Mehr als „nur“ ein Punkt

Foto: Nils Baukus

Der VfL Bochum holt einen Punkt. An sich schon ein Ergebnis, auf das man aufbauen kann und nicht unbedingt eingeplant. Doch grad der Verlauf des Spiels kann der Mannschaft viel Mut machen, einen Glauben an die eigene Stärke manifestieren. Zudem sind drei geschossene Tore auch ein Mutmacher für die oft etwas unglückliche Offensivabteilung.

Eine erste Hälfte zum vergessen

Bochum startete mit Mut ins Spiel, Moritz Broschinski artistisch mit der ersten Chance und es war gleich die Hoffnung da, aus dem Spiel gegen grad offensiv sehr ersatzgeschwächte Gegner etwas mitzunehmen.

Doch bereits kurz nach dieser Chance ging es dann Schlag auf Schlag. Ein Abseitstor, bei dem man viel zu offen stand und sich Patrick Drewes leicht umkurven ließ. Anschließend das 0:1, ein vermutlicher Glückstreffer, bei dem Willi Orban nur Geleitschutz erhielt und Drewes ganz schlecht aussah. Dann ein nicht unhaltbarer Ball von Antonio Nusa höchstwahrscheinlich nach vorherigem Abseits – in nur sechs Minuten stellten sich beim VfL die Weichen ganz klar auf Niederlage. Mit dem Treffer von Christoph Baumgartner nach 21 Minuten sah es nach einem ganz bitteren Nachmittag aus.

Bochum fiel allerdings nicht in sich zusammen, auch das Mannschaftsgefüge ist deutlich stabiler als noch vor Wochen. Die Spieler machten weiter als würde es noch Unentschieden stehen. Der VfL spielte wie in den ersten Minuten der Partie nach vorne, es wurde sich eher ermutigt als angemeckert. Bis zur Pause war der VfL also in der Partie drinnen, konnte sich aber nicht belohnen.

Mit Vollgas gegen die drohende Niederlage

Zur zweiten Hälfte brachte Dieter Hecking Gerrit Holtmann für Felix Passlack, baute damit auf Viererkette in einem 4-3-3 um. Eben dieser Holtmann war es, der sofort im Spiel war. Mit einem Kurzsprint eroberte er den Ball in der gegnerischen Hälfte, flitzte über den Flügel und legte perfekt quer auf Myron Boadu, der den Ball über die Linie brachte. Da wo man einen Mittelstürmer erwartet, knipst er auch. Ein paar Minuten später dasselbe Spiel. Ball kommt rein, wird noch abgelegt und erneut knipst Boadu nicht schön, aber effektiv.

Bochum richtig im Rollen, fast nur in der gegnerischen Hälfte und bereits kurz danach gibt es Elfmeter für den VfL. Dani de Wit von Nusa gefoult, Boadu schnappte sich mit breiter Brust den Ball, versenkte ihn absolut souverän und das Stadion glich einem Tollhaus.

Die letzte halbe Stunde war der zu Beginn der Hälfte überrollte Gegner dann wieder besser im Spiel, es ging hin und her. Mit etwas Glück geht der Lattentreffer von Kapitän Maximilian Wittek auch rein oder der anschließende Kopfball von de Wit. Genauso gut hätte man das Spiel aber auch verlieren können, bei den vielen Chancen, die nur knapp vorbei gingen oder in höchster Not geklärt wurden.

Letztlich blieb es aber beim Unentschieden. Verdient und grad angesichts der englischen Woche auch eine extreme Energieleistung. Hier zeigte sich wieder einmal, was Hecking beim Team auch konditionell verbessern konnte

Viele positive Zeichen

Natürlich ist alleine der Punkt schon eine sehr gute Ausbeute aus dem Spiel, aber es ist viel mehr als das. Die Spieler haben ihren Glauben an die eigene Stärke definitiv zurück. Man kann Dieter Hecking nicht genug dafür loben, was er mit dem Team angestellt hat. Er hat Spieler kontinuierlich aufgebaut. Die konditionelle Stärke hatte ich ja bereits zuvor erwähnt, aber er hat die Einzelspieler zu einem Kollektiv geformt, das wieder wie der VfL Bochum ist, der in die Bundesliga zurückgekehrt ist und dort drei Mal die Klasse halten konnte.

Die Spieler bringen allesamt eine Leidenschaft auf den Platz, welche man für den Klassenerhalt braucht. Im Auswärtsspiel in Mönchengladbach gilt es jetzt allerdings zu zeigen, dass eine Auswärtsleistung wie in Mainz ein kleiner Ausrutscher auf dem Weg war.

Zusätzlich zu den kollektiven Verbesserungen sind es aber auch individuelle Dinge, die deutlich verbessert wurden. Boadu hat neben seinen Toren, bei denen er die von Hecking immer wieder attestierten Qualitäten in der Box zeigte, auch kämpferisch eine gute Leistung gebracht und eher punktuell, aber auch gut die Gegner angelaufen. De Wit zeigte seine mit Abstand beste Leistung im Bochum-Dress. Stark im Zweikampf, insbesondere in der Luft nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen und mit der besten Laufleistung des ganzen Teams. Zudem, wenn auch noch nicht erfolgreich, sah man Aktionen, die ihn bei Alkmaar so torgefährlich machten. Vor allem bei Bällen aus dem Halbfeld, wo er mit seiner Kopfballstärke in den Sechzehner einrückt.

Auch der für die Offensivleistung oft gescholtene Broschinski hat in diesem Spiel in der zweiten Hälfte eine gute Leistung gebracht. Bis er nicht mehr konnte ist er am Ende noch quasi als Wingback den Flügel immer wieder rauf und runter gelaufen, um mindestens einen Punkt mitzunehmen.

Ganz wichtig ist allerdings, dass das zentrale Mittelfeld, unser Herzstück, sich komplett einspielen konnte und beide Spieler für einen Verein wie den VfL Bochum einfach eine immense Qualität auf der Position mitbringen. Es wird schwer, Matus Bero für das kommende Spiel zu ersetzen.

Ganz am Ende bleibt nur eins, es ist schön, nach so einer ersten Hälfte am Ende so viel positives über das Spiel schreiben zu können. Das sind die Spiele, für die man den Fußball liebt.

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Autor: Stefan Zils

Wenn man Fan eines im Zweifel erfolglosen Vereins ist, stellt man sich vielleicht irgendwann die Frage, wann man es hätte merken müssen. Bei mir war das sehr früh. Es war der 27.05.1990 und somit das Relegations-Rückspiel gegen Saarbrücken, mein erstes bewusstes Spiel vom VfL (allerdings im Fernsehen). Ich war 9 und somit eigentlich alt genug, um es zu merken. Gut, alle haben wir gejubelt, als uns Uwe Leifeld erlöste (den ich da grad einmal vom Namen kannte) und spätestens da packte mich dann das VfL-Fieber und das logische Denken setzte aus, Fußball wurde Emotion. Anschließend gleich am 2. Spieltag zu meinem ersten Heimspiel ins Stadion (ein 1:0 gegen den 1.FC Köln) und ab da zu vielen schönen und weniger schönen Spielen (anfangs meist) mit einem Mitspieler vom LFC Laer 06 und unseren Vätern. Im Sommer häufiger mal zu Fuß zum Tempel aus Querenburg, ohne dass ich noch weiß, wie es zurück ging. Nur gegen Schalke, Dortmund und Bayern gingen wir länger nicht hin... weil es zu voll wurde (meine Entscheidung war das natürlich nicht). Ich wurde also quasi gleich zum Anti-Rosinen-Picker erzogen... ;-)

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