Das einsachtvieracht-Trainerbüro – Die Elf für den Aufstieg

Ohne Fünf zur Felge

Trainerbüro

Am Sonntag steigt der letzte Akt einer bis dahin großartigen Saison. Ein Punkt reicht unserem VfL zum Aufstieg. Cheftrainer Thomas Reis fehlen jedoch fünf Stammspieler, so dass die Startelf umgekrempelt werden muss. Wir diskutieren seine Optionen.

Manuel Riemann, Cristian Gamboa, Robert Tesche, Thomas Eisfeld und Danny Blum – die Liste der Ausfälle ist lang. Insbesondere im defensiven Mittelfeldzentrum bricht mit Tesche und Eisfeld die Kreativität im Spielaufbau weg. Kompensiert Herbert Bockhorn den Ausfall Gamboas, so fehlen auch auf den offensiven Außenbahnen die Optionen. Thomas Reis muss schwere Entscheidungen treffen. Der notwendige Punkt muss unbedingt in Bochum bleiben.

Wer spielt neben Losilla?

Mit Thomas Eisfeld fällt die natürliche Vertretung für Robert Tesche aus. Mit Raman Chibsah und Erhan Masovic gibt es zwei positionstreue Alternativen. Doch welche sollte unser Cheftrainer wählen?

„Toto“ Losilla – Foto: VfL Bochum

Raman Chibsah ist international erfahren und könnte somit für ein so kritisches Spiel die notwendige Ruhe mitbringen. Außerdem hat er bewiesen, dass er sich aufgrund seines tiefen Körperschwerpunkts mit Drehungen aus Mannorientierungen, wie sie von Sandhausen zu erwarten sind, lösen kann. Sein Spiel gleicht jedoch extrem dem von Losilla. Beide Spieler stoßen weit vor und weichen bis auf die Flügel aus. Zudem fühlen sich beide im rechten Halbraum wohler. Losilla hat in der kurzen 4-3-3-Phase, in der er bereits mit Chibsah auf dem Platz stand, gezeigt, dass er sich diesbzüglich zügeln kann. Dort hat er eine defensivere und zentralere Position eingenommen. Damit nimmt man ihm jedoch seine Stärken. Da Sandhausen das Zentrum mit drei Spielern besetzt, kommt es auf Disziplin an. Lücken bei Ballverlusten werden sonst schnell bestraft. Die Aufstellung von Chibsah wäre somit auf jeden Fall mit Einbußen und Risiken verbunden.

Erhan Masovic strahlt für sein junges Alter bereits eine große Ruhe aus. Im Hinrundenspiel gegen Heidenheim hat er neben Losilla einen guten Part gespielt. Anders als Chibsah hält er das Zentrum und achtet darauf, die wichtigen Räume zu sichern. Losilla könnte somit sein übliches weiträumiges Spiel durchziehen. Von daher wäre dies meine bevorzugte Option.

Erhan Masovic – Foto: VfL Bochum

Möchte Reis nicht auf die Kreativität im Spielaufbau verzichten, wäre es eine Option, Robert Zulj eine Position zurückzuziehen und beispielsweise Milos Pantovic als hängende Spitze einzusetzen. Zulj hat bereits sporadisch gezeigt, dass er den Spielaufbau auch weiter hinten ordnen kann. Defensiv müsste er von der Achterposition jedoch deutlich mehr arbeiten. Dadurch könnte auch die Möglichkeit, sich bereits für den Konter zu positionieren, verloren gehen. Zudem werden seine Pässe aus dem Zwischenlinienraum für die finale Phase der Angriffe benötigt.

Eher positionsfremde Alternativen für die linke Aufbauseite bieten Milos Pantovic und Tom Weilandt. Beides sind kreative Spieler, wobei sie jedoch weniger weiträumig den Spielaufbau strukturieren als Robert Tesche. Weilandt könnte durch kurze Dribblings die Manndeckung Sandhausens im Zentrum aufbrechen. Pantovic könnte versuchen mit Holtmann, Zulj und Soares im linken Halbraum kleinräumig zu kombinieren. Er wäre gegenüber Weilandt auch die defensivstärkere Alternative. Für ein so wichtiges Spiel gehe ich jedoch nicht davon aus, dass Thomas Reis das Risiko positionsfremder Spieler eingehen würde.

Wie besetzt man die Flügel?

In Abwesenheit von Tesche und Eisfeld wird dem Spiel über die Flügel eine noch größere Bedeutung zukommen. Da Herbert Bockhorn zuletzt defensiv als Ersatz für Gamboa gebraucht wurde, bekam Tarsis Bonga die Chance für die Startelf. Diese konnte er jedoch nicht nachhaltig nutzen. Sein Tempo setzt er noch zu linear ein. Defensiv ist er zwar stabiler als in der Frühphase der Saison, sein Stellungsspiel und seine defensive Orientierung sind aber immer noch deutlich schwächer als bei seinen Konkurrenten.

Milos Pantovic – Foto: VfL Bochum

Eine Alternative wäre deshalb Milos Pantovic. Auf dem rechten Flügel kann er sowohl einrückend als auch breiter agieren. Mit einem Topspeed von 9,3 m/s ist er nicht so langsam wie er oft eingeschätzt wird, sogar schneller als Bonga und Zoller, die beide aktuell mit 9,1 m/s geführt werden. Rückt er ins Zentrum, öffnen sich Räume, die Bockhorn für dynamische Vorstöße nutzen könnte. Er wäre deshalb meine bevorzugte Option für den Fall, dass Bockhorn als Rechtsverteidiger eingeplant ist.

Gegenüberstellung der beiden bevorzugten Formationen für das Spiel gegen Sandhausen. Punkte zeigen die Grundpositionen, Pfeile die typischen Bewegungsmuster in Ballbesitz. Grafik: Einsachtvieracht

Eine weitere Variante wäre es, Silvère Ganvoula als echte Spitze zu bringen, um Simon Zoller auf dem rechten Flügel einsetzen zu können. Ganvoula könnte mit seiner Physis die Sandhausener Dreierkette binden, um Räume für Zulj und die Flügelspieler zu blocken. Diese Variante ist auf dem Papier vielversprechend, leider konnte Ganvoula zuletzt nicht überzeugen.Seine Physis setzt er kaum noch gezielt ein und auch der unter Reis anfangs zu beobachtende Aufwärtstrend bei seinen Ballannahmen ist wieder dahin. In der aktuellen Form sehe ich in Ganvoula keine Option.

Asymmetrische Viererkette als Anpassung an Sandhausen

Sandhausen setzt auf ein 3-5-2/5-3-2 Spielsystem. Durch die Doppelspitze aus Behrens und Keita-Ruel sind die beiden Innenverteidiger direkt gebunden. Je nach Höhe der Flügelverteidiger müssen die Außenverteidiger weit herausrücken, wodurch sich unangenehme 1 vs 1 Situationen in der letzten Line ergeben können.

Eine Alternative wäre es deshalb, Saulo Decarli oder Vassilis Lampropoulos als Innenverteidiger neben Leitsch aufzustellen und Armel Bella Kotchap als Rechtsverteidiger aufzubieten. Decarli oder Lampropoulos könnten neben dem tiefbleibenden Bella Kotchap eine Überzahl gegen Sandhausens Stürmer erzeugen. Bockhorn wäre frei für die offensive Flügelposition. Soares wäre zusätzlich abgesichert, um Masovic links im Spielaufbau zu unterstützen.

Foto: VfL Bochum

In diesem Szenario könnte Bockhorn auf die linke Seite wechseln. Er hat dort offensiv deutlich stärkere Leistungen gezeigt. Zudem harmoniert er besser mit Soares als Gerrit Holtmann. Letzterer könnte auf rechts noch tororientierter spielen.

Fazit

Thomas Reis hat aus meiner Sicht zwei gute Optionen für das Spiel am Sonntag. In Variante 1 wird nur dezent angepasst. Masovic ersetzt Tesche, Pantovic übernimmt für Bonga. Sonst bleibt alles bei der Elf der letzten Spieltage. Variante 2 wäre eine Anpassung an Sandhausen und gegebenfalls etwas stabiler bei nur leicht geringerer Durchschlagskraft. Durch einen zusätzlichen Innenverteidiger agieren die Außenverteidiger asymmetrisch. Bockhorn geht auf die linke Offensivseite.

Welcher Elf auch immer Thomas Reis das Vertrauen schenkt, bitte bringt die großartige Saison mit mindestens einem Punkt ins Ziel. Mannschaft, Trainer und das weitere Team haben den Aufstieg verdient. Die Fans brauchen in diesen harten Zeiten einen Grund zu feiern.

Autor: Tobias Wagner

Ich bin seit meinem fünften Lebensjahr Fan des VfL. Die Hochzeiten des Vereins mit den beiden UEFA-Cup Teilnahmen habe ich in meiner Jugend live miterlebt. Von da an war klar - für mich gibt es nur den VfL. Die Jungs von Spielverlagerung weckten meine Begeisterung für die Taktikanalyse. Auf erste Taktikanalysen, die noch direkt an den VfL versendet wurden, folgte der Blog "Blau-weiße Taktikecke". Später wurde ich dann selbst Autor bei Spielverlagerung und Trainer verschiedener Jugendmannschaften (U14-U16). Meine Begeisterung für Fußball, Training, taktische Raffinessen und statistische Spielereien möchte ich nun hier mit Euch teilen.

Schreibe einen Kommentar

Laden...

0

Aufstieg VfL Bochum? – Ist Erfolg planbar?

Einsachtvieracht- Stammtisch #19