Ohne Tesche, wär’n wir gar nicht hier

Auch wenn die Stimmung nach dem Derbysieg gegen Dortmund und dem perfekt gemachten Klassenerhalt in der vergangenen Woche schon am Siedepunkt war, konnte der VfL gestern noch einen draufsetzen. Beim 2-1 Sieg unserer Elf gegen die Arminia kochte das Stadion wieder. Erinnerungen, die bleiben.  

Ausverkauftes Haus. Klassenerhalt perfekt. Derbysieg in der Tasche. Großartiges Wetter. Stimmung seit dem Derbysieg sowieso auf Dauerhoch. Und gefühlt jeder mit einem „Allez – Allez – Allez“-Ohrwurm. Selten schien uns in Bochum dermaßen die Sonne aus dem Arsch. Selbst wenn die Arminia gestern irgendwo die Zwillingsbrüder von Neymar, Ronaldo und Messi aus dem Hut gezaubert und wir eine Reise bekommen hätten, es hätte der Stimmung keinen Abbruch getan. Pure Glückseligkeit auf den Rängen.

Die Stimmung – großartig. Schon bei der Verabschiedung der elf Spieler, bei denen die Verträge auslaufen, absolut lauter Jubel bei jedem einzelnen. Den ein oder anderen werden wir wohl aber weiterhin im blau-weißen Dress sehen. Besonders laut wurde es bei Elvis Rexhbecaj. Der Mann aus Wolfsburg hat sich in den letzten Wochen und Monaten perfekt eingefügt und durch seinen ehrlichen Kampffußball in die Herzen der Fans gespielt. In den nächsten Tagen dürften auch einige Postkarten in der Geschäftsstelle eintreffen. #Elvis2024 sei hier als Stichwort genannt.

Die Leistung auf dem Platz

Auch die fußballerische Leistung unserer Elf knüpfte gestern nahtlos an die Leistung der Fans auf den Rängen an. Zwar brauchte Bielefeld dringend die Punkte im Kampf um die erste Liga, doch unsere Mannen schafften es, das Spiel von Anfang an zu dominieren. Spielerisch starke Kombinationen gepaart mit guten Einzelaktionen führten zu zahlreichen Chancen und schließlich auch zur Führung durch Sebastian Polter. Nach tollem Zusammenspiel mit Gerrit Holtmann lupfte Milos Pantovic den Ball punktgenau in die Mitte auf den Kopf unseres Brechers. Dass die Arminia überraschend wenig später durch einen Standard zum Ausgleich kam – geschenkt.

Auch in der zweiten Halbzeit kam unsere Elf stark aus der Kabine. Die Arminia hatte es nur ihrem überragenden Schlussmann Ortega zu verdanken, dass das Spiel nicht schon deutlich früher entschieden war. In der 89. Minute sorgten dann Blum und Zoller im Zusammenspiel mit dem Arminen Bello für die 2-1 Entscheidung.

Das verkannte Genie aus Ostwestfalen

Der Gäsenhaut-Moment des Spiels war aber in der 73. Minute, als das „verkannte Genie aus Ostwestfalen“, Fußballgott und eine der tragenden Säulen des Aufstiegs im vergangenen Jahr, Robert Tesche, zu seinem (vermutlich) letzten Einsatz im Trikot des VfL’s kam. Wie von Thomas Reis angekündigt, bekam der Maestro seine Spielzeit und wurde vom ganzen Stadion frenetisch gefeiert. Schon in der vergangenen Woche in Dortmund schallte nach dem Sieg „Ohne Tesche wärn‘ wir gar nicht hier“ von den Rängen. In Bochum vergisst man nicht. Ehre wem Ehre gebührt.

 

Die letzten Jahre anne Castroper

Als Toto Losilla im Sommer 2014 an die Castroper Straße wechselte, spielte er mit Tobias Weis, Stanislav Sestak und Piotr Cwielong in einer Mannschaft. Was der Verein seitdem für eine Entwicklung genommen hat, lässt sich kaum in Worte fassen. Wer hätte bei den Spielen gegen, bei allem Respekt, Aue, Sandhausen und Co. vor wenigen Jahren, den Aufs und Abs, den Abstiegssorgen in die dritte Liga, gedacht, dass wir im Mai 2022 dermaßen euphorisiert im Stadion stehen?

Dieser Verein sorgt seit über zwei Jahren für viel Gänsehaut. Hat man in den 201X-er Jahren oft abgekotzt und sich gefragt, wofür man den ganzen Scheiß eigentlich macht, bekommt man nun alles zurückgezahlt. Hatte man früher fast Angst davor, dass der VfL freitags um 18.30 spielt und nach einem beschissenen Spiel das ganze Wochenende durch ist, freut man sich nun auf alle 90 Minuten und feiert danach direkt noch im Bermuda weiter.

Die Saison 2021/22 neigt sich dem Ende und die Mannschaft sorgt aktuell für Momente und Erinnerungen, die immer bleiben werden, für die man Fan dieses Vereins ist, für man sich jahrelang fast gerne den Spott der Kollegen, Familien und Freunde angehört hat, die es mit den größeren Vereinen im Umland halten. Selten hat alles so gepasst bei unserer grauen Maus. Verein, Mannschaft, Fans, Stimmung in der Stadt. Gänsehaut. Genießen wir es.

…Der VfL aus Bochum – der geilste Club der Welt!

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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