VfL Bochum zerstört Fortuna Düsseldorf – und steht nun auf einem Aufstiegsplatz

Danny Blum stach aus einer guten VfL-Leistung heraus und entschied die Partie gegen Fortuna Düsseldorf mit seinen Torbeteiligungen. Foto: David Matthäus
Drängt auf eine größere Rolle, jetzt mit neuer Nummer. Foto: David Matthäus Photografie

Der VfL Bochum deklassiert Fortuna Düsseldorf mit 5:0. Es ist der dritthöchste Sieg in der Zweitliga-Geschichte des VfL, der dadurch sogar auf einen Aufstiegsplatz springt. Im Fokus stehen dabei zwei Spieler, denen Thomas Reis vor kurzem noch einen Denkzettel verpasst hatte.

VfL-Trainer Thomas Reis honorierte die starke Leistung beim Hamburger SV (3:1): Die Startaufstellung blieb beim Heimspiel gegen den Westrivalen aus Düsseldorf unverändert. Armel Bella Kotchap behielt seinen Platz in der Innenverteidigung, weiter vorne sollten Gerrit Holtmann, Robert Zulj, Danny Blum und Simon Zoller für Gefahr sorgen – und bleiben kein Versprechen schuldig.

Eine Elf, die also erneut für Tempo und Durchschlagskraft stehen sollte. Dieses Tempo zeigten die beiden Linksfüße Holtmann und Blum bereits nach zwei Minuten, als sie sie Fortuna über die linke VfL-Angriffsseite überfielen und nur wenige Fußlängen vor dem Tor Simon Zoller die Hereingabe knapp verpasste – dennoch sollte die Situation bereits früh entscheidend zum Spielausgang beitragen.

Simon Zoller gestern mit 3 Assists. David Matthäus Fotografie

VfL Bochum nach fünf Minuten in herausragender Ausgangslage

Weil Fortuna-Verteidiger Kristoffer Peterson Zoller beim Versuch, den scharfen Pass noch zu erreichen, regelwidrig behinderte, entschied Schiedsrichter Frank Willenborg nach ausgiebiger Analyse des Video-Materials auf Strafstoß – und zeigte Peterson die Rote Karte.

Den fälligen Elfmeter versenkte Blum souverän links unten. Einer bessere Ausgangslage dürfte der VfL Bochum in einem Heimspiel nach nur fünf Minuten schon seit langer Zeit kaum entgegengeblickt haben.

Die Initiative lag nun natürlich bei den Blau-Weißen – gleiches galt über weite Strecken des ersten Durchgangs für die Spielkontrolle. Bis Mitte der Halbzeit schafften es die Bochumer allerdings noch nicht, die sich durch die Überzahl optisch auftuenden Freiräume vertikal zu nutzen.

Danny Blum verpasst frühen Doppelpack

Ungenutzt blieb auch die mit großem Abstand beste VfL-Chance in der ersten Halbzeit. Als sich Düsseldorfs Andre Hoffmann bei einem hohen Ball auf Höhe der Mittellinie völlig verschätzte und danach auch noch die Grätsche gegen Blum ins Leere ging, spurtete der 29-Jährige alleine auf Gäste-Torwart Florian Kastenmeier zu. Blum hatte sogar genügend Zeit, um das Tempo vor dem Eins-gegen-eins mit dem Keeper zu verringern. Sein Abschluss ging auf nassem Rasen dennoch deutlich über das Tor.

Wenig später verlor Blum nach schönem Schnittstellenpass unter dem Druck des heraneilenden Kevin Danso das Gleichgewicht, ehe er – schon in den Strafraum eingedrungen – den nötigen Druck hinter den Ball bekam.

Die Gäste aus der Landeshauptstadt schafften es dagegen kaum, mit Tempo oder in Überzahl in das VfL-Drittel zu gelangen. Meistens waren Edgar Prib, Rouwen Hennings und Kenan Karaman ob der Unterzahl allerdings auf sich allein gestellt und entsprechend chancenlos. Nur als Prib nach 35 Minuten für seinen Abschluss aus gut 15 Metern reichlich Zeit hatte, musste der VfL kurz durchatmen, nachdem der Ball sein Ziel deutlich verfehlt hatte. Auch aus den teils leichtfertigen Ballverlusten im zentralen Mittelfeld schlug Düsseldorf kein Kapital.

Defensiv fand die Fortuna nicht immer in die Zweikämpfe und führte diese auch nicht sonderlich gut. Nicht nur einmal bescherte die Elf von Uwe Rösler den Bochumern so gute Freistoßmöglichkeiten, die aber verpufften. Generell nahmen Tempo und Aktionsdichte in den letzten 15 Minuten der ersten Halbzeit ab.

Danny Blum dreht in Durchgang zwei endgültig auf

Wieder waren fünf Minuten gespielt, als es chaotisch wurde im Fortuna-Drittel. Einem gut getimten Steilpass von Zoller auf Blum eilte Torwart Kastenmeier entgegen. Weit vor dem eigenen Tor erwischte er gegen den umkurvenden Offensivspieler noch den Ball, der aber sofort in Reihen des Blau-Weißen landete. Danilo Soares – eigentlich Linksfuß – lies die Unordnung jedoch ungenutzt, als er es mit dem rechten Fuß probierte und Kastenmeier genau in die Arme schoss.

Foto: David Matthäus Photografie

War er bereits im ersten Durchgang der auffälligste VfL-Akteur, wurde er in Halbzeit 2 endgültig zum Dreh- und Angelpunkt im Bochumer Spiel: Danny Blum. Kurz nach dem Soares-Lupfer tauchte der antrittsstarke Blum – wenn auch im Abseits – erneut gefährlich vor Kastenmeier auf.

Wieder nur wenige Augenblicke später forderte eine abgefälschte Flanke den Schlussmann erneut – natürlich kam der Ball von Danny Blum. Auch die darauffolgende Ecke, die Robert Tesche fand und von dessen Kopf per Aufsetzer im langen Eck verschwand, kam von ihm. Es war das vorentscheidende 2:0.

Nach einer guten Kopfball-Gelegenheit durch Danso hatte Blum sogar das 3:0 auf dem Fuß. Beim Schussversuch über die halblinke Seite dominierte die Kraft allerdings die Präzision. Darunter litt nicht nur das Bochumer Torekonto, sondern auch Kastenmeier, den der Schuss im Gesicht traf und vorläufig ausknockte.

Robert Zulj zaubert

Doch es war nicht nur Blum, der eine starke zweite Halbzeit zeigte. Der VfL Bochum hatte die nötige Geduld gezeigt und nahm nun in den richtigen Momenten Fahrt auf. Das Angriffsspiel der Fortuna kam vor allem nach dem 0:2 beinahe endgültig zum Erliegen.

Dreh- und Angelpunkt im Bochumer Spiel: Robert Zulj. Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Der VfL dagegen war in einem Rausch angekommen, den man so länger nicht gesehen hatte. Als Protagonist Blum nach 76 Minuten ausgewechselt wurde, war die Partie binnen drei Minuten um einen Doppeltorschützen reicher geworden. Robert Zulj erhöhte erst per sehenswertem Schlenzer auf 3:0 und nach feiner Kopfballvorarbeit durch Zoller nur Minuten später auf 4:0. Dies waren zwei Treffer, die so schön eher unregelmäßig im Ruhrstadion fallen. Kurz vor Schluss sammelte Milos Pantovic mit dem 5:0 noch etwas Selbstvertrauen, nachdem er zuletzt aus der Startelf gefallen war.

Es dürfte wohl seit Beginn der Corona-Pandemie das Heimspiel gewesen sein, bei dem der Geisterspiel-Charakter die VfL-Fans am meisten geärgert haben dürfte. Heimspiel, Flutlicht, West-Schlager – es wäre an einer gewissen Stelle Grönemeyers Hymne besonders laut geworden. Und angesichts des Spielgeschehens geblieben.

Abgesehen von jeglicher Melancholie war es ein im besonderen Maße gelungener Auftritt des VfL Bochum. Trotz der perfekten Ausgangslage beinahe immer die Konzentration behalten, wenige Schwächen gezeigt und im Stile einer – Achtung – Spitzenmannschaft die Tore erzielt und den taumelnden Gegner erlegt. Dazu wurde die starke Leistung gegen den HSV bestätigt – und nicht zuletzt Trainer Thomas Reis, dessen kurzzeitige Ausbootung von Blum und Zulj sich gerade als Glücksgriff erweist. Die Tabelle honoriert das mit dem Sprung auf Platz 2.

Autor: Timo Janisch

Als Sportjournalist- und Fotograf neben dem Studium vor allem für die Ruhr Nachrichten im Einsatz. Interessiert an jedwedem Detail, was den Fußball prägt - von inversen Außenverteidigern bis hin zu emotionalen Diskussionen, warum Fiege das beste Pils des Planeten ist.

Dauerkarte, Block O.

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