Ungewohnte Rolle: Als Favorit gegen Fürth

VfL Bochum - SpVgg Greuther Fürth | Grafik: Paddy Schneider

Der VfL Bochum möchte gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen. Um das Ziel zu erreichen, muss die Mannschaft jedoch eine inzwischen ungewohnte Rolle einnehmen.

Es ist das dritte und letzte Heimspiel der englischen Woche. Die Enttäuschung über die knappen Niederlagen gegen RB Leipzig und den SC Freiburg ist natürlich noch nicht verflogen. Obwohl die Gegner aus höheren Tabellenregionen kommen, hat der VfL in beiden Spielen wieder einmal lange mitgehalten, sogar an Siegen gekratzt, bis er spät die entscheidenden Gegentreffer hinnehmen musste.

Somit verbleibt den Bochumern „nur noch ein Ziel und das ist das größte Ziel, das wir vor der Saison ausgegeben haben“, stellte VfL-Trainer Thomas Reis heraus – der Klassenerhalt.

Der kommende Gegner hat 9 seiner 14 Punkte in der Rückrunde geholt, ist damit in der Rückrundentabelle punktgleich mit den Blau-Weißen, und zeigt sich zuletzt in bestechender Form. Dennoch findet sich Mitaufsteiger Greuther Fürth auf dem letzten Platz wieder.

Dadurch ergibt sich eine inzwischen wohl ungewohnte Rolle für den VfL. „Aufgrund der Tabellensituation sind wir Favorit“, ist sich auch Reis bewusst. „Vielleicht hat sich das Anspruchsdenken draußen etwas erhöht. Daran sind wir ja auch selbst schuld, da wir tolle Leistungen gezeigt haben. Aber wir machen seriös weiter, gucken von Spiel zu Spiel und konzentrieren uns nur auf diese drei Punkte.“ Damit ständen die Blau-Weißen bei 32 Punkten und wäre dem größten Ziel einen großen Schritt näher.

Locadia fällt aus – Rotation steht bevor

Dabei muss der Coach allerdings auf Angreifer Jürgen Locadia verzichten. Nach einem Zusammenstoß im Pokal musste der Winterneuzugang in der Halbzeit ausgewechselt werden und danach sogar in Krankenhaus. Die schwere Rückenprellung macht dem zuletzt immer besser aufspielenden Niederländer auch einen Einsatz gegen Fürth unmöglich. Ein herber Verlust für den VfL.

Robert Tesche wird ebenfalls nicht im Kader stehen. Reis erklärte: „Robert Tesche hat signalisiert, dass er ein paar Probleme mit dem Sprunggelenk hat und wir den Kaderplatz lieber anders belegen sollten. Das zeigt wieder, dass er ein tadelloser Sportsmann ist.“

Bei den Bochumern steht also eine größere Rotation an, um den Nachteil der zusätzlichen Partie unter der Woche entgegenzuwirken. Danilo Soares wird zurück auf seinen Posten rücken, Sebastian Polter den verletzten Locadia ersetzen und Christopher Antwi-Adjej kommt für Takuma Asano ins Spiel. Auch im Mittelfeld könnte die Pokalbesetzung eine Pause erhalten und dafür Eduard Löwen und Milos Pantovic übernehmen.

Voraussichtliche Aufstellung: Riemann – Gamboa, Leitsch, Bella-Kotchap, Soares – Losilla, Pantovic, Löwen – Antwi-Adjei, Polter, Holtmann

Fürth kommt im hohen Tempo

Den Frischevorteil möchte Fürths Trainer Stefan Leitl nutzen: „Wir müssen hohes Tempo fahren, wir wollen hohes Tempo fahren.“ Die Personallage könnte für die Kleeblätter kaum besser sein. Bis auf die Langzeitverletzten Robin Kehr und Marius Funk sind alle Spieler im Training.

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Darunter zählen auch Gideon Jung und Jessic Ngankam, die nach langer Verletzung zurückkehrten. „Das Feedback ist von beiden sehr, sehr gut, was sehr erfreulich ist“, vermeldete Leitl. An der Startelf verändern die Personalien natürlich nichts, die bleibt dieselbe wie gegen den 1. FC Köln.

Voraussichtliche Aufstellung: Linde – Meyerhöfer, Griesbeck, Viergever, Itter – Tillman, Christiansen, Seguin – Dudziak – Leweling, Hrgota

Neue Formation bringt Stabilität

„Es ist die Rückrunde, es ist eine andere Situation als im Hinspiel. Wir sind deutlich stabiler, wir kommen ins Punkten“, so der Hinweis von Leitl vor der Partie. Die Fürther haben sich tatsächlich defensiv stabilisiert. Sie treten seit der Winterpause in einem 4-3-2-1 auf und verdichten damit das Zentrum. So bleibt dem Gegner nur der Weg über die Außenbahnen, wo die äußeren Mittelfeldspieler (Paul Seguin und Timothy Tillman) zusammen mit den Außenverteidigern den Gegner isolieren.

Der VfL muss somit die Verbindung halten und deshalb selbst den Flügel überladen. Gerade die spielerisch stärkere linke Seite ist prädestiniert dafür, wie aus der 2. Bundesliga bekannt ist. Ebenso könnten Seitenverlagerungen im Anschluss darauf Raum für Antwi-Adjej und Cristian Gamboa erzeugen. Zumal Maxim Leitsch sich darin stark verbessert zeigte, den Ball mit Zug auf die andere Seite zu befördern. Ansonsten wartet mit Polter ein Spieler im Strafraum, der als Abnehmer für Flanken dienen kann.

Bekannte Abläufe in der Offensive

Ausgehend von dieser neuen Stabilität und mit neuem Selbstbewusstsein können die Franken nun auch wieder den Blick auf einen ansehnlicheren Fußball legen für den Leitl eigentlich steht. Dabei kommt ihnen die Nähe der Formation zur Raute entgegen, mit der das Kleeblatt in die Bundesliga aufstieg. Die Mannschaft kann dadurch in der Offensive auf bereits bekannte Abläufe zurückgreifen.

Die drei Offensivspieler Jeremy Dudziak, Jamie Leweling und Branimir Hrgota sind dabei nicht auf eine Position festgelegt, sondern rochieren sehr häufig und sorgen damit für Verwirrung in der gegnerischen Defensive, öffnen Räume und entziehen sich dem Zugriff.

Aus dem Mittelfeld rücken Seguin und Tillman immer wieder nach vorne oder gar auf die Flügel, um wie zu Zweitligazeiten Überzahl zu schaffen und damit Räume für die Außenverteidiger zum Flanken oder für die Stürmer in den Halbräumen zu schaffen. Diesmal jedoch in einer Umschaltsituation, anstatt am Ende einer längeren Ballbesitzphase.

Bei allen Ähnlichkeiten unterscheiden sich die beiden Aufstellungen aber durchaus in der Länge der Distanzen zum gegnerischen Tor. Hier lauert die Chance für den VfL selbst mal einen Konter zu fahren und die Räume hinter den aufgerückten Achtern zu bespielen.

Autor: Janik Aschenbrenner

In meinem Freundeskreis dreht sich alles um die Blau-Weißen, für die ich in meiner Jugend selbst die Schuhe schnüren durfte - so kommt es, dass der VfL auch mich nicht los lässt. Durch meine Affinität zur Spielanalyse und Trainingslehre bin ich ansonsten bei Konzeptfußball zu finden. Fußball ist für mich eine Kunstform, die ich mitgestalten möchte.
Twitter: @Janik_Asc / janik.aschenbrenner@einsachtvieracht.de

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