Der VfL Bochum ist Tabellenführer der 2. Bundesliga

Gerrit Holtmann lief mit dem Ball ins Tor zum 3:0 und wäre auch die Castroper hinunter gelaufen. Foto: VfL Bochum 1848

Der VfL Bochum ist sich treu geblieben und hat eine gewohnt hervorragende Reaktion auf eine vorausgegangene Niederlage gezeigt. Wie bislang immer in der laufenden Zweitliga-Saison gewann der VfL nach vorheriger Niederlage. Dieses Mal traf es die Würzburger Kickers im Ruhrstadion.

Wie erwartet ersetzte Saulo Decarli den gelb-gesperrten Maxim Leitsch und bildete mit Armel Bella Kotchap die Innenverteidigung. Es war der erste Einsatz in der 2. Bundesliga für den 29-Jährigen seit dem 4:4 gegen Sandhausen vor fast genau einem Jahr. Auch wenn es gegen das Schlusslicht der Liga ging, galt diese Personalie vor Anpfiff als einer der hauptsächlichen Beobachtungspunkte – schließlich hatte sich Würzburg zuletzt stabilisiert und den Hamburger SV mit 3:2 geschlagen. Doch bange sollte dem VfL-Fan in den 90 Minuten nicht werden, Decarli zeigte eine mindestens ordentliche Partie.

Danny Blum ist zurück

Die zweite Veränderung in der Startelf war die Rückkehr von Danny Blum. Der Flügelspieler ersetzte Herbert Bockhorn, der nach einer Verletzung in Aue noch keine Option für Trainer Thomas Reis darstellte. Bockhorn hatte während Blums Zwangspause allerdings nicht so überzeugen können, dass eine Wiederkehr zur vorab eingespielten offensiven Stammbesetzung Sorgenfalten entstehen lassen sollte. Stattdessen sollte Blum sogar entscheidend zum Sieg beitragen.

Die individuelle Klasse zeigte sich jedoch nicht für die zentralen Geschehnisse der ersten Halbzeit verantwortlich. Der VfL Bochum schaffte es durch Seitenverlagerungen immer wieder, gegen die Würzburger Mittelfeldraute vertikale Räume auf den Flügeln und im Halbraum zu öffnen. Vor allem Danilo Soares marschierte gleich mehrere Male auf das Würzburger Drittel zu, ehe ein Gegenspieler in Sichtweite kam. Genau in jenem Drittel versandeten dann jedoch die zumeist als Halbfeldflanke platzierten Zuspiele.

Würzburg patzt, Zulj trifft

In Führung ging der VfL trotzdem – allerdings gleich doppelt begünstigt. Gerrit Holtmann nutzte seinen starken Antritt, um ein Gamboa-Zuspiel kurz vor der Auslinie noch zu erlaufen und als eigentlich vom Linksfuß gewohnt harmlose Grundlinienflanke nach innen zu bringen. Dort stand Daniel Hägele durchaus richtig, traf den Ball – womöglich begünstigt durch einen Platzfehler – aber nur minimal. Robert Zulj bedankte sich mit Saisontor Nummer elf (21.).

Robert Zulj bestrafte beim 1:0 den Würzburger Fehler eiskalt. Foto: VfL Bochum 1848

Anschließend taten sich die Blau-Weißen deutlich leichter im Kombinationsspiel, das Selbstbewusstsein schien urplötzlich einen deutlichen Sprung nach oben zu machen. Gleiches galt auch für den VfL in der Tabelle. Aufgrund der Torlosigkeit auf den anderen Plätzen schnellte Bochum von Rang drei auf an den Platz an der Sonne – daran sollte sich am Samstag nichts mehr ändern.

Trotz der spielerischen Überlegenheit schaffte es die Reis-Elf allerdings nicht, sich weitere so vielversprechende Torchancen zu erspielen, um das 2:0 zu erzwingen. Sekunden vor dem Pausenpfiff hatte Zulj nach tollem Doppelpass mit Blum per zentralem Abschluss die mit großem Abstand beste Gelegenheit dazu, sein Versuch ging aber an genau jenem Eck vorbei, in dem er noch zum 1:0 eingeschlagen war. Würzburg strahlte hingegen nur durch mittelgroße Unsicherheiten der VfL-Defensive Gefahr aus – und das auch nur kurzzeitig. Ebenfalls alles andere als langfristig verliefen die Ballbesitzphasen der Kickers.

Würzburg schöpft nur kurz Hoffnung

Ein Doppelwechsel zur Pause und ein schneller Distanzschuss, bei dem Manuel Riemann seine Wachsamkeit beweisen musste, schien den Gästen Auftrieb zu verleihen. Die Rot-Weißen eroberten nun häufiger Bälle, der VfL präsentierte sich nun nicht mehr so ballsicher und versuchte nach Ballgewinn meistens schnell den Konter zu forcieren. Durch die daraus resultierenden häufigeren Umschaltmomente schienen die Kickers dem Ausgleich für kurze Zeit näher als Bochum dem 2:0.

Doch der Konter-Fokus machte sich bezahlt – ebenso wie die Entscheidung von Thomas Reis, Blum nur eine Woche nach seinem ersten Einsatz wieder in die Startelf zu beordern. Einen Steilpass von Simon Zoller legte sich der linke Flügelspieler selbst perfekt per Kopf vor und nutzte dann sein Tempo und seinen starken linken Fuß, um platziert ins lange Eck einzunetzen (62.)

Gerrit Holtmann trifft endlich auch in der Liga

Danach kam es zu einem Deja-vú aus der ersten Halbzeit: Bochum zeigte sich sofort wieder ballsicherer und selbstbewusster. Zoller verpasste nur wenige Minuten nach dem 2:0 die endgültige Entscheidung, nach 78 Minuten war es Zulj, der am Samstag gehörig an seiner Torausbeute hätte arbeiten können. Den endgültigen K.o. verpasste den Würzburgern Holtmann, der den Kickers beim Durchdribbeln der Hintermannschaft auf engstem Raum in aller Detailliertheit vor Augen führte, warum sie die meisten Gegentreffer (46) der Liga kassiert haben. Es war das erste Saisontor für Holtmann – es war lange, lange überfällig.

Zumindest nach dem noch nicht endgültig entscheidenden 0:2 hatte das Schlusslicht jedoch nicht den Mut verloren und wann immer möglich versucht, seinen Offensivdrang nachzuweisen. Spätestens im eigenen Strafraum verteidigte der VfL dann aber individuell und kooperativ konsequent. Der Lohn war ein souveräner Sieg, den die Mannschaft von der Castroper Straße ohne die allergrößte Anstrengung einfuhr.

Autor: Timo Janisch

Als Sportjournalist- und Fotograf neben dem Studium vor allem für die Ruhr Nachrichten im Einsatz. Interessiert an jedwedem Detail, was den Fußball prägt - von inversen Außenverteidigern bis hin zu emotionalen Diskussionen, warum Fiege das beste Pils des Planeten ist.

Dauerkarte, Block O.

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