Wir sind Bochumer. Für Stadt und Verein

Alle sind heiß. Das Straßenbahnderby gegen den FC Schalke 04 steht an. Direkter Tabellennachbar, Abstiegskampf und eine spezielle Beziehung sorgen dafür, dass dieses Spiel eine ganz besondere Brisanz bekommt. Auf und neben dem Platz. Ein Kommentar. Von Moritz und Claudio. 

Thomas Reis kehrt mit Schalke 04 knapp ein halbes Jahr nach seiner Freistellung zurück ins Ruhrstadion. Unschöne Trennung, die Reis anscheinend mehr wurmt als er zugeben möchte. Denn auch wenn er jetzt auf Schalke alles eine „Nummer größer“ erlebt, lässt er keine Gelegenheit aus, die Trennung im letzten Jahr zu thematisieren.

Auch bei vielen VfL- Fans sitzt der Stachel tief. Reis war für viele ein Trainer, der die Werte des Vereins widerspiegelt und verkörpert. In der letzten Woche hatte man als Fan den Eindruck, es gibt in der Ruhrgebietspresse und vor allem in den sozialen Medien nur ein Thema: Bochum gegen Reis – ok, und vielleicht noch die Invasion der schätzungsweise 250.000 Schalker.

Um aber kurz Ernst zu bleiben: Selbst, wenn viel Kritik an Reis gerechtfertigt ist – es geht heute um mehr. Heute spielt nicht der VfL Bochum gegen Thomas Reis, heute geht es um puren Existenzkampf. Wir haben zu Hause seit der Übernahme von Thomas Letsch eine hervorragende Bilanz – nicht zuletzt auch wegen der grandiosen Unterstützung von den Rängen. Die Mannschaft braucht uns.

Heute geht es nicht darum, sich 90 Minuten lang an Thomas Reis abzuarbeiten. Ungemütlicher Empfang, den ein oder anderen Pfiff, alles ok. Aber der Fokus sollte nicht beim Trainer der Gäste liegen. Bisher hat es Thomas Reis durch die guten Ergebnisse der letzten Wochen, aber vor allem auch durch Fokus auf die Beziehung zwischen ihm und dem VfL hervorragend geschafft, jeglichen medialen Druck von der Mannschaft fernzuhalten. In dieser perfekten Form seine Person zum Zentrum jeglicher Aufmerksamkeit zu machen, das gelang ansonsten nur einem: Peter Neururer.

Das vielleicht wichtigste Spiel der Saison steht vor der Tür. Ein Sechs Punkte Spiel, wie es das Lehrbuch nicht besser hätte Malen könnte. Straßenbahnderby. Nochmal, lasst nicht zu, dass der Fokus heute auf dem „Nebenkriegsschauplatz“ Thomas Reis liegt. Die Schalker reden seit Wochen vom „Heimspiel“ in Bochum. Von der ersten Minute an muss auch akustisch klar sein, dass es hier nichts zu holen gibt. Das ist unsere Stadt. Unser Verein. Wir sind Bochumer. Auf geht’s!

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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