Heimspiel in Leverkusen?

Bayer 04 Leverkusen - VfL Bochum | Grafik: Paddy Schneider

Die Länderspielpause ist vorbei und der VfL Bochum muss ersatzgeschwächt in die BayArena nach Leverkusen. Die Vorzeichen stehen ein weiteres Mal schlecht für die Blau-Weißen, doch mit einer Fanschar im Rücken hofft man endlich ein Topteam der Liga ärgern zu können.

Die Auswärtsbilanz mit einem Sieg aus sechs Spielen zeigt deutlich, dass sich der VfL bei Heimspielen wohler fühlt. Vor allem in den Partien bei den Spitzenteams – Wolfsburg, Bayern und Leipzig – wirkten die Blau-Weißen klar unterlegen.

Um einen der Großen ärgern zu können, können die Bochumer auf reichlich Unterstützung ihrer Anhänger setzen. Der Ansturm auf den Gästebereich war so groß, dass sogar Tickets vom VfL nachbestellt wurden. Zudem kann auch außerhalb des Gästeblocks mit einigen Bochumer Fans gerechnet werden. So soll der eigenen Mannschaft in Leverkusen ein Heimspiel kreiert werden.

Die BayArena ist kein gutes Pflaster

Der VfL traf in der Bundesliga insgesamt 52-mal auf die Werkself. Die Gesamtbilanz sieht nicht besonders rosig aus: nur 16 Siege stehen 24 Niederlagen und 12 Unentschieden gegenüber. Vor allem die BayArena scheint kein gutes Pflaster für die Blau-Weißen zu sein. Die Rheinländer gewannen 17 ihrer insgesamt 24 Siege im heimischen Stadion.

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Holtmann und Blum müssen pausieren

Das Lazarett des VfL hat sich zuletzt wieder gefüllt und auch die Länderspielpause brachte nicht genügend Zeit, sodass sich abgesehen von Cristian Gamboa kein weiterer Spieler für das Gastspiel in Leverkusen zurückmelden konnte. Den Bochumern fehlen somit Simon Zoller, Robert Tesche, Danny Blum, Gerrit Holtmann, Saulo Decarli, Patrick Osterhage, Luis Hartwig und Maxim Leitsch.

Während Holtmann an den Folgen einer Leisten-Operation laboriert, zwingt Blum eine kleine strukturelle Verletzung im Oberschenkel zum Pausieren. Dafür könnten Tarsis Bonga und Silvere Ganvoula wieder einen Platz im Kader erhalten. Der Kongolese hatte laut Thomas Reis „selbst entschieden, dass er in der Länderspielpause [in Bochum] bleiben möchte. Er hat die Pause genutzt und sich gut präsentiert.“

Voraussichtliche Aufstellung: Riemann – Stafylidis, Masovic, Lampropoulos, Soares – Löwen, Losilla, Rexhbecaj – Pantovic, Polter, Asano

Wirtz & Schick wieder im Kader

Die Hausherren hatten in den letzten Wochen eine nicht weniger gefüllte Verletztenliste. Das Spiel gegen den VfL erscheint wie das Licht am Ende des Tunnels. Chefcoach Gerardo Seoane stehen nun wieder Karim Bellarabi, Mittelfeldchef Charles Aranguiz, Nationalspieler Florian Wirtz und Top-Stürmer Patrik Schick zur Verfügung.

Besonders Wirtz und Schick wurden in den letzten Spielen schmerzlich in Leverkusen vermisst. Der deutsche Youngster konnte in der laufenden Bundesliga-Saison bereits mit vier Treffern sowie sechs Vorlagen auf sich aufmerksam machen und Schick traf in neun Spielen bereits achtmal. Während Wirtz jedoch bereits eine Option für die Startelf ist, stellt der Tscheche wohl erstmal nur eine Wechselmöglichkeit dar.

Bayer 04 muss somit lediglich auf Mitchel Bakker, Timothy Fosu-Mensah, Julian Baumgartlinger und Lucas Alario verzichten.

Voraussichtliche Aufstellung: Hradecky – Frimpong, Tah, Tapsoba, Hincapie – Andrich, Demirbay – Diaby, Wirtz, Paulinho – Adli

Bayers starke Offensive

Leverkusen erwischte einen fulminanten Start in die Saison. Lange hielten sie sich auf Augenhöhe mit den Bayern auf. Zuletzt folgte allerdings ein Bruch. Zum einen fehlt der jungen Mannschaft „noch etwas die Konstanz, um ganz oben dabei zu sein“, wie Bochums Kapitän Anthony Losilla unter der Woche anmerkte und zum anderen fehlten zuletzt mehrere Schlüsselspieler.

Trainer Seoane ist es also frühzeitig gelungen seinen Spielstil in Leverkusen zu etablieren, durch den er bereits Bern in den letzten Jahren an den FC Basel vorbei zur neuen Nummer Eins in der Schweiz machte. Dabei vertraut er auf eine 4-2-3-1 Grundformation mit großer Zentrumspräsenz.

Aus einer flexiblen Dreierkette heraus, gebildet durch einen der Außenverteidiger oder wie in den meisten Fällen einer der beiden Sechser, wird das Spiel sicher aufgebaut. Schlüsselspieler ist Karim Demirbay, um den Ball mit seinen gefährlichen Pässen schnell in die vorderen Zonen zu bringen.

In der Offensive orientieren sich die vier Offensivspieler klar zugeordnet an die gegnerische Viererkette, wodurch sich diese ebenfalls zusammenzieht. So entstehen Eins gegen Eins -Situationen für die dribbelstarken Angreifer und große Räume auf den Flügeln für die ebenfalls angriffslustigen Außenverteidiger. Außerdem schafft die Offensive der Werkself Lücken innerhalb der Viererkette, indem sie sich entgegengesetzt bewegen. Während ein Spieler sich fallen lässt, startet ein anderer in die Tiefe. Die hohe Schnelligkeit der Angreifer macht den Mechanismus besonders gefährlich.

Leverkusen kein großer Pressingmonster mehr

In der Verteidigung ist Leverkusen unter Seoane kein Pressingmonster mehr, wie es teilweise unter vielen Vorgängern des Trainers der Fall war. Bayer nutzt vor allem sein Gegenpressing, um den Gegner zum Rückpass zu zwingen und sich selbst wieder formieren zu können.

Dabei öffnen sich jedoch immer wieder Räume um die Sechser herum. Die stehen nämlich im Konflikt, ob sie zusammen mit den Angreifern vorschieben oder sich zurückhalten. Die Flügel der Blau-Weißen sollten sich in die Halbräume begeben, um genau diese Konflikt zu provozieren.

Einmal in Position agiert Leverkusen in einer Mischung aus 4-2-2-2 und 4-2-3-1, um einen kompakten Mittelblock zu errichten. So hat ein Spieler Zugriff auf mehrere Gegner, Passlinien sind geblockt und hin und wieder werden Passfallen aufgestellt.

Der VfL wird also durchaus zu eigenen Ballbesitzphasen kommen. Hierbei wird es wichtig sein, den Gegner horizontal auseinander zu ziehen. So entstehen wieder Lücken im Halbraum für nachstoßende Achter.

Doch Vorsicht, bei einem Fehlpass ermöglicht die enge Staffelung Bayer sich einfach aus dem Gegenpressing des Gegners zu lösen und die schnellen Offensivakteure im Konterspiel einzusetzen.

Autor: Janik Aschenbrenner

In meinem Freundeskreis dreht sich alles um die Blau-Weißen, für die ich in meiner Jugend selbst die Schuhe schnüren durfte - so kommt es, dass der VfL auch mich nicht los lässt. Durch meine Affinität zur Spielanalyse und Trainingslehre bin ich ansonsten bei Konzeptfußball zu finden. Fußball ist für mich eine Kunstform, die ich mitgestalten möchte.
Twitter: @Janik_Asc / janik.aschenbrenner@einsachtvieracht.de

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