Der VfL zeigt in Dortmund ein anderes Auswärtsgesicht als zuletzt in Wolfsburg. Einsatz und Leistung stimmen. Doch die Fehleranfälligkeit in der Defensive bleibt weiter das Problem und sorgt bereits in der ersten Hälfte für klare Verhältnisse. Eine Rückschau.
Der VfL beginnt mutig, in einem kompakten 4-2-3-1 als Grundausrichtung. Mann gegen Mann im Zentrum, zunächst Überzahl in letzter Linie und drei gegen Dortmunds Viererkette.
Daraus schiebt man immer wieder aggressiv ins mannorientierte Angriffspressing, indem meist der rechte Außenstürmer Zoller auf den linken Dortmunder Innenverteidiger schiebt, und Gamboa bis auf Guerreiro vorschiebt. Das funktionierte diesmal deutlich besser als in der Woche zuvor gegen den VfL Wolfsburg.
Obwohl der VfL ordentlich beginnt wird er bereits nach acht Minuten bestraft. Dortmund baut das Spiel über rechts auf, Süle spielt auf Moukoko, der sich vor der Kette gegen Ordets durchsetzt. Er zieht nach innen und schießt aus 20 Metern mit links. Bei dem Ball, der von der Unterkante ins Tor geht, sieht Riemann schlecht aus. Er bleibt bewusst vom Ball weg – im TV-Bild sah dieser Ball haltbar aus.
Nach 11 Minuten die zweite kalte Dusche. Der BVB überspielt das Bochumer Pressing stark. Brandt – Guerreiro – Brandt – Malen – wieder Brandt, und schon geht es mit Tempo über unsere rechte Seite nach vorne. Malen macht den Lauf in den Strafraum und erhält erneut den Ball. Bei der Ballannahme legt er sich den Ball mit der Hacke gegen Lampropoulos Orientierung, der naiv das Bein rausstellt und Malen von den Beinen holt. Der neunte Elfmeter im zwölften Spiel – unfassbar.
Doch auch dieser Strafstoß ist völlig berechtigt. Lampropoulos darf so nicht versuchen an den Ball zu kommen. Das Dingen verwandelt der zweite hochtalentierte Teenager des BVB. Reynas Torjubel könnte man so verstehen: „Springst du links, schieß ich rechts. Springst du rechts, dann schieß ich links.“ Coolness pur. Einfach unseren Elfmeterkiller ausgeguckt.
Nun kommt auch der VfL besser ins Spiel. In der 25. Minute kommt Zoller nach einer Ecke per Fallrückzieher zur ersten Bochumer Chance. Knapp über das Tor.
Wenig später schlägt Soares eine Flanke weit aus dem Halbfeld auf Hofmann, der sich am zwiten Pfosten etwas Raum verschafft. Er kann den Ball verarbeiten und geschickt über Kobel ins lange Eck heben, Anschlusstreffer! Denkste. Wenn es schiefläuft, dann so richtig.
In der 39. Minute eine weitere gute Dortmunder Situation. Auf rechts spielt Reyna Doppelpass mit Brandt und versucht ihn flach und hart auf den am zweiten Pfosten einlaufenden Bellingham durchzustecken. Doch der dritte Dortmunder hochbegabte Junge hat nicht seinen glücklichsten Tag. Er verpasst den Ball knapp, ebenso wie gegen den sehr disziplinierten Stafylidis im Zentrum für Akzente setzen zu können.
Kurz darauf der nächste Aufreger. Der BVB spielt schnell in die Spitze, Reyna geht gegen Soares in den Strafraum, versucht an ihm vorbeizudribbeln, wird getroffen und geht zu Boden. Erneut Elfmeter. Kannste keinem erzählen. Diesmal auch nicht dem Videoassistenten. Er weist Tobias Stieler an, sich die Szene noch einmal anzuschauen. Auch Reyna beweist Größe, indem er wohl zum Schiri sagt, dass dies kein Elfmeter war. In der Zeitlupe wird deutlich, dass Soares nicht Richtung Mann geht. Stieler nimmt seine Entscheidung zurück. Läuft vielleicht doch nicht alles gegen uns?
Direkt in der nächsten Szene können wir den Ball nach langem Schlag Riemanns behaupten. Stöger kombiniert sich auf die Außenbahn und flankt zwischen beide Dortmunder Innenverteidiger. Zoller versucht den Ball abzulegen, doch Hofmann konnte hier nicht schnell genug antizipieren.
In der Nachspielzeit wird es noch einmal heiß im Dortmunder Strafraum. Nach Freistoß Riemann und Ablage Hofmann kann Zoller den Ball aber nicht kontrollieren. Doch die Situation geht nach hinten los. Schlotterbeck schlägt lang auf Reyna. Mit Glück kommt der Ball gegen unsere ungeordnete und in Unterzahl agierende Defensive zu Moukoko, der aus gut 35 Metern über den immer noch weit vor dem Tor stehenden Riemann hinweg zum 3:0 verwandelt. War’s das?
Fast noch ein Funken Hoffnung in Hälfte Zwei
Knapp eine Minute nach Anpfiff fast der Hoffnungsschimmer. Stöger steckt auf Jordi Osei-Tutu durch, der sich im Laufduell gegen Schlotterbeck behauptet und aus seitlicher Position frei vor Kobel abschließt. Doch auch hier fehlt uns das Spielglück. Kobel kann den Beinschuss noch ausreichend ablenken, so dass er nur an den Pfosten geht.
In der 57. macht Moukoko fast endgültig den Deckel drauf. Nach starkem raumöffnendem Dribbling von Malen erhält er den Ball und versetzt Gamboa, doch er schießt frei vor Riemann knapp neben das Tor. Doch der BVB brauchte dieses Tor nicht und konzentrierte sich auf Verwaltung des Ergebnisses.
Der VfL agierte dennoch weiter motiviert und versuchte den Anschlusstreffer zu erzielen. Ein anderes Bild als in Wolfsburg, wo man sich nach dem dritten Gegentreffer aufgab.
Doch der ordentlichen Leistung zum Trotz war man offensiv nicht durchschlagskräftig. Ein paar hohe Ballgewinne und Strafraumsituationen wie in der 49. Minute blieben ohne Abschluss, große Torchancen blieben aus.
Das siebte Liga-Auswärtsspiel der Saison ohne Punkte
Das Symbolbild für das Bochumer Spiel gab es in der 76. Minute. Mannschaftsarzt Bauer eilt zum am Boden liegenden Losilla und rutscht unglücklich aus, trifft mit seinem Fuß in Totos Gesicht.
Wenn man sich die Dinger im Grunde immer wieder selbst reinhaut kann man nicht bestehen, egal in welchem Stadion.
Diesmal war es nicht die Leistung, die zu wünschen übrig ließ. Es waren die eigenen Fehler. Wieder einmal so muss man leider sagen. Und so sind es wieder die gleichen Bekundungen darüber, die eigenen Fehler schläunigst abstellen zu müssen.
„Es hört sich immer komisch an, wenn man nach einem 0:3 hier sitzt und davon spricht, dass man eigentlich ein ganz ordentliches Spiel gemacht hat. Ich denke wir haben das Spiel über weite Strecken sehr ausgeglichen gestaltet. Wir haben eigentlich die Dinge, die wir uns vorgenommen haben – mehr Kompaktheit, auch mutig zu spielen, ganz gut umgesetzt. Aber, und das ist natürlich der große Knackpunkt der Geschichte, Fußball wird in den Strafräumen entschieden. Und da haben wir als Mannschaft eklatante Fehler gemacht, die es diesem Gegner zu einfach gemacht haben diese drei Tore zu erzielen.“
Es folgen zwei weitere Spiele, in denen sich der VfL Bochum vor der WM-Pause Punkte und Mut für die zweite Saisonhälfte erarbeiten kann. Vielleicht kann man bereits Dienstag wieder mit Flutlich und den eigenen Fans im Rücken punkten. Zuhause ist immer etwas drin.
Und auch Augsburg ist zu schlagen. Dort erwartet den VfL ein wildes Spiel, in dem beide Mannschaften hoch anlaufen wollen und selbst schnell den langen Ball wählen. Insbesondere dort wird es auf die Stabilität in der Defensive ankommen.
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