Der Weihnachtsbaum brennt nicht im November!

Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)
Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)
Traf beim letzten Heimsieg gegen Bielefeld: Tom Weilandt! Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Gestern war mal wieder einer dieser Tage, an denen das Pendel ganz extrem in beide Richtungen ausschlagen konnte. Verliert man, brennt der noch nicht mal aufgestellte Weihnachtsbaum lichterloh und alles ist scheiße. Gewinnt man, steht man auf Platz fünf dezente drei Punkte hinter dem Relegationsplatz und kann Höhenluft schnuppern.

Und unsere Jungs haben abgeliefert. Nach drei Unentschieden Folge mit richtig überflüssigen Punktverlusten, teils in der Nachspielzeit, hat man es gegen Darmstadt geschafft, die Führung bis zum Abpfiff zu verteidigen. Dass wir dabei nicht den ganz großen Kick sahen, geschenkt. Gegen Schusters Darmstädter, die unter diesem Trainer den größten Anti-Fußball spielen und meistens mit Standards und viel Langholz aus einer stabilen Defensive heraus ihre Punkte holen, war von Anfang an klar, dass das Spiel eine Geduldsprobe wird. Letztlich brauchte es dann auch eine ganz starke Einzelaktion von Tom „Hille“ Weilandt, um den Darmstädter Defensivverbund zu knacken.

Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Was der Junge hier seit seiner Rückkehr auf dem Platz abliefert ist erste Sahne. Um das mal ganz direkt und ohne Umwege zu sagen, wie man es im Ruhrpott gewohnt ist: Er stopft den Leuten, die ihn vor der Saison in diversen Foren als Schönwetterspieler diffamiert und am liebsten verschenkt hätten, jede Woche aufs Neue mit hervorragenden Leistungen das Maul. Die Zeit in Kiel hat ihm gutgetan und wie wir es in unseren Kaderanalysen vor der Saison prognostiziert hatten, zeigt Weilandt aktuell, dass er der ideale Spieler für die Halbräume in Dutts System ist. In unserem Interview hat Tom betont, wie wohl er sich in Bochum fühlt. Seine Leistungen sind mehr als nur eine Bewerbung für einen neuen Kontrakt.

Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Ein anderer Spieler, der sich zu einer ganz entscheidenden Säule und einem absoluten Leistungsträger entwickelt hat, ist Danilo Soares. Was unser Brasilianer auf der linken Seite sowohl defensiv als auch offensiv zeigt ist leistungstechnisch in der Spitze der Liga einzuordnen. Auch bei WhoScored ist er mit einer durchschnittlichen Bewertung von 7.34 nach Douglas Santos (7.68) und Jonas Hector (7.43) der drittbeste LV der Liga – und was die beiden für Kaliber sind wissen wir alle.

Dass Saglam gestern sein Saisondebut feiern durfte freut mich ganz besonders. Ja, in der A-Jugend war er einer der auffälligsten Spieler und für viele von uns war sicher in gewisser Form unverständlich, dass er bisher in dieser Spielzeit gar keine Chance bekommen hat. Allerdings muss man hier wohl einfach dem Trainerteam vertrauen. Dutt und Butscher arbeiten tagtäglich mit den Jungs und werden besser als jeder Fan das aktuelle Leistungsvermögen unserer Spieler einordnen können. Saglam hat sich durch seine Nicht-Berufungen anscheinendend nicht entmutigen lassen und gestern wieder Spielzeit bekommen. Spätestens jetzt sollte er den Fuß wieder in der Tür haben und es liegt an ihm, sich dauerhaft wieder näher am Team zu platzieren.

Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Insgesamt kann man aktuell zusammenfassen, dass wir wohl alle mit einem durchweg guten Gefühl in die Länderspielpause gehen. Seit Dutt und Butscher beim VfL übernommen haben läuft es sportlich komplett in die gewünschte Richtung. Ja, wir haben vielleicht nicht die Konstanz, die es braucht, um ganz ganz oben mitzuspielen, aber nachdem nicht wenige Fans vor der Saison schon den Abstieg beschworen und sich extremst abfällig über die Kaderplanung geäußert haben, ist Platz 5 mit direktem Anschluss nach oben mehr als erfreulich. Zudem stehen mit Aue und Madgeburg zwei, ganz ganz vorsichtig formuliert, machbare Gegner an. Punktet man in beiden Spielen, kann man danach mit ganz breiter Brust in die Duelle gegen Pauli (4.), Union (3.) und Köln (2.) gehen. Spätestens unterm (dann hoffentlich immer noch nicht abgebrannten) Weihnachtsbaum wissen wir dann, wohin die Reise für unseren VfL gehen kann in dieser Saison.

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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