Der VfL gewinnt vor coronabedingt nur 300 Zuschauern mit 2:0 gegen den FC Erzgebirge Aue. Erneut war der VfL lange in Überzahl und es sah so aus, als könnte man diesen nicht Vorteil nutzen. Die späten Tore lang nach der roten Karte von Rizzuto durch Zulj und Ganvoula sorgten schließlich für den ersten Heimsieg dieser Zweitligasaison.
Wenn man in der letzten Woche die bekannten Zeitungen gelesen hat, konnte man sich durchaus vorstellen, dass es Wechsel in der Startelf im Vergleich zum Braunschweig-Spiel geben würde. Dass es dann allerdings vier an der Zahl waren, überraschte dann doch etwas. Neben den eher erwarteten Wechseln wie Novothny für Ganvoula und Chibsah für Tesche starteten außerdem Eisfeld für Zulj und Pantovic für Blum. Gleich vier mal zu wechseln, war in doppelter Hinsicht konsequent. Zum Einen wurden so alle potenziell weniger motivierten Spieler einbezogen, zum Anderen entstand eine neue stabile Grundordnung. Die etwas spielmachendere und zurückgezogene Rolle von Eisfeld im Vergleich zu Zulj balancierte sehr gut die deutliche offensivere und weiträumigere Spielweise Chibsahs gegenüber Tesche. Pantovics Einrücken in den linken Halbraum konnte gut kompensieren, dass Novothny gegenüber Ganvoula eher rechtsseitig in den Halbraum zurückfällt. Komplettiert wurde dies durch eine deutlich offensivere Interpretation der Außenverteidigerposition von Soares sowie eine zurückhaltendere Rolle von Losilla. Der VfL holte in gewisser Weise die gute alte Verbeek-Transformation raus, bei der aus dem 4-3-3/4-2-3-1 ein 3-4-3/3-5-2 entsteht. Gamboa blieb tiefer, Soares rückte auf, dafür fiel Zoller weiter zurück, während Pantovic weit, fast neben Novothny einrückte.
So war Pantovic tatsächlich derjenige, der vorne für Wirbel sorgte. Bereits in Halbzeit 1 schlug der Ball im Auer Kasten ein, gehütet vom „Zweitliga-Buffon“ Martin Männel. Doch das Schiedsrichtergespann um Nicolas Winter entschied beim Treffer von Soma Novothny auf Abseits. Wie der VAR später bestätigte: Knappe, aber richtige Entscheidung. Das Thema richtige Entscheidung betraf auch die rote Karte des Deutsch-Italieners Calogero Rizzuto, der nach nicht einmal 30 Minuten, also etwa zehn Minuten nach Novothnys vermeintlichem Tor, vorzeitig zum Duschen geschickt wurde. Die dank der Außenmikrofone gut hörbaren Protesten der Auer Trainerbank waren vergeblich. Nach einer doch sonst eher ereignisarmen ersten Hälfte ging es mit 0:0 in die Pause.
Druckvolle zweite Hälfte – die Joker brechen schließlich den Bann
Natürlich war klar, wer in der zweiten Halbzeit das Szepter in die Hand nehmen würde. Startete Aue anfangs mit Testroet und Zolinski noch mit zwei nominellen Stürmern, ordnete sich Zolinski nach der roten Karte ins zentrale Mittelfeld ein, während Rechtsaußen John-Patrick Strauß gar links hinten verteidigen musste. Die Position war für ihn jedoch nicht gänzlich unbekannt: Bereits im Pokal-Spiel gegen Ulm gab er den Linksverteidiger.
Zoller und Leitsch hatten gute Einschussmöglichkeiten, vor allem der Kopfball von Zoller wurde von Männel klasse pariert. Auch in der Folgezeit hatte der sehr umtriebige Milos Pantovic zwei weitere Einschussmöglichkeiten. Diese wurden öfter von Sky-Kommentator Jörg Dahlmann humoristisch kommentiert, auch wenn dessen Sprüche eher in die Kategorie „Hat versucht lustig zu sein“ fielen.
Der Doppelwechsel Zulj für Chibsah und Blum für Zoller in Minute 64 und die Hereinnahme von Ganvoula in Minute 71 sollte schließlich die Partie entscheiden. In Ping-Pong-Manier landete von einem Auer Verteidiger der Ball bei Robert Zulj, der in der 74. Minute zum 1:0 einschoss. In der 82. Minute war schließlich die Messe gelesen, als nach einem schön herausgespielten Angriff Silvere Ganvoula auf Vorlage von Blum zu seinem ersten Saisontor einnetzte. Auch die Auer Proteste bei einem der wenigen Aktionen im Bochumer Sechszehner brachten nichts, wollten sie doch kurz nach dem 1:0 noch einen Foulelfmeter nach einer Kollision eines Auers mit Soares. Letztlich vergab Blum in der Nachspielzeit sogar noch die Möglichkeit zum 3:0.
Ausgerechnet die Joker sorgten so für einen versöhnlichen Spielverlauf. Es scheint, dass Thomas Reis die Jungs richtig bei der Ehre gepackt hat, so dass sie ihre Leistungen wieder abrufen konnten. Auch Silvere Ganvoula schrie nach dem 2:0 all seinen Frust raus. Für ihn könnte es ein Brustlöser gewesen sein. Gegen müde Auer, die unter der Woche ja schon in Hamburg spielen mussten, spät individuell gute Offensivkräfte zu bringen, hat also gefruchtet. Ähnlich hat es der FC St. Pauli mit uns ja auch am ersten Spieltag getan.
Sprung auf Platz 5
Durch den 2:0-Erfolg sprang der VfL von Platz 12 auf Platz 5 und ist nur einen Punkt von Relegationsplatzinhaber Hannover 96 entfernt. Als nächstes geht es für den VfL nach Würzburg zu u.a. Ex-U19-Trainer Matthias Lust, die gegen den HSV zwar in Halbzeit 1 führten, am Ende sich dann aber doch der individuellen Klasse der Hanseaten beugen mussten. Es gilt, den Aufsteiger nicht zur unterschätzen, Braunschweig sollte Mahnung genug sein.
Laden...