Ausgecheckt DFB-Pokal 2019/20: Der KSV Baunatal

Der Jubel beim KSV Baunatal war riesig. Der Halbfinalsieg im Elfmeterschießen gegen Regionalligist FC Gießen und die Tatsache, dass der SV Wehen Wiesbaden bereits durch seine Drittligaplatzierung einen Startplatz inne hatte, sicherte die DFB-Pokalteilnahme für den Fünftligisten. Mit Spannung erwarten die Baunataler das Spiel am Samstag, für das sie einige Strapazen des DFB auf sich nehmen mussten.

Werfen wir aber zuerst kurz einen Blick in die Vergangenheit, auch wenn dieser Rückblick einen eher erschaudern lässt. Denn die letzten Jahre waren für unseren VfL im DFB-Pokal eher bescheiden. Zuletzt scheiterten wir in Runde 1 im hohen Norden am SC Weiche Flensburg mit 0:1, im Jahr zuvor unterlagen wir dem SC Paderborn in Runde 2 mit 0:2 und gehen wir noch ein Jahr in die Vergangenheit zurück, unterlagen wir ebenfalls in Runde 1  – damals beim FC-Astoria Walldorf – mit 3:4 nach Verlängerung. In diesem Jahr geht es also nun nach Hessen, zum KSV Baunatal.

Die letzten Jahre kein Spaß – der DFB Pokal für den VfL-Fan Foto: Tim Kramer (Tremark)

Der Kultur- und Sportverein Baunatal, der im Jahr 1892 gegründet wurde, hat über 6500 Mitglieder. Allzu viel Kontakt mit dem Profifußball hatte der Verein aus dem Kreis Kassel aber nicht. Von 1976 an spielte der KSV drei Jahre in der noch zweigleisigen zweiten Bundesliga. Mit Platz 15, 16 und anschließend 19 war der KSV Baunatal dort aber auch eher der Underdog. Seitdem waren die Baunataler fast durchgehend Gast in der Hessenliga. Immerhin spielten sie 2013/14 und 2014/15 insgesamt zwei Spielzeiten in der Regionalliga Südwest. Erst hielt man auf Platz 17 die Klasse, da Sonnenhof-Großaspach und die U23 von Mainz 05 aufstiegen, im nächsten Jahr reichte ein erneuter 17. Platz nicht mehr zum Klassenerhalt. Für den DFB-Pokal haben sich die Baunataler wie bereits erwähnt über den Hessenpokal qualifiziert. Man setzte sich gegen die SG Calden, den SV Steinbach, TSV Steinbach Haiger, Rot-Weiß Hadamar und den FC Gießen durch. Gegen Zweitligaaufsteiger Wehen Wiesbaden gab es für Baunatal im Finale eine deutliche Niederlage: Endergebnis 8:1.

Trainiert werden die Baunataler von Tobias Nebe. Er kam als 24-jähriger im Jahr 2006 von Hessen Kassel zum KSV und war erst Spieler, ab 2010 dann Spielertrainer und seit 2016 ist Nebe nur noch an der Seitenlinie aktiv. Auch die Spieler sind höchstens Insidern bekannt. Florian Heussner machte als einziger Spieler immerhin schon über 100 Regionalligaspiele. Erfahrung in den ersten drei Profiligen sucht man vergebens. Trotzdem hatte der KSV schon einen Nationalspieler in seinen Reihen. Rolf Sattorov wurde für die Nationalmannschaft von Tadschikistan nominiert. Zum Einsatz kam er aber nicht. Deutlich bekannter sind jedoch die Namen Mirko Dickhaut, Nejmeddin Daghfous und Sören Gonther, die über den KSV Baunatal alle den Sprung in den Profifußball schafften.

Nur einmal den Pokal gewinnen… Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Das DFB-Pokal-Spiel findet im Baunataler Parkstadion statt. Zwar galt auch erst ein Spiel im nicht weit entfernten Kasseler Auestadion für möglich, die Baunataler wollten aber unbedingt in „ihrem“ Stadion spielen. Eine Taskforce traf sich wöchentlich, um alle Auflagen des DFB zu erfüllen. Dazu gehören Dinge wie eine Mindestanzahl von Duschen und Toiletten in den Kabinen oder ein mit zwei Tischen, zwei Stühlen und einer Liege ausgestatteter Raum für Dopingkontrollen. Mit über 7500 Plätzen bietet das Stadion auch eine gute Kulisse für das Spiel. Rund 5000 Karten wurden schon abgesetzt.

Ganz nebenbei hat der VfL seit diesem Sommer zwei DFB-Pokalsieger im Kader. Patrick Drewes, durfte mit dem VfL Wolfsburg 2015 den Pokalsieg feiern. Zwar gehörte unser neuer Torhüter beim siegreichen Endspiel 2015 nicht zum Wolfsburger Aufgebot, für die Wölfe saß er aber im Halbfinale 2014 gegen Dortmund und im Erstrundenmatch in Darmstadt auf der Ersatzbank. Danny Blum war Teil des Kaders, als Eintracht Frankfurt in der Saison 2017/2018 überraschend den DFB-Pokal in die Stadt am Main holen konnte. In der 2. Runde steuerte Blum einen Treffer gegen den 1. FC Schweinfurt 05 bei.

„Entscheidend ist auf dem Platz“ – nichts anderes als das ist die Marschroute für das Pokalmatch. Die Baunataler, die im Hessenpokal immerhin mit dem TSV Steinbach und dem FC Gießen zwei Regionalligisten ausgeschaltet haben, werden alles tun, um den Klassenunterschied auf dem Grün so klein wie möglich zu halten. Unsere Jungs dürfen also nicht mit einer 90%-Einstellung in das Spiel gehen, sondern müssen sofort hellwach sein.  Natürlich würde ein frühes Tor wie vor zwei Jahren gegen Nöttingen vieles erleichtern. Nach dem Wahnsinn letzten Freitag wäre die Bochumer Fanseele aber dankbar, wenn es nicht wieder so eine Zitterpartie wird und man am Wochenende den Einzug in die 2. DFB-Pokalhauptrunde feiern darf.

Autor: Matthias Rauh

Obwohl in Bayern wohnhaft besitze ich eine Dauerkarte beim VfL und versuche, jedes Heimspiel und jedes Auswärtsspiel im Süden vom VfL mitzunehmen. Meine Begeisterung für den VfL entwickelte sich in der Saison 2006/07, endgültig besiegelt wurde sie bei dem eigentlich völlig belanglosen Spiel Karlsruher SC gegen den VfL im Jahr 2008. Während eines Fußballturniers wollten meine Mannschaftskameraden in der Bundesligakonferenz ständig die Zwischenstände von Bayern München und Nürnberg wissen, ich erntete misstrauische Blicke, als ich den Zwischenstand von Bochum wissen wollte. Abstieg, Relegation, Funkel, Neururer... ich bin immer noch dabei und freue mich immer mehr auf Spiele wie Bochum gegen Sandhausen als Bayern gegen Dortmund.

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