Der Sieg geht in die Clubhistorie ein – Ein Blick nach Stuttgart

Rückkehr zwar ohne Tore, dafür wiedersehen mit alten Bekannten. Terodde im Trikot des VfB Stuttgart beim Gastspiel im Vonovia Ruhrstadion (Endstand 1:1). Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Der VfB Stuttgart spielte eine überragenden Saison 2023/24 und landet am Ende mit begeisterndem Fußball auf Platz zwei. Nach etlichen Transfers im Sommer steht jetzt eine Saison mit Dreifachbelastung an. Im Gespräch mit Rafael Binkowski.

Wie ist die Stimmung zur Zeit in Stuttgart?

Die Stimmung schwankt zwischen Hoffnung und einer gewissen Unsicherheit. Nach der großartigen Vorsaison läuft es jetzt schwieriger, was nach dem Aufgang von Serhou Guirassy und Waldemar Anton nach Dortmund zu erwarten war.

Dennoch stehen die Fans zur Mannschaft, zum Trainer und dem Vorstand, das Stadion ist immer restlos ausverkauft, der „neue“ VfB unter Sebastian Hoeneß mit Spielen in der Champions League macht einfach Spaß: der Sieg gegen Juventus Turin wird in die Historie des Clubs eingehen.

Wie läuft die lang ersehnte internationale Reise des VfB aus Fanperspektive? Und wie bewertest du die bisherige Saison mit der seit langem erstmaligen Dreifachbelastung?

Der VfB hatte unglaublich viel Pech, und es gibt ein Problem mit der Entscheidungsfindung vor dem Tor. Aber im Großen ganzen läuft es gut, aber noch Luft nach oben für die Rückrunde.

Nach einem überragenden zweiten Platz hinter der Übermannschaft aus Leverkusen steht der VfB nach zehn Spieltagen „nur“ auf Platz 11. Mit den Veränderungen im Kader und der Mehrfachbelastung: spiegelt die Tabelle den Leistungsstand des Teams wieder oder täuscht sie über das Leistungsvermögen hinweg? Gerade das Spiel vor der Länderspielpause gegen Frankfurt war ja nach xGoals ein klares Spiel für den VfB.

Der VfB ist besser als es die Tabellensituation zeigt. Viele Spiele waren sehr eng, es gab viele ungünstige Schiedsrichterentscheidungen. Mit etwas Fortune und mehr Präzision vor dem Tor wird es auch einen Platz 6-8 geben am Ende.

In der jetzigen Länderspielpause hatte der VfB mittlerweile sieben Spieler auf Länderspielreise. Wie sehr beeinflussen die Mehrbelastung durch drei Wettbewerbe plus Länderspiele die Spieltagsvorbereitung und die Leistungen des Kaders?

Die vielen Länderspiele sind in der Tat ein Problem, sie ermüden die Spieler und machen kein gemeinsames Training möglich. Das ist das Los und die Kehrseite des Erfolges. Der Kader ist aber groß genug, dass der Trainer das ausbalancieren kann.

Auch ohne die Leihen umfasst die Zu- und Abgangsseite im Kader des VfB jeweils mindestens zehn Positionen. Neuformierter Sturm und eine komplette neuformierte Innenverteidigung sind z.B. das Ergebnis. Wie ist die Einschätzung der Transfers? Welcher Spieler konnte bisher überzeugen, welche Spieler sind noch nicht ganz angekommen, sind aber ein Versprechen für die Zukunft, weil sie ihr Potential schon angedeutet haben?

Bei den Zugängen ist sicher El Bilal Toure die größte Überraschung, aber auch Fabian Rieder ist ein echter Gewinn. Ermedin Demirovic hat schon oft getroffen, aber oft unglücklich agiert, viele Elfer verschossen und tut sich als klassischer 9er und Stoßstürmer schwer mit dem Ballbesitzfußball von Hoeness. Nick Woltemade war bisher nur Reserve, aber die zweite Garde ist gut genug, von der Bank weg sofort einzuspringen. Das ist wichtig.

Inwiefern fehlt Serhou Guirassy?

Er fehlt mit seinem Torriecher und seiner Treffsicherheit, wobei er das in Dortmund in einem schwierigen Umfeld auch nicht mehr hat. Deniz Undav ist ihm auf der Spur, aber bei weitem nicht so effizient.Zudem ist er aktuell verletzt.

Welcher Abgang schmerzt am meisten oder überwiegt vllt sogar der Faktor, dass ein eingespieltes Kollektiv gesprengt wurde?

Der Abgang von Waldemar Anton war am schwierigsten. Auch weil er schlecht kommuniziert wurde und die Fans extrem verärgert hat. Er war der Chef der Abwehr, Kapitän und Angelpunkt des Spiels, mit einer überragenden Spieleröffnung, das fehlt dem VfB sichtbar.

Ist Angelo Stiller jetzt Herz- und Seele des Stuttgarter Spiels?

Angelo Stiller ist absolut unverzichtbar und ein großartiger Umschaltspieler.

Wie bewertet man die aktuelle Form von Chris Führich?

Chris Führich hängt seiner Form hinterher, ist er gut drauf, ist er ein überragender Dribbler. Manchmal zu verspielt und zu wenig konstant.

Wie fühlt es sich an, zu lesen, dass Coach Sebastian Hoeneß im kommenden Sommer eventuell den nächsten Schritt außerhalb Stuttgarts gehen könnte?

Hoeneß hat immer wieder versichert, hier langfristig was auszubauen, das ist glaubwürdig. Dass er irgendwann mal eine großen Club trainieren wird, ist klar, er hat alle Spieler verbessert und den VfB zu neuen Leben erweckt. Das nimmt man von München bis London wahr.

Als wie (un-)gefährlich bewertest du das Spiel gegen unseren VfL nach dem Einstieg Dieter Heckings?

Der VfL Bochum steht mit dem Rücken zur Wand, hat nichts zu verliere und Dieter Hecking ist ein Toptrainer. Der VfB sollte nichts unterschätzen, zumal man sich mit tief stehenden Gegnern oft schwer getan hat.

Wie wärst du mit der Causa ‚Manuel Riemann‘ verfahren?

Bei Riemann fehlt mir der letzte Einblick, mir scheint da haben sich alle Seite nicht besonders clever angestellt.

Wo kann der VfL dem VfB wehtun?

Der VfL müsste dem VfB die Freude am Spiel nehmen, robust und tief verteidigen und dann kontern. Wenn man das Passspiel des VfB unterbindet und alles weg verteidigt, und mit etwas Glück kontert, da ist der VfB anfällig.

Dein Tipp fürs Spiel?

Dennoch glaube ich, dass der VfB 2:1 gewinnt.

Vielen Dank für das Interview!

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Autor: Matthias Rauh

Obwohl in Bayern wohnhaft besitze ich eine Dauerkarte beim VfL und versuche, jedes Heimspiel und jedes Auswärtsspiel im Süden vom VfL mitzunehmen. Meine Begeisterung für den VfL entwickelte sich in der Saison 2006/07, endgültig besiegelt wurde sie bei dem eigentlich völlig belanglosen Spiel Karlsruher SC gegen den VfL im Jahr 2008. Während eines Fußballturniers wollten meine Mannschaftskameraden in der Bundesligakonferenz ständig die Zwischenstände von Bayern München und Nürnberg wissen, ich erntete misstrauische Blicke, als ich den Zwischenstand von Bochum wissen wollte. Abstieg, Relegation, Funkel, Neururer... ich bin immer noch dabei und freue mich immer mehr auf Spiele wie Bochum gegen Sandhausen als Bayern gegen Dortmund.

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