Köln schlagen – aber wie?

Foto: VfL Bochum 1848

Der Frust sitzt tief nach dem verlorenen Spiel gegen Schalke. Nicht nur, dass man wichtige Punkte im Abstiegskampf hat liegen lassen und einen direkten Konkurrenten hat passieren lassen. So langsam macht der gemeine Fan des VfL Bochum sich Gedanken gegen wen man denn dann überhaupt noch Punkten soll. Heute steht das Spiel gegen den 1. FC Köln an. Auswärts. In dieser Spielzeit kein gutes Pflaster für den VfL. Doch wie kann man trotz Formschwäche punkten?

Claudio Gentile – Keine Experimente

Die Bilanz aus den letzten 4 Spielen? 4 Niederlagen, 0:10 Tore. Die Frage auf der letzten Pre-Match-PK, ob die Bälle auf die schnellen Außen das einzige stilistische Mittel des VfL seien, scheint vor allem auch nach der Niederlage gegen Schalke mehr als berechtigt. Was ist aus dem VfL geworden, der uns bis zum Hoffenheim-Spiel im Endspurt der Hinrunde und zu Beginn der Rückrunde noch „Vibes der Vorsaison“ gegeben hat? Der selbst gegen die Großen – Leverkusen, Dortmund und teils auch Bayern – gar nicht mal so scheiße aussah? Gegen Köln, vor allem auswärts, wo die Bilanz in diesem Jahr mit 11 Niederlagen, einem Sieg und 7:35 Toren alles andere als gut aussieht, muss dringend gepunktet werden. Aber wie?

Claudios Startelf gegen den 1. FC Köln

Ich persönlich würde versuchen, aus der Not eine Tugend zu machen und defensive Stabilität zum obersten Gebot zu machen. Die Viererkette würde für mich aus Soares, Ordets, Masovic und Stafy / Osei-Tutu bestehen. Janko gehört in der aktuellen Form für mich absolut nicht in die Startelf. Weder defensiv noch offensiv bringt er aktuell eine Form auf den Platz, die uns weiterhilft. Auf der Doppel-6 wären für mich Rückkehrer Losilla und Osterhage, der gegen Schalke als einer der wenigen Bochumer eine ordentliche Leistung zeigte, erste Wahl. Stöger bringt fußballerisch ein Element mit, was sonst kaum jemand bei uns hat, braucht aber meiner Meinung nach mal ganz dringend eine Pause.

Die Offensive stellt sich aufgrund von Verletzungen eigentlich allein auf: Jimmy, Förster, Asano und Hofmann. Man merkt aktuell doch, dass durch die Ausfälle von Holtmann (zumindest auf der Bank in Köln) und Zoller und einem ggfs. doch notwendigen Einsatz von Osei-Tutu in der Defensive die Optionen vorne schwinden. Vor allem eine rechte Seite mit Zoller und JOT hätte ich gerne mal gesehen.

Hat gefehlt – Toto Losilla Foto: VfL Bochum

Wichtig ist, dass die Mannschaft ganz schnell wieder Sicherheit und Selbstverständnis aus den erfolgreichen Spielen im November und Anfang des Jahres bekommt. Andernfalls wird es ganz schwer. Noch ist die Tabelle eng beisammen und man hat alles selbst in der Hand.

Matthias Rauh – Frischer Wind für die Offensive

Als jemand, der immer das Licht am Ende des Tunnels sieht, war die Niederlage gegen unsere Nachbarn schon ein ziemlicher Nackenschlag. Klar hatte man die paar Chancen und ist nicht komplett kampflos untergegangen, doch richtiges Aufbäumen gegen die Niederlage sieht für mich anders aus. So freue ich mich natürlich, dass unser Capitano nach verbüßter Rotsperre wieder zurück ist.

Manuel Riemann, vielfach kritisiert für das 0:1, steht bei mir auch unter Beobachtung. Ich halte wie Letsch noch nichts von einem Torwartwechsel, die Patzer müssen bei ihm aber jetzt langsam aufhören. Mit Esser haben wir ja trotzdem einen Keeper, den man bedenkenlos reinwerfen kann – aber als Antrieber und Aufrüttler ist für mich Riemann trotzdem noch gesetzt.

Matthias Startelf gegen den 1. FC Köln

In der Verteidigung hätte ich gerne nach der Rückkehr von Ordets das Duo Ordets/Masovic, welches meiner Meinung nach am besten funktioniert hat. Links hat Soares seinen Platz sicher, rechts würde ich gegen Köln mit Osei-Tutu verteidigen. Hoffentlich kommt Gamboa bald zurück und wird eine wichtige Rolle für den Saisonendspur spielen.

Patrick Osterhage machte seine Sache gegen Schalke ordentlich und bleibt bei mir im Team. Folglich muss Kevin Stöger auf die Bank und unser Capitano Losilla nimmt seinen angestammten Platz wieder ein. Klar ist, dass man Stöger jederzeit von der Bank als Einwechsler bringen kann.

Bin ich im Tor kein Fan von Aktionismus, bin ich es tatsächlich auf der „10“. Förster wird von mir auf die Bank verbannt und ich sage zu Letsch „Do it like Butscher“. Mats Pannewig ist mein Geheimtipp für die 10. Vielleicht kann seine jugendliche Unbekümmertheit gegen die Kölner überraschen und vielleicht kommen die Freistöße mal höher als knietief 😉

Auf den Flügeln haben wir eine der größten Baustellen aus meiner Sicht. Lange als Luxusproblem gesehen, kommen mir Antwi-Adjei und Asano langsam überspielt vor. Holtmann fehlt verletzt und Osei-Tutu wird von mir defensiv eingesetzt. Deshalb wünsche ich mir Moritz Broschinski auf Asanos Position für den direkten Zug zum Tor, Antwi-Adjei bleibt in der Mannschaft, das Zusammenspiel mit Soares klappt gut. Allerdings hat man dann auf rechts mit Osei-Tutu/Broschinski ein Pärchen, was so noch nicht zusammengespielt hat. Dafür habe ich Osterhage als defensiver denkenden Spieler aufgestellt.

Der Turm in der Schlacht bleibt für mich weiterhin Philipp Hofmann. Hoffentlich kann er seine Torflaute von über 380 Minuten ohne eigenes Tor gegen die Kölner überwinden. Einfach wird es gegen die Kölner, gegen die wir lediglich vor Weihnachten 2018 aufgrund einiger Abwehrgeschenke mal gut aussahen, nicht. Vor allem die Innenverteidigung mit Chabot und Hübers ist extrem eingespielt. Eine Stärke, die uns derzeit abgeht.

Tobias Wagner – Präsenz im Kampf um zweite Bälle

Claudio und Matthias sprechen viele Punkte an, die ich auch beobachtet habe. Gegen Schalke ging von unserer Offensive überhaupt kein Zug Richtung Tor aus. Janko fehlt bei Spielverständnis, Verantwortungsgefühl und Technik einfach zu viel. Und bei den individuellen Fehlern besorgte uns  Riemann dieses Mal den Rest.

Tobias Startelf gegen den 1. FC Köln

Da Köln mit viel Wucht und Präsenz im Zentrum agiert, würde ich ebenfalls Zentrumspräsenz dagegensetzen. Letsch hatte die Raute in der langen Winterpause bereits als Option angedeutet. Nun würde sie vielen unserer Spieler entgegenkommen.

Da ich den Rechtsverteidiger Saidy Janko nicht mehr sehen will, wäre Osei-Tutu meine erste Option. Er brachte sofort frischen Wind nach seiner Einwechslung gegen Schalke und harmonierte gut mit Osterhage als Kombinationspartner. Durch den Fokus der Formation auf das Zentrum kann er die gesamte rechte Seite beackern. Masovic, Losilla und Osterhage bzw. Stafylidis geben ihm die notwendige Rückendeckung.

Ordets gibt zentral den Turm in der Schlacht und wird von Masovic, Losilla und Soares unterstützt. Masovic bekommt den Vorzug vor Keven Schlotterbeck, obwohl der ehemalige Freiburger zuletzt gute Leistungen zeigte. Dies liegt vor allem daran, dass er rechts neben Ordets spielen würde, was aufgrund der asymmetrischen Stellung der Außenverteidiger zu einer balancierteren Restverteidung mit Ordets als Zentralspieler führt.

Soares war einer der wenigen Lichtblicke gegen Schalke und soll deshalb auf seiner Stammposition als Linksverteidiger auflaufen. Er würde sich offensiv zurückhalten und zusammen mit Stögern den Übergang vom Aufbau ins zweite Drittel sicherstellen.

Die rechte Sechserposition ist die einzige Position, bei der ich mich nicht festlegen möchte. Osterhage machte ein starkes Spiel gegen Schalke, arbeitet intensiv gegen den Ball und bietet immer wieder auch Läufe in die Offensivzonen an. Wenn er die richtigen Mitspieler im Umfeld hat, kann er mit schnellen Pässen helfen, hinter die Linie zu kommen. Dies wäre wichtig, um die geringere Anzahl an Spielern in der Offensive auszugleichen. Stafylidis hingegen wäre die sichere Bank. Wie in unserem Podcast beschrieben, rückt der rechte Außenverteidiger bei Ballbesitz immer wieder ins Mittelfeld ein, um für zweite Bälle da zu sein. Eine Rolle die trotz Letsch patziger Reaktion auf der Pressekonferenz gut zu Stafylidis passt. Da Osei-Tutu gleichwohl als offensiver Außenverteidiger wie als defensiver Flügelspieler interpretiert werden kann, wäre man dann wieder beim 4-2-3-1 bzw. 4-3-3. Durch die geänderte Ausgangsordnung ist man jedoch insgesamt besser abgesichert,da Osei-Tutu erst später in die Offensive vorstößt und der Raum, den die eingerückte Position sonst öffnet, somit durch ihn abgedeckt wird.

Auch wenn Stöger zuletzt nicht sehr glücklich aussah, so ist der doch der Spieler, von dem aus dem Spiel mal Geistesblitze kommen. Er litt auch darunter, dass von Asano und Jimmy zu wenig Läufe Richtung Tor kamen, da diese zu sehr statisch aufs Zentrum (Asano) oder auf die Seitenauslinie (Jimmy) fokussiert waren. Mit Broschinski, Hofmann (1. Welle), Tutu und ggf. Osterhage (2. Welle) werden viele Läufe aus der Tiefe kommen, die Stöger aus einer etwas seitlicheren Position auf links mit Diagonalbällen oder Steckpässen bedienen kann. Die weite Position sollte ihm mehr Freiräume geben, außerdem kann er die Ablagen von Hofmann oder die Diagonalpässe von Soares aufnehmen und direkt weiter verteilen.

Förster hat sich mit seinem „Stinkefinger“-Zitat keinen Gefallen getan. Trotzdem ist er ein sehr wichtiger Spieler für unser „(Rückwärts-)Pressing und das Spiel im zweiten Drittel. Er kombiniert sehr gut mit Stöger und kann aus dem Zwischenlinienraum so wie mit Abschlüssen aus der zweiten Reihe gefährlich werden. Zudem entwickeln seine Standards mehr Zählbares. Er bleibt als Zehner der Raute dabei und stopft die Löcher, die Stöger und Losilla durch ihr weiträumiges Verteidigen hinterlassen.

Broschinski ist die Überraschung in meiner Austellung. Er gefiel mir nach seinen Einwechslungen zuletzt sehr gut und bringt mehr Zug zum Tor ein als Asano zuletzt. Er soll die durch Hofmanns Zurückfallen geöffneten Räume attackieren und mit Tutu und ggf. Osterhage kombinieren, um in Abschlusspositionen zu kommen.

Jimmy, Asano und Holtmann können gerne früh kommen, um die dann hoffentlich bereits müde Kölner Abwehr mit ihrem Tempo noch einmal zu fordern. Zudem könnte der Denkzettel des Bankplatzes den zu den guten Letsch-Zeiten vorhandenen Zug zum Tor wiederbeleben.

Es wird schwer, doch hoffen wir das Beste. Die Wende muss kommen!

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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