Der Fußball-Transfermarkt nimmt später als gewohnt Fahrt auf. Der neuerliche Wettbewerb der Klub-WM für die Schwergewichte des Vereinsfußball verzögert die moderne Form des Bazars. Der VfL Bochum ist in der Kaderplanung (un)gewohntermaßen früh dran gewesen, jetzt geht es um die finalen Kaderveränderungen. Wir blicken auf mögliche Optionen für vakante Positionen im Kader des VfL.
Die Ausgangssituation war erneut nicht einfach. Der VfL Bochum befand sich, wie so häufig, zwischen den Stühlen der 1. und 2. Bundesliga und musste zweigleisig planen. Die finale Planung für die zweite Liga offenbarte jedoch einige Unzufriedenheit über die Prozesse im sportlichen Bereich und forderte das Trainerteam und den neuen Sportvorstand Dirk Dufner bei der Suche nach Verstärkungen.
„Was unsere Scouting-Abteilung angeht, war ich zuletzt nicht sehr glücklich“, kritisiert der erfahrene Coach. „Da hätte ich mir mehr Vorarbeit gewünscht.“ – Dieter Hecking zum Ende der vergangenen Saison über die Scoutingabteilung (Quelle: Kicker)
Nach vier Jahren in der Bundesliga zählt der VfL nach seinem Abstieg in der zweiten Liga nunmehr zum Kreis der Aufstiegsaspiranten. Der Etat, so munkelt die Presse, liegt bei um die bis zu 25 Millionen Euro und damit „weit vorne in der zweiten Liga“. (Quelle: Reviersport)
Natürlich schürt das Erwartungen im Umfeld des VfL Bochum. Die Reflexe nach jedem Spielerverkauf greifen nach einer Reinvestition. Die Ernüchterung am Ende der Transferphase greift zum Ende der Transferphase dann jedoch zumeist die Stimmungslage rund um die Castroper Straße an. Von der anfänglichen Euphorie in den Zweckoptimismus. Die bisherigen Leihen von Toptalenten und ablösefreien Zugänge dürfen nicht darüber hinweg täuschen, dass Gehaltskosten insgesamt gesenkt und trotzdem einige Neuzugänge mit ordentlichen Gehältern in die zweite Liga gelockt werden konnten. Der Großteil des Kaders war, trotz der finanziellen Zwänge, früh beisammen und die finalen Kaderveränderungen dürften nun die Spitze verstärken. Im doppelten Sinne.
Der erfolgreichste Angreifer wechselt
Der Transfer von Moritz Broschinski zum FC Basel in die Schweiz erzeugt daher im Fanlager den hoffnungsvollen Reflex nach Neuzugängen. Der Abgang des Angreifers brachte voraussichtlich um die zwei Millionen Euro. Eine Summe, die man für den bemühten, aber glücklosen Broschinski zu Saisonende als Fan direkt unterschrieben hätte. Zu deutlich war spürbar, dass der Spieler einen Neuanfang gut gebrauchen könnte. Nach den Eindrücken aus Testspielen und den ersten beiden Spieltagen geht nun jedoch unsere Sturmoption Nummer eins.

Ein Vakuum entsteht, welches durch die verbliebenen Stürmertypen geschlossen werden soll. Die Zielspieler Philipp Hofmann und Ibrahim Sissoko saßen am zweiten Spieltag über 90 Minuten auf der Bank. Es darf spekuliert werden, ob sich Broschinski, und auch Koji Miyoshi, ins Schaufenster stellen sollten. Beide Stürmer sind erfahren genug, um in der zweiten Liga Tore zu erzielen und haben dies auch unter Beweis gestellt. Als Spielertypen benötigen sie jedoch den Ball rund um die Box und weniger in der Dynamik.
Die dritte Sturmoption ist Mathis Clairicia, welcher ähnlich wuchtige Anlagen wie Broschinski in seinem Spiel aufweist. Sein Startelfdebüt beim Heimauftakt überraschte. Seine Leistung beim Heimauftakt war noch ausbaufähig, die Anpassung an die neue Liga kann jedoch noch bis weit in die Saison hinein andauern. Das Trainerteam scheint jedoch mit ihm zu planen. Geduld ist allerdings gefragt.
Welche Spielertypen werden benötigt?
Eine erneute Diskussion über die Grundformation machen wir an dieser Stelle (noch) nicht auf. Das Trainerteam kann in der Offensive gestandene Optionen gebrauchen, die variabel die angedachten Anpassungen umsetzen können. Kurzum: Ein Flügelspieler und/oder ein kreativer Mann für die Offensive, der um einen Zielspieler herum agieren und auf engem Raum Lösungen finden kann.
Nach den Eindrücken der Neuzugänge fahndet man weiterhin im unmittelbaren Umfeld der deutschen Profiligen und im französischsprachigen Raum. Die zunehmend heterogene Mannschaft des VfL trägt vermehrt die Handschrift von Hecking, der großen Wert auf ein intaktes Team legt. Bedingt durch die Problematik mit der Scoutingabteilung und dem eigenen Scouting von Trainerteam und Dufner, kamen vermehrt ehemalige U-Nationalspieler mit Karriereknick oder aber französischsprachige Spieler, die von Vereinslegende Anthony Losilla unter die Fittiche genommen werden. Kurzum: Schnell zu integrierende Spieler, die in die Mannschaftshierarchie passen und den Teamgedanken verinnerlichen.
Dabei ist nicht zu vernachlässigen, dass den Spielern aus dem Talentwerk der Weg zu den Profis stetig geöffnet sein soll. Wenn gleich unser Trainer zunehmend vor frühen Einsätzen warnt, beugte er sich beim Heimdebüt und ließ eine jüngere Mannschaft aufs Feld. Ein Argument, welches bei der Anzahl der Neuzugänge zu berücksichtigen ist, so dass vermutlich ein bis maximal zwei Spieler kommen werden, die unseren Kader offensiv in der Spitze verstärken.
Genug der einleitenden Worte, wir werfen einen Blick auf mögliche Verstärkungen und erklären aus subjektiver Sichtweise, weshalb dem VfL eben genau diese Spieler helfen können. Über weitere Kaderveränderungen, sollte beispielsweise Ibrahima Sissoko den Verein noch verlassen, machen wir uns zeitnah in einem gesonderten Bericht Gedanken.
Flinke Flügelspieler könnten helfen (von Matthias Rauh)
Ein interessanter Kandidat wäre Kamil Jozwiak, derzeit vereinslos. Der erfahrene Flügelspieler bringt Tempo, Durchsetzungsfähigkeit und Defensivarbeit mit. Seine Erfahrung und 1:1-Stärke könnten die Offensive auf beiden Außenbahnen bereichern. Unklar ist jedoch, in welcher Form er sich aktuell befindet – die Einsatzzeit in der letzten Saison war dann doch arg begrenzt. Zuletzt spielte der Pole in Spanien beim FC Granada und kam nach dem Abstieg in LaLiga2 nur noch zu 11 von 42 möglichen Einsätzen.
Ein weiterer Kandidat für mehr Tempo und Kreativität auf den Flügeln könnte Faride Alidou vom 1. FC Kaiserslautern sein. Möglicherweise ist der Ex-Frankfurter nach seinem Wechsel auf den Betzenberg im Winter schon wieder verfügbar – so richtig in Tritt kommt er nicht. Der 24-Jährige ist auf beiden Außenbahnen sowie im offensiven Mittelfeld flexibel einsetzbar und besitzt gute 1:1-Qualitäten. Ein typischer Kandidat mit einem Karriere-Knick, der sein Potenzial schon angedeutet hat, und Konstanz reinbringen muss.

Sollten die Verantwortlichen wider erwarten doch noch Verstärkung auf LV suchen, wäre Lars Ritzka von St. Pauli eine solide Option. Der erfahrene Linksverteidiger und Wingback bringt gute Physis, defensive Stabilität und ein solides Passspiel mit. Seine Schusstechnik ist mehr als solide, wie man beim Tor gegen den FC Bayern im März sehen konnte. Ritzka könnte sich schnell in die Mannschaft einfügen, die Ablöse dürfte unter Marktwert liegen und St. Pauli würde einem Wechsel wohl nicht im Weg stehen, nachdem man sich mit dem Bielefelder Louis Oppie auf der Position geupgradet hat. Allerdings ist er kein überragender Tempodribbler und eher unspektakulär in der Offensive, was bei einem sehr dynamischen Spielstil limitierend sein könnte. Insgesamt eher ein klassischer LV für die Kaderbreite, der im Zweifel auch LIV in einer Dreierkette spielen könnte.
Mit Flügelspielern hat es doch endlich wieder nach Offensive ausgesehen! (von Jens Habenstein)
Meschak Elia wäre für den VfL Bochum eine interessante Option, da er bei Young Boys Bern zuletzt kaum noch Einsatzzeiten erhielt und somit vermutlich zu haben wäre – beispielsweise per Leihe mit Kaufoption. Der kongolesische Nationalspieler bringt enorme Geschwindigkeit mit, kann als Stürmer neben Hofmann oder Sissoko agieren, aber auch im 4-3-3 auf beiden Flügeln spielen. Seine Dynamik im Antritt und seine Fähigkeit, hinter die Abwehr zu starten, könnten dem VfL im Offensivspiel sofort helfen.

Schwächen liegen vor allem in der Konstanz beim Torabschluss und in der defensiven Arbeit, doch mit einem klaren Aufgabenprofil hätte er das Potenzial, ein belebendes Element im Angriff zu werden. Da er bereits länger in der Schweiz aktiv ist, wäre die sprachliche Eingewöhnung im deutschsprachigen Umfeld zudem kein Problem.
Chadrac Akolo wäre ebenso eine spannende ablösefreie Verstärkung für den VfL. In der Schweiz hat er über Jahre hinweg Torgefahr, Dribbelstärke und Pressingintensität gezeigt. Mit 30 Jahren bietet er zwar keine Perspektive für eine Marktwertsteigerung (Achtung: Stichwort „Kaderwertmanagement“), gleicht dies jedoch durch Erfahrung und Spielintelligenz aus, die er auch in Deutschland (u.a. beim VfB Stuttgart) bereits unter Beweis gestellt hat. Er ist flexibel einsetzbar – sowohl als zweiter Stürmer als auch auf beiden Flügeln – und kann dadurch mehrere Rollen im 4-3-3 oder in einer Doppelspitze abdecken.

Zwar war er zuletzt länger nicht im Mannschaftstraining, doch seine technischen Qualitäten, sein Zug zum Tor und seine Abschlussstärke könnten dem VfL im Offensivspiel zusätzliche Optionen geben – ohne ein zu großes finanzielles Risiko einzugehen. Auch bei ihm wäre die sprachliche Integration im Ruhrgebiet unproblematisch.
Kreativität kann man auf dem Fußballfeld nicht lernen (von Sebastian Hettmann)
Ein Spieler war zum Ende der vergangenen Saison schnell in den Medien mit dem VfL Bochum in Verbindung gebracht worden: Berkan Taz. (Quelle: Liga Zwei) Zum Saisonstart agiert Taz gewohnt torgefährlich und spielbestimmend beim SC Verl. Drei Tore und eine Vorlage in drei Saisonspielen spiegeln den Wert wider, den der 26-jährige für den Sportclub besitzt. Taz ist ein richtiger Zocker, der auf dem Feld auf engem Raum Lösungen findet und das Spiel Offensiv entscheiden kann. In der vergangenen Saison brillierte der Verler mit 13 Toren und 14 Vorlagen in 37 Spielen. (Quelle: Transfermarkt) Eine sagenhafte Quote, die sich nochmals besser anhört, wenn man weiß, dass Taz um den Strafraum aus der Distanz gefährlich wird, zuletzt im Heimspiel gegen Wehen-Wiesbaden sehenswert traf und ein weiteres Tor zum Sieg auflegte. Der verschossene Elfmeter war zu präzise und zerschellte am Lattenkreuz.
Berkan Taz ist ein Zocker im Zehnerraum
Der Sprung in die zweite Bundesliga und wenige Kilometer aus Ostwestfalen gen Ruhrgebiet könnte der logische nächste Schritt sein. Seine Unberechenbarkeit im Zehnerraum würde der Deutsch-Türke bei uns am besten um einen Zielspieler herum einsetzen. In Kombination mit zwei Flügelstürmern oder in einem Zwei-Mann-Sturm eine fantastische Option, die jedoch Ablöse kosten würde. Sein Vertrag wurde im vergangenen März bis Ende Juni 2026 verlängert. Sollte der beidfüßige Taz die Verler noch verlassen, sind wir mit Sicherheit in keiner schlechten Ausgangsposition.
Immanuel Pherai braucht doch nur Vertrauen
„Unglücklich“. So könnte man die Zeit von Immanuel Pherai beim Hamburger Sport Verein beschreiben. Ein begnadeter Techniker, der mit seinen 24 Jahren bereits einiges an Profierfahrung vorzuweisen hat. 27 Spiele (2 Tore, 3 Vorlagen) für PEC Zwolle in der Eredivisie. 31 Spiele in Liga 3 (6 Tore, 7 Vorlage) für die zweite Mannschaften von Borussia Dortmund. 74 Spiele in der zweiten Bundesliga (12 Tore, 13 Vorlagen) für Eintracht Braunschweig und den Hamburger SV sowie 5 Pokaleinsätze mit 4 Toren und 3 Vorlagen. (Quelle: Transfermarkt)

Der Niederländer weiß wo das Tor steht und wie man Chancen initiiert. Gedanklich schnell, torgefährlich um den Sechzehner und mit feinem Gespür für das richtige Timing im Passspiel agiert Pherai als hängende Spitze, als Nummer Zehn oder offensiver Achter. Auf engem Raum findet er Lösungen und sieht den besser postierten Mann. Er wäre ein Königstransfer, so lange er Vertrauen bekommt und Spielzeit auf dem Rasen erhält. In Bochum verzeiht man Spielmachern gerne mehr als anderswo, wenn sie nur die magischen Momente auf dem heiligen Rasen im Schmuckkästchen kreieren.
Aktuell laboriert der Nationalspieler von Suriname an einem Innenbandriss im Knie, welcher ihm die Vorbereitung kostete und wodurch er vermutlich beim HSV in der Hinrunde den Anschluss verloren hat. Hinzu kommt der geänderte Ansatz beim Bundesliga-Aufsteiger, hin zum Konterspiel. Ein Ballverteiler und Techniker wie Pherai könnte bei einem Top-Team der zweiten Liga zu neuer Stärke finden und per Leihe ein überschaubares Risiko darstellen.
Kommando Angriff! (von Matthias Rauh)
Im Zentrum und auf den Halbräumen könnte Ben Bobzien vom 1. FSV Mainz 05 eine Option sein. Der 22-Jährige Mittelstürmer, der auch auf den Flügeln eingesetzt werden kann, erzielte in der letzten Saison neun Tore und eine Vorlage für Leihverein Austria Klagenfurt. Seine Vielseitigkeit, Tororientierung und Zielstrebigkeit machen ihn zu einem der wenigen Lichtblicke in der Klagenfurter Abstiegssaison, wo er auf neun Treffer kam. Die Mainzer Verantwortlichen sind durch seine guten Leistungen am Wörthersee so überzeugt, dass der Europacupteilnehmer ihn kürzlich bis 2027 verlängerte.
„Ben hat sich in den vergangenen beiden Spielzeiten in Österreich als Stammspieler seiner Klubs etabliert und zuletzt in Klagenfurt noch einmal einen deutlichen Entwicklungsschritt gemacht“, betonte 05-Sportdirektor Niko Bungert im Rahmen der Vertragsverlängerung bis 2027. Trotzdem könnte – wie so oft – Ende August eine Leihe möglich sein, um ihm regelmäßigere Spielpraxis zu geben.
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