Wenn selbst eine Niederlage in Leipzig Mut macht

Zeigte Jonas Wind nach seinem Jubel die Grenzen auf: Jakov Medic. Foto: VfL Bochum.

Der VfL Bochum war am 1. Spieltag der Fußball Bundesligasaison 2024/25 in Leipzig zu Gast. Endstand 1:0 für die Gastgeber. Nach dem Pokalauftritt am Wochenende zuvor hatten viele Anhänger des VfL mit einer deutlicheren Niederlage gerechnet. Nicht wenige Fans hatten schon einen Fehlstart bis Mitte Oktober, der dann nahtlos in einen tristen Herbst übergeht, vorhergesagt. Am Ende macht das Ergebnis aber mehr Hoffnung als das es die Skeptiker bestätigt. Ein Kommentar.

Spiele gegen die Mannschaft aus Leipzig waren bisher selten Anlass zu großer Freude für die Anhänger des VfL Bochum. Meist waren die Ergebnisse eindeutig. Versuche den Gegner zu überraschen endeten meist in eigener Unordnung und haushohen Niederlagen. Die letzten Ergebnisse im ehemaligen Zentralstadion lauteten 4:0 – 3:0 – 0:0. Zuletzt musste ein glänzend aufgelegter Manuel Riemann einen Punkt mit zwei abgewehrten Elfmetern ermöglichen. 

Zur Überraschung der Anhänger rutschte Jakob Medic direkt in die Startelf. Er verlieh der Abwehr einiges von dem was Sportdirektor Marc Lettau bei seiner Verpflichtung angepriesen hatte. 

„Er ist sowohl am Boden als auch in der Luft ein hervorragender Zweikämpfer, spielt saubere und präzise Pässe und erreicht einen Top-Speed.“ Marc Lettau über Jakob Medic

Die Jungs von der Castroper Straße verrichteten mit der nötigen Konzentration ihre Defensivaufgaben und konnten in der ersten Halbzeit immer wieder Nadelstiche setzen. Teilweise kamen sie in aussichtsreiche Abschlusssituationen, die dann leider nicht konsequent genug ausgespielt wurden. Durch das eigenen hohe Pressing begünstigt kamen Moritz Broschinski und Lukas Daschner in aussichtsreicher Position zum Abschluss. Hier konnten die Leipziger aber in höchster Not klären.  

„Bochum hat es gut gemacht, sie sind defensiv sehr kompakt gestanden, haben gut verschoben.“ Xavi Simons

Der VfL traf auf einen Gegner der, nach Aussage von Cheftrainer Marco Rose, noch in der Vorbereitung steckt. Aufgrund von Marketing-USA-Reise, Europameisterschaft, Verletzungssorgen und dem späten Abgang von Dani Olmo ist man in Leipzig noch nicht da, wo man es sich zum Beginn der Liga wünscht. Auch ein uneingespieltes Team aus Leipzig kann mit seiner individuellen Klasse „normale“ Teams in der Liga überrollen. Der geschätzte Marktwert im Vergleich zum VfL Bochum ist ungefähr um den Faktor 10 höher. 

Zweite Hälfte lässt Fortschritte erkennen

Der VfL kassierte in der zweiten Hälfte dann doch noch das entscheidende Gegentor an diesem Samstagnachmittag. Doch macht der zweite Durchgang in vielen Punkten Mut für die nächsten Aufgaben. Mit dem Gegentor war für viele Anhänger die Messe gelesen. Andere sahen schon die Dämme brechen und man befürchtete eine hohe Auswärtsniederlage. Aber weiterhin spielte der VfL mutig nach vorne. Mit Myron Boadu für Daschner wurde es offensiver und mit Aliou Baldé und Mats Pannewig kamen neue Kräfte die belebende Elemente ins Spiel des VfL brachten. 

Im DFB-Pokal gegen Jahn Regensburg verpufften noch ein stückweit die Wechsel. In Leipzig konnte man sehen, dass Trainer Peter Zeidler für seine Spielidee eine größere Auswahl an Spielern hat, die situativ eingesetzt werden können. Nicht alle sind soweit, über 90 Minuten zu Funktionieren. Das ist aber eher ein Anspruch von Mannschaften vom Kaliber des Gastgebers aus Leipzig. Boadu mit seiner Geschwindigkeit und seiner Beweglichkeit stellt als Einwechselspieler sicherlich die ein oder andere Verteidigung, die 60 bis 70 Minuten Bundesligafußball in den Muskeln hat, vor Probleme. Mats Pannewig mit seiner Körperlichkeit und seinen Schnittstellenpässen kann wunderbar Kontersituationen einleiten. Baldé bringt mit seiner Geschwindigkeit, Dribblings und Vorlagen Facetten in den Bochumer Kader, die man lange nicht gesehen hat. Ob es immer ein Dribbling an der eigenen Grundlinie gegen einen A-Nationalmannschaftsverteidiger sein muss bleibe aber dahin gestellt. 

Auch ein Samuel Bamba, der in der Vorbereitung von einigen Fans ob seiner Möglichkeiten belächelt wurde, fand immer wieder Lücken mit einfachen Mitteln über die linke Seite. Diese Geradlinigkeit ist für das Umschaltspiel wichtig und richtig.

Durch die Wechsel, die Spielsituation und die Umsetzung der Vorgaben des Trainers war es der Elf möglich die Leipziger Abwehr oftmals in Bedrängnis zu bringen und gegen Willi Orban eine rote Karte zu ziehen. Die Überzahl in den rund verbleibenden zehn Minuten half jedoch nichts. Man merkte der Mannschaft die fehlende Erfahrung an.

War die Mannschaft in Regensburg nach rund einer Stunde ziemlich platt, reagierte Trainer Peter Zeidler proaktiv auf drohende Erschöpfung der Spieler. Durch die Wechsel und die Umstellung auf 4-3-3 verhinderte er, dass Maximilian Wittek und Felix Passlack in den roten Bereich kamen.

„Die Idee, die der Trainer mitbringt, passt zu uns. Wir haben die Charaktere dafür. Die gesamte Mannschaft steht hinter seiner Idee.“ Felix Passlack

Ohne Tore, aber mit Hoffnung im Gepäck

Der VfL reist trotzdem ohne Punkte im Gepäck wieder ins Ruhrgebiet. Hat aber in Sachsen eine Leistung gezeigt, auf die sich aufbauen lässt und die uns Fans Hoffnung machen sollte. Vor allem die Tatsache, dass Zeidler für seine Spielidee und Spielsituationen Alternativen im Kader hat und flexibler reagieren kann als es in den letzten Jahren der Fall war, macht Mut für die nächsten Aufgaben. Je mehr Optionen unser Trainerteam hat, desto unberechenbarer bleibt das Team. Als klares Manko muss man bisher die Chancenverwertung sehen. Die Entwicklung der Spielidee ist seit Beginn der Vorbereitung klar erkennbar. Die Mannschaft hat jedoch weiterhin kein Tor erzielen können. Auch die Leipziger sind in der aktuellen Verfassung noch verwundbar. Ausnutzen konnten unsere Spieler das jedoch nicht.

Tore jedoch wird man brauchen. Am nächsten Samstag geht es daheim gegen Borussia Mönchengladbach und es kommt zu einem Wiedersehen mit Relegationsheld Kevin Stöger. Dani de Wit wird sein Pflichtspieldebut im VfL-Dress geben. Die Fohlen haben am Freitag Abend zur Eröffnung der Bundesligasaison einen starken Auftritt gegen Bayer Leverkusen hinlegte. Es wird spannend zu sehen sein, wie der VfL zuhause mit der Dreierkette der Gladbacher klarkommt. Ein Stilmittel mit dem die Regensburger im Pokal der Offensive der Bochumer es sehr schwer gemacht haben.

Es ist nicht alles rosig beim VfL, aber auch alles nicht so schwarz wie man es nach der Pokalpleite in Regensburg sah. 

Autor: Moritz Möller

Über 20 Jahre begleitet mich der VfL jetzt schon - oder ich ihn. Ein Heimspiel Anfang der 90ziger gegen Leverkusen war der Auslöser, dann ging es auf einmal aus der zweiten Liga nach Europa, Abstieg, Aufstieg, wieder Europa, Abstieg und Relegation. Manch euphorische Saisonphasen die vom Auf.... träumen ließen, dazwischen Heimspiele mit 9000 Zuschauern gegen Aue, Mettbrötchen auf dem Weg nach Oberhausen, eine enttäuschende Auswärtsbilanz meinerseits und viele andere schöne Erinnerungen gehören dazu. Immer dabei: Dauerkarte, ein Fiege und eine Gruppe aus guten Freunden in Block Q sind für mich mit dem VfL einfach untrennbar verbunden.

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