfL oder um den VfL herum beschäftigen.

Doping

Lange Zeit ist Doping im Fußball überhaupt kein Thema gewesen (maximal hinter vorgehaltener Hand), doch am 16. Februar 1995 ging der VfL dann mit dem ersten Dopingsünder der Bundesliga in die Geschichtsbücher ein. Roland Wohlfarth, kurz vor der Winterpause vom AS St.Etienne zum VfL gewechselt, wurde bei einem Hallenturnier positiv getestet und anschließend gesperrt. Der damals 32jährige wollte nach der Winterpause beim VfL für einen guten Eindruck sorgen und nahm einen Appetitzügler namens Recatol N gegen sein Übergewicht. Leider war dort ein Inhaltsstoff auf der Dopingliste und Wohlfarth wurde für zwei Monate gesperrt. Wohlfarth und der VfL, es begann denkbar schlecht und so richtig glücklich wurde es nie, auch wenn er seinen Teil zum Aufstieg in der Folgesaison beitrug.

Doch dies war nicht der einzige positive Dopingtest beim VfL. Am 26. September 1998, bei einem Auswärtsspiel in Kaiserslautern, prallte Thomas Ernst mit dem Lauterer Michael Schjönberg zusammen, welcher sich dabei schwer verletzte. In der Halbzeit hatte Ernst von dem Zusammenprall dann selbst Kreislaufprobleme und bekam vom Mannschaftsarzt ein Mittel dagegen verabreicht, welches ebenfalls einen auf der Dopingliste befindlichen Inhaltsstoff enthielt. Letztlich wurde Ernst von jeder Schuld freigesprochen, das Spielergebnis blieb bestehen. Ironischerweise hatte Otto Rehagel für den verletzten Schjönberg mit Pascal Ojigwe einen weiteren Nicht-UEFA-Ausländer eingewechselt, so dass der VfL seines Zeichens Einspruch gegen die Spielwertung eingelegt hätte, wenn der VfL nicht am Ende eh gewonnen hätte. Und letztlich bleiben von dem Spiel außerdem noch die vermutlich schlechteste schauspielerische Leistung der Bundesliga, als Hany Ramzy eine Verletzung vortäuschte, damit Otto Rehagel seinen Fehler wieder ausbügeln konnte, zu spät natürlich. Und es blieb der aufgebrachte Vorstandsvorsitzende der Lauterer, der sich mit dem Argument rausredete, dass für sie Nicht-Europäer genauso Menschen seien wie Europäer.

Friendly Fire

Es war der 28. Februar 2004, unser VfL spielte eine fantastische Saison und stand auf Platz vier. Man kann nicht einmal sagen, welcher Mannschaftsteil am geilsten spielte, sei es die starke Verteidigung um den Turm Raymond Kalla und Frank Fahrenhorst vor dem gottgleichen Rein van Duijnhoven, sei es der Sturm mit Slawo Freier, Peter Madsen und Vahid Hashemian oder das Mittelfeld-Dreieck Thomas Zdebel, Sunday Oliseh und Dariusz Wosz.

Vahid Hashemian war in Bochum als angenehmer Zeitgenosse bekannt und kehrte nach einigen Jahren noch einmal zurück – Foto: Tasnim News Agency (wikimedia commons)

Doch an diesem 22. Spieltag ging etwas kaputt und das soll kein schlechtes Wortspiel sein. In der Halbzeit gerieten Hashemian und Oliseh aneinander, nach dem Spiel ist es dann eskaliert, als Oliseh mit einem Kopfstoß die Nase von Hashemian brach. Oliseh gab an, dass er zuvor rassistisch beleidigt wurde, entschuldigte sich mehrfach auch bei Hashemian und sagte, dass persönliche Probleme zu seinem Kurzschluss beitrugen, doch es war zu spät. In der Folge wurde Oliseh mit sofortiger Wirkung entlassen, der VfL erreichte dennoch am Ende der Saison den UEFA-Cup und konnte die Reviernachbarn hinter sich lassen. Der VfL verlor aber einen der besten Fußballer, die jemals im VfL-Dress aufliefen, ganz davon ab, dass es fraglich gewesen wäre, ob man ihn am Ende der Leihe weiter hätte verpflichten können. In der Folgesaison ging dann bekanntlich nahezu alles schief, hier hätte man einen erfahrenen Spieler wie ihn brauchen können.

Suspendierungen

Durch die Historie vermutlich jedes Vereins zieht sich auch, dass es eine Reihe von Suspendierungen gab, mal mit gutem Ende, so dass man am Ende wieder zusammen fand, mal endete die Zeit im Verein eher unschön. Es ist vermutlich keine vollständige Liste, aber es sind die, die mir so einfielen. Oft sind die tatsächlichen Gründe für den Fan im dunkeln, die Gerüchte bringen da die wildesten Dinge hervor, diese sollen hier aber mal größtenteils außen vor bleiben.

Eric Wynalda kam mit vielen Vorschusslorbeeren zu Beginn der Saison 94/95 aus Saarbrücken für viel Geld aus Bochumer Sicht. Am Ende der Saison stieg man ab und Wynalda blieb torlos. Zu Beginn der Zweitligasaison wurde er, zu dem Zeitpunkt verletzt, dann aufgrund von Vereinskritik suspendiert. Er kam erst am 13. Spieltag zurück, nachdem er begnadigt wurde, wechselte dann bereits im Winter aber in die neu gegründete Major League Soccer, wo er DAS Gesicht des ersten Jahres war, er erzielte das erste Tor der Liga überhaupt und war auch der Spieler des Jahres in der ersten Saison. In Bochum hingegen ist er nicht so wirklich angekommen, auch wenn er noch einen halbwegs versöhnlichen Abschluss in der Zweitliga-Saison hatte.

Sergej Juran als Trainer von FC Khimki – Foto: Mikhail Slain (wikimedia commons)

Sergej Juran – Eine absolut geile Sau auf dem Platz, der mich vor seiner Bochumer Zeit schon bei Eurogoals auf Eurosport begeistert hat. Allerdings fiel er leider immer wieder negativ auf, um alle seine Verfehlungen aufzuzählen, müsste man wohl einen eigenen Artikel verfassen. In Portugal verursachte er einen Verkehrsunfall, bei dem ein Mensch getötet wurde und beging Fahrerflucht. Er wurde wegen fahrlässiger Tötung zu einem Jahr Haft verurteilt, musste diese Strafe aber aufgrund eines Amnestiegesetzes nicht antreten. In Bochum wurde er zuerst vereinsintern für zwei Spiele gesperrt, nachdem ihm nach einer nächtlichen, alkoholisierten Autofahrt sein Führerschein entzogen wurde. Sein Ende in Bochum wurde von einer nicht abgesprochenen Reise zur Nationalmannschaft eingeleitet, auf die eine Suspendierung folgte. Er klagte sich ins Training zurück, wurde in der Folge aber dann an Spartak Moskau abgegeben und so endete sein Kapitel in Bochum mit Highlights im UEFA-Cup und der Erkenntnis, dass ein Büffel (sein Spitzname) nicht gezähmt werden kann.

Thomas Zdebel – Als Kapitän in der Saison 2008/09 wegen angeblich „mangelnder Loyalität“ suspendiert (nachdem in der Saison bereits Vahid Hashemian zeitweise suspendiert war), von den Fans solidarisch mit unter anderem vielen Achten in einer Plakataktion unterstützt. Als Folge wechselte er als erfahrener Backup zu Leverkusen. Was genau vorgefallen ist, wird man als Fan wohl nie erfahren, aber der zu dem Zeitpunkt schon umstrittene Marcel Koller war bei den Fans danach komplett verbrannt, trotz einer wiederum sehr schwachen Saison durfte er gegen Fan-Proteste bleiben (oder aufgrund der Fan-Proteste?). Die „schonungslose Aufarbeitung der Saison“ brachte lediglich zwei Neuzugänge und eine frühe Entlassung des Trainers, am Ende der Saison folgte nach einer katastrophalen Saison der bislang letzte Bundesliga-Abstieg.

Und in Kurzform noch: Andi Luthe wurde nach öffentlicher Kritik kurzzeitig suspendiert und die Geschichte um Felix Bastians muss auch nicht noch einmal aufgearbeitet werden. Sven Christians wurde in den frühen Neunzigern meiner verschleierten Erinnerung nach sogar mehrfach suspendiert (da fehlen mir allerdings die Belege für) und das Kapitel Fatih Akyel war in der Saison 2004/05 sehr schnell wieder beendet, er wurde einmal eingewechselt, zeigte dort, dass er spielerisch durchaus gefällig war, ihm aber noch etwas die Fitness fehlte. Irgendwann gab es dann die Meldung, dass sein Vertrag aufgelöst wurde. Vorher gab es interne Probleme.

Noteable Mentions – und da wäre dann noch zu erwähnen

Es folgen noch Geschichten, die zwar keine Skandale im engeren VfL-Sinne waren, aber entweder mit VfL-Bezug oder von Spielern, die auch eine Zeit beim VfL unter Vertrag waren.

In den frühen Neunzigern gab es ein ziemlich übel rassistisches Lied von Bielefelder Fans gegen Dariusz Wosz, in dem es vor allem um typische Vorurteile aufgrund dessen polnischer Herkunft ging (auf die Melodie von Biene Maja), dessen Text zum Glück im Internet zumindest nicht mehr so einfach zu finden ist. Die zeitliche Einordnung fällt mir da schwer, aber das war nur letztlich nur ein Teil der langen Geschichte zwischen Wosz und Bielefeld, in der es noch weitere Geschichten gab, sei es ein Mittelfinger von Wosz gegen Uli Stein oder das Publikum, oder eine (aus Bochumer Sicht gesehen wunderschöne) Choreo in Bochum, in der „König Dariusz“ gehuldigt wurde.

Bei einem Zweitliga-Spiel in der Grotenburg-Kampfbahn bei Bayer 05 Uerdingen wurde der Bochumer Torwart Andreas Wessels von Trockeneis am Kopf getroffen und erlitt eine Platzwunde. Das Spiel wurde wiederholt, Uerdingen gewann 3:0. Letztlich stieg der VfL als Meister auf und Uerdingen folgte auf Platz 2.

Maurizio Gaudino, der in seiner Bochumer Zeit schon deutlich über seinen Zenit war und Dariusz Wosz in keiner Weise ersetzen konnte, fiel früher in seiner Karriere auf, als er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde aufgrund von Versicherungsbetrugs mit als gestohlen gemeldeten Autos.

Thomas Stickroth wiederum, wahrscheinlich einer der „schönsten Fußballer“, den der VfL jemals unter Vertrag hatte, wurde von Klaus Toppmöller aus Saarbrücken zum VfL geholt, nachdem „Stickinho“, ebenfalls Teil der UEFA-Cup-Elf 1996/1997, nach seiner Zeit bei Bayer Uerdingen nach Schottland zum FC St. Mirren flüchtete, weil er in Deutschland während seiner Uerdinger Zeit zur Karnevalszeit mit Freunden unterwegs war und in eine Messerstecherei geriet, bei der ein Stich sein Herz nur knapp verfehlte und er in einer Not-Operation gerettet werden musste.

Zoran Mamic als Trainer von Al Hilal Foto: Fars News Agency (wikimedia commons)

Zoran Mamic spielte zwei Mal beim VfL, in der ersten Zeit sehr erfolgreich, wo er mit der Mannschaft die erstmalige UEFA-Cup-Teilnahme erreichte, in der zweiten Zeit war es eher ernüchternd. Zuletzt war sein Name wieder in den Medien, als er zu einer fast fünfjährigen Haftstrafe verurteilt wurde aufgrund von Beihilfe zur Veruntreuung von Geldern bei Spielertransfers in seiner Zeit bei Dinamo Zagreb, wo er seinem Bruder Zdravko geholfen haben soll. Aktuell läuft das Berufungsverfahren, trotzdem kehrte Zoran in diesen Tagen als Sportdirektor zu Dinamo zurück. Laut seiner Aussage ist er unschuldig und er würde den Job ansonsten nicht annehmen.

Alexander Knavs wiederum, der 2004/2005 beim VfL spielte, galt für etliche Jahre als verschollen nach seinem Aus bei Salzburg im Jahr 2008. Nicht einmal seine engsten Freunde wussten, wo er war. Gerüchten zufolge schloss er sich einer Sekte in Portugal an, zu der auch die Familie seines ehemaligen Mitspielers aus Lauterer Zeiten, José Dominguez, als zugehörig galt. Im November 2014 tauchte Knavs wieder auf, machte aber keine Angaben darüber, wo er sich genau aufgehalten hatte.

Und last but not least Raymond Kalla, der eine Bewährungsstrafe wegen Steuerhinterziehung erhielt, nachdem aus seiner Bochumer Zeit 640.000€ an verschleierten Zahlungen nicht versteuert wurden.

Fallen euch noch weitere Geschichten um den VfL ein, die in diesen Beitrag gepasst hätten? Dann schreibt sie gerne unter den Beitrag und lasst uns teilhaben.

Autor: Stefan Zils

Wenn man Fan eines im Zweifel erfolglosen Vereins ist, stellt man sich vielleicht irgendwann die Frage, wann man es hätte merken müssen. Bei mir war das sehr früh. Es war der 27.05.1990 und somit das Relegations-Rückspiel gegen Saarbrücken, mein erstes bewusstes Spiel vom VfL (allerdings im Fernsehen). Ich war 9 und somit eigentlich alt genug, um es zu merken. Gut, alle haben wir gejubelt, als uns Uwe Leifeld erlöste (den ich da grad einmal vom Namen kannte) und spätestens da packte mich dann das VfL-Fieber und das logische Denken setzte aus, Fußball wurde Emotion. Anschließend gleich am 2. Spieltag zu meinem ersten Heimspiel ins Stadion (ein 1:0 gegen den 1.FC Köln) und ab da zu vielen schönen und weniger schönen Spielen (anfangs meist) mit einem Mitspieler vom LFC Laer 06 und unseren Vätern. Im Sommer häufiger mal zu Fuß zum Tempel aus Querenburg, ohne dass ich noch weiß, wie es zurück ging. Nur gegen Schalke, Dortmund und Bayern gingen wir länger nicht hin... weil es zu voll wurde (meine Entscheidung war das natürlich nicht). Ich wurde also quasi gleich zum Anti-Rosinen-Picker erzogen... ;-)

Schreibe einen Kommentar

Laden...

0

No Risk,no Fun. Das Portrait eines talentierten Pechvogels namens Danny Blum

Die Spieler des VfL vom afrikanischen Kontinent