Als der VfL das letzte Mal in der Allianz-Arena punktete

Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Am Samstag ist der VfL Bochum zu Gast in der Allianz Arena. Pünktlich zum Oktoberfest gibt es das Gastspiel bei unseren Freunden aus München. Dass man was Zählbares aus München mitnehmen konnte ist schon ein paar Tage her. Dabrowski. Rensing. Freier. Nur um ein paar Namen zu nennen. Wir blicken zurück.

Ein Gastbeitrag von Robin Wagner

Wir schreiben den 4. Oktober 2008, als Zé Roberto mit seinem zweiten Tor des Nachmittags das Spiel für die Bayern gegen den VfL entscheidet – vermeintlich. Das 3:1 des Brasilianers sorgt für sichtlich große Erleichterung auf der Bank des Rekordmeisters, auf der es für Trainer Jürgen Klinsmann nach schwachem Saisonstart zuletzt ungemütlich geworden war. Die Woche davor verloren die Bayern in Hannover und belegten nach sechs Spielen nur den 9. Platz in der Bundesliga – andere Zeiten. Tabellenführer zu dem Zeitpunkt ist übrigens der HSV, der mit 13 Punkten schon fünf Zähler vor den Bayern liegt. 

Ein Heimsieg gegen den VfL Bochum ist ein Muss für Klinsmann‘s Bayern, die bis zur 83. Minute wie der klare Sieger aussehen. Doch dann spielt Sinan Kaloglu einen Pass durch die Schnittstelle, wo sich Christoph Dabrowski davonschleicht und Michael Rensing zum Anschlusstreffer umkurvt. Die Allianz-Arena wird unruhig, denn nicht nur wirken die Bayern generell verunsichert, sondern die Gäste aus Bochum legen schon den ganzen Nachmittag einen richtig mutigen Auswärtsauftritt hin.

 

Das Momentum ist jetzt bei den Gästen, bei denen es im ganzen Spiel nur eine Auswechslung gibt. In der 73. Minute war Dennis Grote für Slawo Freier aufs Feld gekommen. Jener Dennis Grote, der in der Vorsaison das Traumtor gegen die Bayern zur 1:0 Führung im Ruhrstadion schoss.  Es konnte nur so kommen: der extrem starke Kaloglu spielt in der 85. Minute eine hohe Flanke rein, mit der Rensing überfordert ist und so Grote an den Ball kommen lässt, der ihn gegen die Laufrichtung des Keepers per Kopf zum 3:3 Endstand ins Tor drückt. Ein goldenes Händchen von Trainer Marcel Koller sowie eine couragierte Teamleistung entführten somit einen Zähler aus der Allianz-Arena zurück in den Pott. Bis heute konnten die Bochumer dieses Kunststück nicht mehr wiederholen.

Die Bayern sind im Jahre 2023 ein anderes Kaliber, jegliche Bochumer Hoffnungen auf was Zählbares in München sind mit riesigem Optimismus gepaart. Doch zumindest von der Art des Auftritts beim 3:3 Spektakel vor 15 Jahren sollte man sich beim VfL allerdings was rausnehmen – den Mut. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass man sich defensiv stabilisiert hat und die Dreierkette für jeden Gegner unangenehm zu bespielen ist. Ein 7:0 liegt diesmal definitiv nicht in der Luft, zu stabil und gefestigt wirken das Team und die immer besser funktionierenden Automatismen des neuen Systems. Wenn zukünftig nach vorne noch etwas mehr Zielstrebigkeit gelingt, braucht sich dieser VfL vor keiner Mannschaft in der Liga verstecken. Dabei helfen sollen auch die Neuzugänge Moritz Broni Kwarteng und Gonçalo Paciência. Während Letzterer bereits gegen Frankfurt seine ersten Minuten sammeln durfte, bleibt bei Kwarteng abzuwarten, ob er am Wochenende sein Bundesliga-Debüt geben darf. Die VfL Anhänger sind allemal gespannt auf ihn. Wie bei jedem Auswärtsspiel bei den Bayern gibt es für den VfL Nichts zu verlieren. Es gibt nur wieder die Chance, neue Helden entstehen zu lassen.

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Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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