Warum Bernardo ein bärenstarker Transfer ist

Foto: VfL Bochum

Nicht Leitsch, nicht Schlotterbeck. Nein, Bernardo ist unser neuer Linksfuß in der Innenverteidigung! Während es im Juli auf der Zugangsseite ziemlich ruhig war und man lediglich ein paar Abgangsgerüchte hörte, präsentierte der VfL nun mit Bernardo den von allen Fans geforderten Innenverteidiger. Darüber hinaus ist er ein ziemlicher Defensivallrounder. Wir möchten ihn euch vorzustellen.

Bernardo Fernandes da Silva wurde am 14. Mai 1995 in Sao Paulo geboren. Sein gleichnamiger Vater war ebenfalls Profifußballer, im Jahr 1991 für drei Monate für den FC Bayern München unter Vertrag und fünfmaliger brasilianischer Nationalspieler. Zum Nationalspieler hat es für Bernardo Junior allerdings nie gereicht. Seine Karriere begann beim brasilianischen Red Bull-Ableger „Red Bull Brasil“, für die er bis 2016 tätig war. Aus der Jugendschmiede von Red Bull Brasil war Bernardo übrigens der einzige nennenswerte Emporkömmling im Profifußball, ehe man den maximal drittklassigen Verein fallen ließ und mit CA Bragantino einen neuen Red Bull-Ableger eröffnete. Mit diesem ist man deutlich erfolgreicher.

Seine Zeit beim RB-Imperium

Im Januar 2016 folgte Bernardos Schritt zu Red Bull Salzburg. Anfangs wurde er allerdings beim FC Liefering „geparkt“. Dort traf er das erste Mal auf Thomas Letsch. Sein nicht zu übersehendes Talent beförderte ihn rasch zur Profimannschaft, die seinerzeit von Oscar Garcia trainiert wurde. Hier akklimatisierte sich Bernardo ziemlich schnell und spielte sich im defensiven Mittelfeld fest. Zum Ende der Saison konnte Bernardo, der bei Salzburg die Nummer 95 trug, mit einem Meistertitel und einem Pokalsieg aus Salzburg verabschieden. Er ging, wie auch Vereinskollege Naby Keita, zum Aufsteiger RB Leipzig in die Bundesliga.

Dort war er unter Trainer Ralph Hasenhüttl auf der rechten Verteidigerposition gesetzt. Zum Ende der Saison vertrat er Marcel Halstenberg links hinten. Bernardo landete mit dem wohl finanzkräftigsten Aufsteiger aller Zeiten auf einem zweiten Tabellenplatz.

In der Folgesaison reichte es mit RB Leipzig für Tabellenplatz 6. Dort wurde ihm zum Verhängnis, dass er zwar unglaublich flexibel ist, Ralph Hasenhüttl allerdings auf links Halstenberg und auf rechts Klostermann als für stärker erachtete. So blieb ihm oft ein Pendeln zwischen Bank und den Außenverteidigerpositionen. Da die Konkurrenz mit Mukiele für rechts und Saracchi eher größer als kleiner wurde, wechselte Bernardo für rund 10 Millionen Euro zu Brighton & Hove Albion. Bei den Seagulls sollte er im Laufe der Saison einen Stammplatz ergattern. Er pendelte dort zwischen linker Innenverteidigung und defensiver Außenbahn. Übrigens auch im Brighton-Trikot: Der spätere VfLer und heutige Tiger Jürgen Locadia.

Verletzungssorgen und Rückkehr zu RB Salzburg

In der Folgesaison 2019/20 war unser Brasilianer aufgrund einer Knie-OP ziemlich lange raus und Brighton belegte am Ende nur den 15. Tabellenrang. Da Graham Potter auch danach wenig Verwendung für ihn hatte, folgte im Winter 2021 die Rückkehr nach Salzburg. Dort spielte er unter dem US-Amerikaner Jesse Marsch wieder eine wichtige Rolle. So folgte im Oktober 2021 endlich das Champions-League-Debüt mit Salzburg, beim Achtelfinal-Rückspiel in München saß er allerdings 90 Minuten auf der Bank. So kam er in der vergangenen Saison unter Matthias Jaissle zwar noch auf 18 Ligaeinsätze, die talentierteren Innenverteidigertalente Pavlovic und Solet wurden ihm dann jedoch immer wieder vorgezogen. So wurde Bernardo Anfang dieser Saison nahegelegt, sich einen neuen Verein zu suchen, da mit Leandro Morgalla von 1860 München ein neues Innenverteidiger-Talent dazukam. Der VfL schlug zu und konnte sich so einen Spieler sichern, der rund 70 Spiele in deutscher und englischer ersten Liga in der Vita stehen hat und 15 internationale Matches (Champions- und Euro League) absolviert hat.

Einordnung aus Datensicht – von Daniel Zeuthen

Aus Datensicht erfüllt Bernardo alle Anforderungen, um eine wirkliche Verstärkung zu sein.

Mit 4 erfolgreichen langen Bällen und 5,5 erfolgreichen raumgewinnenden Pässen pro Spiel, und das bei einer äußerst starken Passgenauigkeit, hat er das Potenzial die Spieleröffnung unseres sehr direkten Spiels noch einmal zu verbessern, und ein wenig Last von Riemanns Schultern zu nehmen. Hier wirkt er deutlich stärker als unsere Innenverteidiger, was aber auch ein Stück weit der Dominanz und dem deutlich höheren Ballbesitz von Salzburg geschuldet sein könnte.

Auch seine defensiven Werte sind top. Besonders überzeugt er in der Luft. Laut Daten ist er hier sogar stärker als unserer Turm Ordets. Aber auch in Bodenzweikämpfen ist er mehr als ordets-lich.

Dazu bringt er Torgefahr, vermutlich bei Standards, ein und kann im Spielaufbau auch mal mit Dribblings und raumgewinnenden Läufen Situationen einleiten.

Seine defensiven Statistiken sind herausragend, da ihm die hohen Ballbesitzwerte der Salzburger gegenüber den Bochumer Vergleichskandidaten deutlich weniger Möglichkeiten geben, Pässe abzufangen, Schüsse zu blocken oder andere Defensivaktionen durchzuführen.

Schwächen? Aus Datensicht Fehlanzeige. Ich für meinen Teil freue mich enorm über diesen Transfer. Wenn er auch in Sachen Stellungsspiel und Spielintelligenz punkten kann, könnte Marc Lettau und dem VfL hier ein absoluter Königstransfer gelungen sein.

Willkommen in Bochum, Bernardo Junior!

Autor: Matthias Rauh

Obwohl in Bayern wohnhaft besitze ich eine Dauerkarte beim VfL und versuche, jedes Heimspiel und jedes Auswärtsspiel im Süden vom VfL mitzunehmen. Meine Begeisterung für den VfL entwickelte sich in der Saison 2006/07, endgültig besiegelt wurde sie bei dem eigentlich völlig belanglosen Spiel Karlsruher SC gegen den VfL im Jahr 2008. Während eines Fußballturniers wollten meine Mannschaftskameraden in der Bundesligakonferenz ständig die Zwischenstände von Bayern München und Nürnberg wissen, ich erntete misstrauische Blicke, als ich den Zwischenstand von Bochum wissen wollte. Abstieg, Relegation, Funkel, Neururer... ich bin immer noch dabei und freue mich immer mehr auf Spiele wie Bochum gegen Sandhausen als Bayern gegen Dortmund.

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