Arminia Bielefelds Neustart: Alles neu beim Traditionsklub

Im Gespräch mit Arminia-Fan studti

Foto: Andy1982 (Wikimedia Commons)
Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Was ist eigentlich mit Arminia Bielefeld passiert? Das fragen sich wahrscheinlich viele von uns. Hatten wir am 33. Spieltag der Saison 2021/22 die Ostwestfalen noch in der Bundesliga zu Gast, wurden sie nach dem Abstieg in die zweite Liga nach der Relegationsniederlage gegen den SV Wehen-Wiesbaden in die dritte Liga durchgereicht. Und das trotz einem Kader, bei dem manch einer einige Spieler gern anne Castroper gesehen hätte. Wir fragen deshalb den Arminia-Fan studti. 

Hallo studti, wie fühlst du dich vor dem Pokalspiel gegen den VfL Bochum?
Ich glaube die Erwartungshaltungen und Ausgangslagen beider Vereine sind vor der Partie kaum zu vergleichen. Der VfL hat eine Saison hinter sich, in der die gesteckten Ziele mit dem Klassenerhalt erreicht wurden, man kann auf dem bisher Erreichten aufbauen und sich weiterentwickeln. Zumal durch die nicht übermächtigen Aufsteiger aus Heidenheim und Darmstadt der Klassenerhalt realistischer als jemals zuvor erscheint, so dass man in Bochum vermutlich von vorsichtig optimistisch bis euphorisch in die Saison blicken dürfte.

Bei der Arminia hat man im Gegensatz dazu zwei Seuchenjahre hinter sich, in denen man krachend gescheitert ist, sodass man nun vor einem völligen Neuanfang in allen Bereichen steht: Spieler, Trainer, Manager – alles neu besetzt. Im Prinzip blieben uns als vertraute Bekannte nur Fabian Klos, der Stadionsprecher und der Mannschaftsbetreuer. Und das ist nicht übertrieben.Nach dem Abstieg aus der 1. Liga dachte man eigentlich, dass man in der 2. Liga zumindest oben mitspielen könnte, am Ende stieg man völlig verdient ab, kein Stein blieb mehr auf dem anderen und die Mannschaft ist völlig auseinandergefallen.

Und während der VfL nun die Saison gegen Arminia beginnt und die Anhänger dem Auftakt vermutlich entgegenfiebern, so liegt das Spiel für uns genau zwischen den brisanten Partien gegen Aufstiegsfavorit Dresden und dem Erzrivalen aus Münster, sodass der Fokus eher auf die Liga gerichtet ist und die Pokalpartie eher so nebenher läuft.

Welche Erwartungen hast du an das Spiel?
Einsatz, Wille, Kampfgeist – das ist es, was man dieses Jahr bei Arminia sehen will. Ergebnisse sind da weitgehend sekundär. Wir Fans sehnen uns nach Spielern, die sich wieder für den Verein zerreißen und mit denen man sich identifizieren kann. Da es das erste Pflichtspiel vor heimischer Kulisse ist und zehn von elf Startspielern neu sein werden, erwarte ich, dass alle gewillt sind, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen, so dass man auch bei einer Niederlage zufrieden nach Hause gehen kann.

Wie schätzt du die Chancen deiner Mannschaft ein, das Spiel zu gewinnen?
Ich will jetzt nicht die üblichen Pokalphrasen dreschen. Klar kann auch ein Drittligist vor heimischer Kulisse einen Verein aus der Bundesliga ausschalten – doch dafür braucht es ein in sich gefestigtes Teamgebilde. Aber wir haben eine völlig neue Mannschaft, bei der die Abläufe noch nicht automatisiert sein können, zwangsläufig Fehler passieren und Räume entstehen, die eine erfahrene Mannschaft nutzen wird. Es sind ganz andere Voraussetzungen im Vergleich zu unserer letzten Drittligazeit in der Saison 2014/15, als man mit einem erfahrenen Team nacheinander die Bundesligisten Hertha, Bremen und Gladbach zuhause schlug und bis ins DFB-Pokal Halbfinale einzog. Entsprechend schätze ich die Chancen gegen Bochum zu gewinnen als quasi nicht existent ein.

Welches sind die Stärken der Arminia, die im Pokalspiel entscheidend sein könnten?
Es kann nur über den Kampf und den Zusammenhalt gehen, da Bochum auf jeder Position individuell stärker besetzt sein wird.

Was denkst du über die mögliche Aufstellung von Arminia für das Pokalspiel?
Ich vermute, dass die Aufstellung sehr ähnlich sein wird wie die im ersten Ligaspiel in Dresden. Auch um sich weiter einzuspielen und Sicherheit in die Abläufe zu bekommen. Nur sollte man defensiver stehen, sonst könnte es böse ausgehen. Gegebenenfalls könnte es Wechsel in der Verteidigung geben, die gegen Dresden doch recht wackelig war und Wintzheimer könnte für Klos reinrotieren, aber ansonsten könnte es wieder so aussehen wie beim ersten Ligaspiel, als wir folgendermaßen aufliefen:

Kersken – Lannert, Belkahia, Gohlke, Özkan – Mizuta, Schreck, Biankadi – Shipnoski, Klos, Yildirim.

Und dass viele Bochumer fast keinen dieser Spieler kennen werden oder einschätzen können, zeigt unseren Umbruch und wo wir jetzt stehen.

Ist vielen anne Castroper noch ein Begriff: Manuel Wintzheimer spielt in dieser Saison leihweise für Arminia Bielefeld. Foto: VfL Bochum 1848

Wie wichtig ist dir persönlich der DFB-Pokal und wie weit möchtest du, dass Arminia Bielefeld in diesem Wettbewerb kommt?
Ein Weiterkommen würde uns nicht eingeplante Einnahmen ermöglichen, mit denen wir uns nochmal auf dem Transfermarkt verstärken könnten, um in der Liga ein paar Plätze nach oben zu kommen. Und dass man als Drittligist automatisch Heimrecht hat, macht den Pokal natürlich auch besonders interessant.

Bei mir persönlich war der VfL tatsächlich auch das schon vorher geäußerte Wunschlos: Erstligist, der einige Fans mitbringt und bei dem im Gegensatz zu Hoffenheim, Augsburg oder anderen auch in Bielefeld das Interesse der Fans geweckt wird und von dem man vielleicht nicht vollkommen abgeschossen wird wie von der Top 5 der Liga.

Neue Saison, neue Liga, komplett neuer Kader – Welche Erwartungen darf man an den jungen Kader der Arminia (schon) haben?
Junger Kader trifft es tatsächlich ganz gut. Abgesehen von den Zweitvertretungen aus Dortmund und Freiburg hat Arminia mit durchschnittlich 23,3 Jahren den jüngsten Kader der 3. Liga (zum Vergleich: Bochum liegt hier bei 27,4 Jahren). Die meisten Spieler haben größtenteils auch nur Drittliga Erfahrungen gesammelt, einige kommen auch aus Liga vier oder direkt aus der eigenen B-Jugend, die gerade deutscher Meister geworden ist. Entsprechend gering sind die Erwartungen an die Mannschaft – losgelöst von irgendwelchen Platzierungen. Mit dem Aufstieg kalkuliert hier niemand, es wäre schon schön, wenn man nach vielen Jahren mal wieder eine Saison ohne Abstiegskampf erlebt und einfach mal entspannt Fußball gucken kann.

Unser Vereinsslogan lautet „stur – hartnäckig – kämpferisch“. Diese Werte hat die letztjährige Mannschaft mit Füßen getreten, die kampf-und willenlos abgestiegen ist. Mutigen, attraktiven Fußball sehen mit Jungs, die gerne unser Trikot tragen – wenn das erfüllt ist, sind auch die Erwartungen erfüllt.

Ist der Kader bereit für das Pokalspiel oder werden noch Verstärkungen erwartet?
Mit kurzfristigen Verstärkungen ist nicht zu rechnen. Aber wir hoffen, dass am Ende der Transferperiode noch was aus den Kadern der Zweitligisten für uns abfällt, was unsere erste Elf aufwerten würde. Bisher ist der Kader sehr klein, da werden wir bei 38 Spieltagen schon noch Verstärkungen brauchen.

Wie groß ist die Angst vor einer längeren Periode in Liga 3?
Dieses Jahr stabilisieren und den freien Fall abfangen, im nächsten Jahr den Aufstieg anvisieren – das ist das Ziel. Langfristig wird man sich die dritte Liga wohl nicht leisten können. „Liebe kennt keine Liga“ ist hier glaube ich nicht nur ein Spruch, sondern wird auch wirklich gelebt. Die über 9000 verkauften Dauerkarten – nachdem man zwei Jahre in Folge fast durchgehend nur verloren hat und permanent auf einem Abstiegsplatz stand – belegen dies. Aktuell ist man einfach froh, dass der Verein noch lebt und man nach wie vor auf die Alm gehen kann. Aber klar ist auch – mit jedem Jahr dritte Liga brechen Fans, Finanzkraft und Nachwuchs weg und die Gefahr, in der Versenkung zu verschwinden, steigt.

Herrscht eher Vorfreude auf einen Neuanfang oder überwiegt noch der Frust des Abstiegs?
Der Abstieg war wirklich hart zu verdauen, vor allem, weil er so absolut unnötig war und ausreichend Qualität im Kader steckte. Schon in der Liga hätte man viel besser dastehen müssen, dann hat man auch noch die Chance durch die Relegation gegen Wiesbaden und ist selbst da heillos unterlegen gewesen. Man kann es nicht anders ausdrücken, das war wirklich eine charakterlose Söldnertruppe wie man es hier noch nie erlebt hat.

Mit dem Abstieg konnten alle Spieler ablösefrei gehen und nahezu alle sind nun wieder problemlos bei anderen, zum Teil hochklassigen Vereinen untergekommen. Da reibt man sich als Fan schon verwundert die Augen und ballt die Faust in der Tasche. Direkt nach der Saison hörte ich von vielen „es reicht, ich bin raus“. Aber mit jedem Spieler aus der Abstiegsmannschaft, der seinen Abgang verkündete und jedem neuen, der sich traute, bei uns trotz ungewisser Zukunft zu unterschreiben, wuchs wieder das Almfieber, sodass man nun doch wieder da ist. Als Armine ist man halt Leid gewöhnt. Oder wie es Sven Pistor mal so schön ausdrückte: „Wer Arminia Fan ist, der meint es wirklich ernst mit dem Fußball.“

Auf welche Spieler der Arminia muss der VfL besonders achten und warum?
Interessant finde ich bisher vor allem den Japaner Mizuta, der von Mainz II aus der vierten Liga zu uns stieß. Er ist ein echtes Laufwunder, bissig und hat gute Scorerwerte und ist sowohl als Vorbereiter als auch als Vollstrecker stark. Auch Biankadi dürfte für unsere Verhältnisse überdurchschnittlich sein und hat einen guten Schuss wie ja auch sein Tor gegen Dresden belegt. Und zu Fabian Klos muss ich glaube ich nichts mehr sagen, oder?

Ließ als einziger die Arminia nicht im Regen stehen: Fabian Klos (rechts mit Losilla). Foto: Fabian Budde (Photomafia)

Der VfL hat in der Vorbereitung viel mit der Dreierkette experimentiert. Siehst Du bei der Arminia Präferenzen hinsichtlich der Grundordnung des Gegners oder kommt es eher auf andere Faktoren an?
Die runderneuerte Mannschaft spielte in der Vorbereitung fast ausnahmslos gegen Viertligisten und hat erst ein Ligaspiel hinter sich. Daraus schon irgendwelche validen Schlüsse zu ziehen, halte ich für verfrüht.

In der Öffentlichkeit hat der DSC-Aufsichtsratsvorsitzende Hartmut Ostrowski zuletzt Kritik an Ex-Sportchef Arabi („Die Atmosphäre war von Missgunst, Misstrauen und massiven Organisationsmängeln geprägt“), den drei Trainern in der Abstiegssaison („Ohne Koordination.“) und den Spielern („Das sind ausnahmslos Flops gewesen und haben nie das für die 2. Liga notwendige Niveau erreicht“) geübt. Gleichzeitig wurde die Verantwortung für den doppelten Abstieg übernommen. Wie sehen Mitglieder und Fans die Vereinsspitze und welche Erwartungen gibt es an die neue sportliche Leitung (Mutzel – Trainer Kniat)?
Mit den Äußerungen hat Ostrowski an sich ja recht. Die Frage, die sich viele stellen: Wenn der Aufsichtsrat das erkannt hat, warum wurde dann nicht auch viel früher entsprechend gehandelt? Selbst für die Fans war das schon lange offensichtlich, doch sowohl bei Arabi, als auch bei Scherning oder den Spielern, bei denen die Einstellung für den Abstiegskampf fehlte, wurde viel zu spät (oder gar nicht) gehandelt. Ostrowskis Analyse ist inhaltlich vermutlich richtig, kam aber viel zu spät. Dass Vorstand und Aufsichtsrat wirklich Verantwortung übernehmen, ist bisher nicht erkennbar – es wird einfach ausgesessen.

Sportchef Michael Mutzel und Trainer Mitch Kniat werden hingegen bisher positiv wahrgenommen – sie sind für den Niedergang in keinster Weise verantwortlich und stehen entsprechend für einen echten und mutigen Neuanfang und genießen unser volles Vertrauen.

Statt eines funktionierenden Mannschaftsgefüges hatten wir nur noch völlig eigenständige Ich-AGs

Studti lässt kein gutes Haar am Abstiegskader

Mit Christoph Wortmann wurde ein alter Bekannter von der Castroper Straße als kaufmännischer Geschäftsführer vor rund einem Jahr verpflichtet. Wie ist das Fazit nach dem ersten Jahr und welchen Eindruck macht er auf Dich?
Wirklich schwer zu beurteilen. Es war für ihn mit Sicherheit ein sehr undankbarer und schwieriger Einstieg, bei dem er nach dem Weggang von Finanzchef Markus Rejek zum 1. FC Köln und der Entlassung von Sportchef Arabi vieles alleine schultern musste. Dabei hat er leider auch schwerwiegende Fehler gemacht, vor allem, indem er in seinen Planungen und Überlegungen bis zum Ende zu sehr auf den Verbleib in Liga zwei gesetzt hat. So hat er mit den Ex-Trainern Ulli Forte und Daniel Scherning noch kurz vor Saisonende Auflösungsverträge vereinbart, die Kosten einsparen sollten – doch mit dem Abstieg in Liga 3 wären diese Verträge ohnehin nicht mehr gültig gewesen, sodass hier mehrere hunderttausend Euro verbrannt wurden, die nun im Etat fehlen.
Auch dass kurz vor Saisonende noch stolz die Vertragsverlängerung mit dem langjährigen Co-Trainer Sebastian Hille verkündet wurde, war vollkommen unnötig. Denn nur wenige Wochen später wurde ihm gekündigt und man traf sich vor dem Arbeitsgericht wieder. Es wirkt ein bisschen so, als hätte Wortmann noch kurz vor Saisonende nicht für möglich gehalten, dass wir tatsächlich absteigen würden. Ich würde mal sagen, das war schon arg blauäugig.

Gibt es besondere Spieler oder Taktiken des VfL Bochum, die dir Sorgen bereiten?
Was heißt Sorgen? Unsere Sorgen sind glaube ich gerade ganz andere als ein Ausscheiden im DFB Pokal. Der Erfolg des VfL in den letzten Jahren beruhte wohl immer auf dem Kollektiv und nicht auf einzelnen Spielern und da der VfL zudem auf jeder Position besser besetzt ist, macht es auch wenig Sinn, sich nur auf Einzelne zu konzentrieren. Aber alleine Hofmann und Asano dürften für unsere Abwehrspieler schon sehr schwer zu verteidigen sein.

Welche Fehler sollten aus deiner Sicht die VfL-Verantwortlichen nicht machen, um einem ähnlichen Absturz zu entgehen?
Sehr gute Frage, da der Werdegang und die Voraussetzungen beider Vereine lange Zeit sehr ähnlich waren. Als die entscheidenden Fehler gemacht wurden, wurden diese leider von uns allen gar nicht als solche wahrgenommen. Mit Janni Serra, Sebastian Vasiliadis, Florian Krüger und Robin Hack (beide letztgenannte gegen eine kleine Millionenablöse, Anm. d. Red.) haben wir uns ablösefrei die besten Spieler der zweiten Liga gesichert. Das waren damals echte Coups und sie wurden auch überregional als solche gefeiert und wahrgenommen. Zudem wurden noch aus dem Ausland vielsprechende Talente wie George Bello oder Burak Ince geholt. Wir sahen uns vor einer goldenen Zukunft mit einem jungen Team mit hohem spielerischen Potenzial und potenziell hohen Einnahmen durch gewinnbringende Verkäufe der vermeintlichen Jungstars. Aber man hat es mit dem Jugendwahn wohl übertrieben und man hätte sich besser noch in Liga eins mit einigen erfahrenen Spielern verstärkt so wie es Union Berlin zur Stabilisierung erfolgreich vorgemacht hatte.
Und das, was uns den souveränen Bundesliga-Aufstieg als Zweitliga-Meister mit zehn Punkten Vorsprung vor dem VfB Stuttgart gebracht hatte, fehlte nun völlig. Statt eines funktionierenden Mannschaftsgefüges hatten wir nur noch völlig eigenständige Ich-AGs. Man darf den Mannschaftsgeist wirklich nicht unterschätzen und unsere Spieler haben sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht verstanden. Hatten wir zuvor vor allem mit deutschsprachigen Spielern Erfolg, wurden nun Spieler aus 14 verschiedenen Ländern geholt, die zu großen Teilen weder deutsch konnten, noch bereit waren, die Sprache zu lernen.

Und eines der Hauptprobleme bei Arminia in den letzten Jahren war vor allem die Trainerauswahl. Nach Erfolgscoach Uwe Neuhaus holte man mit Frank Kramer, Ulli Forte und Daniel Scherning allesamt Trainer, die völlig überfordert waren und keine Bindung zum Verein bekommen haben. Hierfür wird vor allem Ex-Sportchef Samir Arabi verantwortlich gemacht, denn oftmals war es ein Scheitern mit Ansage. Beispielhaft sei hier die Auswahl von Daniel Scherning genannt und die Entwicklung seiner Vereine, nach seinem Wechsel. Mit einer sechsstelligen Ablöse wurde er vom VfL Osnabrück geholt, die ihn vermutlich wenig später eh entlassen hätten und mit ihm kurz vor einem Abstiegsplatz standen. Das Ende ist bekannt: Osnabrück holte stattdessen Tobias Schweinsteiger und stieg nach schwachem Saisonstart noch direkt auf, während wir mit Scherning immer mehr den Anschluss verloren und im Keller feststeckten und als man sich endlich entschied, es mit Uwe Koschinat zu versuchen, war es schon viel zu spät und die Risse im Team zu groß.
Aber all die genannten Probleme sehe ich gegenwärtig beim VfL nicht und die Trainerposition ist mit Thomas Letsch deutlich besser besetzt.

Wird in Bielefeld ähnlich kontrovers gesehen wie seinerzeit Dariusz Wosz: Manuel Riemann. Foto: VfL Bochum 1848

Welche besonderen Erinnerungen hast du an vergangene Duelle zwischen Arminia Bielefeld und dem VfL Bochum?
Preußen Münster gilt hier in Bielefeld aufgrund der Historie zu Oberligazeiten als der große Erzrivale. Nachdem sich unsere Wege aber durch unsere Aufstiege in Liga eins und zwei für mehrere Jahrzehnte trennten und bis zu drei Ligen zwischen uns lagen, wuchs nach und nach der VfL in diese Rolle. Auf Bielefelder Seite war vor allem Dariusz Wosz der Auslöser, der uns in den 90er Jahren in einem hitzigen Spiel auf der Alm direkt vorm Fanblock den Mittelfinger zeigte. Seitdem war der VfL lange Zeit das neue Feindbild.

Ich muss aber zugeben, dass ich mich gefreut habe, als der VfL in die erste Liga aufgestiegen ist und auch, dass ihr euch dort wieder zu den Unabsteigbaren entwickelt habt. Gerade in der heutigen Zeit tut der ersten Liga so ein Old-School Club gut, der noch keine beliebig austauschbare Arena hat und der nicht aufgrund eines Marketingkonzepts oder eines Großsponsors in der Liga ist.
Ich glaube Arminia und der VfL mögen sich vielleicht auch deshalb nicht, weil sie sich eigentlich viel zu ähnlich sind: Oftmals in der selben Liga, ähnliches Stadion, ähnliche Infrastruktur, ähnliches Fanaufkommen und wenn man ehrlich ist, hat man auch ähnlich wenig Erfolge vorzuweisen. Es ist vielleicht wie bei zwei Geschwistern, die unter identischen Bedingungen aufgewachsen sind und die sich eigentlich sehr nah sind, aber doch irgendwie als Konkurrenten sehen.

Was ist deine Prognose für das Endergebnis des Pokalspiels?
1:3. Ein Tor schenkt uns Manuel Riemann eigentlich immer, egal mit welchem Verein er auf der Alm angetreten ist. Wir werden hoffentlich kämpfen, vielleicht auch ganz gut mitspielen, aber letztendlich wird sich die individuelle Klasse innerhalb der regulären 90 Minuten durchsetzen.

Vielen Dank für das Interview!

Autor: Matthias Rauh

Obwohl in Bayern wohnhaft besitze ich eine Dauerkarte beim VfL und versuche, jedes Heimspiel und jedes Auswärtsspiel im Süden vom VfL mitzunehmen. Meine Begeisterung für den VfL entwickelte sich in der Saison 2006/07, endgültig besiegelt wurde sie bei dem eigentlich völlig belanglosen Spiel Karlsruher SC gegen den VfL im Jahr 2008. Während eines Fußballturniers wollten meine Mannschaftskameraden in der Bundesligakonferenz ständig die Zwischenstände von Bayern München und Nürnberg wissen, ich erntete misstrauische Blicke, als ich den Zwischenstand von Bochum wissen wollte. Abstieg, Relegation, Funkel, Neururer... ich bin immer noch dabei und freue mich immer mehr auf Spiele wie Bochum gegen Sandhausen als Bayern gegen Dortmund.

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Einsachtvierach- Stammtisch #58

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