„Ich bin enttäuscht von Kolo Muanis Verhalten“

during Fussball Eintracht Frankfurt vs Borussia Mönchengladbach at Waldstadion, Frankfurt, Hessen, Germany on 2022-05-08, Photo: Sven Mandel

Unser VfL spielt am morgigen Samstag gegen die Eintracht aus Frankfurt. Nachdem gegen Dortmund und Augsburg ordentliche Leistungen gezeigt worden sind, man sich aber noch nicht mit einem Dreier belohnen konnte, soll morgen nun der erste Sieg her. Eintracht hat in diesem Sommer einen großen Umbruch hinter sich. Wir sprechen mitFrankfurt-Fan Zenat über den Sommer, Transfers und seine Erwartungshaltung an die neue Spielzeit. 

Wie ist die derzeitige Stimmung rund um die „Diva vom Main“? Mit Kamada, Kolo Muani, Lindström, Sow und Ndicka hat man sehr viel Qualität teils ablösefrei verloren.

Ich bin mit der Saison insgesamt zufrieden, auch wenn wir uns noch etwas mehr erhofft haben. In den letzten beiden Jahren haben wir es nicht geschafft, einen Platz unter den ersten sechs zu erreichen. Mit dem Kader, den Oliver Glasner zur Verfügung hatte, bin ich der Meinung, dass wir diese Ergebnisse hätten erzielen können. Vor allem, wenn ein starkes Team wie Bayer Leverkusen, das in der vergangenen Saison einen schlechten Start hingelegt hat, nicht in Form ist. In diesem Fall hätte ich erwartet, dass sich Eintracht Frankfurt den vierten Platz krallt. Leider hat uns in vielen Spielen die Leistung gefehlt und wir haben gemerkt, dass in der Liga relativ schnell die Luft raus war. Dass wir am Ende Siebter geworden sind und uns die Qualifikation für die Conference League gesichert haben, freut uns natürlich trotzdem. Es wäre aber schön gewesen, wenn wir uns in der letzten Saison, in der es so viel möglich war, die Champions League gesichert hätten.

Die aktuelle Stimmung in Frankfurt würde ich als gelassen bezeichnen. Die Ergebnisse bis hier hin stimmten größtenteils, aber es ist noch viel Luft nach oben.

Welche Erwartungen hast du an das Spiel gegen uns?

Bei den letzten Spielen in Bochum haben wir uns nicht gut präsentiert. Ein Sieg sollte Pflicht sein, wenn man ambitionierte Ziele in der Saison verfolgt. Auch wenn es in Bochum nie leicht ist.

Viel Bewegung im Kader. Einige Spieler, die Gesichter des Erfolges waren, konnten nicht gehalten werden. Wie wird die Kaderentwicklung über den Sommer gesehen?

Ich denke, wir haben mit den Neuzugängen einen guten Weg eingeschlagen. Wir haben erfahrene Spieler wie Skhiri und Koch verpflichtet, die uns Stabilität geben. Außerdem haben wir junge Spieler mit Potenzial verpflichtet, die uns in Zukunft weiterbringen können. Das gibt mir ein gutes Gefühl für die Zukunft und lässt mich auf weitere erfolgreiche Saisons hoffen.

Mit Kolo Muani ging ein Ausnahmespieler zum spätmöglichsten Zeitpunkt, dafür für sehr viel Geld zum PSG. Wie siehst Du die Mannschaft ohne die aufgestellt? Wie verärgert sind die Fans über das Vorgehen des Spielers, der Verantwortlichen?

In der Transferphase haben wir viele vielversprechende Spieler geholt. Mit Jessic Ngankam und Omar Marmoush haben wir zwei Spieler, die potenziell die Rolle von Kolo Muani abdecken könnten. Mit Lucas Alario haben wir noch einen weiteren Spieler, der letzte Saison zu wenig zum Einsatz kam und vielleicht jetzt seine Chance nutzen kann. Natürlich wird es für die Jungs nicht einfach sein, das Loch zu füllen. Aber ich denke, dass wir es als Kollektiv schaffen können. Viele Frankfurter sind vom Verhalten von Kolo Muani enttäuscht. Vor allem, weil wir nicht mehr genügend Zeit hatten, adäquaten Ersatz für die Position zu holen.

Verließ die SGE ablösefrei – Evan Ndicka Foto: Sven Mandel (Wikimedia Commons)

Wie ist dein erstes Fazit zu Dino Toppmöller? Glasner hatte zuletzt die Mannschaft zu einem Team mit Ballbesitzfußball entwickelt. Kann Toppmöller den Weg weitergehen und wie ist der erste Eindruck zu ihm über den Sommer?

Als neuer Trainer hat man es immer schwer, vor allem, wenn man die Nachfolge eines Trainers übernimmt, der die Europa League gewinnen konnte und unter den Fans als beliebt angesehen wurde. Ich würde aber sagen, dass die Ergebnisse bis jetzt okay sind, auch wenn noch viel Luft nach oben ist.

Wer von den Neuzugängen wird deiner Meinung nach am positivsten überraschen?

Wir haben es geschafft, gute Spieler wie Skhiri und Koch zu verpflichten, um die Lücken zu schließen. Außerdem haben wir vielversprechende Talente wie Hugo Larsson und Aaronson verpflichtet, die jetzt die Möglichkeit haben, den ihren Karriereschritt zu machen. In den letzten Tagen haben wir mit Cherki und Nkounkou zwei weitere vielversprechende Spieler verpflichtet. Ich denke, Nkounkou wird uns noch viel Freude bereiten. In seinem ersten Spiel hat er schon ein Tor in Kostic-Manier erzielt.

Wie bewertet man die letzten Jahre? Bist du als Fan zufrieden mit dem Erreichten oder „erwartest“ du häufiger Champions-League-Platzierungen?

Als Fan von Eintracht Frankfurt bin ich mit der Entwicklung der letzten sieben Jahre sehr zufrieden. Vor sieben Jahren hätte niemand gedacht, dass die Eintracht diesen Weg geht. Man wäre für verrückt erklärt worden, wenn man damals gesagt hätte, dass wir Champions League spielen, den Europa-League-Sieg feiern, den Pokal gewinnen und ein weiteres Mal im Finale stehen würden. Wir haben in dieser Zeit gegen sehr gute Vereine sehr gute Spiele gemacht.

Ich bin zwar nicht der Meinung, dass wir häufiger Champions League spielen müssten, aber ich finde, jedes Team kann sein Potenzial besser ausschöpfen. Das habe ich bei der Eintracht in den letzten Jahren leider nicht immer gesehen. In der Saison 2020/21 waren wir sehr gut in Form und haben eine sehr gute Saison gespielt. Am Ende hat es aber nicht für die Champions League gereicht, obwohl wir sehr lange in Reichweite waren.

Aber die Entwicklung des Vereins ist natürlich sehr positiv. Zwar gab es immer wieder Rückschläge, da gute Spieler den Verein verließen und der Kader nicht immer ausreichte, um international zu spielen. Dennoch hat sich der Verein im Vergleich zu 2016, als er noch in der Relegation gegen Nürnberg stand, stark verbessert. Es gibt noch Luft nach oben, aber die Aussichten sind gut.

Mit Goncalo Paciencia hat der VfL einen Spieler mit SGE-Vergangenheit verpflichtet. Welche Erinnerungen hast du an ihn und denkst du, dass er dem VfL helfen kann?

Ich hatte viele positive Erinnerungen an ihn, vor allem die Last-Minute-Tore gegen Antwerpen und Hoffenheim sind mir in Erinnerung geblieben. Ich hätte ihn gerne weiter in Frankfurt gesehen, aber am Ende hat es aufgrund der großen Konkurrenz nicht für mehr gereicht. Ich denke aber dennoch, dass er dem VfL Bochum helfen kann, wenn er an diese Zeit anknüpfen kann. Er wird euch viel Freude bereiten.

Mit Frankfurt-Vergangenheit: Goncalo Paciencia. Foto: VfL Bochum 1848

Krösche möchtet die Jugend wieder mehr bei der Eintracht einbinden, hat mit Alex Richter das Gesicht der Bochumer Nachwuchsarbeit für sein Projekt gewinnen können. Kann man schon die Neuausrichtung des Nachwuchses und die Arbeit von Alex Richter beurteilen?

Ich denke, man braucht einige Jahre, um die Arbeit von Herrn Richter zu beurteilen. In den letzten Jahren konnten wir leider nur wenige Spieler aus dem NLZ hochziehen, die sich langfristig für die erste Mannschaft empfohlen haben. Ich hoffe, dass sich das in den nächsten Jahren ändert. Aber bis dahin heißt es abwarten und Tee trinken.

Wie bewertest du den Start eurer neuen zweiten Mannschaft? Der VfL hat 2014 seine zweite Mannschaft abgemeldet und jetzt ein „U21-Perspektivteam“ gegründet. Frankfurt hat die Lizenz von Dreieich abgekauft. Fandest du das gut und generell, wie wichtig findest du eine zweite Mannschaft für die Entwicklung junger Spieler?

Ich finde es grundsätzlich gut, dass Eintracht Frankfurt eine U21-Mannschaft wieder gegründet hat. Es ist wichtig, dass junge Talente die Möglichkeit haben, sich in einem professionellen Umfeld zu entwickeln. Allerdings finde ich die Art und Weise, wie die Eintracht die U21 eingeführt hat, nicht in Ordnung. Damit hat man meiner Meinung nach allen hessischen Amateurclubs „den Mittelfinger“ gezeigt“. Es hat den Eindruck erweckt, dass die Eintracht sich für wichtiger hält als alle anderen.

Alterspräsident der Bundesliga noch vor Toto – Makoto Hasebe Foto: Sven Mandel (Wikimedia Commons)

Welche Erinnerungen hast du an Duelle gegen Bochum?

Leider keine schönen. Das letzte Spiel an der Castroper hat man ja verloren, das davor auch. Aber man hofft, dass man jetzt mit einem Sieg nach Hause fahren kann.

Ist die Erwartungshaltung der Fans in den letzten Jahren erheblich gestiegen?

Die Erwartungshaltung der Fans ist in den letzten Jahren natürlich stark gestiegen. In meinem Umfeld habe ich mit vielen Freunden gesprochen und festgestellt, dass die Meinungen sehr unterschiedlich sind. Manche Fans wünschen sich, dass die Eintracht wieder in der Champions League spielt, während andere den Klassenerhalt als oberste Priorität sehen und das darüber „Bonus“ ist.

Was denkst du ist für den VfL in dieser Saison drin? Wieder der Klassenerhalt?

Ich denke, dass der VfL Bochum die Klasse halten kann. Mein persönlicher Tipp ist, dass es am Ende der Saison auf die Relegation hinausläuft. Gegen wen und wie es dann läuft, kann ich natürlich nicht vorhersagen – die Saison ist lang und es kann noch viel passieren.

Dein Tipp für das Spiel?

Ein 0:2-Sieg für meine Frankfurter.

Vielen Dank für das Interview!

 

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Autor: Matthias Rauh

Obwohl in Bayern wohnhaft besitze ich eine Dauerkarte beim VfL und versuche, jedes Heimspiel und jedes Auswärtsspiel im Süden vom VfL mitzunehmen. Meine Begeisterung für den VfL entwickelte sich in der Saison 2006/07, endgültig besiegelt wurde sie bei dem eigentlich völlig belanglosen Spiel Karlsruher SC gegen den VfL im Jahr 2008. Während eines Fußballturniers wollten meine Mannschaftskameraden in der Bundesligakonferenz ständig die Zwischenstände von Bayern München und Nürnberg wissen, ich erntete misstrauische Blicke, als ich den Zwischenstand von Bochum wissen wollte. Abstieg, Relegation, Funkel, Neururer... ich bin immer noch dabei und freue mich immer mehr auf Spiele wie Bochum gegen Sandhausen als Bayern gegen Dortmund.

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