Unentschieden und stolz darauf

Foto: VfL Bochum

Samstagabend, Flutlichtspiel zuhause gegen Frankfurt – alles war angerichtet für ein Fußballfest in Bochum. In einem Klasse Spiel bot der VfL Bochum alles was das Fußballherz begehrt. Fast alles, denn leider müssen wir weiter auf den ersten Sieg in dieser Saison warten. Aber das war zumindest für mich emotional nur Nebensache, denn heute überwiegt für mich nur ein Gefühl und das heißt stolz. Stolz auf die Mannschaft, stolz das Trikot dieser Spieler zu tragen.


Denn schon zur Halbzeit stand meine Meinung fest – diese Art Fußball zu spielen, nein Fußball zu leben, ist genau das, was ich in Bochum sehen möchte. Wie schon zuletzt war unser Spiel ab der ersten Minute wahnsinnig intensiv. Schon tief in der gegnerischen Hälfte wurden die mannorientierten Zweikämpfe aufgenommen, um jeden Zentimeter wurde gefightet, bei jedem Ball wurde sich reingeworfen. Und so kam Frankfurt in der ersten Hälfte so gut wie gar nicht ins Spiel. Klar lässt dieses offensive Pressing hin und wieder auch mal Raum für einen gefährlichen Konter. Doch hatte der VfL in der ersten Hälfte deutlich mehr vom Spiel und teilweise durchaus sehenswert einige sehr gute Chancen herausgespielt. Die besten Chancen hatten dabei wohl Asano und Stöger, bei denen Trapp leider weltklasse gehalten hat. Doch auch Passlack nach toller Flanke von Losilla, Ordets nach Ecke oder nochmal Asano aus spitzen Winkel – Chancen waren genug da und eine Führung wäre durchaus verdient gewesen.

Und so ging man nach einem wahnsinnigen ersten Durchgang mit 0:0 in die Pause. In einem Spiel, in dem man nicht nur kämpfte, sondern durchaus auch spielerisch überzeugte. Die Qualität im Team hat in dieser Saison sichtlich zugenommen und es werden immer öfters auch spielerisch die Möglichkeiten gesucht. Erfreulich dabei auch, dass die neuen Spieler rund um Wittek, Bero und Bernardo so spielen als wären sie schon ewig hier und sich dabei gegen Frankfurt nahtlos in die gute Manschaftsleistung eingliederten.

Doch leider kam es dann wie es im Fußball so häufig ist, wenn man sich vorne nicht belohnt. Als das Spiel in der 2. Halbzeit etwas abflachte, erzielte Frankfurt mit der ersten richtig gefährlichen Szene die Führung. Doch der VfL wäre nicht der aktuelle VfL, wenn man nicht nochmal alles reinwerfen würde. Auch wenn der Ausgleich letzlich durch einen leicht umstrittenen, aber dennoch gerechtfertigten Elfmeter, fällt, war er zu diesem Zeitpunkt absolut verdient. Die Elfmeter Diskussion ist am Ende ohnehin immer müßig, denn theoretisch hätte der VfL nach einem vermeintlichen Foul an Daschner auch gut und gerne noch einen zweiten Strafstoß bekommen können. Doch lamentieren hilft nicht – weder in die eine wie in die andere Richtung.

Und lamentiert wurde zumindest aus VfL Sicht nicht. Denn auch nach dem wichtigen 1:1 zeigte sich der VfL hellwach, äußerst kämpferisch und offensiv stets gefährlich. Leider sollte es trotzdem nicht für ein weiteres Tor reichen, was insbesondere auch an Trapp lag, der erneut hervorragend gegen Daschner wie auch Antwi-Adjej hielt. Am Ende sprechen 22 zu 8 Torschüsse, 19 zu 8 Flanken, 8 zu 2 Ecken, 56% gewonnene Zweikämpfe (Quelle Kicker.de) sowie 1,72 zu 0,67 xgoals (Quelle sofascore.com) eine klare Sprache .

Egal ob man nun die objektiven Zahlen oder der subjektiven Eindruck aus dem Spiel hernimmt, der VfL hat in meinen Augen eher 2 Punkte verloren, denn einen gewonnen. Und dennoch – es fühlt sich für mich überhaupt nicht danach an, dass etwas verloren wurde. Denn vielleicht hat man in der Tabelle 2 Punkte verloren, aber mein Herz hat die Mannschaft mit dieser Leistung mal wieder gewonnen. Und so laufe ich auch in der nächsten Woche mit stolzer Brust durch die Stadt und bin zuversichtlich, dass mit solchen Leistungen wie zuletzt die Punkte ganz von alleine kommen und man mit dem Abstieg in dieser Saison normalerweise nichts zu tun haben wird.

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Autor: Jens Hartenstein

In Bayern geboren, führte mein Weg zum Fußball über den FC Bayern München erst über Umwege zum geliebten VfL. Hierbei hat mich insbesondere die Phase Mitte der 90 geprägt, als man unter anderm in den UEFA Cup einzog. Nach einer jugendlichen Trotzphase, in der ich mich fast gänzlich dem Fußball, aber vor allem der Kommerzialisierung von selbigem abgewandt hatte, fand ich dann Anfang des neuen Jahrtausends wieder zurück zum Fußball. Ein echter Fußballfan kann eben doch nicht ohne seine Leidenschaft. Spätestens als ich dann beim Abschiedsspiel von Darius Wosz dessen letztes Bundesligator, den Abstieg Gladbachs und unseren beinahe Einzug in den UI-Cup live im Gladbacher Stadion feiern durfte, wars um mich dann komplett geschehen. Seitdem sind mäßige Spiele, Niederlagen, Abstiege und sämtliches Leid aller VfL Fans mein ständiger Wegbegleiter.

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