Am 26. Spieltag der Bundesliga verlor der VfL Bochum das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt mit 1:3. Eine starke Anfangsphase, 17 Torschüsse und die heiß ersehnte Rückkehr von Gerrit Holtmann und Myron Boadu reichten nicht aus, um zu punkten. Die Hessen zeigten sich hingegen effizient genug, um ihre Krallen drei Mal ins blau-weiße Fleisch zu bohren. Was unseren Jungs am Sonntag an Geschick und Klasse in entscheidenden Momenten am Schuh fehlte, hatte der Schlussmann der Adler – Kaua Santos – umso mehr an seinen Handschuhen. Ein Kommentar.
Die Grundstimmung am frühen Sonntagnachmittag erschien rund um die Castroper Straße eine Gute zu sein. Nach dem Sensationssieg der Vorwoche hatten viele – auch ich – die optimistische Hoffnung, dass gegen die Eintracht was drin sein könnte. Flankiert von stabilem Frühlingssonnenschein, einer ausverkauften Hütte und guter Atmosphäre hätte die Kugel um 15:30 rollen können.

Wäre da nicht erneut das leidige Thema der vor dem Gästeblock von Bannern überhangenen Flucht- und Rettungstore gewesen. Nach knapp 50-minütiger Verzögerung pfiff Schiedsrichter Felix Zwayer die Partie an. Ich persönlich finde es schade, dass das Vorkommnis letztendlich dafür sorgte, dass die organisierte Unterstützung auch in unserer heimischen Ostkurve visuell und auditiv eingestellt wurde. Dieter Hecking betonte in der Vorwoche noch, wie wichtig die geschlossen gute Stimmung ist, um in Heimspielen erfolgreich zu sein.
Personal, Zahlen und Statistiken
Mit Ausnahme des gelbgesperrten Bernardo stand das Auswärtssiegerteam der Vorwoche auf dem Platz. Dieser wurde von Ivan Ordets ersetzt. Matus Bero wurde rechtzeitig wieder fit, wodurch die zuletzt bockstarke und erfolgreiche Zentralmaschinerie um seine Person, Tom Krauß und Ibrahima Sissoko komplettiert war. Auch das System des variablen ‚3-5-2/5-3-2‘ blieb unverändert.
Gute 120 Minuten später wurde der Kick mit dem Endergebnis 1:3 abgepfiffen. 17:18 Torschüsse, 20:11 Flanken, 50:50 Ballbesitz, 51:49 Zweikampfquote und 8:3 Ecken. Liest sich wieder gut, hat wieder nicht gereicht. Ähnlich wie im vergangenen Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim konnte unsere Elf respektable Zahlen erspielen – abschließend jedoch keine Punktfrüchte ernten.
Erstmals seit dem 14.10.2011 entschied Eintracht Frankfurt ein Spiel an der Castroper Straße für sich.
Chancen gab es zuhauf – Tore bloß eines
In der ersten Halbzeit konnten sich unsere Jungs eine Großzahl dicker Chancen erspielen. Bero in der sechsten Minute aus sieben Metern – Kaua Santos hielt. Jakov Medic frei mit dem Kopfball nach der Folgeecke – knapp unten rechts vorbei. Erneut Bero in der 17. Minute aus kurzer Distanz nach wildem Gestocher im Strafraum – Santos parierte. Felix Passlack in der 43. nach guter Ablage von Dani de Wit aus wenigen Metern – Santos hielt.
Auch in Halbzeit zwei gab es Möglichkeiten, den Spielstand zu verbessern. Georgios Masouras in der 61. Minute aus 15 Metern von halblinks – Santos streckte sich, kratzte die Kugel erneut um den Pfosten. Ein Kopfball Philipp Hofmanns in der 65. nach guter Hereingabe vom rechten Flügel – und wieder stand Santos saustark im Weg.
Gegen die sich lang und länger ziehende, vom rechten Flügel vom wühlenden Gerrit Holtmann hereingeschlenzte Schussflanke konnte Santos nichts ausrichten – sie landete im langen Eck. Nachdem der VAR checkte, ob Hofmann die Fußspitze dran hatte und/oder eingreifend im Blickfeld des Keepers stand, wurde der Treffer gegeben.

In Minute 93 entstand nochmal die Riesenchance, den seinerzeitigen Ausgleich zu erzielen. Fünf Meter vor dem Tor kam de Wit zum Flugkopfball – Santos war erneut blitzschnell unten und wehrte den Ball zur Seite ab. Die zweite Abprallerchance setzte Broschinski aus wenigen Metern links neben das Tor.
Im Block war es für mich kaum auszuhalten, dabei zuzusehen, dass keins der dicken Dinger im Netz einschlug. Gern hätte ich aktiv mit dem Playstationcontroller von meinem Sitz eingegriffen, in den richtigen Momenten einen Tick länger auf Kreis gedrückt, mit ein bisschen mehr Präzision auf`s Eck gezielt, einen der zahlreichen Schüsse mit R1 angeschlenzt oder auf sonstige Art und Weise den Ball ins Tor gezwungen.
Was uns nicht gelang, gelang der Eintracht
Während sich der VfL über die knapp 98 Minuten vor dem Tor wieder und wieder vergeblich bemühte, waren die Adler im Abschluss wesentlich zielstrebiger und effizienter.
Nachdem auch Topknipser Hugo Ekitike einen freien Ball links am Tor vorbeilegte, zeigte sich Rechtsverteidiger Rasmus Kristensen effektiver. Eine Hereingabe von Ellyes Skhiri vom linken Flügel knallte er humorlos auf`s Tor. Timo Horn parierte – den Nachschuss versenkte Kristensen zum 0:1. Nur fünf Minuten später tankte sich Ekitike – wieder über den linken Flügel – durch, legte quer auf Jean-Matteo Bahoya und der brauchte nicht viel, um den Ball mittig freistehend zum 0:2 ins Netz zu bügeln.
Ansgar Knauff traf in Minute 72 den Ball nur halbgar, sodass er ihn per Aufsetzer über das nahstehende Tor setzte. 25 Minuten später dribbelte er sich jedoch stark von rechts in Richtung Fünfer, steckte den Ball zu Michy Batshuayi herüber und der brach uns mit seinem Treffer zum 1:3 das Genick.
Die Kombination aus der individuellen Klasse der Offensivspieler und dem teilweise unbegreiflich und konstant stark parierenden Santos führte dazu, dass Frankfurt drei Tore erzielte und das Spiel gewann.
Nach dem 4:1 Heimsieg gegen Ajax Amsterdam in der Europa-League zeigte sich die Eintracht auch in Bochum zielstrebig – sprang dabei, meiner Ansicht nach, jedoch auch nicht unbedingt höher als gerade notwendig. Unter`m Strich reichte es jedoch aus, um das Eurogesicht auch in der Bundesliga zu zeigen.
Gemischte individuelle Leistungen vom VfL
Sissoko empfand ich wieder als absoluten Tank. Mit Schnelligkeit, resolutem Zweikampfverhalten, Überblick und passendem Stellungsspiel bestätigte er, einen Platz im aktuellen ‚Ultimate Team of the Week‘ ergattert zu haben. Seinen Äußerungen zufolge scheint er sich im Team angekommen zu fühlen und sich mit dem Plan Heckings identifizieren zu können – was sich im Spiel wiederspiegelt.
Horn konnte im Kasten mit drei starken Reflexen und sicheren Reaktionen vereiteln, dass das Ergebnis höher zu unseren Ungunsten ausfiel. Holtmann zeigte nach seiner Einwechslung eindrucksvoll, welchen Mehrwert er mit seinem Tempo, seiner überwiegend guten Ballbehandlung und seinem Offensivdrang auf der rechten Außenbahn einbringt.
Ivan Ordets und Medic zeigten vereinzelt Unsicherheiten und mangelnde Absprache im Defensivspiel. Tom Krauß präsentierte sich – im Vergleich zu den Vorwochen – passiver und ideenärmer im kreativen Aufbauspiel. Maximilian Wittek hätte mit präziseren Bällen und letztem Biss ein paar Kontermöglichkeiten gefährlicher vorantreiben können. Myron Boadu konnte, nachdem Hecking ihn im Verlauf des Spiels von der Bank brachte, keine entscheidenden Impulse auf dem Pinn erzeugen und auch Masouras rasierte unter der Woche mit Tim Kramer den Gyrosspieß besser als die Frankfurter Defensive am Sonntagnachmittag.
Dass die Formkurve auch innerhalb des Teams individuell schwankt hat ziemlich sicher Auswirkungen auf das mannschaftliche Gesamtgefüge. Vielleicht bringt das ein wenig Klärung hinter das Fragezeichen zu diesem Spiel, was ich persönlich irgendwie komisch und auch jetzt noch nicht ganz greifbar finde.
Kurz schütteln und realistisch betrachten – immer noch alles im Lot
Nach dem geilen Spiel in München fühlte sich der Kick – vor allem das Endergebnis – vom Sonntag für mich wie ein Dämpfer an. In üblich schnell (vielleicht auch naiv) erweckter Euphorie habe ich mir mehr erhofft und wurde enttäuscht. Was jedoch auch letztendlich, wenn man es mal ohne Emotion betrachtet, nicht traurig oder Schuld der Jungs ist – sondern schlichtweg das Revidieren und/oder Nichteintreten einer vorher innerlich subjektiv entstandenen Täuschung.
Eben jene Täuschung war bei mir die Erwartung, die Höchstleistung des Spiels bei den Bayern – zumindest größtenteils – erneut auf`s Grün zu klatschen. Dazu sind und bleiben wir jedoch immer noch zu sehr der VfL aus Bochum. Eine Konstanz auf solchem Niveau gegen solch große Gegner ist eine Erwartung, die vermutlich zu hoch ist.
Der Gegner hieß Eintracht Frankfurt, spielt im Viertelfinale der Europa-League und steht in der Bundesliga auf Platz 4. Da kann`s halt mal so laufen, wie es lief.
Bitter, dass Union Berlin dem FC Bayern München an der alten Försterei einen Punkt abgetrotzt hat und der FC St. Pauli zuhause gegen die TSG Hoffenheim gewann, wodurch sie ihren Vorsprung auf fünf Punkte ausbauten. Dennoch stehen wir weiter auf Rang 16, haben die rote Laterne erfolgreich weitergegeben und sind immer noch mit zunehmend positiver Tendenz mittendrin – in der Schlacht um das Erreichen des Ufers des rettenden 15. Platzes.
Nun ist erstmal ne Woche frei
Kommende Woche ist spielfrei, schade. Vielleicht für Dieter und die Jungs aber gar nicht verkehrt, um sich in Ruhe zu sammeln, die benötigten Kräfte aufzutanken und sich im Training taktisch und personell auf das bevorstehende Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen vorzubereiten.
Ich bin gespannt, wie wir uns dort zeigen werden. Zuletzt nicht unantastbar, Sonntagabend jedoch auswärts in Stuttgart in altbekannter Last-Minute-Manier wird die Werkself ein fetter Batzen Granit sein, den es am Abend des 28.03. für das blau-weiße Gebiss zu beißen gilt.
Mal abwarten und sehen, was kommt. Um sich die Zeit bis dahin sinnvoll und optimistisch zu vertreiben können wir uns nochmal bewusst vor Augen führen, wie schön es ist, nach der irren Relegation überhaupt zum vierten Jahr in Folge in der ersten Bundesliga antreten zu dürfen.
Hoffentlich läuft bald mal wieder der Sirtaki im Ruhrstadion. Das „düdelümmm, düdelümmm“ ist ein Ohrwurm, der mich nach dem Heimsieg gegen Dortmund im Alltag noch lange begleitet hat. Fuck, jetzt ist er wieder da …
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