Eine erste Einschätzung zur Transferperiode des VfL

Neuzugang Tarsis Bonga ist einer der jungen Wilden. Quelle: VfL Bochum
Foto: VfL Bochum 1848

Mit der Schließung der Transferliste endete die Sommer-Transferperiode für unseren VfL und Sportvorstand Sebastian Schindzielorz am vergangenen Montag. Wir blicken auf diese Transferperiode zurück und schauen uns an, was der VfL von seinen Neuzugängen zu erwarten hat. Etwas fällt sofort auf – es stehen keine Leihspieler unter Vertrag, Ablösesummen wurden keine gezahlt und der VfL holte Spieler, die sicher nur sehr Wenigen ein Begriff waren, nachdem klar war, dass wir leider Osei-Tutu und auch Wintzheimer nicht zurückholen konnten. Denn wer kannte schon Soma Novothny, Raman Chibsah oder Erhan Masovic vor ihren Verpflichtungen?

Holtkamp interner Neuzugang aus der U19

Zuerst freuen wir uns, dass U19-Talent Lars Holtkamp dem VfL treu blieb. In der Vorbereitung agierte er sogar positionsfremd als Rechtsverteidiger, bekam seine Chancen und konnte im Pokal sein Pflichtspieldebüt geben. Auf seine weitere Entwicklung dürfen wir gespannt sein. Holtkamp ist zunächst regelmäßig Teil des Kaders. Unsere anderen Jungspunde müssen sich weiter im Training anbieten, um sich in den Spieltagskader zu spielen. Ein angestrebter Leihvertrag für Baris Ekincier ist leider nicht zustande gekommen. Moritz Römling und Stelios Kokovas wären ebenso Kandidaten für eine Leihe gewesen.

Bonga erster Neuzugang der Saison

Freundliche Ausstrahlung und einen Stammplatz als Ziel: Tarsis Bonga. Foto: VfL Bochum

Der erste Neuzugang für unseren VfL kam sicherlich sehr überraschend. Vom Chemnitzer FC wurde Tarsis Bonga geholt. Wie sich herausstellte, hatte Thomas Reis Bongas Entwicklung nie aus den Augen verloren, da er diesen bereits aus der A-Jugend kannte, als er noch beim Bonner SC und bei Bayer Leverkusen kickte. Mit unserem neuen Rechtsaußen wurde ein Spieler geholt, der trotz seiner beachtlichen Körpergröße auch auf der offensiven Außenbahn durchaus mit Tempo besticht. Darüber hinaus ersetzte Bonga Silvère Ganvoula im Pokalspiel als Sturmspitze. In den bisherigen Einsätzen kämpfte Bonga noch mit dem neuen Leistungsniveau und konnte keine großen Glanzpunkte setzen. Was nicht ist, kann aber sicherlich nach weiteren Entwicklungsschritten noch kommen.

Bockhorn als Gamboa-Backup geholt

Einen Neuzugang mit „Herbert“ zu holen, war hingegen typisch VfL. Nach dem Abgang von Stefano Celozzi war klar, dass der VfL einen Ersatzmann für Cristian Gamboa benötigen würde. Angeblich war man an Herbert Bockhorn bereits in der Vorsaison interessiert, aber dieser entschied sich dafür, den Karriereschritt auf die Insel zu machen und wechselte zu Huddersfield Town. Dort hatte er ein „schwieriges Jahr“ und erhielt auch anne Castroper nur einen leistungsbezogenen Ein-Jahres-Vertrag mit der vereinsseitigen Option auf ein weiteres Jahr. Nachdem er sich hier erneut in der Vorbereitung verletzte und sich eine kleinere Verletzung beim Aufwärmen vor dem ersten Spiel gegen St. Pauli zuzog, musste man bereits Angst haben, dass sich das Kapitel schnell wieder schließen könnte. Doch Bockhorn war schnell wieder auf den Beinen und zuletzt im Kader. Mit 25 Jahren ist er auf dem Weg zum besten Fußballalter, wie man so schön sagt.

Der Krimi um Lampropoulos

Eine weitere spannende Personalie, die es zu klären gab, war die von unserem Abwehrkoloss Vasilios Lampropoulos – man könnte es auch fast als Krimi bezeichnen. Unser Grieche sollte auf jeden Fall in Bochum bleiben, plante das auch, aber es gab zuerst abzuwarten, wie es mit seinem Stammverein Deportivo La Coruna aussah. Auf einmal waren die Ergebnisse aus Spaniens Segunda Division für uns wichtig und als es dann so aussah, dass Deportivo nur noch ein Wunder half im Abstiegskampf, fand der letzte Spieltag mit allen Partien statt. Nur das Spiel mit Deportivo nicht – beim Gegner wurden nicht wenige Spieler und Betreuer auf Corona positiv getestet. Damit begann das Warten und die Androhung von Klagewellen und ein juristisches Hickhack, bis am Ende Lampropoulos dann doch ablösefrei zum VfL kam, leider erst sehr spät in der Vorbereitung.

Gerrit Holtmann beackert ab sofort die linke Seite. Foto: VfL Bochum

Der unerwartete Neuzugang – Holtmann

Mit dem nächsten Neuzugang hatten die Wenigsten gerechnet. Gerrit Holtmann, der als pfeilschnell gilt, stand für mich in einem Regal von potenziellen Neuzugängen, an die der VfL eigentlich nicht herankam. In der Vorsaison noch bei Erstliga-Absteiger SC Paderborn unter Vertrag stehend, hatte der FSV Mainz 05 aber keine Verwendung mehr für ihn und Holtmann war von den Gesprächen mit Schindzielorz und Reis dermaßen angetan, dass für ihn nur der VfL in Frage kam. Auch Holtmann ist mit 25 Jahren noch jung genug, um den nächsten Karriereschritt zu meistern. In Karlsruhe kassierte er zwar eine unnötige gelb-rote Karte, aber er zeigte sich schuldbewusst und wird daraus gelernt haben. Mit ihm haben wir auf jeden Fall einen Spieler, der den Abgang von Osei-Tutu sicherlich kompensieren kann und der uns viel Freude bereiten kann.

Der Wintzheimer-Ersatz: Novothny

Der nächste Neuzugang, der erste „Exot“, ist als Wintzheimer-Ersatz eingeplant. Der Ungar Soma Novothny leakte seine Verpflichtung gewissermaßen selbst über seine Lebensgefährtin und war bislang ein Wandervogel, der auf einige Stationen in Italien zurückblickt, wo ihn der SSC Neapel einst für die U19 verpflichtete. Danach kickte er unter anderem bei einigen Vereinen in der Heimat in Ungarn, in Belgien und sogar Südkorea. Auf fast allen seinen Stationen zeigte er den Torriecher, den man als Stürmer haben muss. Man darf gespannt sein, ob Novothny auch hier nur ein Jahr kicken wird oder vielleicht doch die Zelte etwas länger aufschlägt.

Der Serie A-Routinier für die Zentrale: Chibsah

Unser neuer Mann für das zentrale Mittelfeld Raman Chibsah im Zweikampf. Foto: VfL Bochum

Auch mit Raman Chibsah, der in Italien taktisch bei Juventus Turin ausgebildet wurde und zuletzt in der Türkei kickte, hatte keiner gerechnet. Mit Chibsah wurde ein Spieler geholt, der auf 100 Spiele Serie-A-Erfahrung zurückblickt und vom Spielertyp sicherlich den beiden Etablierten, vor allem Tesche, Druck machen wird auf der Sechs und wurde sicherlich als Vorgriff auf die Janelt-Personalie verpflichtet, dessen Abgang sich danach herauskristallisierte.

Der letzte Neuzugang – Erhan Masovic

Den letzten Neuzugang am Montag, den der VfL vermeldete, war die direkte Antwort auf den Abgang von Vitaly Janelt, dem ich an dieser Stelle für seine Zeit hier danke und viel Erfolg auf der Insel wünsche. Schindzielorz kündigte einen Spieler für die Defensive an, der entwicklungsfähig sein sollte. Dies scheint Erhan Masovic zu sein, der Kapitän der serbischen U21 ist und vom FC Brügge als 18-jähriger für knapp 1,5 Mio. € verpflichtet wurde. Er spielte unter anderem als Leihspieler beim AC Horsens in Dänemark und beim AS Trencin der Slowakei. Eine englischsprachige Talent-Homepage bewertete seinen Spielertyp her wie Javi Martinez. Positionstechnisch scheint das zumindest zu passen, da Masovic als Sechser und Innenverteidiger eingeplant ist und man so Losilla nicht als Sechser in die Innenverteidigung abziehen muss, wenn Not am Mann ist.

Eine Analyse der Neuzugänge

Alle Neuzugänge des VfL haben damit ein Durchschnittsalter von 24,2 Jahren und sind damit allesamt noch entwicklungsfähig. Der älteste Neuzugang ist dabei Lampropoulos. Selbst der erfahrene Chibsah ist auch erst 27. Beim Test gegen Bielefeld sollten sich alle Neuzugänge zeigen, anbieten und Druck auf die Etablierten machen. Vom Potential her dürften all diese Neuzugänge sicherlich dazu beitragen, dass der VfL eine ruhige Saison spielen wird, auch wenn naturgemäß mit Rückschlägen zu rechnen sein wird. Für den Aufstieg braucht es jedoch einen Lauf wie ihn Bielefeld hatte. Das ist machbar, wenn auch sehr schwer. Viele Faktoren müssen hierfür passen. Das Gerüst der Mannschaft blieb zusammen und beim VfL ist man sicherlich froh, dass zum einen Blum nicht wechselte und auch Ganvoula blieb. Jetzt müssen alle Puzzleteile zusammenfinden, um das böse „A“-Wort in den Mund nehmen zu können.

Die Kasse beim VfL freut sich wiederum, dass wir für Baumgartner, der in Österreich beim Wolfsberger AC blieb und auch für Vitaly Janelt noch Ablösesummen kassierten. Wir wünschen beiden Spielern auf diesem Wege alles Gute für Ihre weitere Karriere!

Autor: Thorsten Amberge

Eine Dauerkarte beim VfL habe ich mit einjähriger Pause im Zivijahr 1998/99 ab der nächsten Saison im 20. Jahr, so dass ich verwundert feststellen muss, dass ich nunmehr doch zum alten Eisen langsam gehöre. Der VfL und ich haben aber lange gebraucht, um warmzuwerden. Erstmalig im Stadion bei Schwarz-Weiß Essen Mitte der 1980er Jahre, bin ich der typische Bochum-Fan, der über die Fanfreundschaft zum FC Bayern zum VfL kam – und gewissermaßen ein Erfolgsfan bin. Denn ich bin maßgeblich über die 1996/97er-Truppe dem VfL verfallen und habe mich seitdem diesem Verein total verschrieben. Ohne den VfL kann ich nicht – so einfach ist das.

Im Internet treibe ich seit nunmehr über 15 Jahren mein Unwesen und habe neben meiner nicht minder zeitintensiven Aktivität bei transfermarkt.de zuerst bei vfl-fanforum.de und dessen Nachfolger unservfl.de als Mitinhaber der Seite mit mehreren Akteuren des VfL sehr spannende Interviews und Gespräche führen dürfen. Meine zeitintensiven Vorberichte dürften sicherlich bekannt sein, einige meiner Interviews mit aktiven Spielern, aber auch mit Vorständen möglicherweise auch.

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