Im Westen nichts Neues…

Traf doppelt - Silvère Ganvoula - Foto: David Matthäus Photography
Aktuell nicht erste Wahl: Silvère Ganvoula. Foto: David Matthäus Photography

Siegen is nicht. Auch im achten Anlauf gegen den SV Darmstadt schafft der VfL es nicht, seinen ersten Dreier der Spielzeit 2019/20 einzufahren. Für emotionale Höhen und Tiefen war auch an diesem Samstag wieder gesorgt – ein eben ganz typisches Spiel unseres VfL in dieser Saison. 

Dabei begann der Fußball-Mittag gar nicht verkehrt. Schon in der 10. Minute bekam der VfL nach einer scharfen Hereingabe von der linken Seite durch Danny Blum einen Handelfmeter zugesprochen, den Silvere Ganvoula souverän im Netz unterbrachte. Doch der Ausgleich kam postwendend. Höhn war Ganvoula bei einem Freistoß entwischt und konnte einköpfen. Wirklich beeindrucken ließen sich unsere Mannen auf dem Rasen davon allerdings nicht.

Im Aufbauspiel setzte Thomas Reis wieder auf eine asymmetrische Dreierkette. Hierbei rückte meistens Gamboa, in seltenen Fälle auch Soares, als dritter Mann ein. Durch eine insgesamt zu flache und zu enge Staffelung konnte diese Asymmetrie allerdings nur selten konsequent genug ausgespielt werden. So dribbelten die Innenverteidiger hin und wieder gegen die 4-1-4-1 Defensivformation der Darmstädter an. Dieses Mittel könnte man jedoch noch bedeutend öfter gegen „Ein Mann Sturm“ Systeme nutzen.

Im weiteren Verlauf wurde auf den Außen eine Raute aus Außenverteidiger, Außenstürmer, Pantovic (OM) und Ganvoula gebildet, welcher sehr gut zur Unterstützung auswich. Die Kombination erfolgte über das Spiel-Klatsch-Prinzip. Auffällig war hierbei, das Gamboa hinterlief und Soares seinen Vordermann „vorderlief“. Der ballnahe Sechser trug zur Verbindung zur anderen Seite bei.

So entstand auch das zweite Tor vom VfL. Blum wurde eben über diese Verbindung angespielt, konnte sich erneut wie schon vor der Szene, die zum Handelfmeter führte, über die linke Seite durchsetzen. Eine abgefälschte Flanke landete am zweiten Pfosten bei Ganvoula, der souverän einnetzte und für sein bereits 6. Saisontor sorgte.

Unser VfL agierte im vorderen Block des 4-2-3-1 im Pressing sehr kompakt. Der Raum um die Doppel-6 war allerdings oft groß, was dazu führte, dass auch der Abstand zur Viererkette selten optimal war. Darmstadt hatte extrem wenige Ballbesitzphasen und agierte oft mit suboptimalen Verbindungen bei der Raumaufteilung. Angriffe erfolgten fast ausschließlich über Konter, bei denen Dursun als klassischer Wandspieler agierte.

In der zweiten Halbzeit konnte der VfL allerdings für kaum noch Entlastung sorgen. Einer der Gründe hierfür war, dass Thomas Reis unseren Linksverteidiger Danilo Soares krankheitsbedingt auswechseln musste. Janelt rückte auf seine Position und zeigte leider mehrfach, dass er an anderer Stelle auf dem Platz besser aufgehoben ist.

Kann mit der Leistung in Halbzeit 2 nicht zufrieden sein – Thomas Reis – Foto: David Matthäus Photography

Die in der ersten Halbzeit zu beobachtenden Dreiecksbildungen fanden kaum noch statt, die eigenen Ballbesitzphasen wurden kürzer. Das Pressing funktionierte bis auf wenige Ausnahmen kaum noch. Mehr und mehr wurde unsere Mannschaft hinten rein gedrängt. Bapoh und Wintzheimer wirkten nach ihren Einwechselungen wie Fremdkörper. Wahrscheinlich hätten hier ballsichere Akteure wie Maier oder Eisfeld dem Spiel besser getan.

Und so passierte das, was sich irgendwie schon angekündigte hatte. Der VfL fing sich kurz vor Schluss in der 85. durch Heller doch noch den Ausgleich – und hatte Glück, dass man sich nicht noch das dritte Dingen ins Nest legen ließ. Der VfL schafft es also weiterhin nicht, die drei Punkte nach Hause zu bringen.

Wurde am Ende von den einen Fans ausgepfiffen – Manuel Riemann – Foto: David Matthäus Photgraphy

Es ist frustrierend – es zermürbt, Woche für Woche frustriert zu sein. So frustrierend, dass einige Fans völlig unverständlich am Ende  „Riemann raus“ skandierten – bräuchte man wieder einen Buhmann? Denn an unseren Keeper lags nicht, dass wir gestern noch den Ausgleich kassiert haben. Momentan gibt es nur wenige Dinge, die rund um die Ergebnisse unseres VfL’s positiv sind. Immerhin ist man seit drei Spielen ungeschlagen. Allerdings wird der Druck von Woche zu Woche größer. Noch ist im Tabellenkeller alles eng beisammen, aber durch den Sieg von Wiesbaden am Freitag ist der VfL nun die einzige Mannschaft, die noch sieglos ist. Einfacher wird’s nicht, so viel ist klar.

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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