Braucht der VfL einen neuen Rechtsverteidiger?

Janik Aschenbrenner | Foto: Claudio Gentile | Design: Patrick Schneider

Ein spielfreies Wochenende für den VfL Bochum. Deshalb nehme ich mir bei „Aus!gefragt“ mal wieder den Fragen an, die den VfL Fan bewegen. Heute: Braucht der VfL noch einen neuen Rechtsverteidiger?

Ist der neue Ausrüster eine Chance oder ein Rückschritt? – jesco_ltrs via Instagram

Der neue Ausrüster ist für den VfL Bochum sowohl Rückschritt als auch eine Chance. Nike hat natürlich ein ganz anderes Prestige. Es ist eben die Marke, die durch und mit Michael Jordan gewachsen ist und auch nach ihm den Faktor „Coolness“ aufrechterhalten konnte. Mizuno kann im westlichen Raum ein solches Ansehen nicht aufbringen und ist für den VfL ein Rückschritt.

Der VfL soll jedoch einer der Vereine sein, der die Expansion nach Europa unterstützen soll. Der Verein ist die etablierte Größe auf dem Markt, der Sportartikelhersteller der Neue. Durch die Machtverhältnisse ist der VfL für Mizuno weitaus wertvoller als er für Nike war. Dort war er nur das kleine Licht unter vielen. Das führt zu höheren Einnahmen und zu einer individuelleren Betreuung. Mizuno ist dennoch kein Versuch wie „Do You Football“ damals, sondern ein gestandenes Unternehmen im asiatischen Raum. Die nötigen Mittel für eine solche Expansion sind also vorhanden und der VfL hat die Chance zukünftig davon zu profitieren, dass er dabei geholfen hat.

Bildet Thomas Reis eine „Trainingsgruppe 2“ wie Hoffenheim damals? – bliffbert via Twitter

Eine „Trainingsgruppe 2“ ist beim VfL Bochum und Thomas Reis wohl eher nicht in Planung. Der offizielle Kader liegt nun bei 30 Spielern. Der VfL wird jedoch, wie in der Vergangenheit auch, in kleineren Gruppen trainieren. Heißt, manche Spieler absolvieren gerade Fitness- oder Koordinationsübungen, während die anderen mit dem Ball arbeiten.

Eine weitere Möglichkeit wäre es, zukünftig hin und wieder in positionsspezifischen Gruppen zu trainieren. Pep Guardiola hat beispielweise in seinem ersten Jahr beim FC Bayern eine Trainingseinheit ausschließlich mit der Viererkette absolviert, damit sie die neuen geforderten Verhaltensweisen schneller aufnehmen. Bisher war das beim VfL nur bei den Torhütern der Fall. Der Kader ist zwar zu groß, die Trainerteams sind in der heutigen Zeit allerdings auch breit genug aufgestellt, um die Situation zu händeln.

Außerdem kann auch die Kadergröße als Chance betrachtet werden. Jeder Spieler hat unterschiedliche Stärken und Schwächen. Durch die größere Auswahl beim Personal hat Thomas Reis die Möglichkeit, in der Spieltagsvorbereitung den kommenden Gegner besser simulieren zu können.

1. Braucht der VfL noch einen Rechtsverteidiger? – linuspunkt via Instagram

Die Position des Rechtsverteidigers ist die Schwachstelle im Bochumer Kader. Manch einer wird sich nun fragen, ob das nicht eher auf die Sechserposition zutrifft, doch dort ist die Mannschaft mit Robert Tesche zumindest in der Spitze gut aufgestellt.

Cristian Gamboa ist zwar ein Spieler, der bei den Fans und vom Verein sehr geschätzt wird, weil er nicht nur einen großen Erfahrungsschatz besitzt, sondern auch die „alten Tugenden“ – laufen und kämpfen – verkörpert. Das macht ihn zu einem konstant soliden Verteidiger. Seine Limitierungen sind dennoch deutlich erkennbar, wie beispielsweise seine fehlende Ruhe mit und ohne Ball, die ihm das Timing oft zerschießt.

Er war bereits in der Aufstiegssaison das schwächste Glied in der Viererkette und in den ersten beiden Spielen war das erneut der Fall. Im Oktober wird er 32 Jahre alt, sodass große Leistungssprünge wohl eher eine Ausnahme als die Regel wären.

Herbert Bockhorn hatte gegen Ende der letzten Saison bereits den Fuß in der Tür und wird aufgrund von Gamboas Verletzungspause wieder seine Chance bekommen sich als Stammspieler zu etablieren. Er ist die offensivere Besetzung und spielte aufgrund dessen zunächst auf den offensiven Außenbahnen. So war er für den konservativeren Reis ein geringerer Risikofaktor. Ihm kommt es jedoch gelegen den Gegner nicht eng im Rücken, sondern vor sich zu haben. Bestenfalls kann er im Vorfeld schon Tempo aufnehmen. Dann sind seine Dribblings durchaus gefährlich.

In der 2. Bundesliga waren seine Leistungen deshalb gegen Ende sehr vielversprechend. Ob Bockhorn jedoch das Spielverständnis für das höhere Niveau hat, muss er zunächst erstmal wieder unter Beweis stellen. Im Spiel gegen Köln fiel auch bei ihm des Öfteren ein schlechtes Timing und ein nicht ganz so sauberes Stellungsspiel auf.

2. Wäre M. Weiser keine Option gewesen? – linuspunkt via Instagram

Die rechte Seite bleibt die Schwachstelle der Viererkette. Ob Mitchell Weiser eine Verstärkung gegenüber dem vorhandenen Personal gewesen wäre, sollte keine Frage sein. Vor einem Transfer muss allerdings die gesamte Kaderstruktur beachtet werden.

Weiser wurde von Werder Bremen ausgeliehen. Der VfL hat aber bereits drei Leihspieler unter Vertrag, die wichtige Säulen sein sollen. Hinzu kommen die im Sommer ebenfalls auslaufenden Verträge von Saulo Decarli, Vasilios Lampropoulos, Herbert Bockhorn, Anthony Losilla, Raman Chibsah, Robert Tesche, Milos Pantovic, Danny Blum, Tom Weilandt und Soma Novothny. Ein weiterer Spieler aus dem regelmäßigen Spieltagskader, der im kommenden Sommer nicht mehr unter Vertrag stehen würde, würde langsam zu viel werden. Außerdem wäre da noch die in der vorigen Frage beantwortete Situation, dass der Kader sowieso schon zu groß ist. Also müssten vorher, wie vom Verein kommuniziert, erst Spieler den VfL verlassen.

Autor: Janik Aschenbrenner

In meinem Freundeskreis dreht sich alles um die Blau-Weißen, für die ich in meiner Jugend selbst die Schuhe schnüren durfte - so kommt es, dass der VfL auch mich nicht los lässt. Durch meine Affinität zur Spielanalyse und Trainingslehre bin ich ansonsten bei Konzeptfußball zu finden. Fußball ist für mich eine Kunstform, die ich mitgestalten möchte.
Twitter: @Janik_Asc / janik.aschenbrenner@einsachtvieracht.de

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