Der VfL Bochum sicherte sich am letzten Bundesliga-Spieltag den Klassenerhalt und blickt auf einen geschäftigen Sommer. Wenn andere der Sonne im Freibad frönen, sitzt einsachtvieracht im Schatten und studiert das Bundesliga-Sonderheft. Kurzum: Es ist Zeit für die Inventur des Kaders vom VfL! Wer bleibt, wer geht und wen braucht das Trainerteam um Thomas Letsch für die passende Spielidee? Welche Grundformation passt zu dieser Spielidee?
Das erneute blau-weiße Wunder ist vollbracht und wir dürfen uns auf eine weitere Saison des VfL Bochum in der Bundesliga freuen! Durch den emotionalen und körperlichen Kraftakt unserer Jungs dürfen wir alle gemeinsam den Sommer genießen und voller Vorfreude auf den Vorbereitungsstart und die ersten Testspiele blicken, bevor es für den VfL wieder einmal darum geht die Klasse zu halten.
Der Geldtopf am Ende des Regenbogentrikots
Im mittlerweile dritten Jahr konnte man Geld generieren und ist auf dem Weg sich an den Fleischtöpfen der TV-Vermarktung und durch gesteigerte Sponsoreneinnahmen finanziell auf eine neue Ebene zu bewegen. Beim Fernsehgeld steigen die Einnahmen für den VfL um 5,1 Millionen Euro von 33,3 Millionen Euro 2022/2023 auf 38,4 Millionen Euro für die kommende Saison (Quelle: Kicker).
„Wir steigen weiter in der Fernsehgeld-Tabelle. Aber auch die eigenen Produkte gegenüber den eigenen Sponsoren werden teurer. Unsere Preise waren nach elf Jahren 2. Bundesliga erodiert. Das passen wir jetzt langsam an. Es kommt immer mehr Geld rein. Dadurch können wir bessere Spieler holen, das erhöht die Chance auf den Klassenerhalt. Jetzt müssen wir das Geld nur richtig einsetzen.“ – Ilja Kaenzig gegenüber Reviersport
Wie in Bochum, zum Glück, mittlerweile üblich bewegt man sich bei der Kaderplanung mit rationalem Blick und handelt nach Budgetierung. Großartige Sprünge auf dem Transfermarkt dürften daher trotz gestiegener Einnahmen nicht erwartet werden.
Nichtsdestotrotz geht es auch darum den Kader für den neuerlichen Abstiegskampf zu wappnen und mit neuen Gesichtern zu stärken. Eine Aufgabe, die anner Castroper „kreativ“ bezeichnet und gelebt wird. Durch den steigenden Umsatz und die zu erwartenden Einnahmen spricht Kaenzig offen über die Etatsprünge, die der VfL in den vergangenen Jahren im Oberhaus durchlebt: „Kaenzig zählte auf, dass der VfL mit einem durchschnittlichen Etat von zwölf Millionen Euro aufgestiegen sei, im ersten Jahr Bundesliga reichten 24 Millionen Euro Etat für die Lizenzspieler für den Klassenerhalt, in dieser Saison seien es 32 Millionen Euro gewesen. Jetzt steigt das Budget für die Lizenzspieler auf über 40 Millionen Euro.“ (Quelle: Reviersport). Dies sollte bedeuten, dass unsere sportliche Führung mittlerweile mit anderen Vereinen der ersten Liga durchaus um Spieler konkurrieren kann. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass wir von ablösefreien Spielern oder kleinsten Ablösesummen sprechen. Die Spieler kommen dann vermutlich aus der 2. Liga oder vergleichbaren Qualitätsniveaus aus dem Ausland und können beim VfL Bochum den nächsten Schritt machen.
Die Aufgabe ist nun klar: Wir sind aufgestiegen. Wir haben den Klassenerhalt bestätigt. Nun gilt es den nächsten Entwicklungsschritt zu nehmen, um sich nachhaltig in der Bundesliga festzusetzen.
„Auch unser Fußball muss sich entwickeln. Es gibt einen Fußball um aufzusteigen, einen um drin zu bleiben und jetzt müssen wir uns etwas neu erfinden. Wenn wir uns perspektivisch konsolidieren wollen, muss sich auch unser Spiel entwickeln. Auch unser Trainer steht für einen weiterentwickelten Fußball. Das ist jetzt die Aufgabe, das im Sommer vorzubereiten und umzusetzen.“ – Ilja Kaenzig gegenüber Reviersport
Blicken wir daher zunächst auf die subjektive Meinung des Autors zu den einzelnen Mannschaftsteilen, erahnen dann die taktischen Ideen des Trainerteams und leiten zu den benötigten Spielertypen über.
„Heißt das, der VfL geht jetzt in die Offensive? Der VfL ist gesund. Der Ligaerhalt ermöglicht uns, die Konsolidierung des VfL weiter voranzutreiben und so das Fundament weiter zu stärken. Wir dürfen, ja, wir wollen mutig sein. Dazu nehmen wir die Wucht der aufregenden abgelaufenen Saison voll mit in die anstehende neue. Noch nie zuvor hatte der VfL eine solche Ausgangslage.“ – Ilja Kaenzig im Brief „Aus dem 4. Stock“: Ausgabe #1, Juni 2023, VfL Bochum
Die Aussagen unseres Finanzvorstands lassen darauf schließen, dass die bereits verpflichteten neuen Gesichter nicht die letzten Verstärkungen sein werden. Zum Trainingsauftakt anne Castroper und im Laufe des Sommertransferperiode wird die sportliche Führung um Marc Lettau noch einiges an Arbeit haben.
Die Marschroute wurde dabei minimal justiert, denn zu Saisonbeginn war die damalige Spielidee des VfL schnell entschlüsselt. Es wirkte, als könne vor allem der Wille und die Einsatzbereitschaft der Mannschaft dennoch Spiele für sich entscheiden. Um dem variabler entgegenwirken zu können, erhält das Trainerteam neue Spielertypen für variantenreichere taktische Umstellungen.
„Unser Spielansatz war nicht sonderlich komplex und die gegnerischen Mannschaften haben sich mit zunehmenden Saisonverlauf immer besser auf unser Spiel eingestellt“, so Lettau. „In Zukunft werden wir variabler und flexibler auf verschiedene Spielsituationen und Spielstände reagieren können.“ – Marc Lettau im Brief „Aus dem 4. Stock“: Ausgabe #1, Juni 2023, VfL Bochum
Natürlich ist das Ziel variable und flexibler aufzutreten bei 100% aller Teams schlüssig, bei unserem Verein aus Bochum ist es jedoch vielmehr ein Fingerzeig, dass man den Etat und den Drang hat sich in der ersten Liga festzubeißen. Eine Weiterentwicklung muss vonstatten gehen, um seine Nische zu finden und zu besetzen. Mit dem kometenhaften Aufstieg von Union Berlin in die Sphären der internationalen Plätze besteht eine Vakanz darin Spieler, die in der zweiten Liga brilliert haben, zu holen und denen die Plattform erste Liga zur Weiterentwicklung zu geben. Darüber hinaus darf man den VfL nun als Sprungbrett verstehen, wodurch sich der Verein nicht ganz uneigennützig Mehreinnahmen aus den Spielertransfers erhofft. Praktisch, dass Lettau dies in Berlin bereits mit gelebt hat und diese Idee nun in Bochum implementieren und auf sein vorhandenes Netzwerk bauen kann.
Einige Worte zur (subjektiven) Bewertung
Die Bewertung erfolgt der auf subjektiven Beobachtungen des Autors. Diese wird so oft es geht durch objektive Statistiken gestützt oder widerlegt. Falls möglich, werden auch Zitate oder anderweitige Bewertungen herangezogen. Als Basis für die notentechnische Bewertung wird das Portal whoscored? als Quelle genutzt, damit die Werte vergleichbar sind. Darüber hinaus ergänzen weitere Bewertungen die folgende Inventur des Kaders vom VfL Bochum.
Der Status-Quo im Kader des VfL Bochum
Unsere Schnapper
Die Hierarchie im Tor war auch in dieser Saison klar geregelt. Manuel Riemann hat sich, trotz einer schwächeren Phase zur Saisonmitte, erneut bewiesen und stabilisiert. Sofern er sich nach mittlerweile acht Jahren im Tor des VfL überhaupt noch beweisen muss. Auch in der kommenden Saison wird unser Schnapper zwischen den Pfosten stehen und exzentrisch vorweg gehen. Mit seinen 34 Jahren kann Riemann durchaus noch einige Zeit auf seinem jetzigen Niveau agieren und für die Besetzung des Ersatzmanns steht daher mit Michael Esser (35 Jahre) ein weiteres Urgestein im Kader, der Riemann durchaus auf Bundesliganiveau vertreten kann.
Spannender scheint unsere sportliche Leitung die Position hinter den beiden Platzhirschen zu sehen und damit perspektivisch die Ablösung einzuleiten. Mit Paul Grave wurde in dieser Saison unser talentierter Youngster für die kommende Saison an den Wuppertaler SV ausgeliehen, um auf Regionalliga-Niveau Spielpraxis bei den Senioren zu erhalten. Neu hinzu kommt Niclas Thiede, der genauso wie Grave und Esser aus dem Bochumer Nachwuchs erwachsen ist und das Torwarttrio in der kommenden Saison komplettieren wird. Die Ausleihe von Marko Johansson vom Hamburger SV scheint ein günstiges Geschäft gewesen zu sein, da der Schwede im Grunde nur die Trainingsgruppe verstärkt hat und daher zurück gen Norden zieht. Dort fiel er vor seiner Ausleihe aus dem Raster und die Luftveränderung war für ihn eine Chance sein Niveau zu testen.
Spielerisch fällt Michael Esser etwas ab, Grave und Thiede stehen jedoch wie Riemann für eine moderne Generation Torhüter, bei denen ein Rückpass durchaus technisch anspruchsvoll sein kann und der Ball nicht unbedingt blind auf die Zuschauerränge gebolzt wird.
Das zentrale Bollwerk
Die zentrale Verteidigung bereitete zu Beginn der Saison durchaus Sorgen. Der in der Rückrunde der Saison 2021/2022 so starke Erhan Masovic kam schleppend in die Saison. Seine spielerische Klasse und Geschwindigkeit wurden dennoch immer wieder in der Startelf verlangt, wenn gleich seine Nebenleute wechselten. Als Königstransfer für die Innenverteidigung kam der Ukrainer Ivan Ordets mit allerhand internationaler Erfahrung, einer wuchtigen Statur von 1,95 Metern und vielen Vorschusslorbeeren. Wirklich dominieren konnte Ordets zum Start ebenfalls nicht, denn die Eingewöhnung an die schnellere Spielweise in Deutschland machte ihm sichtlich zu schaffen. Sobald er in den Zweikampf kam, gewann er ihn auch zumeist. Mit Vasilios Lampropoulos wurde daher immer wieder der überraschend zuverlässige Grieche mit in die Deckung genommen, doch seine Antrittsschwäche, die in seiner Premierensaison der Bundesliga noch vom Kollektiv, und Maxim Leitsch, kaschiert wurde, konnte er in der verunsicherten Mannschaft nicht mehr verstecken.
Zum Glück wurde der Trainer gewechselt, denn seitdem konnte sich das Innenverteidigerpärchen Masovic und Ordets aneinander gewöhnen und im Deckungsverbund mit Anthony Losilla das Zentrum zum Winter hin zusammenhalten. Mit mehr Selbstvertrauen steigerten sich beide Verteidiger merklich und zeigte jeweils ihren oben genannten Stärken. Seither agierte das Duo größtenteils stabil. Sehr zum Leidwesen der Leihspieler Dominique Heintz und Keven Schlotterbeck, die jeweils mit Ambitionen nach Bochum wechselten. Heintz begann in der Startelf, quälte sich dann jedoch lange Zeit mit verschiedenen Verletzungen durch die Vorrunde und konnte erst zum Saisonendspurt als Linksverteidiger größere Spielanteile erkämpfen.
Mohammed Tolba erhielt keine Spielanteile und ist vermutlich der nächste Kandidat sich als Leihspieler andernorts an den Seniorfußball zu gewöhnen und weiterzuentwickeln, sobald er seinen Kreuzbandriss auskuriert hat. Mit Tim Oermann kommt sein „Vorgänger“ zurück von einer Leihe zum Wolfsberger AC. In Österreich absolvierte Oermann in der Rückrunde fast alle Spiele über 90 Minuten und schaute lediglich bei zwei Spielen zu. Als rechter Part einer Dreier-/Fünferkette agierte er dort unter anderem gemeinsam mit dem Ex-Bochumer Dominik Baumgartner als Stammspieler. Es gilt nun zu entscheiden ob unser U20-Nationalspieler mit der Spielpraxis den Schritt in die deutsche Bundesliga zugetraut wird oder ob eine erneute Leihe für den jungen Innenverteidiger eine Alternative darstellt. Nach seiner Nominierung für die „Golden Boy“-Liste und der Spielpraxis auf Bundesliga-Niveau in Österreich, ist den Verantwortlichen jedoch daran gelegen, dass man seine Entwicklung mit zuverlässiger Spielpraxis fördert. Eine weitere Leihe wird daher wahrscheinlicher, vermutlich erneut innerhalb des deutschsprachigen Raums auf möglichst hohem Niveau. Dies deckt sich mit dem neuerlichen Artikel der WAZ zur Kaderplanung des VfL.
Die Wadenbeißer
Der sonst so konstante Danilo Soares hat gewackelt. Seine Durchschnittsnote von 6,55 (Quelle: whoscored) sagt dennoch, dass unser Brasilianer links hinten eine, im mannschaftsinternen Vergleich, solide Saison gespielt hat. Dennoch hat er gewackelt. Soares war in den vergangenen Jahren ein Garant für gute Spiele, für entscheidende Aktionen und ein Augenschmaus wenn es um den Spielaufbau ging. In dieser Saison zeigte er ungewohnte Unkonzentriertheiten sowohl mit, vor allem aber, gegen den Ball. In guten Spielen zeigte er wiederum was ihn ausmacht: Niedriger Körperschwerpunkt, Lust auf Zweikämpfe und feine Technik. Seine durchschnittlich 3,1 Tacklings (Quelle: whoscored) sind im Team Spitzenwert. Vermutlich ist es zu erklären, dass der mittlerweile 31 Jährige mit Hüftproblemen zu Saisonbeginn die ersten sechs Niederlagen verpasste und danach in eine verunsicherte Mannschaft kam. Dass er seinen unangefochtenen Stammplatz in der Rückrunde nach und nach verloren hat und nach der ersten Halbzeit gegen Gladbach die letzten drei Spiele komplett auf der Bank verfolgte, dürfte jedoch ein Fingerzeig sein, dass man eine Alternative hinten links durchaus gebrauchen kann.
Erste Gerüchte kamen auf, dass Soares mit einem Wechsel in die Heimat liebäugeln würde. Die kommenden Wochen könnte daher noch spannend werden, wenn gleich sich Familie Soares in Bochum heimisch fühlt.
Zumal sein eigentlicher Vertreter Konstantinos Stafylidis in diesem Sommer unseren Kader verlassen wird. Der variable Grieche hat uns in der vergangenen und dieser Saison einige Optionen im Defensivverbund gegeben und als Kaderspieler seinen Mehrwert gehabt. Seine Aggressivität gegen den Ball kann jedoch sein mittlerweile nicht mehr athletisches Offensivspiel verbergen. Wie Soares (0,3 Flanken pro Spiel, Quelle: whoscored) ist auch ‚Stafy‘ (0,5 Flanken pro Spiel. Quelle: whoscored) nur noch selten in vorderster Front anzutreffen. Im Gegensatz zu Soares konnte sein Vertreter zwei Assists verbuchen. Insgesamt ist eine Durchschnittsnote von 6,52 jedoch auch nicht berauschend und führte vermutlich dazu, dass beide Seiten einer Veränderung nicht abgeneigt sind. Der VfL sucht vermutlich einen konträren Spielertypen zu Soares, der jederzeit auf dem Feld stehen kann. Stafylidis sucht vermutlich einen besser dotierten Vertrag in Süd-Europa.
Zuerst als Aushilfe für den verletzten Soares, später als Rechtsverteidiger wird sich Saidy Janko nach einem Jahr Bundesliga wieder vonne Castroper verabschieden. Seinen körperlichen Anlagen machen den Schweizer sicherlich zu einem Prototyp eines Außenverteidigers. Seine 1,81 Meter Körpergröße und Schnelligkeit retteten ihn jedoch nicht über die Mängel im Stellungsspiel und Defensivbewusstsein hinweg. Dafür bedarf es in der Bundesliga einiges mehr, wenn gleich er am letzten Spieltag gegen Leverkusen eine famose Leistung von 7,32 (Quelle: whoscored) zeigte. Über die Saison hinweg war jedoch zu viel Schatten zu sehen, so dass ein Abgang folgerichtig ist.
Cristian Gamboa war von den Verteidigern derjenige, der die meisten Flanken (0,6 pro Spiel lt. whoscored) brachte. Generell zeigte sich beim Rechtsverteidiger jedoch die Tendenz, dass er im letzten Jahr stark vom Kollektiv profitierte und bei Problemen seine mangelnde Schnelligkeit und das ausbaufähige Stellungsspiel durchaus Unsicherheiten in die Viererkette bringt. Gerade zu Beginn der Saison klaffte große Lücken rechts hinten. Für die Kabine und als Backup könnte Gamboa nochmals einen Impact für einige Spiele haben. Generell könnte es jedoch sein, dass noch ein weiterer Rechtsverteidiger kommt.
Jordi Osei-Tutu war in der zweiten Liga ein Garant für Speed und Torgefährlichkeit. Jedoch Rechtsaußen, auf deren Position sich Takuma Asano festgespielt hat. Unser Ex-Trainer setzte ihn daher zu Beginn der Saison als Außenverteidiger ein, wobei schnell klar wurde, dass sein Defensivspiel seit seiner Rückkehr nach England nicht eklatant verbessert wurde. Seine athletischen Fähigkeiten sind ähnlich wie bei Janko herausragend, es fehlt jedoch an zu viele Attributen von Konzentration, Stellungsspiel und Defensivbewusstsein jeweils einen Tick zu viel, als dass man von einer Leistungssteigerung ausgehen könnte. Osei-Tut möchte sich verändern und das ist wohl im Interesse beider Seiten.
Jannes Horn startete mit einem Muskelfaserriss im Pokalspiel gegen Viktoria Berlin in die Saison und konnte (bzw. durfte) anschließend lediglich eine Halbzeit bei Red Bull Leipzig sowie einige Minuten beim Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach auf dem Rasen stehen. Ansonsten vertraute man dem ehemaligen deutschen U21-Nationalspieler nicht mehr zu, der Mannschaft zu helfen. Seine Leihe zum 1. FC Nürnberg war folgerichtig, er startete jedoch nach der WM-Pause mit einem Meniskusriss und kam erst am 28. Spieltag in die Startelf des Clubs. Erst als linker Innenverteidiger einer Dreierkette und zuletzt als zweiter Innenverteidiger spielte sich Horn in die Stammelf. Sein Durchschnittsrating von 6,3 (Quelle: whoscored) sind in der zweiten Liga jedoch nicht sonderlich erbaulich. Eine Saison zum Vergessen und vermutlich auch der Grund, weshalb der Linksverteidiger den Schritt zurück zum ‚Glubb‘ und damit in die zweite Liga sucht: Stabilität erlangen, Verletzungsfrei bleiben und einem anderen Traditionsverein helfen.
Moritz Römling wurde nach seiner Leihe in die Regionalliga zum Wuppertaler SV direkt weiterverliehen und erlebte eine Achterbahnfahrt bei Rot-Weiß Essen. Mittlerweile ist Römling 22 Jahre alt und mit seinen zwei Saisons zur Leihe fällt er ab sofort nicht mehr in den Status als Nachwuchsspieler. Der Aufstieg des VfL in die Bundesliga kam für sein Leistungsniveau leider zu unerwartet, so dass ein Sprung von nunmehr Liga 3 in die Bundesliga zu groß erscheint. Aus diesem Grund ist die Trennung in diesem Sommer für die Entwicklung von Römling sinnhaft. Nur mit Spielpraxis wird sich der Wittener weiterentwickeln und kann sich vollends auf seine weitere Karriere konzentrieren.
Die Schaltzentrale
Anthony Losilla ist eine Vereinslegende. Losilla ist eine Legende. Und endlich sieht es auch Fußballdeutschland! Unser Franzose ist und bleibt das Herzstück der Mannschaft und trägt die Kapitänsbinde mit Stolz bis zur vollkommenden Aufopferung, wie jüngst im Spiel gegen Hertha BSC Berlin. Darüber hinaus spielte Losilla eine solide Saison, für sein Alter jedoch eine herausragende Saison mit 31 Saisonspielen und einer Durchschnittsnote von 6,7 (Quelle: whoscored). Solange sein Motor läuft, und der läuft wie ein zuverlässiger Diesel aus Stuttgart seit einigen Jahrzehnten, ist der Mann als Anführer auf dem Feld unabdinglich. Die Transition vom ballerobernden Mittelfeldspieler zum Anker ist geglückt und gibt ihm im Spiel einige Körner mehr. Wenn gleich sich das Alter bemerkbar macht und ein Nachfolger dringend gefunden werden muss. Jetzt aber wirklich. Bis dahin ist Losilla erstmals in der Rangliste der zentralen Mittelfeldspieler des Kicker in der Kategorie „Nationale Klasse“ dabei. Glückwunsch, Käpt’n und auf die nächsten Spielzeiten!
„Der Bochumer war laufstark, stopfte Löcher und war die Leitfigur im Mittelfeld. Der 37-Jährige zeigte sich zudem offensiv verbessert und war an fünf Toren beteiligt.“ – Der Beitrag in der Kicker Rangliste zur Saison von Anthony Losilla
Sein legitimer Nachfolger vom Spielertyp ist unser U21-Nationalspieler Patrick Osterhage. Jedoch ist Osterhage mit seiner jugendlichen Energie auf der Acht als Balleroberer wertvoll. Er fühlt sich dort auch wohler. Seine Durchschnittsnote liegt auf der Acht bei 6,54 (Quelle: whoscored), wohingegen er auf der tieferen Position als Losilla-Vertreter, in seinen fünf Spielen eine 6,2 erspielt hat. Egal auf welcher Position er auch spielt, seine Konzentration in den Aktionen mit Ball muss sich steigern. Lediglich 71% seiner Pässe finden das Ziel. Demnach besteht für Osterhage die Aufgabe darin Offensiv einen Schritt nach vorne machen und zunächst seine Handlungsschnelligkeit an das Bundesliganiveau anzupassen und sich darauf zu besinnen den nächsten Pass zu seinem Nebenmann zu bringen. Der übernächste Entwicklungsschritt, nämlich Abschlusssituationen für seine Nebenleute zu generieren oder den vorletzten Pass zu spielen, kommt dann von ganz allein. Mit zunehmender Spielpraxis und seiner Technik ist ihm dieser Schritt jedoch durchaus zuzutrauen.
Mit Jacek Goralski kam im vergangenen Sommer früh ein polnischer Nationalspieler, der für seine robuste Spielweise bekannt ist. Unser Neuzugang kämpfte bereits in der Vorbereitung zur Saison mit einer Augenverletzung und kam daher verspätete in die Saison. Es schien, als könne er diesen Rückstand nie wirklich aufholen und sich an das Niveau der Bundesliga gewöhnen. Zwei Muskelverletzungen zwangen ihn erneut zu längeren Pausen, vor allem über die Wintervorbereitung, so dass die Verpflichtung im Nachgang, und da weiß man natürlich immer alles besser, ein Fehler war. Goralski konnte sich zu keinem Zeitpunkt nachhaltig empfehlen und fiel im internen Ranking schnell auf den Status eines Tribünengasts, so dass die Episode in Bochum in diesem Sommer für ihn beendet wird.
Nachdem es im vergangenen Sommer mit einer Verpflichtung nicht geklappt hat, kam mit Pierre Kunde ein kamerunischer WM-Teilnehmer nach Bochum. Seine solide Leistung in den zwei Weltmeisterschaftsspielen konnte der körperlich starke Mittelfeldkämpfer in Bochum jedoch nicht nachhaltig bestätigen. Seine drei Startelfeinsätze waren dabei durchschnittlich, als Einwechselspieler blieben ihm zumeist jedoch nur einige Minuten. Dabei zeigte Kunde, dass er zu lange benötigt um nach einer Einwechslung ins Spiel zu finden. Seine Passquote von 61,7 % (whoscored) ist schwach, durchschnittlich ein positives Tackling pro Spiel für seine Spielweise ebenso. Zum Vergleich mit seinen Kontrahenten Stöger (2,6), Losilla (2,5), Goralski (1,5), Förster (1,2) und Osterhage (0,9) ist der Tacklingwert für Kunde nicht ausreichend. Neben Goralski wird auch Kunde uns im Sommer wieder verlassen.
Neben unserem Kapitän lastete viel Verantwortung auf Kevin Stöger und unser Österreicher lieferte eine phänomenale Saison auf. Als Lenker im zentralen Mittelfeld agierte Stöger leicht versetzt zu Losilla und paarte seine Spielübersicht samt feiner Technik mit einem lauf- und spielfreudigen Spiel. Er vernachlässigte dabei jedoch nicht die Arbeit gegen den Ball und avancierte sichtlich zu einer Säule im Bochumer-Spiel und damit zu einem unserer Unterschiedsspieler. Mit seinen 2,6 Tacklings pro Spiel ist Stöger, hinter unserem Spitzentackler Danilo Soares, zweiterfolgreichster Zweikämpfer und seine 2,1 KeyPasses (Quelle: whoscored) im Durchschnitt lieferten drei direkte Torvorlagen. Gepaart mit seinen fünf eigenen Toren und einer Passquote von durchschnittlich 74,2 % (Quelle: whoscored) sind das solide Bundesligawerte. Stöger bestätigte damit die Erwartungshaltung der Ostkurve.
Philipp Förster hingegen musste die Erwartungshaltung für sein Spiel vorerst entfachen. Mit einer Ablösesumme von einer halben Million Euro kam der 1,88 Meter große Förster vom VfB Stuttgart. Zu behäbig, zu ungefährlich, zu wenig Fortune attestierte man ihm vor der Saison. Vor allem in der Rückrunde zeigte Förster jedoch, warum er sich im zentralen Mittelfeld neben Losilla und Stöger festgespielt hat. Drei Tore und neun Assist lassen jetzt sogar Begehrlichkeiten anderer Vereine wecken, so dass ein Abgang des „Schlacks“ hoffentlich zu verhindern ist. Mit seiner Körperlichkeit gibt Förster, neben unserem Zielspieler Philipp Hofmann, dem Team mehr Präsenz, wenn gleich sein Kopfballspiel ausbaufähig ist. Förster schafft es jedoch den Ball mit seiner Technik und Größe gut abzuschirmen und behält dabei den Kopf oben, um die Außen oder unseren Angreifer in Szene zu setzen. Durchschnitt 78,9 % seiner Pässe kommen an (Quelle: whoscored), womit er diese Kategorie bei allen Offensivspielern anführt. Dabei liegt er mit 1,1 KeyPass (Quelle: whoscored) pro Spieler hinter Spitzenreitert Stöger mannschaftsintern auf einem geteilten zweiten Platz.
Mats Pannewig hat in dieser Saison am Training teilgenommen und sich somit einen ersten Überblick über die Anforderungen in der Bundesliga verschafft. Vermutlich darf unser Jungspund sich in der kommenden Saison auf einer Leihstation in der Regionalliga beweisen.
Unsere Flügelflitzer
Die Hierarchie auf den offensiven Außenbahnen wurde während der Saison neu festgelegt. Starteten unter unserem Ex-Trainer noch Takuma Asano, Gerrit Holtmann oder Simon Zoller auf den Flügeln, so überraschte vor allem Christopher Antwi-Adjei im Spätherbst und Winter mit sagenhaften Leistungen auf dem linken Flügel, wodurch sich unser Sprinter seinen Stammplatz in der Rückrunde verdient hatte und mit guten Leistungen bestätigte und durchstartete. Antwi-Adjei bietet dabei nicht nur tiefe Läufe an, sondern weiß vor allem im Dribbling zu überzeugen und half dabei mit seinen drei Toren und sechs Assist wichtige Punkte im Abstiegskampf zu gewinnen.
Auf der rechten Seite agierte in dieser Saison mit Takuma Asano eine Konstante in der Offensive. Unser spielstarker Japaner setzte sich gegen seine interne Konkurrenz durch und brillierte als trickreicher Außenstürmer mit Zug nach Innen. Seine positiv aggressive Spielanlage und Geschwindigkeit brachten ihn immer wieder in aussichtsreiche Situationen, wobei sein Torabschluss weiterhin ausbaufähig ist. Im Aufbauspiel zeigt sich Asano durchaus als technisch versiert, agiert jedoch lieber im letzten Drittel mit dem Ball.
Zu Saisonbeginn spielte Gerrit Holtmann nach seiner Verlängerung bis ins Jahr 2025 (Quelle: Bundesliga) als Stammspieler wie gewohnt auf der linken Seite. Auch nach dem Trainerwechsel erhielt unser Flügelflitzer den Vorzug, konnte jedoch nicht seine teils herausragenden Leistungen der Vorsaison auf dem Rasen bestätigen. Lediglich ein Tor und eine Vorlage gelangen ihm in 23 Bundesligaspielen. Zum Vergleich: In der Vorsaison waren es noch fünf Tore und sechs Assist bei 29 Spielen. (Quelle: Transfermarkt) Kleinere, aber anhaltenden, Knie- und Meniskusproblemen könnten der Grund gewesen sein, weshalb sich Holtmann nicht zu 100% auf dem Rasen wohlfühlte.
„Fußball-Bundesligist VfL Bochum muss etwa zwei Wochen auf Angreifer Gerrit Holtmann verzichten. Der 27 Jahre alte Nationalspieler der Philippinen wurde am Meniskus operiert.“ – Sportschau
Der Platz auf der Bank war daher die logische Konsequenz, als der Stern von Antwi-Adjei aufging. Eine enttäuschende Rückrunde lässt die Gerüchteküche nun um einen Abgang von Holtmann brodeln.
Ähnlich erging es einem unserer Führungsspieler. Simon Zoller startete die Saison als Stammspieler und startete gegen die TSG Hoffenheim am zweiten Spieltag direkt mit einem Doppelpack. Gegen Stuttgart legte unsere Pressingmaschine nach Einwechslung noch ein Tor nach, seine Spielzeit reduzierte sich im Anschluss jedoch von Spieltag zu Spieltag und im Saisonendspurt reichte es zumeist nur noch für Kurzeinsätze. Im Gegensatz zu Holtmann, wird Zoller mit seiner Variabilität und Spielintelligenz im Gegenpressing einen Platz im Kader besetzen. Augenscheinlich fühlt sich Zoller in Bochum wohl und bleibt uns daher hoffentlich als wichtiger Faktor für die Kabine und zuverlässiger Offensivspieler erhalten. Gerne kann er jedoch an seiner Torgefährlichkeit nach Einwechslung arbeiten, wenn gleich das zumeist nicht seine Aufgabenbeschreibung ist, sondern eher das Attackieren der Halbräume sowie die Absicherung von gewünschten Spielständen.
„Ich gehe fast davon aus, dass der VfL mein letzter Verein sein wird, weil ich mich hier einfach extrem wohl fühle. Ich habe noch ein Jahr Vertrag nach dieser Saison und ich hoffe, dass es hier weitergeht und dass ich dem Verein in irgendeiner Funktion etwas geben kann.“ – Simon Zoller gegenüber einem Podcast des Kicker, Quelle: Transfermarkt
Kommando: Angriff
Mit Philipp Hofmann kam im letzten Sommer der Ersatz für Simon Polter auf der Position des Mittelstürmers. Wie in den vergangenen Jahren bereits öfters rund um das Ruhrstadion zu hören, kam Skepsis auf. Ein damals 29 Jähriger Stürmer aus der zweiten Liga. Wie soll der uns in der Liga halten? Zum Glück sehen die Verantwortlichen den Spielertyp und wie er in die Mannschaft integriert wird. Wie Polter ist Hofmann vor dem Tor eine Präsenz, wenn gleich er die Bälle viel besser festmacht. Er kann sich eigenständig Abschlüsse erarbeiten und legt eine Arbeitsmoral an den Tag, die einem auf der Tribüne Freude ins Gesicht zaubert, wenn man es eher mit der Defensive hält. Zudem zeigte Hofmann im Laufe der Saison immer mehr, dass er sein Spiel auch in der höchsten deutschen Spielklasse durchsetzen kann und der gegnerischen Innenverteidigung das Leben extrem schwer machen kann.
Unsere Sturmkante stand in jedem Bundesligaspiel auf dem Rasen, davon in 31 Spielen von Beginn an. Acht Tore und zwei Vorlage lassen noch nicht erkennen welch hohen Stellenwert sich der gebürtige Sauerländer im Team buchstäblich erarbeitet hat. Lediglich Riemann (3060 Spielminuten) und Losilla (2725 Spielminuten) standen länger auf dem Grün als Hofmann (2643 Spielminuten). Mit einem durchschnittlichen Rating von 7,00 ist Hofmann Notenbester Bochumer in dieser Saison. Quelle: whoscored
Gerüchte um einen Wechsel zu einem Champions League Verein sind hoffentlich nicht der Rede wert und wir dürfen eine weitere Saison Philipp Hofmann im Trikot des VfL bewundern. Natürlich gerne auch noch länger. Für den Autor ist Hofmann der kompletteste Stürmer, den der VfL Bochum in den vergangenen 20 Jahren im Kader hatte.
Silvère Ganvoula hat alle Anlagen, um ein guter Stürmer zu sein. Einzig seine Beständigkeit und das Mentale scheinen ihm in den vergangenen Monaten einfach zu sehr beschäftigt zu haben. Die Enttäuschung über mangelnde Spielzeit scheint den Kongolosen so sehr in eine Negativspirale gedrängt zu haben, dass er seine Anlagen nicht mehr nutzen konnte. Ein Wechsel ist daher für beide Seiten überfällig. Ganvoula darf sich in einer schwächeren Liga bei einem Champions League Teilnehmer beweisen und bei den Young Boys Bern auf Torejagd gehen. Die Berner werden das Potential im Angreifer sehen und eine Option für die Liga, wenn die englischen Wochen starten. Für den VfL bedeutet der Abgang vor allem ein Kaderplatz, den man mit einem Spieler besetzen kann, der positive Leistungsbereitschaft bringt und eher ein Kandidat für die erste Elf darstellt.
“Im Gegensatz zu Zoller ist Ganvoula eine gute Option, um mit körperlicher Präsenz im Sturm aufzuwarten. Durch seine Robustheit, Schnelligkeit und den damals vorhandenen Torriecher, wäre Ganvoula in der Bundesliga ein fantastischer Mittelstürmer für den VfL.” – Die Inventur des Kaders (Teil 9): Gekommen um zu bleiben
Lys Mousset zählte zum Kader des VfL, wurde Verliehen und findet hoffentlich andernorts eine Möglichkeit seiner Karriere neuen Schwung zu verleihen. Ein Tor und zwei Vorlage reichten bei seiner Leihstation Nîmes Olympique nicht, um den Verein in der zweite französischen Liga zu halten. Seine Verletzung erschwert es einen Abnehmer zu finden, so dass vermutlich eine Vertragsauflösung im Laufe des Sommers verkündet wird.
Luis Hartwig konnte sich in der zweiten österreichischen Liga einen Stammplatz bei SKN St. Pölten seine ersten Sporen verdienen und bestätigte damit die Einschätzung der letztjährigen Inventur. Mit stolzen 12 Treffern und Torvorlagen schlägt der Wittener zum Trainingsstart in Bochum auf und wird sich in der Vorbereitung beweisen wollen. Die 28 Spiele als Stammspieler werden ihm gut getan haben und man darf gespannt sein, ob er den Sprung in den endgültigen Bundesliga-Kader schafft. Andernfalls wäre eine weitere Leihe, bestenfalls in die zweite Bundesliga durchaus sinnvoll, um sein Selbstvertrauen zu untermauern und auf einem höheren Niveau zu bestätigen.
Die Neuzugänge
Wusste man im vergangenen Sommer, dass ein Klassenerhalt doch recht unwahrscheinlich ist, so agierte man bezüglich der Kaderplanung vorsichtig. Leihspieler und kurze Verträge sollten die Optionen offenhalten, leicht und, ohne Altlasten, zweigleisig zu planen. Das ändert sich in diesem Sommer.
„Kampfgeist, Intensität und Einsatzbereitschaft gehören fest zur DNA des VfL-Fußballs. Daran wird sich nichts ändern, auch wenn wir künftig die Kaderqualität sukzessive steigern wollen.“ – Marc Lettau im Brief „Aus dem 4. Stock“: Ausgabe #1, Juni 2023, VfL Bochum
Das Optimieren des Kaders ist notwendig, um die riesige Chance zu ergreifen, sich in der Bundesliga zu etablieren. Dafür sah man in der abgelaufenen Saison relativ deutlich, dass doch ein merklicher Leistungsabfall hinter der ersten Elf zu verzeichnen war. Darüber hinaus hörte man recht häufig bei Übertragungen, dass der VfL im Durchschnitt die älteste Startelf aufgeboten hat. Ein Ziel war es demnach den Kader zu verjüngen, um Werte zu schaffen. Diese Werte erhofft man sich durch die Verpflichtung von Spielern, die bereits Qualität nachgewiesen haben und durch eine erneute Leistungssteigerung in der Bundesliga ihren Marktwert erhöhen. Ein anderes Ziel musste es sein die Qualität in der Breite zu verstärken und den Druck auf die erste Elf zu erhöhen.
Die Aufgabenstellung erweitert sich demnach nicht minder schwierig in die Weiterentwicklung des ‚Castroper Straßenfußballs‘. Dass unsere Mannschaft diesen Marketing Claim zuletzt mit Herzblut und Leben füllte, steht außer Frage. Dass es jedoch mehr spielerischer Klasse bedarf um sich sukzessive einen Vorteil gegenüber den nicht minder kämpfenden Aufsteigern zu erspielen, sollte außer Frage stehen. Den finanziellen Wettbewerbsvorteil muss man nun auf dem Rasen sichtbar machen. Endlich sind wir dort angelangt, wo man sich in schweren Zeiten der zweiten Liga hin sehnte und kaum noch dran glaubte den VfL einmal wieder in diesen Tabellenregionen zu erleben.
Mehr Druck für Riemann
Mit Niclas Thiede ergänzt in der kommenden Saison ein Rückkehrer das Torwart-Trio. Thiede war in der vergangenen Saison Stammtorhüter bei Drittliga-Absteiger SC Verl und hütete das Tor in 27 Spielen, wobei er 36 Mal hinter sich greifen musste. Nichtsdestotrotz spielte der gebürtige Hagener in fünf Spielen zu Null! Mit einer Durchschnittsnote von 2,91 (Quelle: Kicker) wählte das Sportmagazin Thiede auf Platz 8 der Torhüter-Rangliste der dritten Liga. Sein Werdegang über den SC Freiburg über einen Stammplatz bei Verl zurück zum VfL bedeutet, dass sich jemand anschickt Riemann in absehbarer Zeit den Platz streitig zu machen. Zuerst wird es für Thiede jedoch darum gehen Esser als Nummer zwei zu verdrängen. In Hinblick auf den Spielertypus hat man gute Chancen, dass sich unser Eigengewächs hoffentlich so entwickelt, dass er vielleicht zur Saison 2024/2025 als Stammkeeper in die Saison geht.
Frisches Blut für den Abwehrverbund
Im Deckungsverbund stand bereits im März fest, dass der VfL mit Noah Loosli einen Rechtsfuß von den Grasshoppers Zürich verpflichtet.
„Wir haben Noah Loosli über einen längeren Zeitraum beobachtet und sind von seinen Fähigkeiten überzeugt“, sagt Marc Lettau, Technischer Direktor beim VfL Bochum. „Noah verfügt über eine außergewöhnliche Leistungsbereitschaft und hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Dass er sich bereits zu einem so frühen Zeitpunkt für unseren Verein entschieden hat, ist ein starkes Signal.“ – WAZ
Der 1,86 m große Rechtsfuß agierte in 30 Spielen der schweizerischen Super League bei Grasshoppers in jeder Abwehrkonstellation: Als rechter Innenverteidiger einer Viererkette sowie als rechter wie linker Halbverteidiger einer Dreierkette. Lediglich zwei Kurzeinsätze stehen in seinen Leistungsdaten, so dass der Schweizer als Stammverteidiger kommt. Gegen die Young Boys Bern führte Loosli seine Mannschaft gar als Spielführer auf das Feld. Im Spielaufbau sieht man Loosli beidbeinig lange Diagonalbälle schlagen, er kann jedoch auch in den kurzen Spielaufbau eingebunden werden. In der Defensive rückt Loosli gerne aktiv heraus und sucht die Zweikämpfe. Seine Körperhaltung wirkt stabil in den Zweikämpfen in der Luft wie auf dem Rasen. Augenscheinlich erhalten wir einen variablen Innenverteidiger, der dem Trainerteam vielerlei taktische Möglichkeiten bietet.
Felix Passlack kann beide defensiven Außenbahnen bekleiden, wird sich aber vermutlich auf der rechten Seite festsetzen. Der ehemalige Dortmunder wagt nach Leihstationen bei der TSG Hoffenheim, Norwich City und Fortuna Sittard nun den Sprung vom BVB fest zu einem neuen Verein. Entlang der B1 findet der 25 jährige Rechtsfuß eine freie (Außen-)Bahn vor. Mit einer Körpergröße von 1,70 Metern hat Passlack einen niedrigen Körperschwerpunkt und einige Muskeln unter dem Trikot. Seine Stabilität weiß er aggressiv gegen den Ball einzusetzen. Die wirkliche Leidenschaft des ehemaligen Kapitäns der Dortmunder U19 liegt jedoch in der Offensive. Kurzpassspiel, Flankenläufe und ein wacher Geist mit ausgeprägtem Spielverständnis machen ihn für uns zu einem Spieler, der zuletzt noch ein Regal zu hoch gewesen wäre. Beim VfL kann sich Passlack nun in der Bundesliga als Stammspieler etablieren und seinen Weg auf der Karriereleiter fortführen. In der Spitzenmannschaft aus der Nachbarstadt kam der Rechtsverteidiger als Einwechselspieler lediglich zu drei Kurzeinsätzen in der Bundesliga sowie einem Spiel über 90 Minuten, inklusive Torvorlage zum Ausgleich, in der Champions League. Das wird sich in Bochum ändern.
Ein neuer Chef im Mittelfeld?
Zuletzt kam mit Matúš Bero der Kapitän und Box-to-Box Spieler von Vitesse Arnheim anne Castroper. Bero spielte bereits unter Letsch und so lag das Gerücht um einen Wechsel nach Bochum bereits seit einigen Wochen in der Luft wie der Duft von Dönninghaus Würstchen rund ums Bratwursthaus. Der Slowake wird den Konkurrenzkampf im Mittelfeldzentrum anheizen und mit seinen Fähigkeiten als recht kompletter Spieler schnell in die Mannschaft finden. Mit Bero erhält das Mittelfeld eine Eigenschaft, die in der vergangenen Saison dem VfL Bochum zeitweise abging: Torgefahr aus dem Mittelfeld. Bero geht mit seinen 1,81 Meter Körperlänge gerne wuchtig in den Strafraum und stellt somit einen Faktor dar, den weder Kunde noch Förster, Stöger oder Osterhage zuletzt bringen konnten. Losilla spielte in den vergangenen zwei Jahren defensiver, verkörperte jedoch diesen Weg in die Tiefe jahrelang. Eine Facette, die Bero damit vom Rest der Auswahl im Mittelfeld abhebt.
Neue Qualität und Spielertypen in der Offensive
Wieder zurück im Ruhrgebiet ist der gebürtige, und ehemalige, Duisburger Lukas Daschner. Der beidfüßige Daschner spielte lange Zeit als Spielgestalter hinter den Spitzen, kann jedoch ebenso auf rechts oder selbst in der Sturmspitze agieren. Seine feine Ballbehandlung und Handlungsschnelligkeit lassen Daschner auch auf engem Raum Lösungen entwickeln, wobei diese hochprozentig in Chancen umgewandelt werden. In seinen 34 Saisonspielen für den FC St. Pauli erzielt er 16 Scorerpunkte, wobei sich diese auf 9 Tore und 7 Torvorlagen unterteilten (Quelle: Kicker). Eine Passquote von lediglich 79% ist dadurch zu erklären, dass es oftmals Daschner war, der bei den Hamburgern den letzten Pass versucht und dieser nun einmal risikoreicher ist, als ein Querpass im Abwehrverbund oder Mittelfeld. Dabei agierte Daschner in der Rückrunde als Sturmspitze und setzte dabei nicht nur als hängende Spitze technische Akzente, sondern ebenso seinen kräftigen Körper mit 1,85 Meter Größe ein. Als Dribbler ist und bleibt unser Neuzugang jedoch jemand, der gerne und viel mit dem Ball arbeitet und seine Nebenleute in Szene setzt. Dabei kann er in den angedachten Spielsystemen eine Vielzahl an Positionen einnehmen und erhöht damit die Leistungsdichte.
Neben Lukas Daschner wird mit Moritz-Broni Kwarteng ein weiterer Spieler aus der zweiten Liga zum Kader stoßen. Der Ghanaer agierte in Magdeburg im variablen, offensiven Spielsystem von Christian Titz überall in der Offensive. Im linken und rechtem Mittelfeld, vornehmlich jedoch auf der Acht oder Zehn zeigte Kwarteng dauerhaft seine Spiel- und Lauffreude. Trotz seiner „lediglich“ 1,75 Meter Körpergröße haut sich der gebürtige Stuttgarter in jeden Zweikampf und kann sich auch auf engem Raum mit Ball am Fuß durchsetzen. Dabei stößt er gerne in die Sturmspitze und konnte in seinen 29 Saisonspielen 10 Tore und 3 Assist verbuchen (Quelle: Kicker).
„Einen besonderen Sprung machte Magdeburgs Moritz Kwarteng: Im Winter wurde der 25-Jährige noch auf dem zehnten Platz bei den offensiven Außenbahnspielern geführt, nun schafft er es im offensiven Mittelfeld in der höchsten Kategorie auf Rang 6.“ – Die Rangliste des Kicker
Die Ablösesumme von angeblich einer Million Euro wirkt hoch, zeigt jedoch wie sehr die Verantwortlichen des VfL das Potential von Kwarteng einschätzen (Quelle: MDR). Seine Stationen in der Jugend des VfB Stuttgart, RB Leipzig und des Hamburger SV zeigen, dass Kwarteng für seine Karriere durchaus Strapazen in Kauf nimmt. Der Rückschlag seiner Vereinslosigkeit nach dem Engagement beim HSV wurde weggesteckt und durch harte Arbeit in Magdeburg ausgebügelt, so dass er darauf brennen wird beim VfL den nächsten Schritt zu gehen und sich in der ersten Liga zu beweisen.
„Mit einem derart steilen Aufstieg war vor zwei Jahren nicht zu rechnen. Kwarteng war im Januar 2021 aus der Vereinslosigkeit zum FCM gewechselt. Zuvor hatte er beim Hamburger SV II gespielt. Im Nachwuchs war der Deutsch-Ghanaer unter anderem drei Jahre bei RB Leipzig. Nach der U17 wechselte Kwarteng nach Hoffenheim und später zum Hamburger SV. In der Profimannschaft konnte sich der 1,75 m große Offensivmann nicht durchsetzen, für den HSV II traf er in 69 Spielen immerhin 14 Mal. Das Vertragsverhältnis wurde beendet. Als Kwarteng vereinslos auf dem Markt war, schlug der FCM zu. Kwarteng schlug ein – und wenn der Wechsel tatsächlich über die Bühne geht, dürfen sich die Elbestädter auch noch über eine Ablösesumme freuen.“ – Der MDR fasst den Werdegang von Moritz-Broni Kwarteng zusammen
Taktisches Konzept – Von Tobias Wagner
Schon vor Ende der letzten Saison kündigte die WAZ an, dass Letsch in der nächsten Saison verstärkt auf die Dreierkette setzen will. Dies klingt erst einmal nach einer großen Änderung. Um die genauen Auswirkungen zu bewerten, wollen wir erst einmal auf den aktuellen Stand des Kaders in der gewohnten 4-3-3 bzw. 4-2-3-1 Formation schauen.
Schon in der letzten Saison gab es des Öfteren asymmetrische Formationen. Dabei spielte der rechte Außenverteidiger (Janko, Osei-Tutu oder Stafylidis) höher und etwas eingerückt, während der linke Außenverteidiger (Soares oder Heintz) den Kontakt zu den Innenverteidigern hielt. Asano positionierte sich rechts entweder eingerückt hinter oder neben der Spitze, während Antwi-Adjej links breiter und etwas tiefer spielte.
Diese Asymmetrie ist auch für die neue Saison denkbar und bereitet auch bei einem nominellen 4-3-3 bzw. 4-2-3-1 den Weg für situative Dreierketten vor. Passlack passt mit seinem Profil für die vorgeschobene Rechtsverteidigerrolle. Links ist Soares nach den Abgängen von Stafylidis, Heintz, Horn und Römling völlig ohne Konkurrenz. Das Profil des Neuzugangs auf links kann also schon ein klares Zeichen geben, ob das 4-3-3 weiterhin eine Option sein kann. Bei einem klaren Schienenspieler, der eher offensiv seine Stärken hat, wäre das 4-3-3 wohl nur im Notfall geeignet.
Das 4-2-3-1 würde mit seinen vier Offensivspielern auch die Option bieten, die Neuzugänge Daschner und Kwarteng in die Startelf zu stellen. Sportdirektor Marc Lettau erwähnte gegenüber der WAZ, dass Kwarteng als Außenspieler (3-4-3) oder offensiver Achter (3-5-2) eingeplant ist. Damit wäre er auch im 4-2-3-1 eine Option für die offensiven Außen.
Vom asymmetrischen 4-3-3 bzw. 4-2-3-1 ist der Weg zum 3-4-3 nicht mehr weit. Die Verteilung der Spieler würde nur etwas gleichmäßiger, wodurch der Fokus auf die linke Seite reduziert und somit die Flexibilität erhöht wird. Letsch sprach explizit davon, dass er die Spielweise in der neuen Saison weiterentwickeln will.
„Unser Ziel ist es, die Klasse zu halten. Wenn uns das gelingt, dann möchte ich Dinge verändern, die Mannschaft und die Spielweise weiterentwickeln. Es ist kein Geheimnis, dass im Kader etwas passieren wird“
Thomas Letsch
Aktuell gibt die Abwehr noch nicht so viele Alternativen her. Noah Loosli ist beidfüßig und kann auf beiden Seiten verteidigen. Um die erfolgreiche Anordnung von Masovic und Ordets nicht zu verändern, würde unser Neuzugang aus Zürich somit die linke Halbverteidigerposition übernehmen – zumindest so lange bis Keven Schlotterbeck oder Maxim Leitsch als Neuzugänge begrüßt werden. Ordets kann als Halbverteidiger seine enorme Reichweite ausspielen und den rechten Schienenspieler sichern. Vor Loosli wäre Antwi-Adjej in Ermangelung von echten Schienenspielern im Kader die erste Option. Er hat im asymmetrischen System die verwandteste Rolle und bei Umstellungen auf Dreierkette stets diese Position bekleidet.
Soares müsste sein Verhalten für die Rolle als Schienenspieler sehr anpassen. Ihm fehlt darüber hinaus etwas das Tempo. Von daher sehen wir ihn eher als Alternative für den linken Halbverteidiger (der Kursivdruck zeigt an, dass dies nicht seine ursprüngliche Position ist). Dies passt zur eingerückten Rolle im asymmetrischen System der Vorsaison. Außerdem kann er dort sein riskantes Herausrücken sehr gut ausspielen. In den Spielen, in denen auf Fünferkette umgestellt wurde, wirkte er eingerückt neben Antwi-Adjej deutlich stabiler. Ein Neuzugang für die linke Schiene wäre somit wichtig und richtig.
„Um auch zukünftig erfolgreich zu sein, wollen wir insbesondere in Ballbesitz variabler werden und eine gesunde Balance aus Positionsspiel und dem Spiel auf den zweiten Ball herstellen. Natürlich geht das auch mit personellen Änderungen einher. Deshalb werden wir die aktuelle Transferperiode dazu nutzen, den Kader gezielt auf die neuen Anforderungen auszurichten. Die Vorbereitung auf eine neue Saison ist der optimale Zeitpunkt, um solch grundlegende Änderungen anzugehen – abseits von jeglichem Ergebnisdruck“
Marc Lettau in der E-Mail aus dem 4. Stock an die Mitglieder
Im Zentrum wäre das Duo aus Losilla und Stöger gesetzt. Grad Stöger wird als Spielmacher für die neue Spielidee wichtig werden. Er kann mit seiner Ballsicherheit den Übergang aus dem Aufbau mit kurzen Dribblings und Pässen realisieren, aber auch durch lange Bälle das Spiel beschleunigen. Neuzugang Bero müsste sich erst einmal hinten anstellen. Sein ausgeprägtes Box-to-Box Spiel wäre zwar hilfreich, um die vorderen drei Spieler anzubinden und zu unterstützen, es würde jedoch auch Lücken im sowieso dünner besetzten Zentrum reißen. Zudem ist er in Ballbesitz unter Druck nicht immer stabil. Er wäre somit eher ein Kandidat für dominante Gegner, bei denen das Erfolgsrezept der letzten Saison mit vielen zweiten Bällen Bestand hat und gegen die insgesamt kompakter verteidigt wird.
Den Halbzehnern bzw. eingerückten Flügelspielern kommt im 3-4-3 eine wichtige Rolle zu. Sie müssen die zweiten Bälle gewinnen oder bei einem flachen Aufbau im Zwischenlinienraum die Bälle behaupten. Asano kennt diese Aufgabe bereits aus der Vorsaison. Kwarteng ist durch seine Vielseitigkeit als inverser Dribbler, hängende Spitze und Zehner wie für diese Position erschaffen. Er sollte somit ebenfalls gesetzt sein. Daschner würde erst einmal offensiv aus der Stammformation weichen, wäre aber die erste Option, um Hofmann zu ersetzen, und als falsche Neun die angesprochene Verbindung zu leisten. Kwarteng und Asano könnten die geschaffenen Räume aus der Tiefe attackieren.
Vom 3-4-3 ist es wiederum nur eine kleine Anpassung zum 3-5-2. Kwarteng spielt zentraler als offensiver Achter, wodurch das Zentrum verdichtet wird. Das macht Bero in Spielen gegen dominante Mannschaften zur echten Alternative für Stöger und würde Räume für Vorstöße von Antwi-Adjej schaffen. Die Positionen im Zentrum wurden in der Grafik rotiert, um die Räume gleichmäßiger zu besetzen, aber auch Anordnungen mit Kwarteng eng bei Asano und Stöger/Bero links sind denkbar.
Im 3-5-2 wäre Jordi Osei-Tutu auch eine interessante Wahl als Schienenspieler. Er hat genug Absicherung hinter sich und Unterstützung aus dem Mittelfeld. Er könnte also seinen Offensivdrang ausspielen, um zu kompensieren, dass die Formation nur zwei nominelle Offensivspieler aufbietet. Holtmann wäre hier – wie bereits im Katastrophenspiel gegen Leipzig – eher eine Alternative für die zweite Spitze, um die letzte Reihe des Gegners mit Tempo attackieren zu können.
Transferspekulationen
Dieser Artikel dauerte länger als geplant, so dass die neuerlichen Transfers durchaus einige Ideen torpedierten. Jedoch zumeist in positivem Sinne! Die gesuchten Positionen ergaben sich aus dem Leistungsabfall innerhalb des Kaders beziehungsweise aus mangelnden Alternativen fast schon zwangsläufig. Entsprechend waren die bisherigen Abgänge offensichtlich und die Verstärkungen daher folgerichtig.
Weiterhin könnten einige Spieler unseren Kader noch verlassen. Einige Spieler davon sind perspektivlos, andere hingegen möchten sich selber verändern. Bei Osei-Tutu und Goralski wurde dies bereits öffentlich verkündet, bei Lys Mousset ist es offensichtlich. Gerrit Holtmann und Danilo Soares tun sich mit der neuen Grundstruktur schwer, wobei Soares, ob der Fluktuation auf den defensiven Außenbahnen, hoffentlich im Kader verbleibt. Holtmann könnte Gehaltsbudget frei machen und sich bestenfalls seinen Traum von der MLS erfüllen.
Wer muss ersetzt werden?
Mögliche Abgänge von Goralski und Mousset würden derzeit keine Lücke in die Kaderplanung reißen. Mit Bero ist das Upgrade für Goralski bereits da. Durch die Variabilität unserer Kaderspieler sind verschiedene Konstellationen im Mittelfeld denkbar, so dass Bero vermutlich Kunde und Goralski ersetzt, die von den Spielanteilen zusammen noch nicht einmal eine Kaderstelle besetzt hatten.
Selbst ohne Abgänge von Osei-Tutu und/oder Soares sind die Außenverteidigerpositionen derzeit zu dünn besetzt. Dort besteht dringender Handlungsbedarf! Vor allem, sollte Letsch mit zwei Schienenspielern planen. Passlack kann zwar beide Seiten abdecken, ist jedoch der einzige Spielertyp, der gelernt als Schienenspieler agiert. Gamboa hat seine Stärken in der Defensive, Soares ebenso sowie im Spielaufbau, Osei-Tutu eher als dynamischer Flügelspieler. Bestenfalls erhält der Kader ein bis zwei Schienenspieler, die an beiden Seiten des Feldes zumindest Bundesliganiveau erkennen lassen.
In der Offensive muss die Kaderposition von Holtmann als klassischer Flügelspieler nicht zwingendd ersetzt werden, eine zusätzliche Option mit Tempo würde jedoch nicht schaden. Die Neuzugänge Daschner und Kwarteng sowie Zoller und Asano sind lieber invers im Spiel aktiv.
Zuletzt bleibt die Frage ob Broschinski bereits soweit ist und die Alternative zu Hofmann darstellt, oder ob ein weiterer Angreifer notwendig ist. Bestenfalls werden die Kaderpositionen von Mousset, Holtmann und Osei-Tutu mit einem Spieler besetzt, der offensiv variabel agieren kann.
Welche Spielertypen werden also noch benötigt?
Ein robuster Innenverteidiger mit sicherem Passspiel und Dynamik. Vermutlich kann dieser auch als Leihspieler anne Castroper wechseln, sofern sich eine Chance auf höhere Qualität ergibt. Ansonsten wird man darauf achten, dass der neue Mann bereits Erfahrung auf Bundesliga-Niveau nachgewiesen hat und sich bestenfalls nicht an die Liga gewöhnen muss. Mit Loosli hat man bereits einen entwicklungsfähigen Mann, der auf gutem Niveau agiert hat, diese Leistungsfähigkeit jedoch auf das höhere Niveau transferieren muss.
Klare Lücken im Kader weisen beide defensive Außenbahnen auf. Bisher sind vor allem körperlich kleine Spieler im Kader, die aggressiv gegen den Ball arbeiten. Mit Soares und Passlack stehen zwei Optionen bereit, die im Spielaufbau Verantwortung übernehmen können. Einzig auf der rechten Seite kann man Gamboa und Passlack zutrauen mit dem Ball auch Richtung Grundlinie zukommen, wenn gleich Gamboa mit seinen 33 Jahren bereits in den vergangenen beiden Spielzeiten offenbart hat, dass sein Leistungsniveau überschritten ist. Demnach wären zwei weitere Optionen für die defensiven Außenbahnen wünschenswert, sollte man nicht Antwi-Adjei als linken Schienenspieler einplanen. Dennoch ist die Position des Schienenspielers in Systemen mit Dreierkette mit die wichtigsten Position, so dass Qualität eingekauft oder geliehen werden sollte.
Zuletzt gilt es Offensiv darum, ob man Broschinski die Backup-Rolle hinter Hofmann zutraut und ob Zoller die weitere Option in vorderster Front ist oder eine Reihe dahinter für Druck auf Asano, Daschner, Förster und Kwarteng sorgen soll. Ein variabler Offensivspieler mit Wucht und Körper wäre als weitere Option wünschenswert. Diese Option könnte jedoch auch erst zum Ende des Transferfensters zum Kader stoßen, gilt es hier nur Qualität hinzunehmen und keine weitere Option für die Breite des Kaders zu holen.
Falls uns die Verantwortlichen des VfL Bochum nicht zuvorkommen, werden wir in den kommenden Tage und Wochen mit den einsachtvieracht-Scoutingberichten Vorschläge unterbreiten.
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