Nur Scheiß ohne Reis im Ruhrstadion

Mit der zweiten eher schwachen Leistung hintereinander zieht der VfL nach der Niederlage im Breisgau auch gegen den FC Augsburg den Kürzeren. Waren wir bisher eher verwöhnt von stabilen Leistungen, bekommt der VfL auf der Zielgerade nicht mehr so richtig sein Spiel auf den Rasen.

Sonntag 15.30 Uhr – sonniges Wetter – angenehme Temperaturen. Alles war angerichtet für den 31. Spieltag anne Castroper gegen den FC Augsburg. Osterhage, Zoller, Elvis und Holtmann rückten in die Startelf. Für Zoller war es der erste Einsatz von Beginn seit seinem Kreuzbandriss. Trainer Thomas Reis durfte nach seiner Sperre auf der Tribüne Platz nehmen.

Die taktische Kurzanalyse von Tobias

Um es kurz zu machen: Unser VfL Bochum 1848 erwischt gegen den FC Augsburg einen Tag für die Tonne. Mit zwei individuellen Fehlern laden unsere Mannen die bayrischen Schwaben zum Tore schießen ein, während sie selbst kaum Chancen generieren können.

Anders als in den bisherigen Spielen gegen die Fuggerstädter setzte das Trainerteam auf eine 1-2-Staffelung im Mittelfeld (Losilla hinter Osterhage und Rexhbecaj, die sich an der Augsburger Doppelsechs orientierten). Augsburg startete wie gewohnt im 4-4-2, baute allerdings schnell in ein 5-2-3 um, bei dem Vargas zwischen Hahn und Gregoritsch einrückte, so dass Caligiuri und Iago, die Außenbahnen besetzten. Diese Umformung machte es dem VfL schwerer, da die Außenverteidiger und Losilla durch Vargas Übergaben hatten, die entweder zentral oder auf den Außen Lücken erzeugten.

Leitsch erwischte keinen guten Tag. Er und Bella Kotchap standen aber auch dauerhaft unter Stress, da Augsburg einen langen Ball nach dem anderen in die Schnittstelle zwischen unseren Innenverteidigern knallte. Unser VfL erfuhr am eigenen Leib wie unangenehm sein übliches Spiel ist.

Auch nach den Wechseln in Halbzeit 2 gab es wenig Besserung. Nur Löwen zeigte eine halbwegs ansprechende Leistung. Locadia forderte tief Bälle, wodurch er jedoch seine Stärken als Umschaltspieler nicht einbringen konnte. Nach Ballverlusten blieb er aufreizend teilnahmslos. Er hat sich wohl schon mental verabschiedet.

Verdiente Niederlage und jetzt zwei schlechte Spiele in Folge. Hoffentlich hilft das zusätzliche Adrenalin des Derbys, nächste Woche wieder in die Spur zu finden.

Luft raus? Von Claudio Gentile

Drei Kreuze können wir machen, dass wir mit 36 Punkten bisher gut gepunktet haben und eine Abstiegsgefahr nur noch auf dem Papier besteht – Stuttgart auf dem Relegationsplatz hat 8 Punkte Rückstand bei 3 offenen Spielen und maximal 9 zu vergebenen Punkten. Die konsequente und konzertierte Spielweise, wie wir sie bisher oft gesehen haben, scheint aktuell nicht mehr abrufbar zu sein. Warum? Darüber kann man nur spekulieren. Ist die Konzentration weg, weil der Klassenerhalt so gut wie sicher ist? Ist der ein oder andere vielleicht mit dem Kopf schon woanders und mit seiner eigenen Zukunft beschäftigt? Oder fehlte mit Thomas Reis – bei allem Respekt vor seinen Kollegen aus dem Trainerteam – derjenige der die Mannschaft am besten erreicht und wenn nötig auch die passenden Worte findet wenn die Leistung nicht stimmt?

Diskussionen gab es allerdings wieder bzgl. der Stimmung. Wie auch schon nach dem Leverkusen-Spiel meckerten einige in diversen Fan-Foren, dass mit der Rückkehr der Ultras auch die eher emotionale Stimmung der letzten Monate verloren gegangen sei, als nur wenige ins Stadion durften. Ja, die Stimmung ist eine andere und muss sich wahrscheinlich erstmal wieder eingrooven, trotzdem darf man eben auch nicht vergessen, dass bei 25.000 Leuten im Stadion auch wieder viel „tote“ Masse dabei ist, die den Mund nicht aufbekommen. Bei 10.000 oder weniger Zuschauern waren auch nur die da, die richtig Bock auf das Spiel haben. Ein weiterer Faktor ist, dass während Corona viele „irgendwo“ im Stadion saßen und es so überall Stimmungsherde gab. Aktuell sind es dann doch eher wieder wie früher die Hotspots in Block A und der Ostkurve, aus denen die lautstarke Unterstützung kommt. Das neue Lied hat auf jeden Fall wieder Ohrwurm-Charakter.

In der kommenden Woche steht das Derby gegen Borussia Dortmund an. Die offiziellen 8.100 Gästetickets waren in wenigen Minuten wieder restlos ausverkauft. Dazu kommen sicherlich noch einige, die sich direkt beim BVB eingedeckt haben. Alles in allem darf man sicherlich mit Rund 10.000 Bochumern in Dortmund rechnen. Ker, wie sehr kann man sich auf dieses Derby freuen? Gestern gab es dazu den Aufruf „Alle in blau nach Dortmund“. Jetzt schon Gänsehaut, wenn man ans kommende Wochenende sieht. Dazu die Hoffnung, dass der VfL wieder sein Gesicht zeigt, dass man aus den meisten Spielen von ihm gewohnt war. Reis steht wieder an der Seitenlinie – hoffen wir, dass er die richtigen Worte findet. Denn „Nur Scheiß ohne Reis“ brauchen wir nicht nochmal.

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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