Passend zur Weihnachtszeit ist statt „stille Nacht“ eher „Gute Nacht, VfL“ passend. Ein Kommentar.
War es bis zur Sommerpause sehr ruhig beim VfL, so scheint seit der Entlassung von Verbeek eine Lawine losgetreten worden zu sein, die dem FC Hollywood oder vielfach auch 1860 München oder dem HSV alle Ehren zuteil werden ließ.
Man braucht die letzten paar Monate fast gar nicht mehr zusammenzufassen, jeder weiß, was passiert ist. Jeder weiß auch, was da alles schief lief. Sportliche Misere hin oder, Bastians-Affäre hin oder her – auch die Trainerwechsel – all das warf kein gutes Licht auf den VfL, ebenso wie die Zersplitterung der Anhängerschaft. Nicht wenige Bochumer kriegten daher beim Frühstück dank aller Hiobsbotschaften keinen Bissen mehr herunter, erstmalig bei Verbeeks Abgang. Die letzte Bombe ging aber bis ins Mark am Abend des 22.12. und sorgte nur noch für großes Kopfschütteln, welches sicher noch für sehr lange Zeit andauern wird.
Während der Krise, die nach außen ganz offen auch als Krise so aufgefasst werden konnte, bildete sich intern innerhalb des Vereins offenbar ein Grabenkampf. Das eine Lager war offenbar jenes um Herrn Villis und Herrn Hochstätter und möglicherweise weiteren Kandidaten im Aufsichtsrat, auf der Gegenseite positionierten sich offensichtlich der scheidende Finanzvorstand Engelbracht sowie Frank Goosen und Matthias Knälmann. Dieses kritische Lager bewertete offenbar die Arbeit von Herrn Hochstätter grundsätzlich anders und offenbar deutlicher dem Tenor vieler Anhänger folgend, welche eine Absetzung Hochstätters forderten, schien sich aber letztlich am Ende nicht durchsetzen zu können und zog – getreu dem Motto, dass der Klügere nachgäbe – die Konsequenzen und verlässt den VfL.
Dabei dürfte es sich innerhalb dieser Grabenkämpfe zukünftig noch mehr aufladen, denn meiner Einschätzung nach dürfte der vielfach kritisierte Hochstätter bei den Anhängern spätestens jetzt jeglichen Kredit verspielt haben. Herrn Villis hingegen dürfte man durchaus einen gewissen Starrsinn unterstellen können, der zudem verkannt hat, welche Wertigkeit Herr Engelbracht für seine Ansprechpartner und die Vereinsmitglieder besaß und noch besitzt, denn neben dem Punkt, dass er als „Bochumer Junge“ den Verein mit allen Mitteln und großer Liebe nach vorne bringen wollte, gab es sicherlich auch neben der Personalie um Hochstätter möglicherweise auch andere Ansätze hinsichtlich einer möglichen Investoren-Suche, die nach der Ausgliederung von Herrn Engelbracht anzustoßen war. Man kann also auch nur da spekulieren – aber vielleicht hatte Herr Villis im Gegensatz zu Herrn Engelbracht da einen Investor an der Hand, der nicht im Sinne vieler Anhänger und im Sinne Engelbrachts war, da er dies mit den Idealen und – vielleicht auch dem Leitbild des VfL – nicht verknüpfen könne. Vielleicht hat Herr Villis Herrn Engelbracht aber auch seine Grenzen aufgezeigt, die zu einem vorzeitigen Ende führen, vielleicht auch, weil etliche Investoren, die im Sinne Engelbrachts waren und zum VfL gepasst hätten, aufgrund der diversen Misstöne und der katastrophalen Außendarstellung des VfL, für die auch Herr Hochstätter die Verantwortung trägt, wieder absprangen. Aber das alles ist, wohlgemerkt, spekulativ, wenn gleich auch in vielerlei Hinsicht fast schon logisch, zählt man 1:1 in den vergangenen Monate zusammen.
Man kann hier nur spekulieren, welche der vielen Thesen am Ende die richtige ist, aber es verwundert schon, dass gerade die Befürworter der Ausgliederung jetzt ausscheiden.
Jedenfalls ist es überaus erschreckend, dass Engelbracht den Verein verlassen wird – und damit jemand, der den Ausgliederungsbefürchtungen entgegengetreten ist und auch jemand, der den Mitgliedern Sorgen dadurch nehmen wollte, da Engelbracht nicht nur Fan des VfL ist, sondern auch über eine mögliche Ausgliederung hinaus als Fan verbunden bleibt. Diejenigen, die auf die Konstante Engelbrachts gesetzt haben, schauen jetzt in die Röhre.
Verlautbarungen nach verbleibt es auch nicht ’nur‘ bei einem Wechsel von Felix Bastians. Sollten die unserem Blog vorliegenden Informationen stimmen, dann sind zumindest Kruse und Hoogland weitere Kandidaten für einen Wechsel in der Winterpause. Das wäre ein mittelschweres Desaster und würde jegliche strategische Ausrichtung des Vereins über den Haufen werfen. An die Möglichkeit, dass 20% der stimmberechtigten Mitglieder eine erneute Mitgliederversammlung einberufen können, seien Villis und Hochstätter erinnert auf ihrem Weg, den Verein nun endlich wieder in ruhigere Fahrwasser zu bringen.
Von einem ruhigen Fest sind wir als Verein jedenfalls weit entfernt und, der Einschätzung meiner Person nach, werden wir lange am Abgang von Herrn Engelbracht zu leiden haben, während Herr Hochstätter schlichtweg nicht mehr tragbar ist. Da positioniere ich mich klipp und klar und möchte zu guter Letzt jetzt noch hinzufügen, dass wir als Mitglieder sicher mehr als nur Pflaster und ein gut gemeintes Schreiben benötigen mit warmen Worten, die schon erkaltet waren beim Druck. Was wir brauchen, sind nämlich Aufrichtigkeit, Transparenz und keine inszenierte Seifenoper. Sparen Sie sich das, Herr Villis, vielmehr empfehle ich Ihnen auch einen Blick in das Leitbild des VfL!
Denn sind wir mal ehrlich – Eine VfL-Familie – nein, das sind wir nicht mehr. Schon lange nicht mehr.
2 Comments
Leave a Reply2 Pings & Trackbacks
Pingback:Lage am Millerntor - 22. September 2023 - MillernTon
Pingback:Kein Martin – Magischer FC | Ein St. Pauli-Blog