Blutleer, kraftlos, herzlos – VfL Bochum im Herbst 2024

Der VfL kommt aus der Länderspielpause. Oder auch nicht. Laut Presseberichten gab es in der Pause viel Gesprächsbedarf, Meinungen wurden ausgetauscht und Anpassungen vorgenommen. Ich habe noch keinen Nachbericht so früh und lange vor Spielende angefangen. In der Pause hatte ich bereits Bedarf, meine Gedanken zu „Papier“ zu bringen.

Erste Halbzeit

Sollte die erste Halbzeit ein Gradmesser für den Erfolg der Gespräche sein, kann man den Verein auch gleich abmelden. Von Beginn an zeigte Hoffenheim, dass sie der Herr im Hause sind. Bochum kam nicht ins Spiel, insbesondere die rechte Seite von Moritz Broschinski offensiv über Felix Passlack bis zu Erhan Masovic ließ die TSG komplett unbedrängt schalten und walten.

Doch erst ein unglücklicher bis unnötiger Fehlpass von Dani de Wit führte zum Gegentor. Angesichts der Chancen von Hoffenheim, insbesondere über diese immer wieder freie Seite hätte alleine schon Andrej Kramaric locker mit einem Hattrick aus der ersten Hälfte gehen können/müssen.

Aber nicht nur die spielerische Leistung, auch die Körpersprache und das Verhalten auf dem Platz waren unter aller Sau. Philipp Hofmann, ein Führungsspieler, fiel eher durch abwinken und mit genervtem Verhalten auf. Von einem Führungsspieler würde man eher anpeitschen und Mitspieler aufbauen erwarten. Generell war es aber die physische Abwesenheit, die noch frappierender war. Der VfL wirkte wie eine Schulmannschaft gegen Hoffenheim, das auch nicht mit dem aller größten Selbstbewusstsein ausgestattet war.

Letztlich hatte Koji Miyoshi kurz vor Ende der Halbzeit sogar noch eine Chance und zwei Halbchancen. Ein Unentschieden wäre sogar noch drin gewesen. Im Übrigen die ersten Abschlüsse vom VfL überhaupt in dem Spiel. Aber das wäre absolut nicht dem Spiel entsprechend gewesen.

Zweite Halbzeit

Mit drei Wechseln und durchaus jetzt auch Körpersprache kam der VfL aus der Halbzeit. Koji Miyoshi, Dani de Wit und der unglückliche Startelf-Debütant Mats Pannewig wichen für Ibrahima Sissoko, Lukas Daschner und Momo Kwarteng. Das Spiel begann sofort mit einigen guten Aktionen des VfL, erzwungenen Offensivaktionen, die aber zu keinem Tor führten.

Dafür war der Ball beim ersten nennenswerten Ballbesitz der TSG wieder im VfL-Tor. Marius Bülter musste am Ende nur einschieben nach vielen Flipperbällen im Strafraum. Doch nach längerem VAR-Einsatz wurde der Treffer aberkannt. Der VfL rannte somit weiter nur einem Rückstand von einem Tor hinterher. Vorerst. Der Bochumer Offensive wurde damit aber sofort wieder ein wenig der Stecker gezogen, es ging ein bisschen hin und her ohne große Aktionen bis dann mal wieder ein einfacher Steilpass zum Gegentor führte – diesmal traf Bülter regulär.

Gute zehn Minuten später gab es dann ein Lebenszeichen von Cristian Gamboa nach überlegtem Querpass von Lukas Daschner. Gamboa war es dann auch, der gegen Bülter einen Freistoss aus guter Position rausholte, welcher allerdings wie so oft ziemlich kläglich vergeben wurde. Einmal kam der VfL dann aber einem Punkt noch sehr nah. Sissoko war kurz vor Ende sehr aufmerksam, was man von Kevin Akpoguma nicht behaupten konnte, er sprintete in eine Aktion und holte einen klaren Elfmeter raus. Wie sollte es an so einem Tag anders laufen, Daschner trat an, vergab jämmerlich mit einem unplatzierten Schuss. In der Nachspielzeit legte Haris Tabakovic dann noch das 3:1 nach und damit war es das.

Letztlich war der VfL bis zum Spielende im Spiel, aber das darf nicht über die Leistung hinwegtäuschen. Es reichte zurecht wieder einmal nicht für etwas zählbares. Defensiv offen wie ein Scheunentor bei jedem Konter und wie so oft mindestens eine Halbzeit verschlafen.

Grau, es wird kälter und der VfL steht unten. Zum Glück nicht in Liga 2, aber der Weg zeigt da hin – Foto: Einsachtvieracht

Fazit

Ich bin kein Trainer, kein Sportvorstand und nicht beruflich in meinem Lieblingssport tätig, deshalb fordere ich weder (noch) größere Spielerrotationen noch eine Entlassung des Trainers. Aber, und das sieht ein „Blinder“ wie ich, so geht es nicht weiter. Bochum startete im 4-3-3, bringt auch hier einfach wenig auf den Platz. Die letzten Jahre kamen wir über viel Einsatz, einer großen mannschaftlichen Geschlossenheit ins Spiel, das sehe ich beim aktuellen Team überhaupt nicht.

Es wirkt auch nicht mehr so, als ob einer für den Anderen durchs Feuer gehen würde, um vielleicht auch einmal Fehler der Kollegen auszugleichen. Die Spieler wirken eher wie Ich-AGs mit der Situation überfordert und das ist nicht einmal ein Vorwurf an den Einzelnen. Aber neben der sportlichen Leistung von Spielern wie Elvis Rexhbecaj oder zuletzt Keven Schlotterbeck haben diese der Mannschaft auch einen Charakter gegeben oder mit gefördert. Auch der streitbare Manuel Riemann hatte lange Phasen, wo er der Mannschaft auch viel Positives mitgegeben hat.

Das sehe ich aktuell vielleicht noch bei 1-2 Spielern, aber nicht in der Intensität wie bei den genannten Spielern. Und wenn man dann in der näheren Zukunft eventuell noch auf den angeschlagen ausgewechselten Passlack verzichten muss – Ich sehe sehr schwarz für die nähere Zukunft. Es ist am VfL, uns allen schnellstmöglich wieder etwas Hoffnung zu geben, dass dieses Jahr nicht erstmal wieder das Letzte Jahr Bundesliga für den VfL sein wird.

Ich schließe wieder einmal mit dem, was der VfL-Fan am liebsten sagt: „Trotzdem“. Trotzdem da, trotzdem jedes Spiel gucken mit der Hoffnung, dass der Bock umgestoßen wird und trotzdem, jetzt erst recht und für immer – NUR DER VFL!

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Autor: Stefan Zils

Wenn man Fan eines im Zweifel erfolglosen Vereins ist, stellt man sich vielleicht irgendwann die Frage, wann man es hätte merken müssen. Bei mir war das sehr früh. Es war der 27.05.1990 und somit das Relegations-Rückspiel gegen Saarbrücken, mein erstes bewusstes Spiel vom VfL (allerdings im Fernsehen). Ich war 9 und somit eigentlich alt genug, um es zu merken. Gut, alle haben wir gejubelt, als uns Uwe Leifeld erlöste (den ich da grad einmal vom Namen kannte) und spätestens da packte mich dann das VfL-Fieber und das logische Denken setzte aus, Fußball wurde Emotion. Anschließend gleich am 2. Spieltag zu meinem ersten Heimspiel ins Stadion (ein 1:0 gegen den 1.FC Köln) und ab da zu vielen schönen und weniger schönen Spielen (anfangs meist) mit einem Mitspieler vom LFC Laer 06 und unseren Vätern. Im Sommer häufiger mal zu Fuß zum Tempel aus Querenburg, ohne dass ich noch weiß, wie es zurück ging. Nur gegen Schalke, Dortmund und Bayern gingen wir länger nicht hin... weil es zu voll wurde (meine Entscheidung war das natürlich nicht). Ich wurde also quasi gleich zum Anti-Rosinen-Picker erzogen... ;-)

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