Der Wahnsinn gegen Aue – Wir können ja doch Last-Minute!

Tom Weiland wie wir ihn am liebsten sehen! Foto: Fabian Budde (photomafia)

Was hatten wir uns in den Wochen zuvor doch geärgert – Last-Minute-Ausgleich nach 3:1-Vorsprung gegen den Jahn, 2:2-Ausgleich kurz vor Schluss nach 2:0-Führung bei den Fürthern – vier Punkte, statt Platz 1, 2 oder 3 nur Platz 5. Und wie würde es nur weiterlaufen, wenn sich diese Last-Minute-Punkteverluste auf die Psyche der Mannschaft auswirken würden?

Alles Makulatur – schon vor der Länderspielpause brachten wir ein knappes, aber hochverdientes 1:0 gegen nur an Spielzerstörung interessierten Darmstädtern recht souverän über die 90 Minuten plus Nachspielzeit nach Hause, aber das am Samstag, das war dann Ekstase pur.

Was hatten wir doch alle – wenn wir ehrlich sind – im Unterbewusstsein ein flaues Magengefühl vor dem Spiel. Zwei Heimsiege in Folge „drohten“ dem VfL, ein Gegner aus dem Keller war zu Gast, ein „Pflicht“-Dreier (eigentlich der größte Quatsch aller Zeiten – sowas gibt es im Unterhaus nicht!) wurde sicher auch erwartet – und mit Erzgebirge Aue kam eines dieser Teams nach Bochum, die uns schon viel zu oft ärgerten, Trainer entließen oder uns vor allem im tiefsten Winter im Erzgebirge haushoch mit einer Packung nach Hause schickten. Sollte es auch wieder einer diese Tage werden? Gab es bei unangenehmem feuchtkalten Wetter vor dem Spiel noch einen wirklich schön inszenierten und ebenso hervorragend vorbereiteten Konfettiregen von Bochumer Fanseite aus – ein Riesenlob an die Organisatoren – mehr davon! – sah es im Spiel lange Zeit so aus, als sollte es wieder einer dieser Tage sein.

Die Ostkurve vor Spielbeginn mit Konfettiregen – Foto: Fabian Budde (photomafia)

Vergab Weilandt noch nach 15 Sekunden (es können auch 13 gewesen sein) die große Chance auf die sehr frühe Führung, so traf Aue bei seinem ersten – und eigentlich im weiteren Spielverlauf einzigen organisierten Angriff – gegen eine noch unstrukturierte Defensive fast im Gegenzug zum frühen 1:0. Testroet, der eigentliche Königstransfer aus Dresden – traf, ausgerechnet ein Stürmertor gelang Aue in Bochum, trafen doch die Offensivkünstler bislang sehr selten. Läuft für uns nicht mal ein wenig, dachte man sich. Aber wie heißt es auch so schön? Es war mal wieder typisch VfL. Und da Männel im Auer Tor auch einen schönen Distanzschuss von Robert Tesche entschärfte und wir uns gegen den Auer Beton die Zähne ausbissen, ging es auch mit 0:1 in die Kabinen. Was machte Aues Trainer Meyer zur Halbzeit? Er rührte noch mehr Beton an, so dass es taktisch auf ein 9-1 hinauslief, da von Aue in Halbzeit 2 wirklich gar nichts mehr kam, drei Torschüsse über 90 Minuten sprechen da sicherlich Bände.

Der VfL hingegen lief gegen eine Mauer an, und als Lee dann den überaus emsigen Saglam ablöste, der das frühe Beinahe-1:0 vorbereitet hätte, kam das 1:1 immer näher und näher. Zuerst traf Tesche aus Abseitsposition, dann vergab Hinterseer vom Elfmeterpunkt. Nach zuvor neun erfolgreichen Versuchen scheiterte er beim 10. Anlauf – aber nicht an Männel, sondern am Alu. Noch schienen sich alle Fußballgötter gegen uns verschworen zu haben und wer dachte spätestens nach dem Elfer nicht, dass das nichts mehr werden würde? Sicher nicht wenige!

Aber wir haben ja einen „Hille“ – und Hille kam und Hille traf. Tom Weilandt – wer auch sonst sollte zuerst für das 1:1 sorgen, wenn schon Hinterseer einen unglücklichen Tag erwischte? Es konnte ja nur Weilandt sein!

Und da wir die Ekstase in diesem nervenaufreibenden zähen Spiel immer noch nicht erreicht hatten, sollte es bis diesmal bis kurz vor Schluss dauern, bis wir endlich ausrasten durften. Und ja, es war erneut „Hille“ und das ganze Stadion hüpfte!

Autor: Thorsten Amberge

Eine Dauerkarte beim VfL habe ich mit einjähriger Pause im Zivijahr 1998/99 ab der nächsten Saison im 20. Jahr, so dass ich verwundert feststellen muss, dass ich nunmehr doch zum alten Eisen langsam gehöre. Der VfL und ich haben aber lange gebraucht, um warmzuwerden. Erstmalig im Stadion bei Schwarz-Weiß Essen Mitte der 1980er Jahre, bin ich der typische Bochum-Fan, der über die Fanfreundschaft zum FC Bayern zum VfL kam – und gewissermaßen ein Erfolgsfan bin. Denn ich bin maßgeblich über die 1996/97er-Truppe dem VfL verfallen und habe mich seitdem diesem Verein total verschrieben. Ohne den VfL kann ich nicht – so einfach ist das.

Im Internet treibe ich seit nunmehr über 15 Jahren mein Unwesen und habe neben meiner nicht minder zeitintensiven Aktivität bei transfermarkt.de zuerst bei vfl-fanforum.de und dessen Nachfolger unservfl.de als Mitinhaber der Seite mit mehreren Akteuren des VfL sehr spannende Interviews und Gespräche führen dürfen. Meine zeitintensiven Vorberichte dürften sicherlich bekannt sein, einige meiner Interviews mit aktiven Spielern, aber auch mit Vorständen möglicherweise auch.

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