Ein Rückblick über die Castroper-Straße-Festspielwoche

Foto: einsachtvieracht

Die Castroper-Festspielwoche ist vorbei: Binnen sechs Tagen hieß es drei Mal anne Castroper: Spieltach! Zuerst wurde der letztjährige Vizemeister RB Leipzig empfangen, dann zum DFB-Pokal-Viertelfinale der SC Freiburg und zum Abschluss gastierte Tabellenschlusslicht SpVgg Greuther Fürth. Ein kleiner Rückblick über die vergangene Woche.

27. Februar 2022, 15:30: VfL Bochum 1848 – RB Leipzig (gegr. 2009): Es gibt diese Spiele. Man hat eigentlich keinen Bock, aber letztlich gibt man sich einen Ruck und sagt „für den VfL mache ich das“. Ich glaube es gibt nur wenige Leute, die vor der Saison gesagt haben: „Gegen RB Leipzig möchte ich aber auf jeden Fall im Stadion sein“. Klar, es gibt ein paar Leute, die verwandtschaftlich irgendwie in und um Leipzig verbandelt sind, aber Red Bull hat mit Leipzig ja auch so viel zu tun wie Lukas Klostermann und RB-Eigengewächs. Auch klasse fand ich es, dass Klostermann vorher in einem Interview davon sprach, dass er sich auf das Spiel gegen seinen Ex-Verein freue. Ich meine, klar: Mit 14 zum VfL zu wechseln und nach dem Profidebüt und acht „guten“ Spielen sich direkt aus dem Staub zu machen, um zu RB Leipzig zu wechseln… Ist doch schön, dass es für solche Spieler mittlerweile einen passenden Verein gibt.

Entschied die Partie mit einer Einzelaktion: Leipzigs Christopher Nkunku. Foto: Steffen Prößdorf (Wikimedia Commons)

Naja, die Geschichte ist kurz erzählt: In der 58. Minute machten die Leipziger, die am Donnerstag zuvor noch in der Euro League weitergekommen sind und jetzt das Achtelfinale überspringen dürfen dank der Disqualifizierung von Spartak Moskau, einen Dreifachwechsel: Nkunku, Silva und Olmo kamen in das Spiel. Marktwertvolumen der drei laut transfermarkt.de: 153 Millionen Euro, Gesamtmarktwert des VfL: rund 41 Millionen Euro. Der VfL hatte vorher noch gute Chancen durch den Pfostenschuss von Antwi-Adjei und den Lattentreffer von Losilla. Dann war es ein Pass des ebenfalls eingewechselten Henrichs, bei dem Bella Kotchap Silva blockte und anschließend ausrutschte. Leitsch wurde von seinem Gegenspieler ebenfalls nach außen gezogen. Im Zentrum blieb Toto allein gegen den high-speed Superstar der Bullen: Nkunku nahm den Platz dankend an und versenkte relativ trocken zum 0:1. Am Ende ein großer Kampf und eine sehr stabile Leistung (Torerwartung ExpG laut Fivethirtyeight 1,1:0,6 für den VfL) gegen einen Verein auf einem CL-Platz: Dennoch fuhren die Leipziger erneut mit drei Punkten aus Bochum nach Hause.

Mittwoch, 2. März 2022, 20:45: Pokal-Viertelfinale, erst die elfte Viertelfinalteilnahme des VfL, Heimspiel und sogar noch Livespiel in der ARD. Die erneut nur 10.000 zugelassenen Karten, wovon 1000 nach Süddeutschland gingen, waren binnen Minuten vergriffen. Und ein Livespiel in der ARD bekommt der VfL auch wohl nicht mehr so schnell – wenn es jetzt nicht gerade gegen die Bayern geht. Mit Osterhage, Holtmann und Stafylidis rückten drei Neue in die Startelf, lediglich der Bankplatz für Soares war leicht überraschend, der aber ja auch im Laufe des Spiels eingewechselt wurde. Die Erste Chance nach Flanke Gamboa bewies, dass Holtmann nun wahrlich kein Kopfballspieler ist. Locadia rieb sich immer gegen wieder gegen Lienhart auf und bekam zum Dank ein Bein in den Rücken. Locadia „revanchierte“ sich im Rücken des Schiedsrichters in der Nachspielzeit – Glück dass der Schiri und der VAR nichts sahen – ein Platzverweis wäre völlig gerechtfertigt gewesen.

Markierte den zwischenzeitlichen Ausgleich: Sebastian Polter. Foto: VfL Bochum 1848

Kurz nach dem Seitenwechsel stand Petersen leider „da, wo ein Stürmer stehen muss“ und staubte nach Riemanns Schussabwehr ab. Eine starke Aktion und Willensleistung von Elvis Rexhbecaj inklusive Maßflanke auf Polter sorgten für den Ausgleich. So ging es in die Verlängerung und als jeder sich auf das Elfmeterschießen vorbereitete passierte es in Minute 120. Ein Einwurf der Freiburger wurde weit in die Bochumer Hälfte geworfen, Maxim Leitsch traf den Ball nicht richtig und Roland Sallai schob zum 1:2 in buchstäblich letzter Minute ein. Der Vollassi-Jubel vor Block A, wo leider auch einige Bierbecher flogen, hätte sich der Ungar aber ruhig sparen können. So war es ausgerechnet Maxim Leitsch, der 120 Minuten eine blitzsaubere Leistung zeigte und sich eine 1 plus mit Sternchen verdient gehabt hätte, mit dem Fehler und nicht sein öfter mal wackelnder Partner Armel Bella Kotchap. Auch klasse, aber da war das Spiel schon längst vorbei, war die Unart nach dem 1:2. Anstoß VfL, ein Freiburger wirft sich wie vom Blitz getroffen hin und es gibt natürlich Freistoß für den SCF, die sich eine halbe Minute Zeit lassen, den Ball zu spielen. Gut, kein Schiri gibt da noch Extra-Time drauf, wenn eh schon 120 Minuten gespielt sind. So war es der zweite bittere Tiefschlag innerhalb weniger Tage in einem Spiel, bei dem man wieder nicht die schlechtere Mannschaft war.

5. März 2022, 15:30: Nun, die Favoritenrollen waren beim Blick auf den Tabellenstand der SpVgg Greuther Fürth eigentlich klar verteilt. Es passt ins Bild, dass ausgerechnet Unglücksrabe Maxim Leitsch seinen ersten Bundesligatreffer erzielte nach einem Freistoß des ebenfalls oft kritisierten „Edu“ Löwen. In Halbzeit zwei ließ man sich vom Kleeblatt mehr und mehr einlullen und ein Hrgota, der gut und gerne für seinen Einsatz nicht mehr auf dem Platz hätte stehen können, „erzwang“ ein Eigentor von Armel Bella Kotchap. Doch aus der Defensivriege wollte noch einer: Anthony Losilla erzielte den wichtigen 2:1-Siegtreffer. Das Kleeblatt entwickelt sich hierbei immer mehr zum Lieblingsgegner des Franzosen: In den letzten drei Spielen erzielte er jeweils einen Treffer. War sonst eigentlich nur in Spielen gegen seinen Ex-Verein Dynamo Dresden so..

Siegtorschütze nach feiner Ballannahme. Foto: VfL Bochum 1848

Mit 32 Punkten ist zwar der Klassenerhalt noch nicht in der Tasche, aber ein weiterer Schritt wurde getan. Vor allem, da die Stuttgarter auch das Samstagabendspiel gegen unseren nächsten Heimspielgegner Borussia Mönchengladbach gewannen. Für den VfL geht es nächste Woche zu Eintracht Frankfurt und vielleicht können, ähnlich wie beim Hinspiel, danach die Tabellenplätze getauscht werden. Ich bin jedenfalls gespannt…

Autor: Matthias Rauh

Obwohl in Bayern wohnhaft besitze ich eine Dauerkarte beim VfL und versuche, jedes Heimspiel und jedes Auswärtsspiel im Süden vom VfL mitzunehmen. Meine Begeisterung für den VfL entwickelte sich in der Saison 2006/07, endgültig besiegelt wurde sie bei dem eigentlich völlig belanglosen Spiel Karlsruher SC gegen den VfL im Jahr 2008. Während eines Fußballturniers wollten meine Mannschaftskameraden in der Bundesligakonferenz ständig die Zwischenstände von Bayern München und Nürnberg wissen, ich erntete misstrauische Blicke, als ich den Zwischenstand von Bochum wissen wollte. Abstieg, Relegation, Funkel, Neururer... ich bin immer noch dabei und freue mich immer mehr auf Spiele wie Bochum gegen Sandhausen als Bayern gegen Dortmund.

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Ungewohnte Rolle: Als Favorit gegen Fürth

Einsachtvieracht- Stammtisch #33